Taufname

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  • Interrogator
    Erfahrener Benutzer
    • 24.10.2014
    • 1982

    Taufname

    Guten Tag,

    in einem Kirchenbuch steht ein kompletter Taufeintrag, ABER unter Bemerkung steht dann: der Taufname des Kindes heißt ....

    Der vollständige Name des Kindes ist angegeben, aber der Vorname ist nicht identisch mit dem Taufnamen.

    Was kann dahinter stecken?

    Bin gespannt....
    Gruß
    Michael
  • Ralf-I-vonderMark
    Super-Moderator
    • 02.01.2015
    • 2856

    #2
    Hallo Michael,

    zwar kennen wir den von Dir erwähnten Taufeintrag nicht, so dass eine Überprüfung und konkrete Bezugnahme nicht möglich ist.

    Gleichwohl versuche ich, die mutmaßliche Praxis mit einem Beispiel zu belegen.

    Am ~06.05.1821 wird in Heilige Familie Kamen eine Anna Johanna Wilhelmina Louise Hill (*29.04.1821] getauft. Da sie sich aber nachweisbar zeitlebens Anna Maria bzw. Maria Anna genannt hatte, hat ein anderer Pfarrer später mit anderer Schrift „vulgo Anna Maria“ ergänzt. [T_0220 letzter Taufeintrag]
    vgl. https://data.matricula-online.eu/de/...2-01-T/?pg=225

    Offenbar hat sie die vier Taufvornamen nicht als möglichen Vornamen gemocht und wollte wohl auch nicht nur „Anna“ heißen, sondern hat den Vornamen „Maria“ in Kombination mit „Anna“ bevorzugt.

    Im 19. Jahrhundert war es nicht ungewöhnlich, dass Personen für sich einen anderen Vornamen verwendeten, welcher nicht den Taufnamen entsprach. Diese Praxis wurde aber selten nachträglich im Taufeintrag vermerkt.


    Viele Grüße
    Ralf

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    • Interrogator
      Erfahrener Benutzer
      • 24.10.2014
      • 1982

      #3
      Hier der Eintrag aus dem Jahre 1915
      Angehängte Dateien
      Gruß
      Michael

      Kommentar

      • Gastonian
        Moderator
        • 20.09.2021
        • 3299

        #4
        Hallo Michael:


        In deinem Eintrag ist auch der Name des ersten Paten durchgestrichen, und der zweite Pate wurde bei der Taufe vertreten. Ich kann mir vorstellen, daß es da zwischen den Eltern und den Paten einen Konflikt wegen der Namensgebung gab.


        VG


        --Carl-Henry
        Meine Ahnentafel: https://gw.geneanet.org/schwind1_w?iz=2&n=schwind1&oc=0&p=privat

        Kommentar

        • Interrogator
          Erfahrener Benutzer
          • 24.10.2014
          • 1982

          #5
          Danke
          Gruß
          Michael

          Kommentar

          • AKocur
            Erfahrener Benutzer
            • 28.05.2017
            • 1371

            #6
            Hallo Michael,

            bei deinem Fall kann ich nur mutmaßen, aber ich habe einen möglicherweise vergleichbaren Fall in meiner Familie, wo mir die Umstände bekannt sind.

            Meine Oma mütterlicherseits wurde 1900 geboren. Wie üblich in der Region, wurde die Geburt von Familienmitgliedern, Nachbarn und Freunden gut und mit reichlich Alkohol gefeiert. Am nächsten Tag ging mein Uropa dann zum Standesamt, um die jüngste Tochter anzumelden. Er soll aber noch nicht wieder vollständig nüchtern gewesen sein und konnte sich wohl auf dem Amt nicht mehr daran erinnern, wie das Kind heißen sollte. Ob er sich dann selbst oder mit Hilfe des Standesbeamten für den Namen "Anna" entschieden hat, ist unbekannt. Wieder zu Hause angekommen, musste er das seiner Frau natürlich beichten. Die war entsetzt. "Aber wir haben doch schon eine Anna!"

