Brief aus Königsberg nach Norwegen von 1817 (oder 1857?) - Lesehilfe, bitte?

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  • Verano
    Erfahrener Benutzer
    • 22.06.2016
    • 7819

    #16
    Zitat von Karla Hari Beitrag anzeigen
    hola,


    hab mal mit Seite 3 angefangen, (ein bischen mehr Auflösung wäre nicht schlecht)

    Wegen den Stammbuch Blätter werde ich nächstens auf
    Execution aus gehen, aber mein schöner junger Herr, wer
    hat mir mein Blau Büchelchen, mit den Versen so die
    seelige Loschin ? selbst geschrieben, mit genomen, dies
    erbitte ich mir zurück, denn es ist mir über alles
    wehrt, gleich nach deiner Entfernung wolte ich, um mich
    zu zerstreuen, etwas aus benanten Buch ins Stamm-
    buch für Wilh. schreiben und siehe da, es war weg.
    Viele deiner Grüße habe noch nicht bestellen können
    werde aber gelegentlich dieselben an die Behörde
    befördern. Wenn du schreibst so lege doch einen
    Brief in den andern, denn sonst muß umsonst
    doch gelt Post Porto bezahlt werden,ich weiß über-
    haupt gar nicht wie es möglich, das ein Brief
    von Schiau/Schian 4 Tage unterwegs seyn kann, was
    doch mit diesen beyden der Fall war. Jaster
    war in Vargen Gahrinardt(??), und die ganze Stadt
    Lean/Beau? Monde d. San Jagel lief, fuhr und ritt zum
    Steindammer Thor hinaus, ich wolte mir den Zoo
    bey Minna Gantesweiler ansehn, und hatte es
    mit Wilh. verabredet, mich von da abzuholen
    allein
    Ohne Gewähr
    Viele Grüße August

    Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

    Kommentar

    • Verano
      Erfahrener Benutzer
      • 22.06.2016
      • 7819

      #17
      Zitat von mawoi Beitrag anzeigen
      allo,
      noch ein paar Vorschläge:


      muste auch ich von allem was mir lieb ist Abschied nehmen
      Die Licht formen hat unsere alte Mama erhalten, das gelt
      wird dir Wilh. besorgen, aber wie kömmt es mein Sohn,
      das du deinem PergHerz? amentchen nicht schreibst warum
      man dich nicht abholte und dann wie dir deine neue
      Bekandschaften in B. gefallen, wie ich aus den Reden
      deines Bruders schliese, sind es alles Leute nach deinem
      Geschmack. Ihr habt da recht froh gelebt. Die gute Hübner
      in Elbing habe ich immer geschäzt und eben vor 4 Tagen noch
      viel Lobens wohrte von Ihr ..... Elbingerinn gehört um
      die Sie sich gegen dich und dem Wilh. beruften bestäti-
      get meine gut Meynug noch mehr du erhälst das
      Petschaft, obgleich Wilhelm meynte ich solte noch warten
      sie gefält mir sehr. Das benötigte Papier erhielt ich
      jedoch ohne Unterschrift der Tochter, ich schrieb aber
      ein Billet und schob Stürk vor, welcher dein Bevol-
      mächtigter und sehr peinlich wäre, man möchte es
      mir nicht zur Last legen wenn ich so viel Umstände
      machte, und nach 2 Stunden erhielt ich das rechtskrä-
      ftige Papier, welches die aber jezt nicht mitsch ....
      es liegt bey meinen Papieren, und wenn du nach
      der Stadt kömmst kannst du es selbst mitnehmen
      wegen __________________


      VG
      mawoi
      Auch hier ohne Gewähr.

      Sehr mutig vom Einsteller, die E-Mail Adresse unverfremdet zu posten.
      Viele Grüße August

      Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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      • mawoi
        Erfahrener Benutzer
        • 22.01.2014
        • 3968

        #18
        S.3
        Beau Monde (= High Society)


        VG
        mawoi

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        • Heike Irmgard
          Erfahrener Benutzer
          • 22.11.2016
          • 461

