Evangelische aus Orzesche und Jaschkowitz Kreis Pless - OS

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  • Oberschlesier68
    Erfahrener Benutzer
    • 19.02.2018
    • 103

    #46
    Dokumente aus dem Archiv in Gleiwitz.
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    • Kleinschmid
      Erfahrener Benutzer
      • 20.01.2013
      • 1239

      #47
      Es wird nun hier die Zeit behandelt, in der das Grundstück bzw. der Friedhof seinen Besitzer wechselte. Errichtet wurde die Anlage bekanntlich auf Betreiben des Direktors der Oberschlesische Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau in Orzesche, Herrn Bergrat Sachse. Neue Eigentümerin wurden die Gräflich Schaffgotschen Werke mit Sitz der Generaldirektion in Beuthen/Oberschlesien.

      Eine Sache können wir hier weglassen, und zwar die Seiten mit der Berufsgenossenschaft (BG) der Gärtner in Kassel, Königsplatz 36 1/2. Der für die Gesellschaft als Eigentümerin des Friedhofes tätige Totengräber mußte bei dieser Berufsgenossenschaft versichert werden. Das letzte Begräbnis fand 1913 statt, weswegen später keine Beiträge (1,50 Reichsmark) mehr zu entrichten waren. Doch kam es dabei zu Unstimmigkeiten zwischen der neuen Eigentümerin und der BG - die hier aber keine Rolle spielen.

      Der Friedhof wurde seit seiner Genehmigung am 29.1.1883 von der Oberschlesische Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau in Orzesche betrieben. Die Gräflich Schaffgotschen Werke als neue Eigentümerin hatte kein Interesse mehr an einer weiteren Nutzung und untersagte fortan weitere Begräbnisse (seit Mai 1913 gab es ja auch die neue evangelische Kirche mit eigenem Friedhof in Orzesche). Es war aber bekannt, daß die Ruhezeit 20 Jahre betrug. Es war daher festzustellen, wann die letzte Beerdigung stattgefunden hat und ob es womöglich wertvolle Denkmäler auf der Anlage gab. Vor Ort war für den Friedhof damals der Bergverwalter Kroll verantwortlich. Insgesamt war der Friedhof anscheinend eher schmucklos. Kroll zählt hier als Besonderheiten lediglich auf: eine mit einer Mauer eingefriedete Kapelle unter deren Steinsohle eine Gruft ausgemauert ist, in der Frau Bergrat Sachse ihre letzte Ruhestätte fand, östlich davon bis zur Friedhofsmauer und durch ein Gitter abgegrenzt befinden sich die Gräber von Herrn Direktor Hermanni mit Frau und Tochter mit einem Denkmal (Statur). Auf den Gräbern befindet sich je ein steineres Buch, auch welchen der Todestag vermerkt ist. Andere wertvollere Grabdenkmäler gehörten dem Stat.(?)-Assistent Schirmer, dem Lehrer Wegehaupt, dem Wirtschaftsinspektor Wegehaupt und dem Dr. Nissle, früherer Knappschaftsarzt. Außerdem bemerkte Knoll, daß einige marmorne Tafeln von einigen Gräbern bereits weggebracht worden sind. Die letzte Beerdigung war ein Kind des Bahnmeisters Wolk aus Orzesche vom 30.3.1913. Angeblich soll er selbst die Erlaubnis dazu erteilt haben, konnte sich daran aber nicht mehr erinnern. Der Totengräber war inzwischen verstorben, konnte also dazu auch nicht mehr befragt werden. Kroll fiel bei seinen Besuchen auf, daß das Friedhofstor manchmals nicht verschlossen war. Da einige Gräber auch weiterhin gepflegt wurden, besaßen vermutlich einige Hinterbliebene Nachschlüssel zum Tor. Insgesamt machte der Friedhof einen eher verwahrlosten Eindruck. Das große Holzkreuz würde sicher bald umfallen. Lediglich die erwähnte Gruft wurde vor einigen Jahren durch den Sohn, Herrn Bergasessor Sachse, ausgebessert.

      Die Verwaltung in Beuthen entschied daraufhin: Das Schloß sei auszutauschen, und es sollen nur noch 2 Schlüssel bei Herrn Kroll aufbewahrt werden. Schließlich sei am Eingang ein Schild mit der Aufschrift 'Zutritt nur mit Genehmigung des Bergverwalters Kroll' anzubringen. Am 8.4.1914 meldete Kroll nach Beuthen, daß das Schloß ausgetauscht wurde und das Schild in Arbeit sei. Es werde demnächst angebracht.

