[gelöst] Platz zum erstellen eines Hochgerichts (Galgen)

[didirich]

Quelle bzw. Art des Textes:Urkunde
Jahr, aus dem der Text stammt: 1500
Ort und Gegend der Text-Herkunft: Mühlhausen
Namen um die es sich handeln sollte:Hochgericht

Liebe Lesekundige
wer kann noch etwas entziffern ? es geht um 3 Morgen (Fläche) das der Herrschaft heimgefallen ist auf dem ein Hochgericht erstellt werden sollte !
Im Voraus vielen Dank für jegliche Hilfe.
didirich

[Jürgen Wermich]

Ein erstes Grobgerüst mit vielen Lücken, zur Ergänzung und Verbesserung:

Gibt Jeder den Halbanthail.

Diese obgemelte 3 morgen akhers seindt
der H(err)schaft haimbgefallen und ein Neies
Hochgericht darauf gemacht worden,
derentwegen hat die H(err)schaft den besizer
Ein reichtsbehal darvor gegeben wen
aber diese 3 morgen solten geben (gebau?) werden
so solle der hailig die 3 Sy... obgedacht
von der H(err)schaft ... Inhaber (?) ...
und einziehen.

[Verano]

Ich restauriere mal etwas, bin aber auch unsicher:


...
aber diese 3 morgen solten gebau(e)tt werden
so solle der hailig die 3 Sy... obgedacht
von der H(err)schaft oder dem Inhaber fodern
und einziehen.

[didirich]

Hallo Jürgen und August
Ich glaube wir nähern uns zur Lösung !?
vielen Dank euch beiden .
didirich

[henrywilh]

Mutige Vorschläge:

Ein reichsthaler darvor gegeben wan

so solle der hailig die 3 Sy[= sie] wie obgedacht

[didirich]

Guten Morgen
ich bedanke mich auch bei Henrywilh
didirich

[Jürgen Wermich]

Ein reichsthaler darvor gegeben

Reizvoll, aber zwischen "reich" und "haler" scheinen mir hier zu viele Buchstaben.
Mich irritiert vor allem das weitere t in reichts,
streng genommen kann ich auch nur reihts erkennen (entsprechend aber auch bei den anderen ch-Textstellen).

Ich möchte aber nicht ausschließen, dass hier dennoch die Bedeutung Reichsthaler gemeint ist, sondern nur auf die Schwierigkeiten hinweisen.

Vergleichspassagen zu anderen Abgaben könnten dies vielleicht erhellen.

[Verano]

Reizvoll, aber zwischen "reich" und "haler" scheinen mir hier zu viele Buchstaben.

Wenn damit Reichssthaler gemeint ist, könnte es hinkommen. Das verschluckte „c“ unterstellt.

Die Passage mit dem Sy Wort ist wohl am schwierigsten zu erklären.
... die 3 Sy (Sie?) wie obgedacht.

[henrywilh]

Die Passage mit dem Sy Wort ist wohl am schwierigsten zu erklären.
... die 3 Sy (Sie?) wie obgedacht.

... wie ich schon vorgeschlagen habe.

[henrywilh]

Ich möchte aber nicht ausschließen, dass hier dennoch die Bedeutung Reichsthaler gemeint ist, sondern nur auf die Schwierigkeiten hinweisen.

Alles völlig berechtigt.
Allein - Es muss einfach "Reichsthaler" gemeint sein.
Die optischen Probleme lassen sich leichter erklären als das Bedeutungsproblem mit "Reichtsbehal" (wobei auch noch die sichtbaren Buchstaben am Ende weggelassen sind!)

[Verano]

... wie ich schon vorgeschlagen habe.

Na schau mal an,

ich hatte deinen Text gestern Abend gelesen. Heute Morgen stand immer noch 21.54. Da habe ich nicht die Veränderung gemerkt. Sorry!

Ist schon mal positiv, wenn zwei die gleichen Gedanken haben.

Wer ist in diesem Zusammenhang „der hailig“? Steht danach noch, was wie gestrichen „der“aussieht?

[henrywilh]

Wer ist in diesem Zusammenhang „der hailig“? Steht danach noch, was wie gestrichen „der“aussieht?

Vielleicht der "Heiligenpfleger".

Das Wort danach ist gestrichen. Also weg.

[Alter Mansfelder]

Guten Morgen zusammen,

also eigentlich habt ihr doch schon alles raus, oder?
Das "c" vor dem "h" scheint der Schreiber gern zu verschlucken.
Im "Reichstaler" hat er sich offenbar verschrieben.
Ich lese:

Gibt Jeder den Halbenthail.

Diese obgemelte 3 morgen akhers seindt
der H(err)schaft haimbgefall(en), vnd ein Neies
Hochgericht darauf gemacht worden,
derentwegen hat die H(err)schaft den besizer
Ein reichtsthaler daruor gegeb(en), wan
aber diese 3 morg(en) solt(en) gebauett werden
so solle der hailig die 3 Sy wie obgedacht
von der H(err)schaft oder deren Jnhaber fordern
vnnd einziehen.

Die Schrift ist übrigens keinesfalls aus der Zeit „um 1500“, eher um 1600. Und wie eine "Urkunde" sieht das Schriftstück auch nicht aus.

Das einzige, was ich nicht verstehe, ist, wer oder was der "hailig" ist. Der Besitzer, von dem die der 3 Morgen stammen? Der Textausschnitt ist jedenfalls etwas aus dem Zusammenhang gerissen.

Es grüßt der Alte Mansfelder

[Verano]

Kommt es so in etwa hin?


Die genannten 3 Morgen Acker sind
der Herrschaft als Eigentum zugefallen, und ein neues
Hochgericht darauf errichtet worden.
Deshalb hat die Herrschaft den Besitzer(n)
einen Reichstaler dafür gegeben. Wenn
aber diese 3 Morgen sollten bebaut werden
so solle der Heiligenpfleger die 3 Sy(Sie, die Besitzer?) wie besprochen
von der Herrschaft oder deren Inhaber fordern
und entgegen nehmen.


Der letzte Satz ist noch zu holprig, da fehlt was.

[Alter Mansfelder]

Hallo August,

Kommt es so in etwa hin?

jein, nicht ganz.
"Heimfallen" ist ein Begriff aus dem Lehnsrecht, den man nicht übersetzen sollte. Er bedeutet, dass bei Wegfall/Tod des letzten Lehnsnehmers und gleichzeitigem Fehlen von Lehnsnachfolgern (also Lehnserben, nicht Erben überhaupt) das Lehen auf die nächsthöhere Belehnungsstufe zurückfällt, die aber selbst noch nicht "Eigentümer" sein muss. Beispiel: Fürst belehnt Niederadligen, Niederadliger belehnt Bauern. Wenn nun der Bauer keine männlichen Lehnsnachfolger hat, fällt das Lehen an den Niederadligen zurück. Der ist aber nicht Eigentümer, sondern auch nur vom Fürsten belehnt.
Auch der Schluss passt m. E. nicht ganz. Ich würde den Text so übersetzen:

Jeder gibt die Hälfte.
Die oben genannten 3 Morgen Acker sind
der Herrschaft heimgefallen und ein neues
Hochgericht daraus gemacht worden.
Deswegen hat die Herrschaft dem Besitzer
einen Reichstaler dafür gegeben. Falls
aber diese 3 Morgen wieder (normal) bebaut werden sollten,
dann soll der „hailig“ alle drei Morgen, wie oben ausgeführt,
von der Herrschaft oder deren Inhaber (zurück)fordern
und (wieder) einziehen.

Es grüßt der Alte Mansfelder