          #19
          Und noch etwas Grün dazu:


          müste auch ich von allem was mir lieb ist Abschied nehmen
          Die Licht formen hat unsere alte Mama erhalten, das gelt
          wird dir Wilh. besorgen, aber wie kömmt es mein Sohn,
          das du deinem PergHerz? amentchen nicht schreibst warum
          man dich nicht abholte und dann wie dir deine neue
          Bekandschaften in B. gefallen, wie ich aus den Reden
          deines Bruders schliese, sind es alles Leute nach deinem
          Geschmack. Ihr habt da recht froh gelebt. Die gute Hübner
          in Elbing habe ich immer geschäzt und eben vor 4 Tagen noch
          viel Lobens wehrtes von Ihr ...einer Elbingerinn gehört und
          wie Sie sich gegen dich und dem Wilh. bewießen bestäti-
          get meine gut Meynug noch mehr du erhälst das
          Petschaft, obgleich Wilhelm meynte ich solte noch warten
          sie gefält mir sehr. Das benötigte Papier erhielt ich
          jedoch ohne Unterschrift der Tochter, ich schrieb aber
          ein Billet und schob Stürtz vor, welcher dein Bevol-
          mächtigter und sehr peinlich wäre, man möchte es
          mir nicht zur Last legen wenn ich so viel Umstände
          machte, und nach 2 Stunden erhielt ich das rechtskrä-
          ftige Papier, welches dir aber jezt nicht mitschicke
          es liegt bey meinen Papieren, und wenn du nach
          der Stadt kömmst kannst du es selbst mitnehmen
          wegen __________________
          Zuletzt geändert von Heike Irmgard; 09.07.2018, 00:43. Grund: lila Buchstaben sind neu

          Kommentar

          • mawoi
            Erfahrener Benutzer
            • 22.01.2014
            • 3968

            #20
            Hallo,




            Fortsetzung 1. Seite:


            sen nach dem [..]geRecht[ens?] erstlich ihr die 92 rth etliche g. (=Groschen)
            und dann 12 Zwölftel der Kosten bezahlen, welches
            alles zusammen wenigstens wenn nicht mehr, so
            doch 200 fl betragen wird, wie sehr mich dies kränkt, kanst du
            denken, es kommt Schlag auf Schlag, denn wenn ich auch auf
            alle übrige Schulden Zahlungen in Elbing nicht rechne,
            so glaubte ich doch, aus der ... ohne .. Maaße
            zu erhalte, doch ich will den Muth nicht sincken laßen, Gott ...
            alles Ungemach zu senden. Er lege auch uns auf einen Theil
            mehr Glück zu schicken, doch mit eingesander Post die Vol-
            macht? darauf, .. nach Elbing spedirt werden kann
            ....




            VG
            mawoi

            Kommentar

            • Heike Irmgard
              Erfahrener Benutzer
              • 22.11.2016
              • 461

              #21
              Fortsetzung 1. Seite:


              sen nach dem [..]geRecht[ens?] erstlich ihr die 92 rth etliche g. (=Groschen)
              und dann 12 Zwölftel der Kosten bezahlen, welches
              alles zusammen wenigstens wenn nicht mehr, so
              doch 200 fl betragen wird, wie sehr mich dies kränkt, kanst du
              denken, es kommt Schlag auf Schlag, denn wenn ich auch auf
              alle übrige Schulden Zahlungen in Elbing nicht rechnete,
              so glaubte ich doch, aus der R...kyschen Concurs Maaße etwas
              zu erhalten, doch ich will den Muth nicht sincken laßen, Gott mag mir
              alles Ungemach zu senden, Er lege auch nur auf euer Theil
              mehr Glück zu; schicke doch uns mit umgehender Post die Vol-
              macht damit solche nach Elbing spedirt werden kann
              das du armer Schelm eine schlechte Reise haben würdest, sag-
              te mir H. ..., aus unserm Hause grüßt dich alles, auch der
              Kater sitzt neben mir und miaut dir einen Gruß, ich weiß
              nicht, ich bin so weich gestimt, wenn ich die scheidende Natur
              betrachte, welche bald ihr sterbkleid anziehen wird, noch
              nie fühlte ich mich so bewegt im Herbste, es ist mir als
              müste



              Viele Grüße von Heike

              Kommentar

              • loyane
                Erfahrener Benutzer
                • 12.11.2011
                • 1440

                #22
                Grüß Gott!

                Meine Güte, bin ich beeindruckt von Eurem Einsatz um diesen Brief verständlich zu machen. Das Resultat ist weit über jede Erwartung, und so schnell!

