Böswillige Bezeichnung oder echter Beruf?

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  • Wynne
    • Heute

    Böswillige Bezeichnung oder echter Beruf?

    Hallo,
    grade fand ich im KB von Thulendorf Meck-Pomm einen Eintrag über meine 8. Urgroßtante. Ich gehe davon aus dass ich die Bemerkung in Klammern richtig
    gelesen habe?
    Auf jeden Fall frage ich mich jetzt ob das nur aus Bosheit geschrieben wurde weil sie zum Kind keinen Vater hatte oder ob das tatsächlich ihr Beruf war?
    Waren manch Pfarrer so und bezeichneten Mütter von unehelichen Kindern so?
    Angehängte Dateien
  • benangel
    Erfahrener Benutzer
    • 09.08.2018
    • 4317

    #2
    Zitat von Wynne Beitrag anzeigen
    Waren manch Pfarrer so und bezeichneten Mütter von unehelichen Kindern so?
    Ja!
    Gruß
    Bernd

    Kommentar

    • GiselaR
      Erfahrener Benutzer
      • 13.09.2006
      • 2176

      #3
      Zitat von Wynne Beitrag anzeigen
      0... ob das tatsächlich ihr Beruf war?
      Waren manch Pfarrer so und bezeichneten Mütter von unehelichen Kindern so?
      1. mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit: nein
      2. nicht manche Pfarrer, sondern sehr sehr viele.
      Grüße
      Gisela
      Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

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      • #4
        Ich bin darüber wirklich schockiert.
        Ich habe ja schon viele Einträge unehelicher Kinder gesehen,
        aber sowas habe ich wirklich noch niemals gelesen.
        Dass immer festgehalten wird dass das Kind unehelich war bzw.
        die Mutter unverheiratet ja.
        Aber dass man eine Mutter so bezeichnete.. da bleibt mir echt die Spucke weg

        Kommentar

        • Anna Sara Weingart
          Erfahrener Benutzer
          • 23.10.2012
          • 15113

          #5
          Hallo Wynne,
          früher war jede Frau, die unehelichen Beischlaf hatte, eine "Hure". So ändert sich die Bedeutung von Begriffen im Laufe der Jahrhunderte.


          "im mildesten sinne bedeutet das wort ein gefallenes, jungfräulicher ehre baares mädchen"
          Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 07.10.2019, 18:37.
          Viele Grüße

          Kommentar

          • GiselaR
            Erfahrener Benutzer
            • 13.09.2006
            • 2176

            #6
            genau! Sexarbeiterin war damit in der Regel nicht gemeint.
            Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

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            • #7
              Wie gesagt, ich forsche ja nun auch schon 13 Jahre und habe sowas wirklich noch nie gelesen. Deflorata oder unehelich ja aber nicht das. Wie herablassend
              Zuletzt geändert von Gast; 07.10.2019, 18:56.

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              • consanguineus
                Erfahrener Benutzer
                • 15.05.2018
                • 5527

                #8
                Zitat von Wynne Beitrag anzeigen
                Wie gesagt, ich forsche ja nun auch schon 13 Jahre und habe sowas wirklich noch nie gelesen. Deflorata oder unehelich ja aber nicht das. Wie herablassend :/

                Man darf wohl nicht den Fehler machen, Sitten und Gebräuche aus vergangenen Zeiten mit unseren heutigen Maßstäben zu messen.
                Suche:

                Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                • Malte55
                  Erfahrener Benutzer
                  • 02.08.2017
                  • 1625

                  #9
                  Moin,
                  wenn die Mutter stur ist und keinen Vater nennen will, dann kann ich mir schon vorstellen das der Pastor gemein wurde. Es gibt aber auch solche die umschrieben es mit >es muß wohl viele Väter haben, denn sie wußte keinen anzugeben<.
                  Ich würde tatsächlich meinen das >Hur< meist dann gewählt wurde wenn kein Vater angegeben ist. Vielleicht täusche ich mich auch.
                  Malte

                  Kommentar

                  • Nebelmond
                    • 03.09.2019
                    • 535

                    #10
                    Hallo Wynne,
                    in Mecklenburg war es ja allgemein noch human mit den Unmutsbekundungen diverser Pfarrer. Forsche mal in anderen Gegenden, Sachsen oder auch zum Teil Sachsen-Anhalt da könnte man ein ganzes Pamphlet zusammenstellen zum Thema "niederträchtige, demütigende Äußerungen" aus den Kirchenbüchern, wenn eine unverheiratete Frau ein Kind bekam oder die Braut bei der Hochzeit bereits schwanger war.
                    "haben gegen das 6. Gebot verstoßen, Gott und die Kirche betrogen",
                    "haben gesündiget, Trauung ohne Sang und Klang",
                    "wurden wie Huren und Buben getrauet, wie für solches Pack gehöret",
                    "Gott hat gnädig die erhurte Leibesfrucht entbunden",
                    "haben kniend vor dem Altar Kirchenbuße geleistet",
                    "haben sich vor der Copulation fleischlich vermischet",
                    "hat die Braut vor der Copulation beschlaffen, wovon sie schwanger worden",
                    um nur einige gefundene Bemerkungen zu nennen, speziell aus der ersten Hälfte des 18. Jh. Es wurde auch oftmals genau aufgepaßt, wann das erste Kind zur Welt kam, anschließend notiert : 19 Wochen nach der Copulation und mitunter nachträglich die Worte "Jungfrau" und "Junggeselle" im Traueintrag gestrichen.
                    Bei Benutzung der Spaltenbücher ab ca. 1799 sind derartige häßliche Einlassungen der Pfarrer dann kaum noch zu finden.
                    LG Nebelmond

