(Latein) Entzifferung adeliger Paten mehrerer Kinder (und Verständnisfrage)

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  • TempusFugit
    Erfahrener Benutzer
    • 14.11.2021
    • 131

    [gelöst] (Latein) Entzifferung adeliger Paten mehrerer Kinder (und Verständnisfrage)

    Quelle bzw. Art des Textes: Matrikel
    Jahr, aus dem der Text stammt: 176x
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Erzbistum Bamberg
    Namen um die es sich handeln sollte: Sitzmann


    Ich bitte ich zu entschuldigen, daß ich mehrere Dokumente hier zusammenfasse; aber da die alle zu einem Elternpaar gehören denke ich, daß es für die Übersichtlichkeit besser ist als alles in mehrere Themen zu teilen.

    Bei der Suche nach den Kindern eines Ehepaares haben sich zu meinem Erstaunen adelige und gut bürgerliche Paten eingeschlichen. Erstaunlich deswegen, da der Beruf des Vaters als "textor", also Weber, angegeben ist; was mit dem Adel nicht viel zu hat. Bisher habe ich 10 Kinder gefunden. Bei den ersten 6 scheint auch alles relativ "normal" zu sein. Dann fängt es an, bis zum letzten Kind (Andreas), der nach einem langsamen "sozialem Abstieg" wieder einen gewöhnlichen Paten zu haben scheint. Irgendwie sehe ich den Grund für das auf und ab noch nicht.

    Vielleicht hätte jemand ein bisschen Muße, da mal drüberzugucken um die paar Lücken zu füllen? Hoffentlich stimmt meine Lesung soweit...


    Johanna (der Name stammt aus dem Taufregister, da das Buch an der Stelle beschädigt ist)

    rechte Seite, untere Hälfte
    Code:
    Die 12mo Martä nata e infans
    Pat. Wolffgangus Sitzmann textor
    Mat: Cunegundis, nata Holfelderin
    Com: pranobilis u Grandiosa Domina
    Joanna de Wiesenthau, nata de Schaum=
    berg: ??? ??? pudica virgo Cunegun
    dis ???
    
    12. März geboren und getauft
    Vater: Wolfgang Sitzmann Weber
    Mutter: Kunigunda, geborene Holfelder
    Patin: ??? und große Herrin
    Johanna von Wiesenthau, geborene von Schaum
    berg: ??? ??? ehrbare Jungfrau Kunigun
    da ???
    Fridericus Adamus

    linke Seite, untere Mitte
    Code:
    Die 25 Aprilis
    Pat: Wolffgangus Sitzmann
    Mat: Cunegundis, nata Holfelderin
    Comp: ??? Carl Fridericus Adamus
    2: Baron de Wiesenthau ???
    ??? Josephus Reütter, adminis
    trator ???
    
    25 April
    Vater: Wolfgang Sitzmann
    Mutter: Kunigunda, geborene Holfelder
    Pate: ??? Karl Friedrich Adam
    2: Baron aus Wiesenthau ???
    ??? Josephus Reütter, Verwal
    ter ???
    Antonius Carolus

    linke Seite, dritter von oben
    Code:
    Die 1mo Novemb
    Pat: Wolffgangus Sitzmann textor
    Mat: Cunegundis, nata Holfelderin
    Comp: Perillustris u Gratiosus D: Antonius
    Carolus De Wiesenthau Consiliarius ???
    ??? et ??? in Eggolsheim
    
    1 November
    Vater: Wolfgang Sitzmann Weber
    Mutter: Kunigunda, geborene Holfelder
    Pate: Der sehr angesehene und beliebte D: Antonius
    Carolus von Wiesenthau Berater ???
    ??? und ??? in Eggolsheim
    Andreas

    linke Seite, ganz unten
    Code:
    Die 10 Decemb
    Pat: Wolffgangus Sitzmann textor
    Mat: Cunegundis, nata Holfelderin de ???
    Comp: Andreas ??? de Schesliz studiosus
    
    10 Dezember
    Vater: Wolfgang Sitzmann Weber
    Mutter: Kunigunda, geborene Holfelder aus ???
    Pate: Andreas ??? aus Scheßlitz ???
  • sternap
    Erfahrener Benutzer
    • 25.04.2011
    • 4072