                Es gibt zwar Abschnitte die nicht so ganz gut zu verstehen sind, und die gute Frau war offenbar auch nicht ganz bewußt, was Ortographie betrifft. Ich brauche noch ein bißchen Zeit das ganze zu studieren aber wollte mich zuerst bei Euch
                für Euren wunderbaren Einsatz ganz herzlich bedanken!

                Hochachtungsvoll,

                Lars E. Oyane
                Zuletzt geändert von loyane; 13.07.2018, 08:39.

                Kommentar

                • loyane
                  Erfahrener Benutzer
                  • 12.11.2011
                  • 1440

                  #23
                  Grüß Gott!

                  Ich muß mich erneut bedanken für die wunderbare Hilfe die ich bekommen habe, diesen Brief verständlich zu machen und soll auch ganz liebe Grüße von einer der Nachkommern in Norwegen ausrichten!


                  Ich habe jetzt die vier Seiten hier zusammengestellt und zwar mit den «letzten Versionen» der Interpretierungen. Gibt es noch Kommentare, bitte sagen Sie mir Bescheid:

                  ~~~~~

                  Der Brief wurde
                  "dn 23. Septem 1817" verfasst und
                  "erhalten dn 9t 8ber(October) 1817"


                  Mein lieber Carl
                  Lange, sehr lange, habe ich auf einen Brief von dir gehoft, erstlich um
                  zu erfahren wie es dir du guter Junge geht, dann zweytens um
                  dir die beykommende Volmacht zur Unterschrift zuschicken zu kön-
                  nen, denn es scheint als wenn jezt Madame L[.]ndal auf
                  unser Geld sehr verhungert ist, denn selbige wird aller wahr-
                  scheinlichkeit nach den ungerechten Eyd leisten und [wir?] müs-
                  sen nach dem [..]geRecht[ens?] erstlich ihr die 92 rth etliche g. (Groschen)
                  und dann 12 Zwölftel der Kosten bezahlen, welches
                  alles zusammen wenigstens wenn nicht mehr, so
                  doch 200 fl betragen wird, wie sehr mich dies kränkt, kanst du
                  denken, es kommt Schlag auf Schlag, denn wenn ich auch auf
                  alle übrige Schulden Zahlungen in Elbing nicht rechnete,

                  So glaubte ich doch, aus der R…kyschen Concurs Maaße etwas
                  zu erhalten, doch ich will den Muth nicht sincken laßen, Gott mag mir
                  alles Ungemach zu senden, Er lege auch nur auf euer Theil
                  mehr Glück zu; schicke doch uns mit umgehender Post die Vol-

                  macht damit solche nach Elbing spedirt werden kann
                  das du armer Schelm eine schlechte Reise haben würdest, sag-
                  te mir H. ..., aus unserm Hause grüßt dich alles, auch der
                  Kater sitzt neben mir und miaut dir einen Gruß, ich weiß
                  nicht, ich bin so weich gestimt, wenn ich die scheidende Natur
                  betrachte, welche bald ihr sterbkleid anziehen wird, noch
                  nie fühlte ich mich so bewegt im Herbste, es ist mir als
                  müste


                  Seite 2

                  müste auch ich von allem was mir lieb ist Abschied nehmen
                  Die Licht formen hat unsere alte Mama erhalten, das gelt
                  wird dir Wilh. besorgen, aber wie kömmt es mein Sohn,
                  das du deinem PergHerz? amentchen nicht schreibst warum
                  man dich nicht abholte und dann wie dir deine neue
                  Bekandschaften in B. gefallen, wie ich aus den Reden
                  deines Bruders schliese, sind es alles Leute nach deinem
                  Geschmack. Ihr habt da recht froh gelebt. Die gute Hübner
                  in Elbing habe ich immer geschäzt und eben vor 4 Tagen noch
                  viel Lobens wehrtes von Ihr ...einer Elbingerinn gehört und

                  wie Sie sich gegen dich und dem Wilh. Bewießen bestäti-
                  get meine gut Meynug noch mehr du erhälst das
                  Petschaft, obgleich Wilhelm meynte ich solte noch warten
                  sie gefält mir sehr. Das benötigte Papier erhielt ich
                  jedoch ohne Unterschrift der Tochter, ich schrieb aber
                  ein Billet und schob Stürtz vor, welcher dein Bevol-
                  mächtigter und sehr peinlich wäre, man möchte es
                  mir nicht zur Last legen wenn ich so viel Umstände
                  machte, und nach 2 Stunden erhielt ich das rechtskrä-
                  ftige Papier, welches dir aber jezt nicht mitschicke
                  es liegt bey meinen Papieren, und wenn du nach
                  der Stadt kömmst kannst du es selbst mitnehmen
                  wegen