                    Kommentar

                    • assi.d
                      Erfahrener Benutzer
                      • 15.11.2008
                      • 2676

                      #11
                      Bei Benutzung der Spaltenbücher ab ca. 1799 sind derartige häßliche Einlassungen der Pfarrer dann kaum noch zu finden.
                      Richtig. Die Verwendung ist m.M.n. überwiegend im 18. Jhd. zu finden. Noch nicht mal im 17. Jhd. waren die Pfarrer so gehässig in der Wortwahl.

                      Gruss
                      Astrid

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                      • Garfield
                        Erfahrener Benutzer
                        • 18.12.2006
                        • 2140

                        #12
                        Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                        Man darf wohl nicht den Fehler machen, Sitten und Gebräuche aus vergangenen Zeiten mit unseren heutigen Maßstäben zu messen.
                        Sehe ich auch so.

                        Zitat aus dem Schweizerischen Idiotikon:
                        - Hüreli: eine kleine Person, wahrsch. direkt von huren, kauern, vergl. Höck von hocken [...]
                        - hüren: verkürzt aus hüraten. Hett ich nöd g'heuret, so hett ich kein Kind.
                        - Huer: Hure. Ein Mädchen, das ein uneheliches Kind geboren hatte, musste am Sonntag vor dem Gottesdienst mit brennender Kerze in der Hand, einen Strohkranz auf dem Kopf, ein Täfelchen mit der Inschrift "H." auf der Brust, neben dem mit rotem Mantel angetanen "Landesläufer" vor der Kirchentüre stehen. [Leider gibt es dazu keine genaueren Zeitangaben.]

                        Der Begriff wird nicht jederzeit negativ verwendet, wohl aber vor allem im uns bekannten Kontext.

                        Anders beim Begriff Dirne, der noch im 19. Jhd. als "Jungfrau, Mädchen" verwendet wurde, im 18. Jhd. als "Tochter" und im 16. Jhd. als "Magd". So ändern sich Bräuche, aber auch die Sprache.
                        Viele Grüsse von Garfield

                        Suche nach:
                        Caruso in Larino/Molise/Italien
                        D'Alessandro in Larino und Fossalto/Molise/Italien und Montréal/Kanada
                        Jörg von Sumiswald BE/Schweiz
                        Freiburghaus von Neuenegg BE/Schweiz
                        Wyss von Arni BE/Schweiz
                        Keller von Schlosswil BE/Schweiz

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                        • Verano
                          Erfahrener Benutzer
                          • 22.06.2016
                          • 7819

                          #13
                          Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                          Man darf wohl nicht den Fehler machen, Sitten und Gebräuche aus vergangenen Zeiten mit unseren heutigen Maßstäben zu messen.

                          Sehe ich auch so.


                          Das war zur damaligen Zeit ein Schimpfwort.

                          Ich habe auch so ein armes Geschöpf in meiner Ahnenliste.
                          Sie muss zur Bestrafung eine öffentliche Sündenbuße ablegen.


                          Mephisto tötet durch Faust ihren Bruder Valentin, der sie noch im Sterben als ehrlose Hure öffentlich bloßstellt.

                          Viele Grüße August

                          Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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                          • Asphaltblume
                            Erfahrener Benutzer
                            • 04.09.2012
                            • 1500

                            #14
                            Mädchen, die unverheiratet ihre Jungfräulichkeit verloren, wurden oft genug nicht nur als Hure bezeichnet, sondern auch so, bzw. als Freiwild, behandelt. Genauso, wie vielfach galt, dass eine Hure nicht vergewaltigt werden kann.
                            Gruß Asphaltblume

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                            • Karla Hari
                              Erfahrener Benutzer
                              • 19.11.2014
                              • 5878

                              #15
                              ich kann das noch überbieten


                              eine Frau wurde in der Mühle vergewaltigt und schwanger
                              der Pastor schrieb dann:
                              der Schelm hat der Hure das Maul zugehalten und sie wollen töten (anno 1683)


                              Die Vergewaltigte war also die Hure und der Vergewaltiger ein Schelm. Ich nehme an, dass die Bedeutung bzw. Bösartigkeit der Wörter damals stark anders gemeint war als heute. Andernfalls müsste man den Pastor als Idiot abkanzeln.
                              Zuletzt geändert von Karla Hari; 30.10.2019, 16:47.
                              Lebe lang und in Frieden
                              KarlaHari

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