Schuhe im 18. Jh.

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  • Jettchen
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2011
    • 1355

    Schuhe im 18. Jh.

    Hallo in die Runde!

    Was für Schuhe haben die Menschen im 18. Jh. im ländlichen Bereich getragen? Mich interessiert es, ob ein Schuhmacher damals Holz- oder Lederschuhe hergestellt hat.
    In einem Gemeindebuch aus dem Frankenwald lese ich, dass ein Bauer um 1780 herum bei einem Ahn von mir zwischen 15 und 20 gl. (Sind das Gulden?) für ein Paar Schuhe bezahlt hat. Jedes Jahr kaufte er ein neues Paar! Für sich oder nach und nach für jeden in der Familie, weiß ich nicht.

    Schön wäre es, wenn mir jemand weiterhelfen könnte.
    Viele Grüße
    von Jettchen
  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 15113

    #2
    Hallo,
    für mich sind das eindeutige richtige Schuhe, also keine Holzdinger. Gruss
    Viele Grüße

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    • assi.d
      Erfahrener Benutzer
      • 15.11.2008
      • 2681

      #3
      Hallo Jettchen;

      1 . mein Opa hat die Hausschuhe in seiner Familie selbst hergestellt: Gedrehtes Stroh und fest vernähte Lumoen als Sohle, heute würde man vllt. Hüttenschuhe dazu sagen, in Osthessen hießen sie "Bienenkörbe".

      2. Tagsüber trugen die Kinder und die Erwachsenen im Stall Holzschuhe, die stellte ein Nachbar im Nebenerwerb her. (Osthessen)

      3. ein Urahn war "Tschismenmacher", stellte also hohe Lederschuhe, eine Art halbhohe Stiefel her. (Bukowina)


      Gruss Assi

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      • holsteinforscher
        Erfahrener Benutzer
        • 05.04.2013
        • 2491

        #4
        Moinsen von der Kieler-Förde,
        es gibt einen bekannten Spruch:
        Zeig mir deine Schuhe; und ich sage dir, wer du bist!
        Die Kleidung der Landbevölkerung war i.d.R. auf Zweckmäßigkeit aus-
        gelegt...widerstandsfähig, wärmend..., oftmals aus recht derben Stoffen.
        Neben der Alltagskleidung gab es aber oftmals den Sonn- u. Feiertags-
        zwirn, der in den Familien oftmals *reihum* ging.
        Letztlich war es aber eine Frage der finanziellen Mittel.
        Schuhwerk aus feinen Stoffen, z.B. Leder, war für viele Menschen dieser Zeit
        kaum bezahlbar, oftmals, wie auch auf vielen zeitgenössischen Bildern
        zu sehen ist, trug man *Holzklunten* oder Schuhwerk aus einfachen
        Materialien. Für die Herstellung von Holzschuhen, sofern nicht selbstge-
        fertigt, war der Holzschuhmacher zuständig.
        Konnte man sich widererwartend doch einmal lederndes Schuhwerk leisten,
        so wurde diese oftmals bis *ultimo* geflickt, hier gab es dann die sgn.
        Flickschuster, die meist über Land zogen und ihre Dienste anboten.

        ...zwischen 15 und 20 gl, ...Jedes Jahr kaufte er ein neues Paar...,
        Hier kann man fast davon ausgehen, dass es sich hier nicht um einen
        ganz *ärmlichen* Mann handelt, 15-20 Gulden ist dann schon eine
        Hausnummer für Schuhe.

        LG. von der Kieler-Förde
        Roland
        Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
        Roland...


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        • herby
          Erfahrener Benutzer
          • 13.12.2006
          • 2161

          #5
          Schönen Sonntag Abend,

          ist zwar jetzt genau hundert Jahre später, aber die Schuhe hatte mein Opa an, als er zwei Jahre alt war, das war 1880...

          Viele Grüße
          Herbert
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          • elwetritsche
            Erfahrener Benutzer
            • 23.03.2013
            • 916

            #6
            Meine Vorschreiber haben es ja schon gesagt - der Alltagsschuh der einfachen Bevölkerung war der Holzschuh.
            Nur zum Kirchgang und zu wichtigen Anlässen wurden der Sonntagszwirn und die Lederschuhe getragen.