    #2
    allgemein gesagt, bedeutete damals und heute immer noch, vielkinderschaft ein ärmeres leben.




    in manchen adelign häusern nahmen häufiger die damen eine art ehrenamtliche arbeit auf, sie wurden symbolische paten ab der soundsovielten geburt eines elternpaares,

    zum beispiel bei den bediensteten,neben dem schloss im dorf, oder am urlaubsort. da war beispielsweise eine magd namens mizzi bei der taufe vom erwin dabei, als stellvertreterin der herrin von und zu....

    möglicherweise erhielt ein jedes so geehrte kind von armen leuten zum geburtstag mal eine karte.


    wenn eine adelige familie wegzog oder keine töchter hatte, konnte das vielfache stellvertretende patenamt einfach wegfallen.
    freundliche grüße
    sternap
    ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
    wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




    Kommentar

    • TempusFugit
      Erfahrener Benutzer
      • 14.11.2021
      • 131

      #3
      Danke sternap!
      Also war das mehr eine Aufmerksamkeit, bzw. Würdigung der Mutter.


      Vielleicht könnte mir auch noch jemand bei den Transkriptionen und Übersetzungen helfen

      Kommentar

      • consanguineus
        Erfahrener Benutzer
        • 15.05.2018
        • 5528

        #4
        Zitat von TempusFugit Beitrag anzeigen
        Also war das mehr eine Aufmerksamkeit, bzw. Würdigung der Mutter.
        Das muß nicht so sein. Ich habe einen Vorfahren, der als weichender Erbe (konkret: er wurde zugunsten seines Bruders enterbt) sehr scharf darauf war, mit dem größten Ackerhof im Ort bemeiert zu werden. Dieser wurde zufälligerweise gerade frei. Und so wählte der Ahne zu Paten nur Standespersonen, von denen er sich Unterstützung erhoffte. Vor allem den adeligen Gutsherrn des besagten Hofes, der in einer völlig anderen Gegend Deutschlands lebte und sicherlich kaum wußte, wer der Vater des Täuflings war und wie er selbst zu der Ehre der Patenschaft kam. Oder die Frau des Gogrefen. Also wurden die Paten aus reiner Berechnung gewählt, was zunächst auch ein erfolgreiches Konzept war. Der Ahne bekam nämlich tatsächlich den Hof. Da er sich mit dieser Sache aber finanziell hoffnungslos übernommen hatte und der Sohn dann nicht einmal in der Lage war, seine zahlreichen Geschwister (die alle normale Paten hatten) abzufinden, erfreute sich die Familie nicht lange dieses Besitzes. Man könnte es Karma nennen. Aber das ist eine andere Geschichte...

        Viele Grüße
        consanguineus
        Suche:

        Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
        Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
        Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
        Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
        Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
        Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

        Kommentar

        • sternap
          Erfahrener Benutzer
          • 25.04.2011
          • 4072

          #5
          Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
          Das muß nicht so sein. Ich habe einen Vorfahren, der .... zu Paten nur Standespersonen, von denen er sich Unterstützung erhoffte. Vor allem den adeligen Gutsherrn des besagten Hofes, der in einer völlig anderen Gegend Deutschlands lebte und sicherlich kaum wußte, wer der Vater des Täuflings war



          in deiner gegend ist vieles völlig anders.

          der grund interessiert. was könnte der vorteil des adeligen in der konstellation gewesen sein, steigbügelhalter für einen bauernson zu werden und dessen kindern pate zu sein?
          durfte er dafür gratis jagen, erhielt er unmengen landwirtschaftlicher güter kostenlos, war er gesellschaftlich in der gegend geringer geschätzt als ein bauer?
          freundliche grüße
          sternap
          ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
          wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




          Kommentar

          • consanguineus
            Erfahrener Benutzer
            • 15.05.2018
            • 5528

            #6
            Sternap, es gab kaum einen vernünftigen Grund, die Bitte, Pate zu werden auszuschlagen. Der einzige mir bekannte Grund im Fürstentum Wolfenbüttel bestand darin, daß jemand, der bereits eine gewissen Anzahl Patenkinder in einem Jahr hatte, wegen der zu erwartenden finanziellen Verpflichtungen (Geschenke etc.) jede weitere Patenschaft in dem betreffenden Jahr ablehnen durfte ohne als asshole dazustehen. Dieser Punkt war tatsächlich gesetzlich geregelt.

