Vor 75 Jahren: Weihnachten 1944

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  • Adea
    Erfahrener Benutzer
    • 17.10.2015
    • 585

    Vor 75 Jahren: Weihnachten 1944

    Hallo in die Runde,

    gerade in der heutigen Zeit mit dem Weihnachtstrubel und Konsumrausch erinnere ich mich oft an die Erzählungen meiner Familie, wie sie die letzte Kriegsweihnacht 1944 verbracht haben.

    Meine Oma aus Ostpreußen war schon einige Wochen zuvor mit ihren Kindern "heimlich" auf die Flucht gegangen und wohnte notdürftig bei Verwandten in Pommern. Mit Hunger, Kälte, Durchhalteparolen aus dem Rundfunk und der Ungewissheit, ob mein Großvater irgendwo an der Front überhaupt noch am Leben war, waren diese Tage bestimmt nicht gerade weihnachtlich.
    Sie ahnten Weihnachten 1944 noch nicht, was ihnen in den kommenden Wochen und Monaten auf der weiteren Flucht noch bevorstand. Da überlebten sie Luftangriffe auf Stettin, Anklam und Berlin und kamen am 8. Februar 1945 nach Dresden, wo sie mit hunderten anderen Flüchtlingen in einem Museum (das als Notunterkunft hergerichtet war) übernachteten. Kurz vor dem großen Angriff auf Dresden verließen sie die Stadt in Richtung Erzgebirge. Von dort aus sahen sie in der Nacht vom 13./14. Februar 1945 den Feuerschein über Dresden. Zur gleichen Zeit war mein ostpreußischer Großvater in den Kämpfen um Königsberg dabei. Anfang April 1945 kam er in Königsberg für fast 5 Jahre in russische Kriegsgefangenschaft.

    Für meine ostpreußischen Urgroßeltern war es 1944 das letzte Weihnachtsfest, sie waren 53 Jahre verheiratet und starben beide im Herbst 1945 an den Folgen der Flucht. Wie die beiden fast 80-jährigen von Ostpreußen nach Mecklenburg gelangten, ist bis heute ein Rätsel geblieben.

    Ich wünsche allen ein friedvolles Weihnachtsfest und NIE WIEDER KRIEG.

    LG Adea

    Dauersuche:

    - Eltern und Geschwister von Emma Niklaus (* 1866 in Groß Jahnen, Kirchspiel Szabienen, Kreis Darkehmen/Ostpreußen)
    - Herkunft von Christian Rausch, um 1811 als Soldat beim dänischen Militär in Warder (bei Segeberg/Holstein)
    - Alles über die Papiermacher-Familie Seidler (vor 1800 in Mecklenburg und Holstein)

    Meine Suchregionen: Mecklenburg, Ostpreußen, Holstein, Hamburg, Vogtland, Salzburger Land (vor 1732)


  • herby
    Erfahrener Benutzer
    • 13.12.2006
    • 2161

    #2
    sehr berührend...danke.
    Es war wohl für viele Millionen ein nicht zu verkraftendes Trauma.

    LG
    Herbert

    Kommentar

    • Niederrheiner94
      Erfahrener Benutzer
      • 30.11.2016
      • 786

      #3
      Guten Abend!


      Ein Bekannter (Jahrgang 1926) beschrieb erst letzten Freitag noch folgendes Weihnachten:


      Er selbst war im Sommer 1944 eingezogen worden und hatte sich im August bereits ergeben, sodass er Weihnachten in französischer Gefangenschaft verbringen musste. Bis zum Frühjahr 1945 durfte er keine Nachricht an seine Angehörigen schreiben, sodass seine Eltern Monate lang darum bangen mussten, ob er noch lebe.
      Seine jüngere Schwester absolvierte ihr Landjahr in Pommern.
      Der Vater war Anfang 40/Mitte 40 und diente als Soldat in Ostpreußen.
      Die Mutter saß an Weihnachten alleine in Wesel.


      Ich kann mir kein schlimmeres Weihnachten vorstellen, als wenn alle Angehörigen nicht zusammen sein können (vom Todesfall mal abgesehen). Die erste Nachricht von ihrem Sohn erhielt die Mutter übrigens nur wenige Tage bevor Wesel dem Erdboden gleichgemacht wurde. Alle vier überlebten den Krieg.



      Viele Grüße
      Fabian

      Kommentar

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