Was ist ein Siebecker?

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  • Gastonian
    Moderator
    • 20.09.2021
    • 3285

    [ungelöst] Was ist ein Siebecker?

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1729
    Region, aus der der Begriff stammt: Nordhessen



    Liebe Forummitglieder:



    Bei seinem Begräbnis 1729 in Massenhausen (etwa 40 km WNW von Kassel) wurde mein Vorfahre "Johann Jost Schwind der Siebecker" genannt (http://www.archion.de/p/0cb79df713/, 2. Eintrag links oben, auch im Anhang). Dieser Begriff Siebecker wurde sonst nie für ihn oder andere Familienmitglieder benutzt.


    Ich vermute, Siebecker oder Siebeck war entweder eine Berufsbezeichnung oder ein Statusindikator (wie Einsaße oder Köther). Heutzutage wird er anscheinend nur als Familienname benutzt. Was bedeutete der Begriff denn um 1729?


    Massenhausen war ein Ackerdorf, und Johann Jost's Frau war eine Bauerstochter; er selber wude aber nicht in der Hausliste von 1728 aufgeführt. Johann Jost's genaue Abstammung ist unbekannt; ein Johannes Schwind (entweder Vater oder Onkel) war Schulmeister und Küster in Massenhausen und wurde 1697 der Hexerei beschuldigt, lebte aber noch bis 1705.


    Vielen Dank im voraus für alle Hinweise!


    VG


    --Carl-Henry
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    Meine Ahnentafel: https://gw.geneanet.org/schwind1_w?iz=2&n=schwind1&oc=0&p=privat
  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 15113

    #2
    Hallo
    damals waren Hüte in Mode, die an manchen Orten Sebeck genannt wurden

    Zitat: SEBECK, m. im rhein. Taunus und im würzburgischen ein dreieckiger hut
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    Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 26.10.2021, 16:45.
    Viele Grüße

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    • Anna Sara Weingart
      Erfahrener Benutzer
      • 23.10.2012
      • 15113

      #3
      Das Wort wurde auch in Hessen benutzt, und soll wohl angeblich von "Seh weg" hergeleitet sein, siehe Bildanhang
      Angehängte Dateien
      Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 26.10.2021, 16:52.
      Viele Grüße

      Kommentar

      • Anna Sara Weingart
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2012
        • 15113

        #4
        Ich vermute aber vielleicht, dass es die Flur "Sieb-Acker" oder so ähnlich gab, und Dein "Siebecker" sich davon ableitet
        Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 26.10.2021, 17:08.
        Viele Grüße

        Kommentar

        • sonki
          Erfahrener Benutzer
          • 10.05.2018
          • 4694

          #5
          Schon 1684 gab es im Nachbarort Flechtdorf einen Pfarrer Siebecker.
          Слава Україні

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          • Gastonian
            Moderator
            • 20.09.2021
            • 3285

            #6
            Vielen Dank, ihr beiden, für die Anregungen!


            Der Familienname ist ja auch am weitesten in Rheinhessen und Umgebung verbreitet, da liegt es also ganz nahe, daß er sich aus dem örtlichen Begriff für diesen Hut entwickelt hat.


            Ich glaube nicht, daß es sich bei dem Johann Jost um einen Familiennamen Siebecker handelt. Eine Y-DNA-Analyse zeigt, daß dieser Johann Jost zu einer Familie gehörte, die schon im 16. Jahrhundert Schwind hieß. Obwohl der Vater des Johann Jost ungeklärt ist, ist sein Großvater mit aller Wahrscheinlichkeit ein Hartmann Schwind, der um 1638 als Soldat zuerst in Rhoden (im Waldeckischen nördlich von Massenhausen) in Erscheinung trat. Der Familienname Schwind ist auch in der Gegend Hanau-Aschaffenburg-Mannheim-Bad Kreuznach am häufigsten vertreten;l vielleicht hat sich also der Hartmann Schwind von Hanau nach Waldeck verschlagen (zu der Zeit war die Regentin von Hessen-Kassel eine Hanauerin) und da den Begriff Siebeck mitgebracht.


            In dem OSB Massenhausen (welche von einer sehr ausführlichen Dorfgeschichte eingeleitet wird) finde ich leider keine Erwähnung eines Flurnamens Sieb-acker oder ähnlich.


            Daher neige ich zu Anna Sara's erster Erklärung, daß mein Johann Jost, zumindestens in seinen späteren Jahren, entweder Hersteller oder Träger dieses Bauernhuts war.


