Verfolgung einer Person über mehrere Orte - sozialer Abstieg?

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  • Lewh
    Erfahrener Benutzer
    • 18.07.2013
    • 1490

    Verfolgung einer Person über mehrere Orte - sozialer Abstieg?

    Hallo,
    ich interessiere mich für einen gewissen Jacob/Jakob Heims/Heimer. Er gehört zwar nicht zur direkten Linie aber ist definitiv ein Verwandter meines zurzeit Meistgesuchten. Ich hoffe das er mich vielleicht irgendwann zum Gesuchten führt.

    Der ersten beiden Einträge stammen aus Erxleben und Bregenstedt. Sie liegen mir bisher nicht im Original vor (Infos aus den jeweiligen OFB).
    Am 03.09.1748 wird in Erxleben sein Sohn Johann Heinrich Heim geboren.
    Am 25.07.1753 wird in Bregenstedt(Nachbarort zu Erxleben) seine Tochter Dorothea Maria Heim geboren.
    Jacob ist bei beiden Einträgen beschrieben als Brauermeister in Erxleben.

    Im Taufeintrag zur letztgeboren Kind meines direkten Vorfahren Heinrich Heim/er im Jahr 1748 der mir vorliegt, taucht Jacob als Taufzeuge auf. Er wird als Braumeister und Cammerherr zu Erxleben bezeichnet. Hier der Wortlaut (Lesehilfe):

    [D. 9. Apr]il gegen Abend gebohren
    [Heinrich] Heims, Häußlings alhir
    [Tochter u.] D. 12. h[u]j[us] getauft.
    [Gevat]tern
    [1.)]???[So]fia Mertens
    ?????s Leinewebers
    2.) Jungfr. Maria Elisabeth
    Gronaus, Arbeitsmanns u. Häus[lings]
    alhir eheleibl. Tochter
    3.) Jungfr. Dorothea Schuldts
    Mstr. Christian Schuldts, Leinweber
    u. Häußlings alhir eheleibl.Tochter
    4.) Jacob Heims, BrauMeister
    u. Cammerherr, Stifte zu Erxleben
    5.) Johann Heinrich Kucher
    Dienstknecht bey Mstr. Schmidten
    Schaafmeister u. Krüger alhir
    Catharina Maria Sophia


    Nach 1753 verschwindet er (soweit bekannt) aus der Gegend.
    1755 taucht er in Mariental wieder auf bei der Geburt eines weiteren Sohnes. Hier wird er als Braumeister in Mariental bezeichnet. Hier der Wortlaut (Lesehilfe):

    D 21st Decembr: ist dem Braumeister zu Ma-
    rienthal Jakob Heimers ein Sohn gebohren
    und d 25st dito getauft worden.
    Pathen sind:
    1)Mons[ieur]: Just Schmalbruch, Verwalter bey
    d[em] H[errn] Amtmann Stolze
    2) Mademoiselle Heinriette Mitgau
    3)Frau Caroline Säugere Haushälterin
    bey d[em] H[errn] Amtmann Stolze
    Das Kind heißt Friedrich Just Carl


    Nach 1755 ist in Mariental nichts mehr über ihn zu finden.

    In Helmstedt habe ich anschließend eine Reihe von Einträgen gefunden die sich mit einem Jacob Heim befassen nur das dieser Arbeitsmann und Tagelöhner ist.

    1758 in Helmstedt (Lesehilfe):

    Eod. die [16. Sept.]
    hat Jacob Heim ein Sohnl.[ein] Johannes
    Heinrich zu St: Walpurgis begraben
    lassen alt 10 Jahr


    Hier war es strittig ob der Nachname so stimmt. Inzwischen bin ich mir relativ sicher. Hinzukommt dann dieser Sterbeeintrag perfekt zu Jacob Heims ersten Sohn passen würde, wäre somit Indiz dafür das Jacob aus Mariental und Jacob aus Helmstedt die selbe Person ist.

    1762 erscheint dann ein Taufeintrag (Lesehilfe) in Helmstedt zu einer Marie Conradine Henriette deren Vater als Jacob Heims ein Tagelöhner beschrieben wird:

    1.Vater: Jacob Heims ein Tagel[löhner]
    2.Kinder: Maria Conradine Henriette
    3. Tag der Geburt September 3.
    4. Tag der Taufe September 5.
    5. Gevattern:
    Ludewig Conrad Sulfrian
    Brauknecht
    Lucia Maria Heimer
    Heinrich Andreas Schulze, ein
    Arbeitsmann


    Anschließend folgt ein Begräbnis in Helmstedt 1772:

    Eodem die [15ter Sept.]
    hat der Tagelöhner Jacob Heims
    seine Tochter Marie Conradine
    Henriette zu st. Waldp. begraben
    lassen alt. 9 Jahr 11 Mon.


