FN Gottgeb

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  • Weltatlas
    Erfahrener Benutzer
    • 27.08.2020
    • 138

    FN Gottgeb

    Familienname: Gottgeb
    Zeit/Jahr der Nennung: um 1770
    Ort/Region der Nennung: Angermund (Düsseldorf)


    Hallo zusammen,

    in einem Ortssuche-Thread kam der Vorschlag auf, den Namen Gottgeb auch hier in der Namensforschung zu posten. Der Name selbst taucht auch schon vor 1770 weiter im Südwesten auf und es ist sicher, dass die Familie, um die es konkret ging, in den Einzugsbereich von Angermund zugezogen ist. Bemerkenswert finde ich, dass es praktisch keine Schreibvariationen gibt.

    Eine grobe geographische Verteilung auf der Grundlage der Daten von Geneanet ist hier zu sehen:

    Last Name : GOTTGEB, Find out more about the geographical origin and the etymology of this last name


    Der Xylander-Peter hat in dem ursprünglichen Thread auch schon einen ersten Interpretationsversuch gemacht:

    Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
    Hallo zusammen,
    beim Versuch, die Herkunft über den Namen zu erschließen, bin ich auf die Grußformel Gott geb Euch (einen schönen Tag, ein gute Nacht, ein gutes Jahr usw.) gestoßen.


    Sie ist schon im Mittelhochdeutschen gebräuchlich, zb bei Oswald von Wolkenstein

    Das »Phraseologische Wörterbuch des Mittelhochdeutschen« enthält zahlreiche mittelhochdeutsche Phraseme (Sprichwörter, Redensarten, Gruß-, Abschieds- und Verwünschungsformeln, Paarformeln und andere feste Wortverbindungen), geordnet nach Stichwörtern in alphabetischer Reihenfolge. Ausgewertet wurden einige hundert Texte aus dem Zeitraum von 1050-1350, u.a. aus den Bereichen Minnesang, Heldenepik, Artusroman und Sachliteratur. Dem Wörterbuch vorangestellt ist eine Untersuchung, in der zunächst die besonderen Schwierigkeiten im Umgang mit historischen Phrasemen aufgezeigt werden; zur Überwindung dieser Schwierigkeiten werden Methoden erarbeitet, die die Identifizierung, Klassifizierung und lexikographische Darstellung historischer Phraseme ermöglichen. Diese Methoden, z.B. die Suche nach bestimmten Indizien für Phraseologizität oder der Umgang mit stark variierenden Belegen, werden dann im Wörterbuch selbst konsequent auf das Corpus angewendet; das Ergebnis ist ein umfangreiches Nachschlagewerk zur mittelhochdeutschen Phraseologie, das sich mit einer bewusst allgemeinverständlich gehaltenen Beschreibungssprache auch an die mediävistischen Nachbarwissenschaften und jeden am Mittelalter Interessierten wendet.

    Das mittelniederdeutsche Pendant findet sich zB in Reinke de Vos
    https://books.google.de/books?id=NME...page&q&f=false Vers 1110 guden morgen gheue yw god (das u in gheue steht für ein v)
    Neben dieser Verwendung dient Gott geb auch als Floskel wie heute Gottweiß (wer, was, wo, wie usw.)

    Ich könnte mir denken, dass jemand, der ständig die Redewendung "Gott geb..." gebrauchte, den Beinamen Gottgeb erhielt, der dann zum Familiennamen wurde. Wegen der Funde im 17. JH im Südwesten und wegen des -b statt -v oder -w glaube ich eher an hochdeutschen Ursprung als an niederdeutschen. Wobei mE der Name schon weit vor dem 17 JH entstanden sein könnte und andererseits niederdeutsche Formen nachträglich verhochdeutscht worden sein können.
    Bei allem Wenn und Aber: ich tippe auf die Entstehung im Südwesten sodass sich das Suchgebiet ausweitet. Zumal auch dort nicht alle Gottgeb verwandt sein müssen. Zum Schluss doch wieder ein Aber.
    die Familie kann zwar aus dem Südwesten stammen, aber ins Münsterland verschlagen worden sein.

    Nur an einen typisch protestantischen Namen glaube ich nicht mehr.