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      • Oberschlesier68
        Erfahrener Benutzer
        • 19.02.2018
        • 103

        #48
        Ausgezeichnet ,Außer Frau Sachse und dem Direktor von Hernamani habe ich andere Namen bestätigt.Und einige interessante Informationen über den Friedhof im Jahr 1914.Ich werde nach weiteren Dokumenten suchen.

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        • Kleinschmid
          Erfahrener Benutzer
          • 20.01.2013
          • 1239

          #49
          Vielleicht noch einige Anmerkungen:

          Einen Zustandsbericht zum Friedhof aus 1913/14 im Staatsarchiv Gleiwitz zu finden - gratuliere! Jetzt wissen wir also, daß das größte oder vielleicht besser das bedeutendste Grab auf der Anlage das von Anna Sachse war. Krolls Bezeichnung 'Kapelle unter deren Steinsohle eine Gruft ausgemauert ist' scheint mir etwas umständlich. Vermutlich handelte es sich um eine Gruftkapelle oder ein Grufthaus. Diese sind in Schlesien vor allem aus Hirschberg bekannt. Siehe hier oder hier auf einer poln. Seite. Die Hirschberger Anlage stammt aus dem Barock, während der Orzescher Friedhof bekanntlich erst 1883 eröffnet wurde. Vermutlich hatte das kleine Gebäude daher eher so ausgesehen.

          Frage: Gibt es eigentich Bilder vom jetztigen Zustand des Friedhofs? Kann man von der Gruftkapelle überhaupt noch etwas erkennen?

          Es spricht doch einiges dafür, daß der frühe Tod von Anna Sachse, mit 31 Jahren u. etwa einem Jahr nach der Geburt ihres Sohnes Gerhard, der eigentlich Grund für die Errichtung des Friedhofes war: Vermutlich wollte ihr Ehemann bereits auf dem kath. Friedhof eine Gruftkapelle errichten lassen, erhielt dazu aber keine Erlaubnis und bemühte sich dann eben um die Anlegung eines ganz neuen Begräbnisplatzes auf dem Grundstück seiner Gesellschaft. Wo er dann natürlich eine entsprechend große Grabstätte für seine Ehefrau bauen konnte.

          Weitere Archivalien wären dann in der Superintendantur des Kirchenkreises Pless, königliche Regierung Oppeln, Konsistorium in Breslau, ev. Pfarrarchiv Sohrau zu vermuten sowie im Landratsamt Rybnik - wie hier zu sehen.

          Ich wünsche weiterhin viel Erfolg!

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          • Oberschlesier68
            Erfahrener Benutzer
            • 19.02.2018
            • 103

            #50
            Woher bekommst du diese interessanten Informationen?????
            "Es spricht doch einiges dafür, daß der frühe Tod von Anna Sachse, mit 31 Jahren u. etwa einem Jahr nach der Geburt ihres Sohnes Gerhard, der eigentlich Grund für die Errichtung des Friedhofes war: Vermutlich wollte ihr Ehemann bereits auf dem kath. Friedhof eine Gruftkapelle errichten lassen, erhielt dazu aber keine Erlaubnis und bemühte sich dann eben um die Anlegung eines ganz neuen Begräbnisplatzes auf dem Grundstück seiner Gesellschaft. Wo er dann natürlich eine entsprechend große Grabstätte für seine Ehefrau bauen konnte."

            Heute gibt es keine Spur von dem Friedhof, eine tragische Ansicht.Ich werde später Fotos hinzufügen.Es gibt einen Laden auf dem Gelände der Kapelle.
            Unter der Blätterschicht neben dem Laden fanden wir das letzte Stück der Kapellenwand.Neugier - wir haben mit einer älteren Frau gesprochen, die neben dem Friedhof lebt.Sie erinnert sich, dass selbst nach 1945 einige Leute Kerzen angezündet haben.Und sie erinnert sich, dass sie vor dem Krieg den Geist neben dem Friedhof getroffen haben, ihre Freundin war auch dort.Es war eine Frau in der Luft, die sich über die Erde bewegte.Zu dieser Zeit wussten wir nichts über Frau Sachse, die Tafel lag in der Erde.
            Der Fall von brennenden Kerzen lange nachdem der Friedhof geschlossen wurde bestätigt.Während der Reinigung fanden wir alte Kerzen in der Nähe des Platzes der Kapelle.Nach Überprüfung stellte sich heraus, dass solche Kerzen in den 30er und 40er Jahren hergestellt wurden.Einer auf dem Foto.
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            • Oberschlesier68
              Erfahrener Benutzer
              • 19.02.2018
              • 103