    Die letzte bisher bekannte Nennung erfolgt dann 1781 in Helmstedt bei einer Hochzeit (Lesehilfe):

    Dom: Sexagesima et Quinquagesima sind aufgebothen und
    den 26. Februarii auf hochfürstl[iche] Concession in der
    ersten Fastnachts Woche nach der Betstunde copuliret worden.
    Georg Heinrich Holtzhausen Einwohner und Oel-
    schläger in Bartensleben und
    Anna Ilse Christiane Heims, Jacob Heims Einwoh-
    ners und Arbeitsmanns alhier, eheleibl[iche] einzige Tochter.


    Aus dieser Folge von Nennungen schließe ich dass Jacob Heims der das erste Mal in Erxleben benannt wird der selbe ist der später in Mariental und noch später in Helmstedt wohnt. Seht ihr das auch so?

    Was mich nun wundert ist das Jacob ja anscheinend Braumeister war und gleichzeitig Cammerherr. Diese Berufe unterscheiden sich doch ziemlich von den Berufen seiner vermutlich Verwandten (Tagelöhner/Arbeitsmänner/Hirten).
    Ich könnte mir vorstellen das er mit diesen Berufen möglicherweise etwas besser gestellt war.
    Nachdem er aber aus Erxleben wegzog scheint er in Helmstedt "abgestiegen" zu sein zu einem einfachen Arbeitsmann/Tagelöhner.
    Erscheint das plausibel? Hat er vielleicht einfach Pleite gemacht und musste sich dann durchschlagen?
    Das ist natürlich alles nur Spekulation aber wir sind ja schließlich hier in der Plauderecke

    Meinungsäußerungen sind sehr willkommen.
    Viele Grüße,
    Lars
    Zuletzt ge?ndert von Lewh; 22.01.2014, 11:56.
    Suche:
    Hanß Heimsen *1674 +1737 in Marienborn
    Schweinemeister und Hirte in Harbke
    Namen auch: Heinße, Heimße, Heimer usw.

    Datenbank aller bekannter Daten
  • Asphaltblume
    Erfahrener Benutzer
    • 04.09.2012
    • 1500

    #2
    Auch wenn er Pleite gemacht hätte, wäre er wahrscheinlich in seinem erlernten Metier geblieben und hätte auch als Brauknecht noch ein besseres und sichereres Einkommen gehabt als als Tagelöhner.
    Aber vielleicht hat er sich etwas zuschulden kommen lassen und hat deshalb keine adäquate Stellung bekommen?
    Oder es handelt sich um einen anderen Mann mit dem gleichen Namen, vielleicht einen Verwandten. Da waren Wohlstands- und Standesunterschiede nicht selten, sind sie heute ja auch nicht.
    Gruß Asphaltblume

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    • #3
      Hallo,

      es wird hier davon ausgegangen, dass der Tagelöhner keinen Beruf hatte. das ist absolut nicht so gewesen.

      Es gab viele Tagelöhner, die sehr wohl einen Beruf wie Tischler, Schmied, Schumacher usw. hatten. Sie konnten nur vor Ort keine Arbeit finden und haben sich dann als Tagelöhner (täglich ausgezahltes Geld für die geleistete Arbeit) verdingt. Ein Arbeitsmann ist dem gleich zusetzen.

      Natürlich hat es auch viele ungelernt Arbeitskräfte gegeben.

      Dieses sollte bei der Anfrage berücksichtigt werden. Denn vom Begriff lässt sich nicht ableiten, ob er eine Arbeit in seinem Beruf ausübte oder eine ungelernte Kraft war. Er hat, wie bereits erwähnt, nur täglich seinen Lohn ausgezahlt bekommen. Manchmal war er einige Tage an ein und derselbsen Arbeitsstätte, manchmal nur einen Tag. Oft in der Nähe seiner Familie, konnte aber auch 50 km und mehr entfernt tätig gewesen sein.

      Gruß Joanna

      Kommentar

      • M. Lützeler
        Erfahrener Benutzer
        • 16.11.2009
        • 214

        #4
        Hallo Lars,

        Joanna hat völlig recht; die Bezeichnung Tagelöhner sagt nichts über die Qualifikation und Verwendung aus, nur über die Art des Lohnempfangs.

