Zusammenhang von Wetterereignissen und Sterberaten

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  • Frank92
    Erfahrener Benutzer
    • 04.01.2021
    • 604

    Zusammenhang von Wetterereignissen und Sterberaten

    Hallo zusammen,

    ich habe inzwischen einen größeren Stammbaum und mich gefragt, ob ich eine Häufung von Toden bei extremen Wintern/Sommern finde. Bei Wikipedia gibt es eine "Liste von Wetterereignissen". Wenn ich nun die Jahre mit besonders harten Wintern oder trockenen Sommern mit der Todesrate bei meinen Vorfahren vergleiche, dann müsste ich z.B. 1783/1784 eine deutliche Steigerung der Todesrate finden (Wikipedia: "eine der größten Naturkatastrophen der frühen Neuzeit in Mitteleuropa" https://de.wikipedia.org/wiki/Winter_1783/84).

    Und was finde ich? Ab 1783 stirbt die nächsten 10 Jahre fast niemand
    Sterbealter.jpg

    Auch zu anderen Jahren sehe ich keine Häufung.

    Habt ihr schon mal versucht, den Zusammenhang von Wetter mit Sterberaten zu sehen?

    Liebe Grüße,
    Frank

    PS: Ich weiß, dass es vor einem Jahr schon einmal den Hinweis auf diese Liste der Wetterereignisse gab (https://forum.ahnenforschung.net/sho...d.php?t=186381), aber die Diskussion damals driftete Richtung aktueller Klimadiskussion ab. Darum geht es mir gar nicht.
  • AUK2013
    Erfahrener Benutzer
    • 21.05.2013
    • 901

    #2
    mit der Todesrate bei meinen Vorfahren vergleiche, dann müsste ich z.B. 1783/1784 eine deutliche Steigerung der Todesrate finden
    Hallo Frank,

    ich bin kein Statistiker, glaube aber, dass deine Vergleichsmenge (Familie) einfach viel zu klein ist.
    >>>>>>>>>>>>>>>>>>

    Liebe Grüße

    Arno

    Kommentar

    • Bienenkönigin
      Erfahrener Benutzer
      • 09.04.2019
      • 1695

      #3
      Hallo Frank,

      sehr interessante Frage.
      Möglich, dass die Vergleichsmenge relativ klein ist. Ich habe das bei meinen Vorfahren noch nicht untersucht.

      Nur bei manchen Kirchenbüchern fällt mir auf, dass in einigen (Jahres-)Zeiten besonders viele Kinder und Erwachsene gestorben sind.
      In anderen Jahren hat der Pfarrer dagegen eine Notiz gemacht, dass es in dem Jahr gar keine Sterbefälle gab.

      Ich denke, noch mehr als Wetterphänomene waren vielleicht bestimmte Krankheitswellen für gehäufte Todesfälle verantwortlich, von Grippe über Durchfall, Cholera, Typhus, Diphterie etc.

      Es kommt sicher auch auf die Lebenssituation der Bevölkerung an. Ich führe hier gern das Buch "Geschichte der Stadt Memmingen" an, das z.B. für bestimmte Hungerjahre (wegen Ernteausfällen, also wetterabhängig) notiert, dass soundsoviele Reserven an Getreide an die Bevölkerung zu verteilen sind, um die Notlage zu lindern.
      Also zumindest in den letzten 2-3 Jahrhunderten gab es schon eine Art Fürsorge der Obrigkeit für Extremsituationen. Aber sicher nicht flächendeckend.

      Viele Grüße
      Bienenkönigin
      Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

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      • Frank92
        Erfahrener Benutzer
        • 04.01.2021
        • 604

        #4
        An sich müsste ich ja noch die Anzahl der Tode durch die Anzahl der zu dem Zeitpunkt in meinem Stammbaum lebenden Personen teilen, um eine Todesrate zu erhalten. Deshalb habe ich ja auch diesen "Bauch" in der Kurve, da ich dort am meisten Vorfahren habe. Der Einbruch von 1783-1792 ist auf jeden Fall auffällig (und vielleicht sogar statistisch signifikant) - und passt eben gar nicht zu dem, was ich erwartet habe.

        @Bienenkönigin: Bisher bin ich häufiger auf Pestjahre (z.B. 1632/33) gestoßen, in denen der Pfarrer nur noch die Namen in einer langen Liste aufgeschrieben hat (Johann XXX, Eheweib, 4 Kinder), ohne ein Datum oder andere Details zu nennen.