    Viele Grüße
    Peter

    Viele Grüße
    Konstantin
  • Xylander
    Erfahrener Benutzer
    • 30.10.2009
    • 6450

    #2
    Hallo Konstantin,
    ja, es ist sicher sinnvoll, die beiden Aufgaben je für sich anzugehen, in der Hoffnung, dass sich die Lösungen zum Schluss wieder treffen.

    Für die Deutung des FN Gottgeb haben wir:
    - frühestes bisher ermitteltes Erscheinen im 17. Jhdt.
    - verstreutes Vorkommen im Südwesten
    - Quellen ausschließlich(?) katholische KB
    - Vorschlag: Übername für jemanden, der ständig die Floskel Gott geb ... gebrauchte

    Da man aber spontan eher an ein Patronym basierend auf einem Personennamen denkt, ähnlich wie bei den FN Gottfried, Gottlob oder Gotthilf, habe ich nach Gottleb als PN gesucht und bisher nur ein Beispiel gefunden: Schüz, Gottgeb Friedrich von Weinsberg, + 30.5.1736 Wildbad (aet. 30 Jahre 5 Wochen) https://www.wkgo.de/wkgosrc/pfarrbuch/cms/index/7566, also einen württembergischen evangelischen Theologen, genau dem Klischee der Namensgebung entsprechend. Für die FN Gottgeb im 17. Jhdt. ist das aber keine stichhaltige Erklärung.

    Wenn der FN Gottgeb aber nicht vom Himmel gefallen bzw. der protestantischen(?) Namenmode entsprungen ist, sind eigentlich ältere Belege zu erwarten. Und da gibt es einen Hanß Gottgeb aus dem Walgau, Abgesandter des Bundes ob dem See beim Vertragsabschluss mit Friedrich von Toggenburg am 8. Dezember 1407.

    Österreichische Quellen rechnen ihn allerdings der Familie Gottgab zu, die später als Buchhändler und Verleger in Erscheinung trat.

    So fragt sich, ob die ursprüngliche Form des FN nicht Gottgab gewesen sein könnte, ähnlich wie Theodorus - Gottesgabe. Da aber FS zu Gottgab/Gotgab null Treffer liefert, halte ich Gottgeb für originär und stelle die Deutung als Übername für einen, der die Redewendung Gott geb liebte, zur Diskussion.

    Edit: 1630 wurde Adam Gottgeb als Opfer der Molsheimer Hexenprozesse im Zuge der Gegenreformation im Elsass hingerichtet. Also doch ein protestantischer Name?

    En l’état actuel des connaissances, sur 76 sorciers brûlés à Molsheim même, 30 au moins étaient des enfants, soit plus de 40 %, chiffre effarant qu’on doit rarement trouver ailleurs. La liste compr...


    Viele Grüße
    Xylander
    Zuletzt geändert von Xylander; 25.05.2021, 22:55.

    Kommentar

    • Weltatlas
      Erfahrener Benutzer
      • 27.08.2020
      • 138

      #3
      Hallo zusammen,

      irgendwie komme ich gedanklich in dieser Frage nicht richtig vom Fleck: bei allem, was mir einfällt, habe ich die ganze Zeit das Gefühl, dass ich wild ins Blaue rate. Auch wüsste ich nicht, wie eine Lösung grundsätzlich aussehen könnte.

      Hier aber noch zwei Ideen, die ich hatte:

      - der Namensbestandteil "geb" könnte auch auf die Bedeutung "hingeben" zurückgehen, also jemanden bezeichnen, der sich ganz Gott hingibt bzw. eine Familie, die viel religiöser als alle anderen um sie herum war, evtl. eine Art religiöse Funktion ausübte.

      - der erste Teil "Gott" könnte auch auf "Gote"/"Gotte", den Paten, zurückgehen.

      Wenn man "Gottgeb" in den Google Books Ngram Viewer eingibt, dann erhält man einen Graphen über die Zahl der Belegstellen der in Google Books verfügbaren Bücher im Laufe der Zeit. An dieser Vorgehensweise gibt es sicherlich viel methodisch-technische Kritik vorzubringen, aber die sei hier mal ausgeklammert. Und der Graph bildet ganz sicher nicht den Namen ab. Interessant finde ich hier die Verteilung: nach 1700 praktisch nichts mehr und die Spitzen um 1600 über eine Zeitraum von etwa 20 Jahre.



