Die katholische Diözese Paderborn - eine "klassische" Auswandererregion?

[Sbriglione]

Hallo allerseits,

ich stelle mir gerade mal wieder verstärkt die Frage, was meine Vorfahrenfamilie BIERBÜSSE nebst diverser anderer Familien aus der gleichen Region in den 1760er Jahren in die Region Magdeburg-Halberstadt getrieben haben könnte, die damals wohl auch insgesamt Einwanderer an sich gezogen hat (u.a. auch aus dem Eichsfeld).
Vom Eichsfeld weiß ich, dass es da Probleme, wie die "gleiche" Erbteilung gab, die dazu geführt hat, dass die einzelnen Höfe immer kleiner wurden, die Böden nicht sonderlich ertragreich und die Infrastruktur wohl auch eher weniger prickelnd war mit der Folge, dass viele Leute als Hausierer oder Wanderarbeiter zunächst saisonal und dann (aber erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt) auf die Dauer in Richtung Magdeburger Börde abgewandert sind.
Gab es im Paderbornischen vergleichbare Ursachen für Auswanderung oder könnten Kriegsfolgen und/oder gezielte Werbemaßnahmen zur Abwanderung geführt haben?

Ich bin gespannt auf euer Wissen!

Grüße!

[JuHo54]

Hallo Sbriglione,


Ich denke der 7 jährige Krieg war Schuld daran, als sich Paderborn gegen Preußen stellte, kann aber auich religiöse Gründe haben. Vormals ( vor dem 30jährigen Krieg) war die Stadt Paderborn evangelisch..... und im 18. Jahrhundert erzkatholisch, deswegen werden die ev. Bürger nicht unbedingt den Glauben gewechselt haben, sondern lieber abgewandert. In Salzburg zu dieser Zeit war dies so schlimm , dass sämtliche ev. Bürger Salzburg verlassen mussten oder konvertieren und so kam es ja dann zu den Salzburger Exulanten in Ostpreußen.
Liebe Grüße
Jutta

[Sbriglione]

Hallo Jutta,

gerade die religiöse Frage dürfte im Fall meiner Vorfahren und der anderen Leute aus der Region, die ich gefunden habe, leider nicht passen: die Auswandernden waren und blieben katholisch (bei meinen BIERBÜSSES fand er Religionswechsel erst bei Mitgliedern der ersten schon in der Zielregion geborenen und dort noch katholisch getauften Generation statt, so weit sie die Ehe mit ProtestantInnen eingegangen sind)...

Ortswechsel aus religiösen Gründen habe ich zwar durchaus auch bei Vorfahren von mir, aber die haben dann schon deutlich vor dem 30jährigen Krieg von Böhmen aus ins Mansfeldische und nach Nordthüringen geführt.
Im Gebiet der Magdeburger Börde gab es diverse katholisch gebliebene Klöster mit kleinen katholischen Kirchengemeinden, die gerade auch katholische Einwanderer angezogen haben (zu denen meine BIERBÜSSEs ebenso gehört haben, wie kurioserweise ein während des 30jährigen Krieges zugezogener katholischer Vorfahre von mir, der aus einem damals streng protestantischen Gebiet im Württembergischen stammte - und möglicherweise durch die Liebe in einem Ort, in dem es für ihn auch eine katholische Klostergemeinde gegeben hätte, zum Luthertum übertrat)...

Auch von den katholischen Eichsfeldern haben so einige mehr, als eine Generation gebraucht, um protestantisch zu werden.

[JuHo54]

hallo Sbriglione

Vielleicht ist das der Grund:

https://www.erzbistum-paderborn.de/erzbistum-und-erzbischof/bistumsgeschichte/partnerschaften/magdeburg/

Liebe Grüße
Jutta

[Sbriglione]

Hallo Jutta,

ausschlaggebend für die Auswanderung?
Da wäre ich mir nicht unbedingt sicher. Aber schon ein sehr spannender Aspekt, der gut zur Richtung der Auswanderung beigetragen haben könnte.
Sehr interessant und mir bisher noch nicht bekannt!

Leider weiß ich nicht sicher, für wen meine BIERBÜSSEs am ersten Standort nach ihrer Auswanderung gearbeitet haben (mein Vorfahre Johann Georg BIERBÜSSE ist im entsprechenden Ort, Neuwegersleben, nur allgemein als "Arbeitsmann" eingetragen), aber schon sein zweiter gesicherter Eintrag (leider "nur" knappe 38 Jahre später in Anderbeck - zwischenzeitlich soll sich die Familie u.a. irgendwo im Helmstedtischen aufgehalten haben, wo ich sie aber nicht gefunden habe) weist ihn als "Arbeitsmann auf dem Klosterhof" aus.
Nicht auszuschließen, dass die Auswanderung in seinem konkreten Fall auf gezielte Werbung durch einen kirchlichen Arbeitgeber (das Neuwegeslebener Kloster?) zurückgegangen sein könnte...

Liebe Grüße
Giacomo

[JuHo54]

Hallo Sbriglione,
zu der Zeit waren sie ja noch nicht unbedingt "frei", vielleicht ist er geschickt worden ???
Liebe Grüße
Jutta

[Sbriglione]

Hallo Sbriglione,
zu der Zeit waren sie ja noch nicht unbedingt "frei", vielleicht ist er geschickt worden ???
Liebe Grüße
Jutta

Hallo Jutta,

im Gebiet der Fürstentümer Braunschweig-Wolfenbüttel, Halberstadt und Magdeburg gab es damals nur noch die so genannte "Erbuntertänigkeit", bei der die Unfreiheit an den Hofbesitz gekoppelt war.
Dass es ausgerechnet im Paderbornischen damals noch Leibeigene im engeren Sinne gegeben haben sollte, kann ich aufgrund meines diesbezüglich nicht vorhandenen Wissens zwar nicht ausschließen, kann daran aber auch nicht wirklich glauben.
Falls es sie doch noch gegeben haben sollte, stelle ich es mir zumindest als schwierig vor, diese Leibeigenschaft auch grenzübergreifend durchzusetzen (aus dem Neuwegerslebener Kirchenbuch geht hervor, dass sich meine BIERBÜSSES dort nicht lange augehalten und bald zu einer Helmstedter Kirchengemeinde gewechselt seien. Helmstedt gehörte aber nun nicht nur zu einem anderen Fürstentum, sondern auch noch zu einer andern Herrscherfamilie).
Wenn sie geschickt worden sein sollten, dann wäre das nur auf der freiwilligen Basis von persönlich freien Lohnarbeitern gegangen.

Liebe Grüße
Giacomo