[ungelöst] Innerlicher Halsschaden

[Roswitha]

Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1791
Region, aus der der Begriff stammt: Landkreis Börde, Sachsen-Anhalt

Von dieser Todesursache habe ich noch nie etwas gehört:
starb "in den Wochen an einem innerlicher Halsschaden".

Viele Grüße
Roswitha

[sonki]

Hallo,

das könnte eine anderen Bezeichnung für Bräune sein.
Wird z.B. hier zusammen erwähnt: https://books.google.de/books?id=31u...chaden&f=false
oder siehe hier: https://books.google.de/books?id=AZ4...chaden&f=false

[Anna Sara Weingart]

Hallo,
zu "Halsschäden, Bräune" im Anhang.

Heute würde man statt Halsschaden wohl die Begriffe Halsentzündung, Mandelentzündung, Rachenentzündung etc. verwenden.

[Roswitha]

Danke.
Möglicherweise hat es sich bei der Frau um Diphterie gehandelt, obwohl diese Krankheit wohl überwiegend bei Kindern vorkam. Diese Frau starb mit 41 Jahren.
Viele Grüße
Roswitha

[scheuck]

Danke.
Möglicherweise hat es sich bei der Frau um Diphterie gehandelt, obwohl diese Krankheit wohl überwiegend bei Kindern vorkam. Diese Frau starb mit 41 Jahren.
Viele Grüße
Roswitha

Hallo, Roswitha!

"Überwiegend" ja, aber nicht nur ... Ich tippe auch auf Diphterie; meine Mutter hatte sie sich auch irgendwo geholt, da war sie so um die 35 (ist aber gut ausgegangen ).

[Anna Sara Weingart]

Da sie "in den Wochen" [lag], dürften die Geburtsfolgen Grund für ihren Tod gewesen sein, in Kombination mit einer Infektion, die sich durch Entzündung im Hals bemerkbar machte.

[Roswitha]

Sie starb am 06.06.1791 und ihr letztes Kind wurde am 17.02.1791 geboren. Das passt gar nicht mit "in den Wochen". Das Kind starb bereits am 23.05.1791 an "Jammer".

Die KB-Einträge habe ich nicht, die Angaben sind aus dem OFB Rätzlingen.

Viele Grüße
Roswitha

[Verano]

Das Kind starb bereits am 23.05.1791 an "Jammer".

Hallo Roswitha,

Jammer = Weinen der Säuglinge, vor allem bei Magen-Darm -Infektion.

aus: alte Krankheitsbezeichnungen Ribbe, Henning

[Gerhard_47]

Innerlicher Halsschaden

Bei einer gelegentliche Personen-Suche im Ortssippenbch Neuenbürg (Enzkreis) habe ich im dortigen Glossar folgenden Eintrag gefunden:
Halsschwindsucht= Auszehrung infolge Kehlkopf- oder Luftröhrentuberkulose.
Ich könnte mir also vorstellen, dass die Beschreibung "innerlicher Halsschaden" auch dieses genannte Krankheitsbild betraf. Ich habe mich schon so oft gefragt, wer eigentlich dem Pfarrer früher die Todesursache benannt hat oder stand da immer eine fachkundige Auskunft zur Verfügung ?
Beste Grüße
Gerhard
"der aus'm Schwarzwald"

Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1791
Region, aus der der Begriff stammt: Landkreis Börde, Sachsen-Anhalt

Von dieser Todesursache habe ich noch nie etwas gehört:
starb "in den Wochen an einem innerlicher Halsschaden".

Viele Grüße
Roswitha

[scheuck]

Todesursache

Ich habe mich schon so oft gefragt, wer eigentlich dem Pfarrer früher die Todesursache benannt hat oder stand da immer eine fachkundige Auskunft zur Verfügung ?
Beste Grüße
Gerhard
"der aus'm Schwarzwald"

Hallo, zusammen!

Diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt! - Ich habe zwar bislang bei meinen Ahnen noch keine Todesursachen gefunden, über die man sich "streiten" könnte, dafür fällt aber auf, dass sie alle (zu KB-Zeiten) an Auszehrung oder Altersschwäche gestorben sind, einige sind auch ertrunken.

Okay, unter "Auszehrung" wird sicherlich zunächst mal ein körperlicher Verfall verstanden, verbunden mit Untergewicht und allgemeinem Kräfteverfall. Dahinter kann sich natürlich alles mögliche verstecken, ursächlich kann auch Krebs sein.
"Altersschwäche" ist auch ein dehnbarer Begriff und somit eine einfache Erklärung für den Tod eines Menschen entsprechenden Alters.

Ich habe gerade versucht, im Inet herauszufinden, ab wann es überhaupt einen Totenschein bzw eine Leichenschau gegeben hat, bin allerdings noch nicht wirklich fündig geworden.
Den Tod eines Menschen festzustellen, ist nicht wirklich schwer, aber hat man sich damals wirklich auf die Aussagen von Angehörigen verlassen? - War es vielleicht auch gar nicht so wichtig, eine etwas genauere Todesursache zu kennen?

[PetraNeu]

Hi, zu Leichenschau: die gab es wohl früher gelegentlich, wenn die Ursache eines Todes unklar war und der Betreffende in einer Klinik verstarb. Aber erst Rudolf Virchow hat beschrieben, wie sie fachkundig durchgeführt werden musste, d.h. alle Organsysteme untersucht werden mussten, um Krankheits-/Todesursachen zweifelsfrei festzustellen.

LG Petra

[scheuck]

Hallo, Petra!

Vielen Dank! - Entschuldigung, ich habe mich hinsichtlich der Leichenschau etwas wenig präzise ausgedrückt

Ja, zu Virchow's Zeiten ging es dann um eine Leichenschau = innere Leichenschau = Obduktion. - Mir geht es eher darum, ab wann sich ein Arzt eine Leiche "anschauen" musste, um dann einen Totenschein ausstellen zu können bzw. den Tod fachkundig zu bestätigen.

[PetraNeu]

Ach, so war das gemeint... War aber froh, mal was über Virchow, diesen tollen Hecht, anbringen zu können. :-)
Petra

[scheuck]

Ja, Petra, er war wirklich ein toller Hecht und ein Segen für die Menschheit!!!

[Roswitha]

Vielen Dank für Eure Einschätzungen. Ich hatte mir bereits die Krankheit als Diphterie erklärt. Natürlich ist Kehlkopf- oder Luftröhrentuberkulose auch eine Möglichkeit. Diese tritt aber überwiegend nach einer bestehenden Lungentuberkulose auf. Habe ich gerade gelesen.

Ich denke, es wurde sich wenig Mühe mit der Feststellung der Todesursache gemacht. Im braunschweigischen Raum steht oft der Zusatz "dem Anscheine nach". Da hat wohl nur der Pastor den Toten (die Tote) begutachtet. Warum sollte ein Arzt geholt werden, der konnte sowieso nicht mehr helfen und kostete Geld. (Stelle ich mir jedenfalls so vor.)
Bei Kindern wurde gern Schäuerchen oder Frieseln eingetragen, wenn sie starben.

Viele Grüße
Roswitha