      Viele Grüße
      Konstantin

      Kommentar

      • Xylander
        Erfahrener Benutzer
        • 30.10.2009
        • 6450

        #4
        Hallo Konstantin,
        in dem Aufsatz Jakob und Hans Gottgab aus Nüziders – Verleger, Buchhändler und Buchbinder in Konstanz im 16. Jahrhundert von Karl Heinz Burmeister in Bludenzer Geschichtsblätter Heft 75 (2005) S 24 ff wird auf S 27 auch der uns schon bekannte Hanß/Henni Gottgeb/Gotgab aus dem Walgau, Abgesandter des Bundes ob dem See beim Vertragsabschluss mit Friedrich von Toggenburg am 8. Dezember 1407, erwähnt.

        Außerdem versucht der Autor eine Namendeutung, wobei er Gottgeb als eine Nebenform von Gottgab ansieht:
        Möglicherweise ist Gottgab, für das uns in den Quellen auch die Varianten Gottgaub, Gotgab, Gotgeb, Gottsgab, Gotzgab, latinisiert auch Gotgabius, Gotgabus begegnen, die Germanisierung eines ursprünglich romanischen Vornamens „a Deo datus“ (von Gott gegeben). Deodatus (Dieudonné) ist der Name eines Bischofs von Nevers;er kommt auch bereits im 7. Jahrhundert als Papstname vor. Dieser Name begegnet uns in abgekürzter Form auch in dem Ortsnamen Saint Dié in den Vogesen. Auch im Niederländischen war im 17.Jahrhundert der Vorname „Godgaf“ bekannt.

        Damit würde es sich bei dem FN Gottgab/Gottgeb usw. um ein Patronym, abgeleitet von einem PN Deodatus, germanisiert zu Gottgab/Gottgeb usw handeln. Das ist eine klassische Deutung und durchaus plausibel. Sie hat nur den Mangel, dass wir bisher den zugrundeliegenden PN nicht gefunden haben, etwa einen Deodatus vulgo Gottgab. Das mag daran liegen, dass er uns in seiner mittelhochdeutschen Form entgeht oder dass er schlicht nicht online ist.

        Auf jeden Fall ist die Deutung ein Kandidat, weswegen ich aber meinen Vorschlag (Übername für einen "Gott geb"-Sprücheklopfer) nicht aufgebe. Auch Deine Idee (Übername für einen Gott Hingegebenen) gehört auf die Liste. Die Paten in die Reserve.

        Die Häufigkeitsermittlung in Google Books kannte ich nicht, interessant, wenn aber alle die Schreibungen "Gottgeb..." für "Gott geb" mitzählen, dann erklären sich sicher manche Peaks.

        Viele Grüße
        Peter
        Zuletzt geändert von Xylander; 26.05.2021, 23:50.

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        • Weltatlas
          Erfahrener Benutzer
          • 27.08.2020
          • 138

          #5
          Hallo Peter,

          da hast du dich ja richtig ins Zeug gelegt! Danke!

          Die Häufigkeitsverteilung des NGram Viewer ist hier wirklich nur mit Vorsicht zu genießen. Ich habe in den Digitalisaten des Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ) gestöbert, um neben der Quantität auch einen Blick auf die Qualität dieser Ergebnisse zu werfen. Es handelt sich in der besagten Zeit um einen feststehenden Ausdruck bzw. eine Floskel. Die Texterkennung kann da häufig keinen Unterschied machen zwischen "Gott geb" und "Gottgeb", da die Typographie stellenweise zu eng ist. Es gibt es auch die Schreibweise "Gottgeb", in der die zwei Worte dieser Floskel zu einem Wort verdichtet sind.