            Es hat hier ja auch kaum je ein Bauer gewagt, eine Standesperson zu bitten. Ganz, ganz selten kam das mal vor. Möglicherweise fand besagter Gutsherr Gefallen an der "unternehmungslustigen" Art meines Vorfahren. Er suchte ja ohnehin dringend einen Meier für seinen freigewordenen Hof und mein Vorfahre dachte sich vermutlich, daß es clever sei, die Chance zu nutzen, um sich über die Patenschaft in Erinnerung zu bringen. Der Familienname meines Vorfahren war sehr angesehen unter den Bauern der Gegend, was dem Gutsherrn bekannt gewesen sein dürfte, auch wenn die Familie in jenem Ort bis dato keine Bauern, sondern lediglich einige Jahrzehnte zuvor einen Pastor gestellt hatte. Aber er, der Gutsherr, mußte nur noch im richtigen Moment einen Hinweis bekommen. Corriger la fortune.

            Im Übrigen war der Adelige nur bei einem einzigen Kind des Bauern Pate. Alle anderen Kinder, und es waren viele, hatten passendere Paten.

            Viele Grüße
            consanguineus
            Suche:

            Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
            Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
            Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
            Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
            Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
            Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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            • Wageningen
              Benutzer
              • 08.07.2022
              • 31

              #7
              Ein Versuch:

              Die 12mo Martä nata e infans
              Pat. Wolffgangus Sitzmann textor
              Mat: Cunegundis, nata Holfelderin
              Com: praenobilis ac Gratiosa Domina
              Joanna de Wiesenthau, nata de Schaum=
              berg: vices vossit pudica virgo Cunegun
              dis Molitoria Scherlizensis cognata in aedibus
              parochialibus, alias non

              12. März geboren ein Kind
              Vater: Wolfgang Sitzmann Weber
              Mutter: Kunigunda, geborene Holfelder
              Patin: die adelige und anmmutige Herrin
              Johanna von Wiesenthau, geborene von Schaum
              berg: namens diese die keusche Jungfrau Kunigun
              da Müllerin aus Scherliz, Verwandte, im
              Pfarrhaus, weiter nicht/niemand



              Die 25 Aprilis
              Pat: Wolffgangus Sitzmann
              Mat: Cunegundis, nata Holfelderin
              Comp: ? Baron Carl Fridericus Adamus
              ?: Baron de Wiesenthau, vices gessit
              strenuus dominus Josephus Reütter, adminis
              trator arcis

              25 April
              Vater: Wolfgang Sitzmann
              Mutter: Kunigunda, geborene Holfelder
              Pate: Baron Karl Friedrich Adam
              Baron von Wiesenthau, statt dessen
              der kräftiger Herr Josephus Reütter, Verwal
              ter des Schlosses?



              Die 1mo Novemb
              Pat: Wolffgangus Sitzmann textor
              Mat: Cunegundis, nata Holfelderin
              Comp: Perillustris ac Gratiosus D: Antonius
              Carolus De Wiesenthau Consiliaricus auli=
              cus et archisatrapa in Eggolsheim

              1 November
              Vater: Wolfgang Sitzmann Weber
              Mutter: Kunigunda, geborene Holfelder
              Pate: Der sehr angesehene und beliebte D: Antonius
              Carolus von Wiesenthau Hofrat
              und Gouverneur in Eggolsheim



              Die 10 Decemb
              Pat: Wolffgangus Sitzmann textor
              Mat: Cunegundis, nata Holfelderin de Simersding?
              Comp: Andreas Schaues? de Schesliz studiosus

              10 Dezember
              Vater: Wolfgang Sitzmann Weber
              Mutter: Kunigunda, geborene Holfelder aus ???
              Pate: Andreas Schaues? aus Scheßlitz Student
              Zuletzt geändert von Wageningen; 01.08.2022, 18:00.

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              • TempusFugit
                Erfahrener Benutzer
                • 14.11.2021
                • 131

                #8
                Vielen Dank!
                Das füllt die Lücken ja großteils aus

                Kommentar

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