            VG


            --Carl-Henry
            Meine Ahnentafel: https://gw.geneanet.org/schwind1_w?iz=2&n=schwind1&oc=0&p=privat

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            • hmw
              Erfahrener Benutzer
              • 16.06.2016
              • 1369

              #7
              Hey,

              kann schon sein, dass der Name mit dem Hut zu tun hat. Aber ich halte auch den anderen Vorschlag von Anna Sara nicht für verkehrt - vielleicht gab es einen Hof namens Siebecke im Ort, auf dem die Familie Schwind lebte? Oder vielleicht stammte Familie Schwind aus Siebecke bei Altena? Wird der Johannes Schwind denn auch irgendwo als Siebecker bezeichnet?

              Gruß
              Martin

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              • Gastonian
                Moderator
                • 20.09.2021
                • 3285

                #8
                Hallo Martin:


                Lieben Dank für die Anregungen.



                Mit diesen Schwinds habe ich mich schon etwas intensiv beschäftigt, da sie meine direkten Vorfahren in der männlichen Linie sind. Den Begriff Siebecker habe ich nirgendwo anders bei denen gefunden. Den Johannes Schwind konnte ich von seiner Geburt in Rhoden als Sohn des Hartmann Schwind, seiner Konfirmation und Heirat da, seinem Dienst als Küster und Schulmeister in Eppe, bis zu seinem Dienst und Tod in Massenhausen nachfolgen - leider gibt es für Eppe zu dieser Zeit nur die Listen der Abendmahlsteilnehmer mit wenigen vereinzelten Taufeinträgen, daher konnte ich nicht feststellen, ob vielleicht mein Johann Jost sein in Eppe geborener Sohn war. Hartmann Schwind hatte noch 7 andere Kinder in Rhoden, von denen 3 im Kindesalter da verstorben sind. Ein Sohn des Hartmann Schwind namens Heinrich Schwind hat in Rhoden geheiratet, und einer seiner Töchter hat sich dann nachweislich in Massenhausen angesiedelt, und ihr Mann und ihr Sohn waren Taufpaten bei der Familie meines Johann Jost. Heinrich Schwind hatte auch einen Sohn Johann Jost in Rhoden, aber das Geburtsdatum weicht etwa 10 Jahre ab vom Alter meines Johann Jost bei seinem Begräbnis in Massenhausen.


                Die Salbücher, Hauslisten, und Katasterverschreibungen in Massenhausen sind ausführlich in der mehr als 300 Seiten langen Einleitung zum OFB behandelt und teilweise abgeschrieben. Massenhausen war ein Haufendorf; alle Bauern lebten im Dorf, und es gab keine ausliegende Höfe. Die Hausbezeichnungen waren sehr prosaisch ("oben im Dorf", "unten im Dorf", usw.). Ich habe keine Erwähnung eines Begriffes Siebeck oder ähnlich als örtlichen Flur- oder Hofnamen hier gefunden.


                Eine Herkunft vom Gut Siebecke im Märkischen, etwa 100 km entfernt, wäre ja wohl möglich. Der einzige Anhaltspunkt für eine auswärtige Herkunft, den ich bisher in Massenhausen entdeckt habe, ist allerdings, daß bei der Taufe eines der Kinder von Johann Jost "seine Schwester aus Sachsen" als Zeugin erschien - und zumindest im 19. Jahrhundert war der Familienname Schwind auch südlich von Chemnitz weit verbreitet.


                VG


                --Carl-Henry
                Meine Ahnentafel: https://gw.geneanet.org/schwind1_w?iz=2&n=schwind1&oc=0&p=privat

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                • hmw
                  Erfahrener Benutzer
                  • 16.06.2016
                  • 1369

                  #9
                  Guten Abend,

                  entsprechend deiner Ausführung deutet wirklich nichts darauf hin, dass damit eine Ortsangabe in/um Massenhausen gemeint ist. Eine Idee noch: Siebecker gibt es auch als Familiennamen, laut NVK vor allem in Franken und der Pfalz. Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang? Anderenfalls bleibt es wohl doch die Kopfbedeckung.

                  Gruß
                  Martin

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                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11323

                    #10
                    Moin Carl-Henry,


                    ich werfe mal noch eine weitere Theorie in den Ring: Es könnte sich hier schlicht um den Hof- oder Vulgonamen handeln.


                    Friedrich
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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