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#11
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Hallo Jürgen,
da haben wir die Gertrude Martha von Czenstkowski geb. 12.11.1898 in Zukowken (Standesamt Parchau) Nr.111 https://metryki.genbaza.pl/genbaza,detail,316840,136 @consanguineus : hier Arbeiter Anton v. Czenstkowski passt also zusammen Viele Grüße |
#12
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Daran habe ich keinerlei Zweifel. Ich meinte vorhin etwas anderes: ob sich die kaschubische Adelstochter wohl grämte, daß ihr Vater Kuhhirte war und deshalb so hoch hinaus wollte.
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#13
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Gerade Pommerellen bzw. das spätere Westpreußen war ja besonders für die vielen verarmten Adeligen bekannt.
Geändert von Sneezy (18.04.2021 um 20:12 Uhr) |
#14
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Ja, Balduin, das ist wohl so, aber verarmten Adel gab es auch überall sonst, ohne daß mir je ein Beispiel untergekommen wäre, daß deswegen jemand Kühe gehütet hätte. Nicht daß ich den Beruf des Kuhhirten irgendwie anstößig fände, aber in jedem Teil Europas (Pommerellen offenbar ausgenommen) hätte selbst der verarmteste Adelige es als unstandesgemäß empfunden, auf Wiederkäuer aufzupassen. Für solche Leute gab es als letzten Ausweg normalerweise das Militär oder die Emigration nach Übersee oder andere fürchterliche Dinge.
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#15
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Hallo Consanguineus,
ja in Pommerellen lagen die Dinge etwas anders. Bedingt durch die Teilungen der Besitzungen und die Abfindungen waren die "Güter" nicht größer wie ein normaler Bauernhof. Viele der Adeligen waren zur königlich polnischen Zeit oftmals auch nur Einlieger auf adeligen Besitzungen um so den Adelsanspruch zu gewährleisten. Die Kontributionskataster zeigen recht gut die Besitzverhältnisse. Ein Adeliger besaß in der Regel ein Pferd, das war ein Standessymbol, daneben ggf. 2 Ochsen als Zugtiere und dann Schafe ggf. 1 Kuh oder Schwein. Das neben 1 - 3 Hufen Land. Auch ackerten viele selber, nicht alle Besitzungen hatten Scharwerker etc. Es gab nur recht wenige wirklich große Besitzer (Im Norden Prebendowski, Krokow, Jannewitz, Weyer), die auch zunehmend auch die Not der kleinen Adeligen besonders die Familie Prebendowski nutzte um vor 1772 den Besitz zu vergrößern. Das änderte sich nach 1772 in den nächsten hundert Jahren gewaltig. Werden die Kataster mit den Güteradressbüchern verglichen, so ist festzustellen, dass die Masse der kaschubischen Adeligen verschwunden ist und Auswärtige den Ton angeben. Nur wenige Familien können den alten Status waren. Die Masse hatte einen Adelstitel aber keinen Besitz mehr. So haben wir alle möglichen Berufe bis zum Kuhhirten. Viele dieser adeligen hatten natürlich Probleme den Adel nachzuweisen. Typisches Beispiel vor einem Gericht, Frage nach einem Ausweis. Antwort: habe Keine Unterlagen nicht einmal einen Heiratsschein. ... Viele Grüße Geändert von Pommerellen (18.04.2021 um 21:07 Uhr) |
#16
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Hallo Pommerellen,
hab vielen Dank für diesen äußerst interessanten Exkurs! War denn trotz aller wirtschaftlicher Not einem verarmten pommerellischen Adeligen bewußt, daß er zum Adel gehörte, oder verblasste die Erinnerung daran mit der Zeit? Andersherum gefragt: gab es beim pommerellischen Adel so etwas wie ein ausgeprägtes Standesbewußtsein? Viele Grüße consanguineus |
#17
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Hallo Consanguineus,
der Ausweg Militär war vor 1772 in Westpreußen recht selten genutzt. Bevorzugt waren die wenigen evangelischen Adeligen beim Militär, da diese keine Ämter im katholischen Polen beanspruchen konnten. Nach 1772 versuchte der Alte Fritz durch die Kadettenanstalt in Culm und großzügige Bedingungen (freier Eintritt) die westpreußischen Adeligen zu gewinnen. Doch traten hier bevorzugt, so wie ich dass bisher verfolgt habe ehr Söhne von den noch vermögenden Adeligen ein. Ein Grund kann auch sein, da ja der Adel nachgewiesen werden musste war dies den ganz Armen davon nicht möglich, da nicht alle Adeligen 1772 auf der Marienburg gehuldigt hatten. Das Militär war nicht so populär wie auf der hinterpommerschen Seite. Die Emigration setzte so um 1860 vorzugsweise in die USA ein. Viele Grüße |
#18
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Hallo Consanguineus,
ja es gab ein Zusammenhörigkeitsgefühl. Erstens man heiratete unter sich und das kennenlernen war organisiert. So um 1840 gab es "Gesellschaftsabende" im Winter um sich zu treffen, ... Ich habe eine kurze Geschichte über das Kennenlernen von zwei Personen. Der Mann ritt mit dem Pferd zu Hofe des zukünftigen Schwiegervaters, die Tochter war gerade auf dem Baum beim Apfelpflücken. Er stellte sich kurz vor und die Heirat war ausgemacht. Es wurde auch ganz strategisch geheiratet. Fünf Brüder heiraten 5 Schwestern da bleibt bei einem zurückfallenden Erbe bestimmt was in der Familie. Gibt da viele Beobachtungen, die das bestätigen. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war das Leben ländlich geprägt Familie und Kirche waren die bestimmenden Größen. Wobei doch bedingt durch die Grenze zu Hinterpommern recht viele konfessionsverschiedene Ehen geschlossen wurden, dass ehr unter den Vermögenderen. Viele Grüße Geändert von Pommerellen (18.04.2021 um 21:09 Uhr) |
#19
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Hallo Pommerellen,
eine ganz andere Welt, die Du da beschreibst. Danke für diesen Einblick! Viele Grüße consanguineus |
#20
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Hallo Pommerellen
Du kennst Dich gut aus in der Gegend und dortiger Geschichte. Die Kaschuben fühlten sich wohl nicht als Polen oder Deutsche sondern eben als Kaschuben und waren meist katholisch wie die meisten Polen auch. 1896 war übrigens jener Vater Anton Czenstkowski Pächter, das "von" hat der StA. Beamte auch weggelassen. Die Anzeigende war die Wittwe Marianne WITZKE und konnte nicht schreiben, macht daher drei Kreuze. Irgend jemand der Familie soll berichtet haben er sei Trinker gewesen. Ob das so recherchiert wurde oder erdacht, weiß ich nicht. Viele Grüße Juergen Geändert von Juergen (18.04.2021 um 23:11 Uhr) |
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