          In der Deutschen Grammatik von Jacob Grimm (Bd. 3 von 1831) gibt es sogar einen eigenen Absatz über diese Floskel! Dort heißt es u.a.: "in der oberdt. volkssprache geht dem interrogativ bisweilen die redensart got geb (deus det, velit) fast ganz wie das eben abgehandelte niweiz vorher. Dasypodius führt in seinem dict. [...] auf: gottgeb wer [...], gottgeb wie [...], gottgeb wo [...], gottgeb wohin [...], gottgeb welchen weg auß [...] gottgeb zu welcher zeit [...]. Es wird dadurch gleichsam die bestimmung des ungewissen der höchsten hand heimgestellt. im Kuhländchen bedeutet gotgav, gotgä meinethalben (d.h. mir ist alles recht, was gott verhänge) [...]. (S. 74)


          Ich habe im MDZ auch einen Hinweis aus dem Jahr 1754 auf eine entsprechende Namensbildung gefunden, die aber selbst nicht viel hergibt:

          "Es scheinet fast, daß die Normänner ihr Wort Thor eben so hoch geachtet, als die Teutschen ihr Gott, von welchen diese die Namen Gottfried, Gotthard, Gotthelf, Gottgeb, Gottleb, Gottlob, Gottschalk gemacht, vor dem gebraucht haben und annoch gebrauchen"


          Der von dir vorgeschlagenen Variante des "Sprücheklopfers" würde ich eine etwas positivere Variante entgegen stellen wollen. Es könnte durchaus auch sein, dass "Gott geb" eine Art berufsbedingter Ausspruch war, so ähnlich wie "Glück auf!" bei den Bergleuten. Von der Berufssparte her würde ich sogar in diesem Bereich bleiben wollen, denn im Elsass gab es Bergbau, z.B. wurde Silber abgebaut. Wenn ein Prospektor ans Werk ging, kann er durchaus mit einem "Gott geb" angefangen haben, um um einen guten Fund zu bitten. Es gibt übrigens eine alte Silbermine in dem Bereich mit der Häufung des Namens im Elsass, die "Gabe Gottes" heißt. Allerdings scheint der Name der Mine jüngeren Datums zu sein.

          Der Aufsatz, den du da über die Voralberger Gottgabs herausgekramt hast, ist sehr interessant! Das wäre ein ziemlicher sozialer Abstieg gewesen, denn die Gottgebs in meinem Stammbaum kommen über eine Heirat mit einem landwirtschaftlichen Tagelöhner herein. Der Dunstkreis des Buchhändlers Gottgab wird mit über 200 km angegeben (S. 31), was ihn problemlos bis ins Elsass gebracht hätte! Vorausgesetzt, es gibt einen Zusammenhang zwischen den Elsässern und Voralbergern.

          Viele Grüße
          Konstantin

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          • Xylander
            Erfahrener Benutzer
            • 30.10.2009
            • 6450

            #6
            Glückauf, Glückauf, der Steiger kommt

            ... und hoffentlich hat er auch für uns Namen-Schürfer sein helles Licht bei der Nacht. https://de.wikipedia.org/wiki/Steigerlied
            Hallo Konstantin, hallo zusammen,
            auf den Bergwerks-Kontext war ich auch gestoßen, ich erinnerte mich an die Zeche Gabe Gottes in meinem Heimatort am Südrand des Ruhrgebiets, wo der Ruhrkohlebergbau begann. Auch sonst ist der Name für Bergwerke geläufig. Mit Gottesgab werden schließlich in den Grafschaften Bludenz und Sonnenberg auch Erzvorkommen bezeichnet


            Bedeutung, Definition, Rechtschreibung, Synonyme und Grammatik von gottesgabe auf fwb-online nachschlagen. Wörterbuch der frühneuhochdeutschen Sprache, des früheren, alten Deutsch.

            http://apps.vorarlberg.at/vorarlberg...tergottgab.pdf S 25

            Speziell für die Namensform Gottgeb ist der Bergmannsgruß "Glückauf" ergiebiger. Beanwortet wurde er mit "Gott geb's". Konstantin, so etwas hast Du schon vermutet.
            STEYR. Die Vordernberger Knappenschaft mit UNESCO-Kulturerbe Status unter der Leitung des Kommandanten Gerhard Zach und dem Arbeitergesangsverein "Alpenrose" Vordernberg besuchte auf Einladung der Stadt Steyr anlässlich des Gösser-Barbara-Bieranstiches am 24.


            Haben wir hier also den Ursprung des FN Gottgeb? Ich halte es für denkbar.

