Dokument 21: Riga, Freitag im April 1905 (vor Doras Taufe).
Meine liebe Florrie,
ich habe mich sehr gefreut, gestern auf dem Tisch Deinen Brief zur Essenszeit zu finden, als ich Baby versorgt hatte. Das Life Certificate schicke ich unterschrieben zurück. Ich habe mich nicht darüber geäußert, weil ich weiß, daß Du viel zu tun hast. Ich habe nicht gewußt, daß Du so viel gemacht hast. Übertreibe es nicht, sonst wirst Du krank. Hast Du keine Zeit für Vergnügungen mehr? Es paßt wahrscheinlich nicht in Dein Programm. Ich werde mich vor solch einer gelehrten Nichte fürchten! Du mußt Deine Ausbildung abschließen und hierher kommen, um Dir hier russisch und deutsch anzueignen!
Wir waren bei unserem Pastor, um über die Taufe von Baby zu sprechen. Sie soll an Palmsonntag sein und ich hoffe für die Feier auf gutes Wetter.
Ich habe eine starke Erkältung und Kopfschmerzen und fühle mich überhaupt dämlich. Baby war diese Woche müde und verwandelte unermüdlich die Nacht zum Tag, so daß ich kaum Schlaf hatte. Ich weiß nicht, wovon sie besessen ist, wo sie doch alle Nächte vorher so gut war. Mrs. Whittle und Mrs. Mitchell kommen heute nachmittag zum Tee und ich muß schnell noch weggehen und ein paar Stücke Kuchen kaufen. Ich hatte keine Zeit Kuchen zu backen, weil wir heute beim Konsul und beim Pastor waren. Wir fuhren und hatten ein lustiges Pferd. Zuerst bockte es und schlug aus, war schlecht aufgelegt. Als wir schneller wurden, überrundete es jede Droschke, der wir uns näherten. Das liebt Onkel Rudolf sehr, so wie auch die Fahrer. Ich fürchte mich aber sehr vor Zusammenstößen, da die Männer immer versuchen, den anderen Droschken so nahe wie möglich zu kommen. Wir haben uns darüber unterhalten, hier im Gewerbe Verein einige Abende zu einer Kinematographen Ausstellung zu gehen, wenn wir Baby allein lassen können.
Schade, daß Olive ihren Brief nicht beendet hat. Wie gefällt es ihr, Mutters Kind zu Hause zu sein? Ich wünsche mir, ich könnte zu Euch kommen und Euch alle sehen, da ich oft das Verlangen nach einem Gespräch habe. Aber, liebe Florrie, Du mußt erkennen, daß es unmöglich ist.
Ich mache für Baby eine cremefarbene Serge-Kutte, mit Stickereien und werde ihr eine kleine aus Baumwolle für den Sommer machen. Alice schickte mir einen Schnitt, den sie in Zeitungen eingewickelt hatte.
Auf Wiedersehen mit lieben Grüßen an Euch alle. Wie geht es Deinem Garten und Paddy?
Deine Liebe Tante Lily.
Meine liebe Florrie,
ich habe mich sehr gefreut, gestern auf dem Tisch Deinen Brief zur Essenszeit zu finden, als ich Baby versorgt hatte. Das Life Certificate schicke ich unterschrieben zurück. Ich habe mich nicht darüber geäußert, weil ich weiß, daß Du viel zu tun hast. Ich habe nicht gewußt, daß Du so viel gemacht hast. Übertreibe es nicht, sonst wirst Du krank. Hast Du keine Zeit für Vergnügungen mehr? Es paßt wahrscheinlich nicht in Dein Programm. Ich werde mich vor solch einer gelehrten Nichte fürchten! Du mußt Deine Ausbildung abschließen und hierher kommen, um Dir hier russisch und deutsch anzueignen!
Wir waren bei unserem Pastor, um über die Taufe von Baby zu sprechen. Sie soll an Palmsonntag sein und ich hoffe für die Feier auf gutes Wetter.
Ich habe eine starke Erkältung und Kopfschmerzen und fühle mich überhaupt dämlich. Baby war diese Woche müde und verwandelte unermüdlich die Nacht zum Tag, so daß ich kaum Schlaf hatte. Ich weiß nicht, wovon sie besessen ist, wo sie doch alle Nächte vorher so gut war. Mrs. Whittle und Mrs. Mitchell kommen heute nachmittag zum Tee und ich muß schnell noch weggehen und ein paar Stücke Kuchen kaufen. Ich hatte keine Zeit Kuchen zu backen, weil wir heute beim Konsul und beim Pastor waren. Wir fuhren und hatten ein lustiges Pferd. Zuerst bockte es und schlug aus, war schlecht aufgelegt. Als wir schneller wurden, überrundete es jede Droschke, der wir uns näherten. Das liebt Onkel Rudolf sehr, so wie auch die Fahrer. Ich fürchte mich aber sehr vor Zusammenstößen, da die Männer immer versuchen, den anderen Droschken so nahe wie möglich zu kommen. Wir haben uns darüber unterhalten, hier im Gewerbe Verein einige Abende zu einer Kinematographen Ausstellung zu gehen, wenn wir Baby allein lassen können.
Schade, daß Olive ihren Brief nicht beendet hat. Wie gefällt es ihr, Mutters Kind zu Hause zu sein? Ich wünsche mir, ich könnte zu Euch kommen und Euch alle sehen, da ich oft das Verlangen nach einem Gespräch habe. Aber, liebe Florrie, Du mußt erkennen, daß es unmöglich ist.
Ich mache für Baby eine cremefarbene Serge-Kutte, mit Stickereien und werde ihr eine kleine aus Baumwolle für den Sommer machen. Alice schickte mir einen Schnitt, den sie in Zeitungen eingewickelt hatte.
Auf Wiedersehen mit lieben Grüßen an Euch alle. Wie geht es Deinem Garten und Paddy?
Deine Liebe Tante Lily.
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