            Die Taufe folgte am Tag danach. Man taufte auf den (vorher vereinbarten) Namen "Ida". Interessanterweise hieß ihre weibliche Taufpatin Anna mit Vornamen. Eventuell ist mein Uropa so auf den "falschen" VN gekommen.

            Meine Oma war in ihrem Alltagsleben zeit ihres Lebens jedem als Ida bekannt. Selbst ihr Sparkonto bei der Bank lief auf diesen Namen (mehrere Sparbücher sind in meinem Besitz). Amtlich hieß sie aber immer Anna (Kopien der Originalgeburts- und Originalsterbeurkunde liegen mir vor).

            Ich bin mir unsicher, ob man den "Fehler" hätte berichtigen können, zumindest zeitnah nach der Geburt. Auf jeden Fall hätte das aber, wenn überhaupt möglich, etwas gekostet. Und da kann ich mir gut vorstellen, dass das einfach als zu unwichtig erachtet wurde um dafür Geld auszugeben. Dann lebte das Kind halt mit zwei unterschiedlich genutzten Namen. Wie Ralf schon schrieb, im 19. Jh. war es durchaus möglich, einen anderen VN zu nutzen, als im eigenen Taufeintrag eingetragen waren. Das dürften meine Urgroßeltern also gewöhnt genug gewesen sein, um es nicht als unmöglich zu empfinden, zwei verschiedene Namen in Nutzung zu haben. Dazu kommt bei meiner Familie auch, dass man der Kirche deutlich mehr Autorität zugestanden haben dürfte, als dem Staat. Der "richtige" Name meiner Oma war Ida. Der amtliche VN ist der "falsche".


            Da bei deinem Taufeintrag einer der korrigierten VN der Rufname des Vertretungspaten ist, würde ich auf ein Durcheinander da tippen. Vielleicht war der Pfarrer zu schnell mit dem Taufen und fragte die anwesenden Paten einfach nach ihren Namen und taufte schon, bevor noch jemand "halt, das Kind soll aber anders heißen" rufen konnte. Da es zu dieser Taufe einen korrespondierenden standesamtlichen Geburtseintrag geben muss, wäre es sehr interessant zu wissen, was da als Name des Kindes eingetragen wurde.


            LG,
            Antje

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            • nav
              Erfahrener Benutzer
              • 30.03.2014
              • 715

              #7
              Auch nur eine Geschichte, die allgemein mit dem Thema unterschiedlicher Vornamen zusammenhängt, aber vielleicht dennoch interessant:

              Ein Vorfahre, Anton Lötten, wurde 1811 in Dorsten als uneheliches Kind geboren.

              In seinem (sehr spärlichen) Taufeintrag steht als vollständiger Name Joseph Anton verzeichnet. Da seine Geburt aber auch in die kurze Zeit der Zivilstandsregister fällt, lohnt sich auch dort ein Blick - in seiner Geburtsurkunde heißt er plötzlich Anton Ludwig! Später, zur Heirat z. B., wird er natürlich die kirchliche Taufbescheinigung vorgelegt haben, nicht die schon lange wieder irrelevante Geburtsurkunde, und so wird er durchgehend, wenn nicht nur mit Rufnamen, als Joseph Anton geführt.

              Sein jung verstorbener Bruder wurde zwar 1809 auch in Dorsten getauft, ist aber im Zivilstandsregister aus welchem Grunde auch immer nicht aufgeführt worden, hier lässt sich der Vorname also nicht vergleichen.

              Die Mutter der beiden hieß mit vollem Namen Christina Gesina Lötten. Zur Zeit, als sie sich auswärts als ledige Dienstmagd hat schwängern lassen, wurde sie durchgehend Christina genannt. Später, als verheiratete Frau zurück in ihrer Heimatstadt, war sie dann auf einmal Gesina.

              Nico

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