            Parallel habe ich nach dem PN Gottgeb gesucht, da hatten wir bisher nur den Württemberger Theologen aus dem 18. JH.
            Nun fand ich dies:

            Zwar auch nicht viel älter, von 1684, aber mit onomastischem Hinweis, dass es sich um einen Wunsch handelt. In der heutigen Onomastik gibt es dafür den Begriff Programmnamen. Mit dem Taufnamen wird dem Kind ein Segenswunsch und eine Leitlinie auf den Lebensweg mitgegeben. Gott gebe (dass du lang und glücklich und rechtschaffen lebest)

            https://www.google.de/books/edition/...sec=frontcover Programmnamen eingeben

            Mein Zwischenstand:
            für die verschiedenen Formen der Namengruppe kommen verschiedene Deutungen in Betracht. Bei allen bedeutet der erste Namenbestandteil Gott. Bei der Form Got(t)geb ist der zweite Bestandteil Konjunktiv Präsens von geben, in optativischer Verwendung: er, sie, es gebe/möge geben.
            Damit hätten wir für den FN Gottgeb:
            - Patronym zum PN Gottgeb
            - Übername für einen Bergmann, Bergwerksbetreiber, abgeleitet vom Bergmannsgruß Glückauf - Gott gebs
            - Übername für einen Gott geb-Sprücheklopfer

            Wenn in einer Familie mehrere Namenformen auftauchen wie bei den Vorarlberger Gottgab, wird es schwierig zu entscheiden, welche die ursprüngliche ist und welche eine Umdeutung. In einer Straßburger Quelle wird zB Gottgeb mit Dieudonné gleichgesetzt, also mit Deodatus - von Gott gegeben:
            et que Didier (du latin Deodatus) se traduise par l’allemand Gottgeb


            Viele Grüße
            Peter
            Zuletzt geändert von Xylander; 28.05.2021, 10:42.

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            • Kasstor
              Erfahrener Benutzer
              • 09.11.2009
              • 13440

              #7
              Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
              Hallo Konstantin,
              in dem Aufsatz Jakob und Hans Gottgab aus Nüziders – Verleger, Buchhändler und Buchbinder in Konstanz im 16. Jahrhundert von Karl Heinz Burmeister in Bludenzer Geschichtsblätter Heft 75 (2005) S 24 ff wird auf S 27 auch der uns schon bekannte Hanß/Henni Gottgeb/Gotgab aus dem Walgau, Abgesandter des Bundes ob dem See beim Vertragsabschluss mit Friedrich von Toggenburg am 8. Dezember 1407, erwähnt.
              wohl auch schon 1394: https://books.google.de/books?id=l8T...6AEwBXoECAgQAg
              Für einen Johan Gotgab ( um 1500 ), vermutlich aus dem Mittelrhein-Gebiet, gibt es hier sogar eine Fußnote, die man leider nicht lesen kann.
              Grüße

              Thomas
              Zuletzt geändert von Kasstor; 28.05.2021, 11:04.
              FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

              Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

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              • Xylander
                Erfahrener Benutzer
                • 30.10.2009
                • 6450

                #8
                Hallo Thomas,
                im von Dir verlinkten "Rheinzollerbe" kommt Gotgab sogar 35mal vor, aber zu sehen bekommt man nur zwei Johan Gotgab und einen Mertin Gotgab.
                Am Reichstag zu Konstanz 1510 nahm Von wegen der stat Bregenz, namlich Antoni Gotgab teil, wohl von der Vorarlberger später Konstanzer niederadeligen Familie, die wir schon kennen.

                Mittlerweile glaube ich, dass die FN Got(t)geb und Go(t)tgab an mehreren Orten entstanden sind und verschiedene Bedeutung besitzen, später aber innerhalb einundderselben Familie bzw bei derselben Person nebeneinander auftreten können. Onomastisch ist das spannend, aber im Grunde kein Problem, für beide Formen haben wir Deutungsvorschläge. Die genealogische Zuordnung wird aber dadurch erschwert. Zwar klingt ein Wanderweg Vorarlberg-Konstanz-Freiburg-Straßburg-Mittelrhein-Niederrhein geradezu idealtypisch. Bis Freiburg sinds die Vorarlberger, aber dann? Schade, dass wir vom andern Ende, von Angermund, nicht weiterkommen. Und grad fällt mir noch ein: wenn der Johan Gotgab Rheinschiffer war, muss er nicht vom Mittelrhein stammen.
                Viele Grüße
                Peter
                Zuletzt geändert von Xylander; 28.05.2021, 23:34.