        Liebe Grüße,
        Frank

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        • Garfield
          Erfahrener Benutzer
          • 18.12.2006
          • 2140

          #5
          Hallo
          Zitat von AUK2013 Beitrag anzeigen
          Hallo Frank,

          ich bin kein Statistiker, glaube aber, dass deine Vergleichsmenge (Familie) einfach viel zu klein ist.
          Genau das war auch mein Gedanke.

          Wenn schon, müsste man ein Ortsfamilienbuch auswerten, um da eine sinnvolle Vergleichsmenge zu haben. Würde ich meinen Stammbaum so ähnlich auswerten, gäbe das ganz merkwürdige Ergebnisse, da z.B. Kindersterblichkeit, Hygiene, allgemeine Gesundheit und Klima bei meinen Hauptlinien Schweiz vs. Italien massiv anders waren und sind.
          Viele Grüsse von Garfield

          Suche nach:
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          • Frank92
            Erfahrener Benutzer
            • 04.01.2021
            • 604

            #6
            Die Frage ist für mich, wie die Sterbehäufigkeit über die Jahrzehnte bei euch aussieht (wenn ihr einen größeren Stammbaum habt)? Relativ gleichförmig, starke Ausschläge? Müsste sich ja mit wenigen Klicks darstellen lassen (wenn es das Programm kann). Bei MacFamilyTree ist es einfach bei "Diagramme" - "Statistik" - "Sterbejahr" (und dann noch unter Optionen den Präzisionsschieber ganz nach rechts stellen).

            Kommentar

            • Malte55
              Erfahrener Benutzer
              • 02.08.2017
              • 1625

              #7
              Moin,
              ich denke im Stammbaum kann man das nicht vergleichen. Generell oder zumindest meistens findet man doch gerade im 18 Jh. die meisten Todesfälle bei seinen Vorfahren, davor werden die Quellen weniger und danach die Vorfahren.

              In meinen OFB wäre ich auch noch vorsichtig, denn außergewöhnliche Anstiege der Todesraten können auch mit Zuzug/Babyboom und daraus folgender erhöhter Kindersterblickeit zu tun haben.
              Auffallend bleibt aber der strenge Winter 1739/40.

              Und vielleicht noch die Mißernten 1770-1772. Hier wird als eine der häufigsten Todesursachen die Kriebelkrankheit genannt, die in den anderen Jahren so gut wie nie auftaucht.

              1783-1784 fällt eigentlich nur in einem Kirchspiel ein erhöhte Sterblichkeit auf. Sicherlich wird sowas in Island, wo 1/5 der Bevölkerung verloren ging, eher auffallen wie in anderen Regionen. Wenn in Europa damals um die 160 Millionen Menschen gelebt haben, dann wären 1/5 = 26 Millionen, tatsächlich lagen die Schätzungen bei 100 Tausende.


              LG Malte
              Zuletzt ge?ndert von Malte55; 11.08.2021, 08:36.

              Kommentar

              • Garfield
                Erfahrener Benutzer
                • 18.12.2006
                • 2140

                #8
                Zitat von Malte55 Beitrag anzeigen
                In meinen OFB wäre ich auch noch vorsichtig, denn außergewöhnliche Anstiege der Todesraten können auch mit Zuzug/Babyboom und daraus folgender erhöhter Kindersterblickeit zu tun haben.
                Das stimmt. Im Dorf meiner Vorfahren in Italien gab es 1837 eine Cholera-Epidemie (kurz darauf in ganz Europa), hunderte Menschen in jenem Dorf starben. Kurz danach wurden gezielt Menschen angeworben, um das Dorf wieder zu bevölkern und die Population und danach auch die Kindersterblichkeit stieg massiv an.

                Zur Vergleichbarkeit: obwohl ich alle Personen in mein Programm aufnehme, die ich irgendwie an meinen Stammbaum dran hängen kann und bereits seit 18 Jahren in diesem Dorf forsche, habe ich nur genau 5 Verwandte, die nachweislich 1837 an Cholera starben. Im einen Kirchenbuch wurden die Todesfälle bei der Cholera-Epidemie durchnummeriert, beim Standesamt aber nach einiger Zeit nicht mehr erwähnt, da es ihnen wohl an Zeit mangelte.
                Da ich aber auf aktuell 7345 Personen im Programm überhaupt nur in 69 Fällen die Todesursache kenne, ist es sowieso schwierig.

                Mein Programm kann die Sterbeverteilung nur nach Monaten ausgeben: am wenigsten Fälle im Juni mit 7,44%, am meisten im März mit 9,89%. Januar hat 7,97% Fälle und die restlichen Monate alle 8,x%.
                Viele Grüsse von Garfield

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                • Future-Trunks
                  Benutzer
                  • 31.01.2021
                  • 66

                  #9
                  Das fragte ich mich auch einst. Gibt noch andere Ereignisse wie Krieg, Hungersnöte. Mir fällt hier aus der Gegend das Massaker von Magdeburg 1631 ein als mehr oder wenigie gessmt Stadt ausgelöscht wurde.