            Ich habe vor einiger Zeit mal einige Vergleichspreise im Rahmen eines Nachlasses herausgesucht.
            20 Gulden für ein Paar Schuhe erscheint mir zu viel. 1 Hose kostete etwa 4, eine Schürze etwa 2 Gulden.

            1 Taler = 1 Gulden (fl) und 30 Kreuzer (x)
            1 Taler = 30 Groschen
            1 Taler = 45 Kreuzer (x)
            1 Gulden = 20 Groschen
            1 Gulden = 60 Kreuzer (x)
            1 Groschen = 3 Kreuzer (x)
            1 Kreuzer = 4 Pfennig (d)
            1 Pfennig = 2 Heller

            um 1750
            1 Gulden cölnisch = 18 Stüber


            um 1786
            1 Roggenbrot (11 Pfund) = 7 Stüber
            1 Pfund Fleisch (459 g) = 3 Stüber
            1 Pfund Zucker = 10 Stüber
            1 Maaß Bier ( 1 1/2 l) = 1 Stüber
            1 Pfund Butter = 8 Stüber
            1 Pfund getr. Pflaumen = 4 Stüber
            eine Hose = 80 Stüber
            eine Schürze = 40 Stüber

            1785

            25 Eier .................................................. . 1 Groschen
            1 Brotlaib ... .......................................... 9 Kreuzer
            Halbe guten Weins ............................ 3 Kreuzer
            1 Pfund Butter ...................................... 7 Groschen
            2 junge Gänse ...................................... 6 Groschen
            2 junge Hähne ..................................... 1 Siebener (sieben Groschen)

            1790

            Jahresmiete für eine einfache Wohnung in Berlin = 10-12 Rtlr



            Entgelt um 1786

            Es verdienten an einem Tag bei 12 und mehr Stunden Arbeit
            ein Schmiedemeister = 20 Stüber
            ein Bandwirker = 15 Stüber
            ein Tagelöhner = 12 Stüber
            ein Kohlentreiber = 8 Stüber
            ein Draufschläger in der Schmiede = 7 Stüber
            ein Kind als Handlanger = 1 Stüber


            1790
            Pfarrergehalt (jährl.) - 200 Gulden + 52 P. M. Halbfrucht + 6 Klafter Brennholz
            "Gebühr" für Kindstaufe - 20 Kreuzer
            "Gebühr" für Heirat - 1 Gulden 30 Kreuzer
            "Gebühr" für Begräbnis ohne Predigt - 30 Kreuzer
            "Gebühr" für Begräbnis mit Predigt - 1 Gulden


            Bei der Währung dürfte es sich um
            Gulden - Abkürzung fl
            und Kreuzer - Abkürzung x
            handeln.

            1 Gulden sind 60 Kreuzer oder auch 20 Groschen.
            1 Brot kostete 9 Kreuzer, 1 Hose 4 Gulden.

            Um 1700 besaß ein Gulden etwa die Kaufkraft, die 2009 40–50 Euro entspräche. 1747 musste beispielsweise in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen für einen Gulden ein Meister zwei Tage, ein Geselle etwa 2½ und ein Tagelöhner drei Tage zu jeweils 13½ Arbeitsstunden an den herrschaftlichen Bauten arbeiten.
            http://de.wikipedia.org/wiki/Gulden#Wert
            Liebe Grüße
            Elwe

            Mit ihren Feld- (Rheinhessen), Wald- (Westerwald) und Wiesen- (Kreis Groß-Gerau) Ahnen.

            Kommentar

            • ric
              Benutzer
              • 27.12.2015
              • 6

              #7
              Hallo,

              Zitat von Jettchen Beitrag anzeigen
              zwischen 15 und 20 gl. (Sind das Gulden?) für ein Paar Schuhe
              Das ist die Abkürzung für 'Groschen' (siehe z.B. http://wiki-de.genealogy.net/Abk%C3%...on_M%C3%BCnzen). So paßt der Betrag auch ganz gut zu den genannten Vergleichspreisen.

