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  #1  
Alt 04.04.2018, 16:35
Benutzerbild von scheuck
scheuck scheuck ist offline weiblich
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Standard Breslau - Flucht und Vertreibung -

Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: nach 1944
Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Breslau
Konfession der gesuchten Person(en):
Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken):
Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive):


Ihr lieben Helfer und Wissende,

mir fehlt jegliche Vorstellung von den "Zuständen" in Breslau ab ca. 1944 Ich "kenne" Flucht und Vertreibung nur aus dem "Fernsehen" bzw. habe dazu natürlich auch einiges gelesen.

Speziell bezogen auf Breslau habe ich im Inet erfahren, dass einige Breslauer Anfang 1945 geflohen sind; die erste Vertreibung der Deutschen habe im Frühsommer 1945 stattgefunden. Nachdem sich die polnische Verwaltung etabliert hatte, habe man in den Jahren 1946/1947 die noch in Schlesien verbliebenen Deutschen endgültig vertrieben.

Ich habe mir da mal ein "Kopf-Kino" gemacht, soweit man das überhaupt kann

Flucht ist für mich etwas, worüber ich selbst entscheiden kann; ich mache mir nach Möglichkeit einen Plan und gehe.
Vertreibung ist eine andere Sache, da habe ich nichts mehr selbst zu entscheiden; ich muss gehen. Sehr wahrscheinlich wird das doch nach einem vorgegebenen "Muster" abgelaufen sein, oder?
Hat man ein genaues, zeitnahes Datum und eine entsprechende Stunde festgesetzt, bis zu dem/der die deutschen Breslauer ihre Wohnungen/Häuser zu verlassen hatten? Hat man sie dann in einen Zug gen x gesetzt, oder musste jeder mit seinen Habseligkeiten selbst sehen, wohin er sich aufmacht? - Ich stelle mir das generell als "logistisches" Problem vor ...

Gustav Hoecke und Vetter Eberhard Plany haben 1943 beide an der Viktoriastraße 109 gewohnt; Gustav's Schwager Erich Schimraschzik ebenfalls. - Gustav's Bruder Eberhard hat an der Brüderstraße gewohnt, möglicherweise aber auch an der Viktoriastraße 7 (es gibt zwei Einträge für Eberhard Hoecke im Adressbuch 1941/1943). - Beide Adressen liegen ca. 3km voneinander entfernt.

Wenn man fliehen will/kann, macht man sich da nicht als "Familie" gemeinsam auf den Weg? - Okay, im Fall der "organisierten" Vertreibung mag man keinen Einfluss mehr haben ...

"Störend" an meinem naiven Kopf-Kino ist, dass Eberhard Plany es in den Westen geschafft hat, während Eberhard Hoecke in Blankenburg/Harz gelandet ist. Von Gustav Hoecke und Erich Schimraschzik fehlt jede Spur (was mich ja bis zum Beweis des Gegenteiles auf die Idee bringt, dass beide es nicht geschafft haben).

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand erklären könnte wie das damals in Breslau abgelaufen ist und danke schon mal vorab herzlich!
__________________
Herzliche Grüße
Scheuck

Geändert von scheuck (04.04.2018 um 16:53 Uhr)
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  #2  
Alt 04.04.2018, 17:02
Tschepiner Tschepiner ist offline männlich
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Standard vertreibung

Hallo Scheuk,
viele Zeitzeugen haben über die Flucht vor den nahenden Russen und die Vertreibung aus den Deutschen Ostgebieten duch die damals polnische Regierung, geschrieben.
Bei z.B. www.zvab.com gibt es genügend Literatur die ich Dir empfehlen kann.
Bei uns die dies alles erlebt haben bleibt es für immer im Gedächtnis haften.

Viele Grüße
Tschepiner
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  #3  
Alt 04.04.2018, 17:18
Benutzerbild von scheuck
scheuck scheuck ist offline weiblich
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Sei bedankt, Tschepiner!

Ja, dazu, mir vorzustellen, dass den Zeit-Zeugen diese "Erlebnisse" immer und ewig im Gedächtnis bleiben, brauche ich noch nicht mal mein naives Kopf-Kino
__________________
Herzliche Grüße
Scheuck
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  #4  
Alt 04.04.2018, 17:59
BerWi BerWi ist offline
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Meine Mutter,geb. 1943 in Schlesien, musste mit ihren Eltern die Flucht bereits im Winter 1944/45 antreten,jedoch meine Urgroßmutter mit dem Rest der Familie weigerte sich,ihre Heimat zu verlassen.Folgende überlieferte Tatsache spielte sich zu jener Zeit ab:
"
Die älteste Tochter von Heinrich und Agnes Fischer, ging Ende 1945 gemeinsam mit einer jungen Freundin nach hause. Glatz war wie ganz Schlesien polnisch bzw. russisch besetzt, marodierende Soldateska schikanierte die Bevölkerung, die ohnehin ab Jänner 1946 binnen Stunden einen Koffer zu packen hatte, um gen Westen auf offenen Viehwagen verfrachtet zu werden.
Es war lebensgefährlich besonders für junge Mädchen, und so wurden auch die beiden von Russen bald gestellt und verfolgt. Sie liefen um ihr Leben. Als Friedel sah, daß kein Entkommen mehr sein würde, rief sie ihrer jüngeren Freundin zu, sie solle alleine heimlaufen, sie, Friedel würde die Verfolger aufzuhalten versuchen - und blieb zurück. Die Soldaten schossen nach der Fliehenden, die noch keine 17 Jahre war, trafen sie an der rechten Hand, doch konnte sie entkommen".Noch in derselben Nacht wagten einige Nachbarn die Suche nach Friedel. Man fand sie tot, bestialisch zugerichtet mit gezählten 46 Messerstichen. Sie gab ihr Leben für ihre Freundin.