              #52
              Ich sende mehrere Friedhofs
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              • Oberschlesier68
                Erfahrener Benutzer
                • 19.02.2018
                • 103

                #53
                Ich fand auch die Protokolle der Gemeinde von Orzesze von 1882 bis 1883. Vielleicht gibt es etwas über den Friedhof dort?
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                • Oberschlesier68
                  Erfahrener Benutzer
                  • 19.02.2018
                  • 103

                  #54
                  Protokolle der Gemeinde von Orzesze

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                  • Oberschlesier68
                    Erfahrener Benutzer
                    • 19.02.2018
                    • 103

                    #56
                    Protokolle der Gemeinde von Orzesze
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                    • Oberschlesier68
                      Erfahrener Benutzer
                      • 19.02.2018
                      • 103

                      #57
                      Protokolle der Gemeinde von Orzesze
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                      • Kleinschmid
                        Erfahrener Benutzer
                        • 20.01.2013
                        • 1239

                        #58
                        Recht schönen Dank für die Fotografien. Schade, aber nach 105 Jahren seit der letzten Beisetzung konnte auch nicht mehr viel übrig sein. Und der Platz der früheren Gruftkapelle wurde zudem bereits überbaut. Vermutlich lagen der Gemeinde oder dem Landrat eine Bauzeichnung der Kapelle zur Genehmigung vor. Das mit dem Anzünden der Kerzen ist dann aber eher Brauch bei den Katholiken. Die Gemeindeprotokolle bringen nichts. Ich habe mich um die Namen bemüht. Vielleicht sind sie von Nutzen.

                        Alles Orzesche:

                        10.1.1882 Wahl der Klassensteuereinschätzungskommission: Jakob Habraschka, Carl Greiner, Paul Grzegorzyk, Adolph Pissarsky. Vertreter: Glashüttenbesitzer Adolph Sonnenfeld, Bergverwalter Notzny.

                        20.2.1882 Deputiertenwahl betref. staatl. Zuschuß zum Bau einer evangelischen Schule: Häusler Alexander Knappek, Häusler Georg Wojtas, Bergmann Joseph Ankes.

                        30.7.1882 Deputiertenwahl zur Intressenwahrnehmung bei der Verteilung des Gnadengeschenks von Rittergutsbesitzer Winker, hier Renovierung der kath. Kirche in Orzesche: Gemeindevorsteher Adolph Pissarsky.

                        28.10.1882 1. Einführung u. Vereidigung der neugewählten Gemeindevertreter. 2. Anschaffung von Desinfektionsmittel für die Hebamme auf Gemeindekosten. 3. Wahl dreier Waisenräte: Skrzeczek, Sonntag, Knosek. 4.Freistellung der Oberschlesischen Aktiengesellschaft vom Lehrerdeputat.

                        27.11.1882 1. Einführung des neuen Gemeindevertreters Carl Chroscz. Wahl der Klassensteuereinschätzungskommission: Häusler Paul Grzegorzyk, Schulz Pissarsky, Häusler Simon Rudek, Bergverwalter Notzny, Glashüttenbesitzer Carl Greiner. Ersatzmänner: Glashüttenbesitzer A. Sonnenfeld, Häusler Ignatz Sonntag.

                        4.3.1883 Wahl eines neuen Schuldeputierten: Häusler Franz Hanschur.

                        3.4.1883 Bekanntgabe der Klassensteurstammrolle 1883/84 sowie Grund- und Gebäudestammrolle 1883/84.

                        2.4.1883 Festsetzung des Gemeindetats.

                        8.4.1883 Wahl eines neuen Ortserhebers: Häusler Franz Hanschur.

                        29.4.1883 Vorlage von Rechnungen der hiesigen kath. Filiakirche. Beschluß: Der baare Bestand sei zinslich anzulegen.

                        4.5.1883 Wahl eines neuen Gemeindevorstandes: Franz Hanschur. Neuer Gemeindeschreiber: 1. Lehrer Czabansky. Weitere Wahlen: Zolleinnehmer Jurzik u. Einlieger Stanislaus Hermann.

