Warum gibt es kein Wort?

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  • Dunkelgraf
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    Warum gibt es kein Wort?

    Mich beschäftigt seit geraumer Zeit die Frage, warum gibt es im Deutschen eigentlich kein Wort für Vater oder Mutter oder Eltern die ein Kind oder alle ihre Kinder durch den Tod verloren haben?
    Ich meine Kinder, die ihre Eltern verloren haben sind Waisen, Frauen die ihre Männer verloren haben sind Witwen, aber Eltern, die ihre Kinder verloren haben?
    Es gibt doch für fast alle möglichen Familienbeziehungen besonders in der alten Sprache Begriffe wie z.B. den Hagestolz (alter unverheirateter Mann) oder die Gelt (eine Frau, die nie Kinder geboren hat). Warum dann nicht für Eltern ohne Kinder?
    An alle Fremdsprachler, gibt's sowas in anderen Sprachen?

    ein neugieriger und gespannter Dunkelgraf
  • Michel85
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2011
    • 312

    #2
    "Verwaiste Eltern" werden Eltern bezeichnet die ein Kind verloren haben. Aber ein Einzelwort dafür kenne ich auch nicht.
    Suche:
    SAUERWEIN vor 1660 (z.B. Eltern und Geschwister von Christoph Sauerwein,*1649 evtl. Kleestadt, +1728 Schlierbach) /
    KREBS (Eltern von Johann Nikolaus Krebs *1736 Kleestadt, +1813 Kleestadt)

    Kommentar

    • Christian Benz
      Administrator
      • 30.03.2003
      • 2943

      #3
      Hallo,

      da Singular von Eltern ein "Elter" ist, wäre Vater bzw. Mutter dann ein "verwaistes Elter" oder ein "Waisenelter" (Waisenvater/Waisenmutter), als Mehrzahl dann: Waiseneltern.

      Gruß,
      Christian

      Kommentar

      • Mo-Nika
        Erfahrener Benutzer
        • 31.12.2009
        • 327

        #4
        Ich hätte es genaus ausgedrückt wie Michel85 und Christian Benz.
        Liebe Grüße,

        Mo-Nika

        ----------------
        Ich suche Mertens aus Rheinbach/Houverath/Vischel;
        Heitmann/Ruser aus der Pfalz; Schwahn aus Dramburg/Pommern;

        Kommentar

        • Kasstor
          Erfahrener Benutzer
          • 09.11.2009
          • 13440

          #5
          Im Internet gab es diese Frage auch zum Englischen: Da kam man auch auf orphaned parents, eine Organisation die für solche Eltern in den USA da ist, heißt bereaved parents ( of the USA ). In Kanada bzw Frankreich werden eher Eltern, deren Kinder bei oder vor der Geburt gestorben sind, als parents orphelins bezeichnet. Jedenfalls auch kein Ein-Wort-Ausdruck in beiden Sprachen. sh eine Diskussion hier: http://answers.yahoo.com/question/in...9143335AAO7LIX

          Thomas
          FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

          Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

          Kommentar

          • sternap
            Erfahrener Benutzer
            • 25.04.2011
            • 4071

            #6
            bei achtzehn kindern, von denen zwei oder drei überlebten, war das verlassenwerden der normalzustand,so wie das atmen und essen. es gibt kein spezialwort für essende oder atmende eltern.

            erst in einer zeit der medizinisch guten betreuung, des wohlstandes und der guten ernährung erweitert sich der wortschatz entsprechend der geringen wahrscheinlichkeit des kindesverlustes. ich erinnere mich, dass die alten mit schlimmen kriegserfahrungen im hintergrund niemals davon sprachen, es seien ihnen kinder verstorben, statt dessen sagten sie, es sei ihnen nur eins "geblieben", drei meldete man als "gefallen", eines sei wegen dem mangelhaften brot im kz "eingeschlafen", eins wäre "geduscht" worden, das andere habe man noch bei sammelstelle gesehen und dann sei es "nie mehr wieder gesehen" worden, bei den nachbarn seien alle am gemetzeltag "vernichtet" worden, vom dorf sei die ganze jugend im krieg "geblieben", usw. vor dem kollektiven sterben rundum versagt der sprachversuch, den tod als persönliches verlustereignis auszusprechen.

            innig beziehungsfähige und -willige eltern sind eine relativ neue erfindung. die kinder wurden im bäuerlichen milieu meist den nicht mehr arbeitsfähigen alten oder behinderten mitbewohnern zur beaufsichtigung überlassen, sonst band man sie in einen umgestürzten sessel oder hängte sie im bettlaken/tischtuch in den baum, während man sich bei der arbeit abrackerte.

            mit der festigung der kleinfamilie, dem wegfall der grosselterngeneration als bezugspersonen, und dem beginn der direkten beziehung der eltern zu den kleinen ensteht das bedürfnis, die emotionale nähe zu ihnen, und ihren verlust zu benennen.

            ein wichtiger faktor der sprachlosigkeit ist noch, erst mit der wissenschaftlichen diagnostik konnte man als eltern nach dem sterben der kinder endlich vom verdacht der mitverschuldung oder unterlassung freigesprochen werden. das ist eine wichtige voraussetzung, um den tod als etwas bezeichnen zu dürfen, das einem etwas liebes weggenommen habe.
            freundliche grüße
            sternap
            ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
            wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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            • GiselaR
              Erfahrener Benutzer
              • 13.09.2006
              • 2173

              #7
              Hallo Ihr,
              ich glaube, historisch liegt der Grund dafür, daß es für verwaiste Eltern kein eigenes Wort gibt darin, daß sich im Gegensatz zu den anderen Beispielsfällen (Witwe/r, Waise etc.) der rechtliche Status der Eltern durch den Tod eines Kindes nicht änderte, und zwar unabhängig davon, wieviele weitere Kinder noch da waren (oder eben nicht). Also brauchte man auch kein eigenes Wort in diesem Bereich.

              In der deutschen Sprache wird seit einiger Zeit der Begriff "verwaiste Eltern" verwendet. Dieser Begriff wird z.B. im Umgang mit der Trauer und auch den psychichen und emotionalen Folgen des Verlustes eines Kindes verwendet.
              Ich selbst würde ihn aber nur dann verwenden, wenn das Elternpaar keine anderen noch lebende Kinder hat.

              viele Grüße
              Gisela
              Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

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