                  Dann fällt mir wieder ein, dass die in keinem heutigen Stammbaum vorkommen, weil keiner mehr lebte, auch die Kinder nicht.

                  Das kann man ja ggf auch auf die Krankheitswellen wie Pest etc anwenden. Wir sind halt im Großen und Ganzen die Nachfahren von denen, die das alles überlebt haben und daher ist wohl das Durchschnittsalter in unseren Stammbäumen deutlich über dem Schnitt.
                  Zuletzt ge?ndert von Future-Trunks; 23.02.2021, 08:29.

                  Kommentar

                  • Frank92
                    Erfahrener Benutzer
                    • 04.01.2021
                    • 604

                    #10
                    Wir sind halt im Großen und Ganzen die Nachfahren von denen, die das alles überlebt haben
                    Das habe ich auch schon überlegt. Reduziert wahrscheinlich die Anzahl der Todesfälle. Allerdings könnten ja diejenigen, deren Nachkommen z.B. 1783/84 schon alt genug waren, um alleine klarzukommen, durch den strengen Winter verstärkt sterben.


                    Klar kommen dann lokale Themen dazu (wie Kriege), die nichts mit Wetterphänomenen zu tun haben. Unterm Strich gibt es wahrscheinlich dauernd irgendwelche außergewöhnliche Ereignisse (Wetter, Krieg, Krankheiten, ...), dass es im Schnitt wenig Ausreißer in den Todesraten gibt.

                    Kommentar

                    • Sandby
                      Erfahrener Benutzer
                      • 21.03.2018
                      • 119

                      #11
                      Hallo,

                      Passt vermutlich nicht zu Wetterereignissen aber zu Todesraten:

                      Bei meinen Recherchen zu Vorfahren in Lengfurt (Ufr.) habe ich 2020 die Kirchenbücher im Diözesanarchiv Würzburg durchgesehen.

                      Das Buch mit den Lengfurter Sterbefällen beginnt am 06. Oktober 1612 mit der Überschrift "Ab anno Dni 1612 a die 6. octob. peste grassante" - In etwa: Seit dem 6. Oktober 1612 breitete sich die Pest aus.
                      An diesem Tag starben 8 Personen, darunter vier Mitglieder einer Familie. Vom 15.11.1612 bis 26.12.1612 starben 7 Mitglieder einer anderen Familie, Vater, Mutter und 5 Kinder. Vom 6. Oktober bis zum Jahresende 1612 starben insgesamt 46 Personen. Der Ort hatte zu der Zeit vermutlich ca. 600 Einwohner.

                      Weil mich diese erste Seite und das Thema interessiert haben, habe ich mal die Anzahl der Toten pro Jahr von 1612 bis 1650 und für den selben Zeitraum als monatliche Gesamtzahl für Lengfurt erfasst und als Diagrammen beigefügt.

                      Bei den einzelnen Sterbefällen wurde im Kirchenbuch allerdings i.d.R. nicht auf die Todesursache eingegangen.

                      Sobald das Archiv wieder öffnet, möchte ich die Geburten im o.g. Zeitraum ebenfalls erfassen.


                      Schöne Grüsse
                      Sandby
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                      • Sbriglione
                        Erfahrener Benutzer
                        • 16.10.2004
                        • 1170

                        #12
                        Hallo,

                        auch, wenn Zusammenhänge häufig nicht konkret in jedem Einzelfall nachzuweisen sind, habe ich mir selbst durchaus auch schon Gedanken dazu gemacht: in Kirchenbüchern gibt es ja durchaus auch mal gewisse Jahre mit geradezu explodierenden Sterberaten - und wenn beispielsweise in einer Zeit, in der Todesursachen mit angegeben wurden, gleich mehrere Familienmitglieder in einem solchen Jahr an "Auszehrung" sterben, kann man sich Zusammenhänge mit dem Wetter schon recht gut vorstellen...
                        Zumindest bei einem Teil meiner beforschten Verwandtschaft tendiere ich daher dazu, an einen unmittelbaren Zusammenhang zu glauben, ohne ihn aber sicher nachweisen zu können!
                        Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
                        - rund um den Harz
                        - im Thüringer Wald
                        - im südlichen Sachsen-Anhalt
                        - in Ostwestfalen
                        - in der Main-Spessart-Region
                        - im Württembergischen Amt Balingen
                        - auf Sizilien
                        - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
                        - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

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