              Viele Grüße
              Richard

              Kommentar

              • Jettchen
                Erfahrener Benutzer
                • 16.10.2011
                • 1355

                #8
                Danke für all die Antworten!
                Dass gl Groschen bedeutet, hatte ich doch tatsächlich vergessen. Nun gibt dies eine vernünftige Relation in einem kleinen Ort zur damaligen Zeit.
                100 Jahre alte Kinderschuhe zu besitzen, ist schon etwas Besonderes.
                Viele Grüße
                von Jettchen

                Kommentar

                • Wolfg. G. Fischer
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.06.2007
                  • 4918

                  #9
                  Zitat von assi.d Beitrag anzeigen
                  Hallo Jettchen;

                  1 . mein Opa hat die Hausschuhe in seiner Familie selbst hergestellt: Gedrehtes Stroh und fest vernähte Lumoen als Sohle, heute würde man vllt. Hüttenschuhe dazu sagen, in Osthessen hießen sie "Bienenkörbe".

                  2. Tagsüber trugen die Kinder und die Erwachsenen im Stall Holzschuhe, die stellte ein Nachbar im Nebenerwerb her. (Osthessen)

                  Gruss Assi
                  Hallo,

                  als mein Vater 1939 eingeschult wurde, trug er "Latschen" (von den Frauen hergestellte Stoffschuhe). Wir haben von meiner Großmutter hergestellte Latschen noch lange als Hausschuhe getragen.

                  Mit besten Grüßen
                  Wolfgang

                  Kommentar

                  • Salzkind72
                    Erfahrener Benutzer
                    • 04.03.2015
                    • 101

                    #10
                    Hallo Zusammen,
                    Schuhe wurden ja auch über die gesamte Familie weiter vererbt. Egal ob Junge oder Mädchen. Wenn die Schuhe zu groß waren wurde vorne entweder Stroh oder Zeitungspapier reingesteckt.
                    Wenn die Schuhe nach etlichen Kindern noch ok waren wurden diese dann an die Verwandschaft oder die Nachbarn weiter gereicht.
                    Meine Oma erzählte immer das sie zur Kommunion 1918 die zu kleinen Schuhe ihres Bruders anziehen musste. Vorne Stroh rein und Lisbeth war fertig.
                    Schuhe waren fruher auch noch Qualitätsware, die auch Jahrzehnte hielten und heilig waren.
                    Gruß
                    Salzkind72

                    Kommentar

                    • ilandara
                      Erfahrener Benutzer
                      • 09.02.2015
                      • 271

                      #11
                      Ich weiss von Fotos dass mein Urgrossvater (Jahrgang 1889) aus dem Muensterland noch in den 50ern seine Holzclogs (solche wie aus Holland) getragen hat, er war
                      spaeter Strassenbahnschaffner,
                      also denke ich er trug diese Clogs aus Tradition nur noch Zuhause weil solche Schuhe
                      eben frueher im Muensterland getragen wurden.
                      Er stammte aus einer Bergarbeiterfamilie.

                      Mein Ururgrossvater aus Mecklenburg trug ebensolche Holzclogs bis in die 30er. Er war
                      Jahrgang 1840 und arbeitete als Radmacher.

                      Ich gehe also davon aus dass Holzschuhe ueblich waren bei den aermeren Leuten.

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                      • Salzkind72
                        Erfahrener Benutzer
                        • 04.03.2015
                        • 101

                        #12
                        Schuhe

                        Hallo Zusammen,

                        "Holschen" werden bei uns immer noch getragen.
                        Mein Schwiegervater und auch mein Papa ziehen die
                        "Holschen" immer noch an wenn irgendwelche Gartenarbeiten
                        oder sonstige "grobe" Arbeiten verrichtet werden.
                        Meine Kinder laufen auch darin rum.
                        Ich hab denen welche in Delbrück auf Katharinenmarkt gekauft.
                        Auf dem Bauernmarkt stehen immer der Heimatverein Salzkotten und
                        zeigt wie die hergestellt werden und verkaufen die auch.
                        Meine beiden gehen im Sommer damit spielen und zu den Tieren in die Wiese.
                        Sie finden die bequem.
                        Ich glaub die Dinger werden auch nie aus der Mode kommen.
                        Früher Alltagsschuh des Kleinen Mannes , heute Modeschuh .
                        Gruß
                        Heike

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