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                • Weltatlas
                  Erfahrener Benutzer
                  • 27.08.2020
                  • 138

                  #9
                  Hallo zusammen,

                  ui, das nimmt ja alles so langsam Formen an!

                  Auch wenn es vielleicht noch etwas zu früh dafür ist, will ich trotzdem mal zusammenfassen, wie sich die Geschichte für mich herauskristallisiert. Ich denke, dass der oben verlinkte Artikel von Burmeister über die Gottgabs durchaus wichtige Hinweise auf die Gesamtgeschichte enthält. Ich gehe dabei aus von einer Monogenese des Namens, dass also Gottgeb und Gottgab als FN identisch sind und nur einmal entstanden sind. Gottgeb als PN hat dann eine andere Herkunft bzw. wahrscheinlich als Wunsch für den Namensträger.

                  Die Gottgebs gehörten zu einem weitverzweigten Kleinadel oder Bauernadel alemannischer Herkunft (deshalb keine romanische Urform des Namens, allenfalls nachträgliche Romanisierung), der im voralbergischen Walgau als freie Bauern auf ihrem Hof (Höfen?) saßen. Dies ergibt sich aus der Beschreibung ihres Wappens im Vergleich zu den anderen Wappen der Gegend (Burmeister, S. 26). Ein Teil der im Walgau ansässigen Familie war im (Früh-?)mittelalter für die Organisation des dort stattfindenden Bergbaus zuständig, "Gottes Gaben" aus der Erde zu holen. Da nun die Familie bzw. Sippe im Walgau mit der Zeit immer weitläufiger wurde und auf immer mehr verschiedenen Höfen ansässig war, bürgerten sich für einzelne Zweige eigene Namen ein und da bekam eine ursprünglich nachnamenlose Familie (oder nach einem Wohnplatz benannte, wo sie gar nicht mehr lebte o.ä.) aufgrund ihrer Tätigkeit den Namen "Gottgeb" bzw. "Gottgab". Wegen der schon bestehenden Floskel "gotgeb" verschmolzen beide Varianten miteinander, insbesondere dort, wo der ursprüngliche Zusammenhang mit dem Bergbau unbekannt war oder mit der Zeit vergessen wurde.

                  Die Habsburger, die seit dem Hochmittelalter zunehmend Land im Elsass bekamen, schickten einen oder mehrere Gottgabs in das Elsass, damit diese bei der Verwaltung der neuen Gebiete halfen - in welcher Position auch immer. Einen guten Draht zu den Habsburgern und insbesondere zu Maximilian I scheinen die Gottgabs ja gehabt zu haben.

                  Soweit erst mal zu meiner Gesamtgeschichte. Das könnte erklären, warum der Name selten vorkommt, aber trotzdem geographisch so seltsam verstreut erscheint. Sicher etwas früh, aber was meint ihr?

                  Viele Grüße
                  Konstantin

                  ps: die beiden von Thomas angeführten Bücher gibt es in meiner Bibliothek. Ich könnte sie also besorgen, wenn wir den Voralbergern weiter auf die Pelle rücken wollen.

                  Kommentar

                  • Xylander
                    Erfahrener Benutzer
                    • 30.10.2009
                    • 6450

                    #10
                    Hallo Konstantin,
                    oh! Da kann ich Dir nicht folgen. Ich glaube nicht an eine Monogenese, dazu sind PN mit Gott- zu verbreitet. Onomastisch sind Gottgab und Gottgeb auf jeden Fall zwei verschiedene Namen.
                    Viele Grüße
                    Peter

                    Kommentar

                    • Weltatlas
                      Erfahrener Benutzer
                      • 27.08.2020
                      • 138

                      #11
                      Hallo zusammen,

                      zum PN Gottgeb bzw. Gotgab habe ich aus dem Jahre 1559 etwas gefunden: die lateinische Variante war Deusdedit und schon damals alt!



                      Ich will ja nicht krampfhaft an einer Monogenese des FN festhalten, allerdings erschließt sich mir nicht, dass "Gottgab" und "Gottgeb" zwei Namen sein müssen, wenn wir es mitunter mit Dialektgrenzen und einer noch nicht etablierten Rechtschreibung zu tun haben.