        Ein Vorfahre von mir hatte nach seinem Umzug nach Köln nachweislich nur einen Arbeitgeber bis zu seinem frühen Tode. Er hatte 14 Jahre in ein und derselben Fabrik gearbeitet (zum Schluß als Werkmeister). In den standesamtlichen Unterlagen (Geburten der Kinder; seine Sterbeurkunde) steht aber immer "nur" Tagelöhner...

        Grüße

        Matthias

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        • JuHo54
          Erfahrener Benutzer
          • 27.12.2008
          • 1059

          #5
          Hallo Lars,
          Matthias und Joanna haben völlig Recht, er muss sich dadurch nicht zwangsläufig schlechter gestanden haben oder es muss nicht zwangsläufig ein sozialer Abstieg gewesen sein. Nichtsdestotrotz kann es auch möglich sein , dass er z.B. durche einen Unfall seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte.
          Liebe Grüße
          Jutta
          Es ist nicht das Wissen, sondern das Lernen,
          nicht das Besitzen, sondern das Erwerben,
          nicht das Dasein, sondern das Hinkommen,
          was den größten Genuss gewährt.
          Carl Friedrich Gauß


          FN Wittmann und Angehörige - Oberpfalz-Westpreußen/Ostpreußen/Danzig - Düsseldorf- südliches Afrika
          FN Hoffmann und Angehörige in Oberschlesien- FN Rüsing/Gierse im Sauerland

          IG Oberpfalz- IG Düsseldorf und Umgebung - IG Bergisches Land - IG Ostpreußen-Preußisch Holland -IG Nürnberg und Franken

          Kommentar

          • gudrun
            Erfahrener Benutzer
            • 30.01.2006
            • 3277

            #6
            Hallo,

            ich habe mal gelesen (weiß leider nicht mehr wo),
            dass sich die Tagelöhner nicht so schlecht gestanden haben.
            Sie waren oft die Leute, die Bargeld hatten.
            Und wie schon geschrieben, kann auch ein Unfall und seine Folgen die Ursache sein,
            dass er seinen Beruf als Brauermeister nicht mehr ausführen konnte.

            Viele Grüße
            Gudrun

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            • Brigitte Bernstein
              Erfahrener Benutzer
              • 02.08.2010
              • 590

              #7
              Hallo Lars!
              Die Bezeichnung Tagelöhner hatte damals eine andere Bedeutung als heute. Auch ich habe mehrere Ahnen die zuerst selbstständige Handwerker waren, zum Beispiel Schmiedemeister, Schumacher oder auch Zimmermann und später in einer Fabrik als Tagelöhner arbeiteten. Möglicher Weise verdienten sie sogar besser, als wenn sie als selbstständige Handwerker pro Tag oder gar Woche gerade mal einen Auftrag hatten. Natürlich kommt es darauf an wo sie wohnten, ob in einer Stadt oder einem Dorf. Einige betrieben ihr Handwerk sogar noch neben bei, was ja auch Einkünfte brachte.
              Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

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              • Asphaltblume
                Erfahrener Benutzer
                • 04.09.2012
                • 1500

                #8
                Wieder was gelernt, danke dafür!
                Gruß Asphaltblume

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                • #9
                  Zitat von Brigitte Bernstein Beitrag anzeigen
                  Hallo Lars!
                  Die Bezeichnung Tagelöhner hatte damals eine andere Bedeutung als heute. Auch ich habe mehrere Ahnen die zuerst selbstständige Handwerker waren, zum Beispiel Schmiedemeister, Schumacher oder auch Zimmermann und später in einer Fabrik als Tagelöhner arbeiteten. Möglicher Weise verdienten sie sogar besser, als wenn sie als selbstständige Handwerker pro Tag oder gar Woche gerade mal einen Auftrag hatten. Natürlich kommt es darauf an wo sie wohnten, ob in einer Stadt oder einem Dorf. Einige betrieben ihr Handwerk sogar noch neben bei, was ja auch Einkünfte brachte.
                  Wir sollten dann wissen, von welcher Zeit wir sprechen.

                  Fabriken gab es ca. ab 1780, also eigentlich nach der Zeit, über die Lars etwas wissen möchte.

                  Fabrikarbeiter gehörten dann allerdings zu den Personen, die nicht in ihrem Beruf tätig waren. Und zu dieser Zeit hatte der Begriff auch schon wieder einen anderen Sinn.

                  Vielleicht noch etwas zu einem Braumeister. Ich kenne den Begriff aus den Bergstädten im Harz. Da wurden jedes Jahr neue Häuser bestimmt, in denen der Besitzer "Braumeister" war und dass Bier brauen durfte. Es waren immer mehrere Personen dazu befugt. Und es änderte sich in vielen Fällen von Jahr zu Jahr.