Geändert von BerWi (04.04.2018 um 18:01 Uhr)
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  #5  
Alt 04.04.2018, 18:01
Benutzerbild von mesmerode
mesmerode mesmerode ist offline weiblich
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hast Du schon mal bei Liisa nachgefragt ?
Sie hatte mir bei Schiegersohns Opa geholfen.

Uschi

hab nochmal geschaut
es geht um die
Namensliste vertriebener Breslauer

Geändert von mesmerode (04.04.2018 um 18:05 Uhr) Grund: Nachtrag
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  #6  
Alt 04.04.2018, 18:16
U.Christoph U.Christoph ist offline weiblich
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Hallo,

kennst Du diesen Bericht schon? http://www.christoph-www.de/vertreibung%201.html

Ansonsten: mein Vater ist Juni 1945 z.T. zu Fuß geflohen. Wir wurden am 04.03.1946 um 6:00 geweckt, sollten um 7:30 das Haus verlassen haben, wurden ins Finanzamt von Glatz getrieben, blieben dort bis zum nächsten Vormittag. Am 05.03. wurden wir in Viehwaggons verladen und die Fahrt ging in den Westen, Ankunft 09.03.1946 in Marienthal.

Viele Grüße
Ursula

Geändert von U.Christoph (04.04.2018 um 18:25 Uhr)
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  #7  
Alt 04.04.2018, 18:40
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scheuck scheuck ist offline weiblich
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Ich danke Dir, BerWi!

Ja, so ähnlich war das in Metgethen auch - Mein Onkel und seine Frau lebten mit im Haus ihrer Eltern, mein Onkel war Soldat.

"Man" hat die Mutter (sie muss so um die 65 gewesen sein) zunächst x-mal vergewaltigt, wobei ihr Mann und meine Tante zusehen mussten; danach hat man sie auf der Stelle erschossen und ihren Mann erschlagen; auch das hat meine Tante gesehen. Letztlich konnte meine Tante fliehen ...

Sie war Zeit ihres Lebens "etwas komisch" und niemand hat's verstanden; ich bin ein absolutes Nachkriegs-Kind, aber ich schäme mich heute noch für meine Großeltern, meinen Onkel und auch für meine Eltern......
__________________
Herzliche Grüße
Scheuck
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  #8  
Alt 04.04.2018, 18:50
Benutzerbild von scheuck
scheuck scheuck ist offline weiblich
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Hallo, Ihr "Uschis"!

Dank auch Euch!

Ja, mesmerode, das ist alles schon abgeklopft, daher weiß ich von Eberhard Hoecke und Eberhard Plany.

Ursula, nein, den Bericht kenne ich noch nicht, werde ihn aber gleich lesen.
Okay, also nix mit "Logistik"; eine gute Stunde, um die Habseligkeiten (die man tragen kann) zusammenzupacken und dann von einem Sammelplatz aus in offenen Wagen gen Westen ...

Tja, so wird es dann mit den beiden Eberhards auch gewesen sein. - Mich wundert nach wie vor, dass es keiner von beiden zur Verwandtschaft geschafft hat, denn die gab's reichlich und meine naive Ansicht ist, dass sie es dort doch "leichter" gehabt hätten. - Okay, wahrscheinlich waren sie am Ende ihrer Kräfte, als sie es überhaupt geschafft hatten; zur Verwandtschaft hätten sie noch weiter in den Norden gemusst ...
__________________
Herzliche Grüße
Scheuck
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  #9  
Alt 04.04.2018, 18:56
U.Christoph U.Christoph ist offline weiblich
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Hallo Scheuck,

von einem Forscherkollege ist mir bekannt: sie wohnte in der Straße X und hörten Straße Y wird morgen ausgewiesen, also gingen sie sofort zu den Verwandten in der Straße Y, damit das bedrohliche Warten ein Ende hat und.....

Mein Vater (40 J) floh 1945 um einem Transport nach Russland zu entgehen.

Liebe Grüße
Ursula
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  #10  
Alt 04.04.2018, 19:10
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scheuck scheuck ist offline weiblich
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Nochmals DANK, Ursula!

Okay, lag also die "Logistik" darin, dass man die Vertreibung nach Straßen "organisiert" hat

Entsetzlich, ich habe mir gerade vorgestellt, ich solle innerhalb einer Stunde zusammenpacken .....
__________________
Herzliche Grüße
Scheuck
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