                  Seite 3

                  Wegen den Stammbuch Blätter werde ich nächstens auf
                  Execution aus gehen, aber mein schöner junger Herr, wer
                  hat mir mein Blau Büchelchen, mit den Versen so die
                  seelige Loschin ? selbst geschrieben, mit genomen, dies
                  erbitte ich mir zurück, denn es ist mir über alles
                  wehrt, gleich nach deiner Entfernung wolte ich, um mich
                  zu zerstreuen, etwas aus benanten Buch ins Stamm-
                  buch für Wilh. schreiben und siehe da, es war weg.
                  Viele deiner Grüße habe noch nicht bestellen können
                  werde aber gelegentlich dieselben an die Behörde
                  befördern. Wenn du schreibst so lege doch einen
                  Brief in den andern, denn sonst muß umsonst
                  doch gelt Post Porto bezahlt werden,ich weiß über-
                  haupt gar nicht wie es möglich, das ein Brief
                  von Schiau/Schian 4 Tage unterwegs seyn kann, was
                  doch mit diesen beyden der Fall war. Jaster
                  war in Vargen Gahrinardt(??), und die ganze Stadt
                  Beau Monde d. San Jagel lief, fuhr und ritt zum
                  Steindammer Thor hinaus, ich wolte mir den Zoo
                  bey Minna Gantesweiler ansehn, und hatte es
                  mit Wilh. verabredet, mich von da abzuholen
                  allein


                  Seite 4

                  allein als ich hinkam war doch solch eine Menschen
                  Maaße da, daß ich Gott dankte wen ich wieder weg
                  war, denn ich glaube, ich wäre krank geworden un-
                  ter dieser Menge, es waren viele Bekante, aber
                  auch viele Fremde da. Da die Beaujen? weg ist
                  hat sich die Alte Cassiererin ein JudenKind
                  zur Erziehung angenommen, dies Mädchen
                  ist 8 Jahre alt, ist nicht häßlich man giebt
                  200 rtl für dies Kind, aber mit allem zusammen
                  Unterhalt, Wäsche, Kleider, Schulgeld, Bücher
                  kurz alles was zum Unterhalt und Erziehung
                  erfordert wird, ich denke da hat sich unsere Alte
                  eine gute Lauß wie man zu sagen pflegt, in den
                  Pels gesezt, doch laß den/die? sich wissen? was geht es

                  mich an. Da die vierte Seite beynah voll ge-
                  schrieben ist, muß ich dir du guter Carl wohl ein
                  Lebe wohl sagen, und dich versichern das ich mit
                  Liebe bin
                  deine treue Mutter

                  verv/verw (wohl verwitwete) Hübner

                  geb. Würffel


                  ~~~~~

                  Noch mals ganz herzlichen Dank!

                  Hochachtungsvoll,

                  Lars E. Oyane
                  Zuletzt geändert von loyane; 13.07.2018, 09:47.

                  Kommentar

                  • mawoi
                    Erfahrener Benutzer
                    • 22.01.2014
                    • 3968

                    #24
                    Hallo,
                    auf Seite 4 Beaujin statt Beaujen.
                    VG
                    mawoi

                    Kommentar

                    • Karla Hari
                      Erfahrener Benutzer
                      • 19.11.2014
                      • 5878

                      #25
                      auf Seite 4


                      Pels gesezt, doch laß Sie sich ...
                      Lebe lang und in Frieden
                      KarlaHari

                      Kommentar

                      • Verano
                        Erfahrener Benutzer
                        • 22.06.2016
                        • 7819

                        #26
                        Seite 1:

                        sen nach dem UngeRechtens erstlich Ihr die 92 rth etliche g. (Groschen)
                        ...
                        te mir H. Pemer?, aus unserm Hause grüßt dich alles, auch der

                        Seite 2:


                        das du deinem Pergamentchen* nicht schreibst warum
                        ...

                        viel Lobens wehrtes von Ihr dieser? einer Elbingerinn gehört und


                        * Ich erkläre mir das so: (auf/in) deinem Briefpapier nicht schreibst,



                        Viele Grüße August

                        Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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