                  Gruß Joanna

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                  • Brigitte Bernstein
                    Erfahrener Benutzer
                    • 02.08.2010
                    • 590

                    #10
                    Hallo Johanna
                    Natürlich ist es richtig , wenn Du sagt, dass es Fabriken erst ab zirka 1780 gab. Das hatte ich nicht bedacht. Aber meine Ahnen waren alle mit ihren Berufen in Fabriken tätig. Weil die einzelnen Handwerker in den kleinen Dörfern in welchen sie lebten kaum mit den Fabriken mit halten konnten. Meine Oma war zum Beispiel Weberin, eine einzelne Weberin konnte ihre Produkte einfach nicht so billig verkaufen wie es die Fabriken konnten und hatte so keine Überlebensmöglichkeit. Mein Urgroßvater war Schmied. Er arbeitete am Tage in einer Fabrik von Parschnitz als Eisenschmied und zu Hause als Hufschmied. Und doch fand ich immer wieder die Bezeichnung Tagelöhner. Die Menschen hatten zu diesen Zeiten keine Verträge wie heute und konnten von einer Stunde zur anderen entlassen werden. Ihre Belohnung war in vielen Fällen tageweise, weil der Meister nie wusste ob er den nächsten Tag noch genug Aufträge hatte. In guten Zeiten wurden sie wochenweise bezahlt. Bei den Zimmerleuten war das nicht anders. Sie hatten nur Chancen wenn sie sich zusammen schließen konnten und gemeinsam größere Projekte in Auftrag nehmen konnten.
                    Grüße Brigitte
                    Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

                    Kommentar

                    • Lewh
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.07.2013
                      • 1490

                      #11
                      Hallo vielen Dank für eure vielen Antworten und die Aufklärung. Tatsächlich hatte ich bei dem Begriff Tagelöhner einen eher niedrig gestellten Arbeiter im Sinn.
                      Wie es scheint muss das nicht so gewesen sein.
                      Vor allem da er in relativ kurzer Zeit relativ weit gewandert ist war es ihm vielleicht nicht möglich sofort wieder eine passende Anstellung zu finden (vielleicht ist er aber auch deswegen gewandert.
                      So oder so haben mir eure Beiträge geholfen. Nicht nur auf diesen Fall bezogen sondern auch auf viele weitere ähnliche Fälle.
                      Viele Grüße,
                      Lars
                      Suche:
                      Hanß Heimsen *1674 +1737 in Marienborn
                      Schweinemeister und Hirte in Harbke
                      Namen auch: Heinße, Heimße, Heimer usw.

                      Datenbank aller bekannter Daten

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                      • Brigitte Bernstein
                        Erfahrener Benutzer
                        • 02.08.2010
                        • 590

                        #12
                        Hallo Lars!
                        Das Wandern war ja auch in der damaligen Zeit sehr verbreitet. Hatte ein Handwerker nicht mehr genug Arbeit, wanderte er weiter. Ich habe es auch, dass von einem Vater, welcher Beispielsweise drei Söhne hatte nur einer meistens der Älteste beim Vater blieb und seine Hof oder die Werkstatt übernahm, die anderen mussten entweder in eine andere Werkstatt einheiraten oder wandern.
                        Grüße Brigitte
                        Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

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                        • gudrun
                          Erfahrener Benutzer
                          • 30.01.2006
                          • 3277

                          #13
                          Hallo,

                          das wandern war gar keine so schlechte Idee. Die Gesellen lernten viel auf der Reise und so manches mal hatten sie auch die Möglichkeit einzuheiraten.
                          Es konnte immer nur einer die elterliche Wirtschaft übernehmen, die anderen mussten sich ein Auskommen irgendwo suchen. War ja auch bei den LBauern so.

                          Viele Grüße
                          Gudrun

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                          • Anna Sara Weingart
                            Erfahrener Benutzer
                            • 23.10.2012
                            • 15113

                            #14
                            Hallo Lars (Lewh),
                            Ich glaube nicht, dass es sich um die selbe Person handelt!!

                            1748 ist er "Brau-Meister u. Cammerherr im Stift zu Erxleben",
                            also ein etablierter Herr in Erxleben.

                            Und dann solll er 1762 als Tagelöhner in Helmstedt einen Sohn geboren bekommen haben?
                            Und dazu noch ein gewöhnlicher, verbreiteter Vor- und Nachname.


                            Gruss
                            Viele Grüße

                            Kommentar

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