                      Nachtrag:
                      Hier noch aus einem Lehrbuch der hebräischen Sprache aus dem Jahre 1855 über die Bedeutung des PN Gottgab: "den Gott gegeben" bzw. "von Gott gegeben". Hier bezieht sich der Name nicht auf einen frommen Wunsch für das Kind, sondern auf das Kind selbst als eine Gabe Gottes.



                      Viele Grüße
                      Konstantin
                      Zuletzt geändert von Weltatlas; 29.05.2021, 11:48. Grund: Inhaltliche Ergänzung

                      Kommentar

                      • Xylander
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.10.2009
                        • 6450

                        #12
                        Hallo Konstantin,
                        schöner Fund. Den PN Gottgab = deus dedit = Gott hat gegeben hatten wir auch schon in einem meiner früheren Links. Aber Gottgeb = Gott möge geben ist etymologisch und in der Bedeutung nun mal ein anderer Name. Was genau verstehst Du daran nicht? Dass für ein und dieselbe Person beide Varianten verwendet werden, ist kein Gegenbeweis.
                        Generell zu Deiner Geschichte: sie ist denkbar, müsste aber bewiesen werden. Das heißt, jetzt sollte es in Angermund und Helfeldt hoffentlich doch noch weitergehen
                        Viele Grüße
                        Peter
                        In Deinem Nachtrag sagst Du es ja selbst. Im Namen Gottgab drücken die Eltern ihren Dank aus. Im Namen Gottgeb ihren Wunsch: Gott gebe diesem Kind ein langes und glückliches Leben.
                        Zuletzt geändert von Xylander; 29.05.2021, 12:09.

                        Kommentar

                        • Kasstor
                          Erfahrener Benutzer
                          • 09.11.2009
                          • 13440

                          #13
                          Zur Auflockerung: https://www.youtube.com/watch?v=RJKsp9_L24Q

                          Grüße

                          Thomas
                          FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

                          Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

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                          • Xylander
                            Erfahrener Benutzer
                            • 30.10.2009
                            • 6450

                            #14
                            Danke Thomas
                            Viele Grüße
                            Peter

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                            • Weltatlas
                              Erfahrener Benutzer
                              • 27.08.2020
                              • 138

                              #15
                              Hallo Peter,

                              Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                              Den PN Gottgab = deus dedit = Gott hat gegeben hatten wir auch schon in einem meiner früheren Links. Aber Gottgeb = Gott möge geben ist etymologisch und in der Bedeutung nun mal ein anderer Name. Was genau verstehst Du daran nicht? Dass für ein und dieselbe Person beide Varianten verwendet werden, ist kein Gegenbeweis.
                              Da hast du sicherlich Recht, aber ich glaube nicht, dass die methodische Strenge und Stringenz, die du anlegst, der damaligen Sprachpraxis und der sozialen Praxis hinter der Entstehung der FN gerecht werden kann. Oder anders ausgedrückt: der Gegenstand (FN Gottgeb/Gottgab) wird nicht in einer so stringenten Weise entstanden sein, wie du es durch deine Herangehensweise unterstellst. Deswegen würde ich im Zusammenhang mit solchen Fragestellungen auch nie von Beweisen reden, sondern nur von Belegstellen.

                              Nicht falsch verstehen, ich mag deine Herangehensweise und schätze den Gehirnschmalz, den du da reinsteckst durchaus. Ich glaube, wir haben da nur etwas anders gelagerte Interessen. Meines eher genealogisch-historisch, deines würde ich eher als philologisch-etymologisch bezeichnen. Kommt das hin? Insofern bin ich im Forum "Namensforschung" tatsächlich ein bisschen off-topic.

                              Die Gesamtgeschichte, die ich präsentiert hatte, war praktisch meine Arbeitshypothese, von der ich mein weiteres Vorgehen ableiten würde: schauen, ob die Gottgabs in Voralberg und Gottgebs im Elsass verwandt sind; wenn das der Fall ist, schauen, ob die Voralberger mit dem Bergbau im Walgau zu tun hatten. Von da aus hätte man dann weiter nach ursprünglichen Bedeutung schauen können und dann auch Sprachgeschichte, Dialekte usw. berücksichtigen können. Achja, und natürlich schauen, ob meine Gottgebs aus Angermund mit den Elsässern verwandt sind, indem ich zufällig "Helfeldt" finde .

                              Viele Grüße
                              Konstantin

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