Personenkartei Bundesarchiv Lesehilfe

[NicoleB]

Hallo zusammen,

mein Urgroßvater Oswald Willi Fritzsch ist, wie so viele Andere, nicht aus dem 2. Weltkrieg zurückgekehrt und meine Familie hörte nie etwas über seinen Verbleib. Es gab keine Gefallenenmeldung und er taucht auch nicht auf den Verlustlisten auf.

In meiner Familie gibt es eine Geschichte, dass er in einem U-Boot im schwarzen Meer mit einem Regenbogenbefehl versenkt wurde, was ich stark bezweifele. Auf den U-Boot Besatzungslisten taucht er auch nicht auf.

Heute habe ich Rückmeldung vom Bundesarchiv erhalten und möchte seinen Werdegang nachvollziehen und evtl herausfinden, was mit ihm passiert ist.

Folgende Stationen entnehme ich den Karten:

01.04.1941 Diensteintritt Marine (Ergänzungspersonal der Marineartillerie)

auf Karte 4:

18.11.1941-14.12.1941 Lazarett Lauenburg wegen Ischiasproblemen - kann jemand lesen, was dort sonst noch auf der Karte steht?

auf Karte 2:

09.12.1942 Bataillon Schlesien

danach M.A.A. Marseile - ich vermute das ist dann Marine Artillerie Abteilung 611 Marseille

danach M.A.A. 612 Adria - ich vermute dann M.A.A. 612 Toulon?!

auf Karte 3:

seit 27.09.1943 durch Vlg. 9.8124 - den Rest kann ich nicht richtig lesen.

Kommando: Adm. Adria? Und in dem Nachbarfeld stehen noch 3 Angaben, davon kann ich nur M.A.A. 611 lesen.

auf Karte 1:

01.02.1943 Beförderung zum Obergefreiten

und unten noch ein Bleistifteintrag mit 15.12.1944 - könnte das sein Todesdatum sein?

Weiß jemand mehr über die Gefechte in der Adria oder was mit den Soldaten der M.A.A. 612 passiert ist? Kann man herausfinden auf welchem Schiff er war.

Für jeden Tipp wäre ich sehr dankbar.
Liebe Grüße
Nicole

[Moselaaner]

Hallo Nicole,
der Gesuchte war auf keinem Schiff im Einsatz. Marineartillerie bedeutet einfach gesagt: Große Geschütze in Bunkern oder Stellungen entlang der Küste.
Etwas zur Marine-Artillerie-Abteilung 612 findest du hier.

https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/MarineArtAbt/MarineArtAbt612.htm

Gruß
Moselaaner

[ReReBe]

auf Karte 1:
und unten noch ein Bleistifteintrag mit 15.12.1944 - könnte das sein Todesdatum sein?

Das war auch mein erster Gedanke.
Könnte durchaus so sein, da es das letzte vermerkte Datum auf den Karten ist.

Gruß
Reiner

[Sxdxdr]

Hallo Nicole,

im Nachbarfeld von Karte 3 steht über M.A.A. 611 noch:
Kdm. Hela
Batl. Schlesien

Zu seinem Verbleib:
Falls sie dir noch nicht vorliegt, könntest du evtl. versuchen seine Geburtsurkunde zu besorgen. Dort könnte es durch einen Randvermerk einen Hinweis zu seinem Tod geben oder ob er als vermisst gilt.

Beste Grüße
Dennis

[RLP-Peter]

Kdm. Hela Batl. Schlesien

Da steht schon Batt., was ja auch besser zur Küstenartillerie paßt. Also wird wohl die Küstenbatterie Schlesien gesucht.

Könnte das hier sein:

https://www.team-bunkersachsen.de/pages/schutzbauten-bis-1945/halbinsel-hel/bat.-schlesien-laskowski.php

[RLP-Peter]

Kleine Zusammenfassung:

Willi Fritzsch, *1.8.1911 Wünschendorf im Erzgebirge, gehörte seit 1.4.1941 zur Wehrmacht, den ersten Eintrag lese ich als PiB.A.A. [Karte 1]. Wäre dann doch eher Pioniere, oder?

Der erste sicher lesbare Truppenteil war dann die Marine-Artillerie-Abteilung 119 auf der Halbinsel Hela, und zwar bei der dortigen Küstenbatterie Schlesien.

Am 13.2.1942 ging die Meldung ein, daß er zws. 18.11.1941 und 19.12.1941 im Marine-Lazarett in Lauenburg war. Ende 1942 wurde die MAA 119 aufgelöst und er kam zur MAA 611 nach Marseille.

In Toulon waren die Deutschen erst Ende 1942 einmarschiert, danach wurde die Küste wohl ebenfalls befestigt und es entstand dort im Frühjahr die MAA 612. Willy - so verstehe ich das - blieb aber bei der 611er in Marseille. Erst mit der Verlegung der 612er nach dem späteren Jugoslawien (Herceg Novi?), erhielt Willy zum 27.9.1943 die Versetzung zu dieser Abteilung.

Bereits am 1.2.1943 war er Obergefreiter geworden. Im Oktober 1944 wurde die MAA 612 aufgelöst. Die Geschütze hatte man gesprengt, und die Matrosen wurden im Erdkampf gegen die Tito-Partisanen eingesetzt - wofür sie wohl nicht ausgebildet und damit hoffnungslos unterlegen waren. Das Marien-Schützen-Bataillon 612 oder Marine-Schützen-Bataillon Wachtel (nach seinem Befehlshaber Dr. Fritz Wachtel) kam in der Stadt Neum zum Einsatz und ging dann endgültig bei den Gefechten von Vukov Klanac Mitte Oktober 1944 unter.

Wenn der 15.12.1944 sein Sterbedatum war, müßte er demnach zuletzt im Süden des heutigen Kroatiens gewesen sein.

[NicoleB]

Hallo zusammen,


vielen lieben Dank für eure Antworten. Das hilft mir sehr weiter!



Ich habe am Wochenende von meiner Tante erfahren, dass sein letzter Brief vom 04.05.1945 gewesen sein soll. Wenn das stimmt, war der 15.12.1944 doch nicht sein Sterbedatum.



Über die Gefechte in Neum und Vukov Klanac habe ich ein paar spärliche Berichte im Internet gelesen.


Kann ich irgendwo nachlesen, aus welchen Einheiten die MAA 612 genau bestanden hat?



LG
Nicole

[Sxdxdr]

Hallo Nicole,

ich bin jetzt zwar nicht der große Marine Artillierie-Spezialist, aber die MAA 612 ist quasi die "unterste" Einheiten. Dieser waren in dem Sinne keine weiteren Einheiten untergeordnet.
Die Abteilungen waren aber noch in verschiedenen Batterien (ich meine 3 Stück) aufgeteilt.

(Falls ich totalen Mist geschrieben habe, lasse ich mich gerne korrigiere.)

Beste Grüße
Dennis

[RLP-Peter]

... aber die MAA 612 ist quasi die "unterste" Einheiten. Dieser waren in dem Sinne keine weiteren Einheiten untergeordnet. Die Abteilungen waren aber noch in verschiedenen Batterien (ich meine 3 Stück) aufgeteilt.

Die Abteilung bei der Artillerie entspricht dem Bataillon bei der Infanterie.

Die Infanterie kennt darunter dann: Kompanie, Zug und Gruppe.

Bei der Artillerie wäre das: Batterie und Geschütz.

Unterste Teilung also das Geschütz mit Geschützführer, Richtkanonier, Ladekanonier(e) usw.