                        5.8.1883 Gemeindesteuern, Tilgung von Schulden.

                        10.11.1883
                        I. Teil
                        Neuwahl des Gemeindeschreibers: 2. Lehrer Robert Lannik. Anwesend waren: Gemeindevorsteher Hanschur, Dr. Skrzeczek, Förster Fransky, Gastwirt Steiner, Fleischer Adamietz, die Glashüttenbesitzer Greiner und Sonnenfeld, die Häusler Rudek, Teschler, Sonntag u. Grzegorzyk.
                        II. Teil
                        Wahl von 5 Mitgliedern u. 2 Stellvertretern der Klassensteuerschätzungskommission: Bergverwalter Notzny, Förster Fransky, Gastwirt Greiner, Häusler Sonntag, Häusler Grzegorzyk. Vertreter: Glashüttenbesitzer Greiner u. Häusler Rudek.

                        7.12.1883 Gegen den früheren Ortserheber Adolf Knopp und den früheren Gemeindevorsteher Adolph Pissarsky wird wegen Defekten in der Gemeindekasse beim Kreisaussschuß eine Klage angestrengt. Anwesend: Dr. Skrzeczek, Förster Franzky, Gastwirt Steiner, die Glashüttenbesitzer Jacobowitz, Greiner u. Sonnenfeld, Fleischermeister Adamietz, die Stellenbesitzer Grzegorzyk u. Sonntag.

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                        • Oberschlesier68
                          Erfahrener Benutzer
                          • 19.02.2018
                          • 103

                          #59
                          ".... Im November 1855 wendet sich der Geheimrat G. aus Kattowitz wegen der Benutzung der kath. Kapelle/Kirche St. Laurentinus zum ev. Gottesdienst an Pf. T. aus Woszczytz. Am 8.12.1855 wurde der Vertrag zwischen den ev. Gemeindemitgliedern aus Orzesche u. Umgebung mit Pfarrer Z. aus Nikolai abgeschlossen und am 23.12.1855 vom Consistorium in Breslau genehmigt. Danach waren sie mit den genannten Bedingungen vollständig einverstanden. Der Kantor erhielt 1 1/2 Taler. Der Steinmetz Johann Weiß bot sich als Kirchendiener an, wofür er jedesmal 10 Silbergroschen erhalten sollte. Die Teilnehmer am Gottesdienst sollten je 2 1/2 Silbergroschen zahlen. Das Protokoll wurde von 13 Arbeitern unterzeichnet. Am 30.12.1855 hatte das Fürstbischöfliche Generalvikariat in Breslau an Pf. T. aus Woszczytz geschrieben, daß es sich nicht ermächtigt sieht, den Evangelischen die Abhaltung von Gottesdienst in der kath. Kirche in Orzesche zu genehmigen...."

                          Ich bitte um Klarstellung..

                          Gab es irgendeine evangelische Messe in kat.Laurentis Kirche ?

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                          • Kleinschmid
                            Erfahrener Benutzer
                            • 20.01.2013
                            • 1239

                            #60
                            Zitat von Oberschlesier68 Beitrag anzeigen
                            Gab es irgendeine evangelische Messe in kat.Laurentis Kirche ?
                            Ja, sicher um 1600 bis 1625/30.

                            Im 19. Jahrhundert war es aber doch so, daß die Familie Tiele-Winckler das Patronat über die kath. St. Laurentinus-Kirche ausübte und für sicher viel Geld diese auch renoviert hatte. Sie war aber bloß eine Filiale von Woszczytz. Da war also kein katholischer Pfarrer vor Ort. Auch wurde die kleine Kirche von den Katholiken nur 12 mal im Jahr benutzt. Sonst war da niemand. Deshalb fragte der Beauftragte der Familie Tiele-Winckler, der Geheimrat Grundmann, den kath. Pfarrer Troska, ob die Evangelischen denn nicht auch ihren Gottesdienst an 5 oder 6 Tagen im Jahr darin feiern dürfen. Dazu verweigerte aber die Verwaltung am Sitz des Bistums in Breslau ihre Zustimmung.

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