Familie Gottgeb in Angermund und Hellefeld und ?

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  • Weltatlas
    Erfahrener Benutzer
    • 27.08.2020
    • 138

    Familie Gottgeb in Angermund und Hellefeld und ?

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 18. Jahrundert
    Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Angermund (Düsseldorf) und Hellefeld (Sauerland)
    Konfession der gesuchten Person(en): katholisch
    Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken):
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive):


    Hallo zusammen,

    bei diesem Thread handelt es sich um die Fortsetzung zur Familie Gottgeb, die schon in den Unterforen Ortssuche und Namenkunde mit je eigenen Fragestellungen abgehandelt wurde.

    Ortssuche:
    Name des gesuchten Ortes: Helfeldt Zeit/Jahr der Nennung: 1811 Ungefähre oder vermutete Lage/Region: Münsterland Ich habe die Datenbanken zur Ortssuche abgefragt [ja/nein]: ja Hallo zusammen, vielleicht kann mir jemand mit einem Ort behilflich sein. In einem gedruckten OFB (Angermund/Kalkum/Rath) stand, dass als


    Namenkunde:


    Hier soll es nun um die genealogische Seite des Gottgeb-Problems gehen. Da der Fall schon in zwei Unterforen behandelt wurde, ist er schon recht komplex geworden und ich versuche, ihn hier in groben Zügen zu skizzieren.

    Die Familie begegnet uns in Angermund (bei Düsseldorf) mit folgendem für mich relevanten Paar bzw. ihrer Tochter:

    (Johann) Anton Gottgeb († 15.03.1811 in Rahm) ∞ 13.08.1771 in Angermund Anna Maria Schillings († 1820 Angermund)

    Agnes Gottgeb ~ 21.02.1777 in Angermund

    Die Familie lebte wohl die meiste Zeit in Rahm, einem kleinen Ort, der heute zu Duisburg gehört und nur 1,5 km nördlich von Angermund liegt. Dort lebten auch noch teilweise die Nachkommen dieser Familie. In Angermund taucht noch eine zweite Familie auf, nämlich das Paar

    Johannes Gottgeb und (∞ 04.05.1779 Angermund Maria Gertrud Schleupers, deren Kinder ebenfalls in Angermund getauft wurden. Es handelt sich bei Anton Gottgeb und Johannes Gottgeb sehr wahrscheinlich um Brüder.

    Im gedruckten OFB Kaiserswerth/Wittlaer ist für den 22.01.1797 ein Sterbeeintrag in Wittlaer für einen "Jo Gotgeb" angegeben, der im Alter von 87 Jahren verstorben sei und dessen Beruf als "servus in Großwinkelhausen" angegeben ist. Groß-Winkelhausen ist ein Rittersitz in der Nähe von Angermund. Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um den Vater von Anton und Johannes Gottgeb handelt, der nach dieser Altersangabe um 1710 geboren sein muss. Jedenfalls ist bei den Heiraten der beiden Brüder 1771 und 1779 jeweils ein "Joes Gotgeb" anwesend.

    Die Sterbeurkunde von Anton Gottgeb (1811) gibt ein Alter von sechzig Jahren an, was ein Geburtsjahr um 1751 nahelegt. Es waren allerdings Nachbarn, die den Tod anzeigten, so dass diese Angabe evtl. ungenau ist. Die Nachbarn konnten ebenfalls keine Angaben über die Eltern des Verstorbenen machen. Weiter heißt es in der Sterbeurkunde, die Eltern seien in der Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) nach Angermund gekommen und geblieben. Im Traueintrag von Anton Gottgeb und Anna Maria Schillings 1771 heißt es, er sei in "Helfeldt" im Bistum Münster getauft worden:

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    Nach langer Suche im Unterforum Ortssuche stellte sich heraus, dass die Zuordnung zu Münster falsch ist und der Ort Hellefeld im Sauerland gemeint ist. Er gehört heute zur Stadt Sundern und kirchlich zum Bistum Paderborn, vor 1821 aber zum Erzbistum Köln. Bei Familysearch fand sich dann auch ein (leider nur transkribierter) Taufeintrag für den 3.11.1748 für ein namenloses Kind von "Jois Gottgegeb" und "Christinae Schnizele".

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    Es ist anzunehmen, dass es sich bei diesem Ehepaar um jene handelt, die in der Zeit des Siebenjährigen Krieges nach Angermund kamen und die Eltern von Anton und Johannes Gottgeb sind. Ob es sich bei dem namenlosen Taufeintrag um Anton handelt, lässt sich derzeit noch nicht feststellen.

    Soweit erst einmal mein Versuch, den bisherigen Fall Gottgeb zu skizzieren. Die Frage lautet nun: Woher stammen die Gottgebs?

    Viele Grüße
    Konstantin
  • Andre_J
    Erfahrener Benutzer
    • 20.06.2019
    • 1899

    #2
    Zitat von Weltatlas Beitrag anzeigen
    Die Frage lautet nun: Woher stammen die Gottgebs?
    Auf jeden Fall nicht aus Hellefeld, denn es gibt dort keine weiteren Namensträger zu der Zeit. Geheiratet haben die beiden wohl auch nicht hier.

    Die Familiennamen hören sich alemannisch an, also Elsaß/Baden/Würtemberg.

    Bleibt natürlich die Frage, warum die beiden ausgerechnet in Hellefeld aufschlugen, und warum sie im siebenjährigen Krieg dann nach Angermund weiterzogen.
    Eventuell war er als Lehrer oder Organist angestellt?

    Zu den Kriegsschauplätzen gehörte das Sauerland jedenfalls nicht.
    Zuletzt ge?ndert von Andre_J; 28.06.2021, 19:48.
    Gruß,
    Andre

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    • Ralf-I-vonderMark
      Super-Moderator
      • 02.01.2015
      • 2836

      #3
      Hallo Konstantin,

      zwar kann ich keine Angaben zur Herkunft der Familie GOTTGEB beitragen.

      Aber im Hinblick darauf, dass bekanntlich die Indexierung der Daten in der Aufzeichnung „Deutschland, Paderborn, katholische Kirchenbücher, 1863 – 1875“ bei FamilySearch teilweise sehr fehlerhaft ist, dürfte für die weitere Forschung eine Einsicht in den Taufeintrag vom ~03.11.1748 im Kirchenbuch St. Martinus Hellefeld zu dem Kind N.N. der Eltern Jois Gottgegeb & Christinae Schnizele unumgänglich sein.

      Denn sofern es sich um Ortsfremde gehandelt hatte besteht m.E. eine gute Chance, dass der Pfarrer – wenn auch vermutlich in Latein – den Herkunftsort und Beruf des Vaters angegeben hat. Zudem könnte sich daraus der Vorname des Kindes ergeben, welcher bei der Indexierung nicht hinreichend erkannt oder gelesen werden konnte.

      St. Martinus Hellefeld gehört zum Dekanat Hochsauerland-West. Eine online Stellung bei MATRICULA ist mittelfristig nicht zu erwarten, da derzeit bekanntlich die Kirchenbücher aus den Pfarreien des Dekanats Südsauerland online gestellt werden und danach die Digitalisierung und Veröffentlichung der Kirchenbücher aus den Pfarreien des Dekanats Hochsauerland-Ost erfolgen soll. Angesichts einer Anzahl von über 60 Pfarreien und des Tempos bei der online Stellung der Kirchenbücher von 2 – 3 Pfarreien pro Woche ist frühenstens Anfang 2022 mit der online Stellung von Kirchenbüchern aus einem anderen Dekanat zu rechnen.

      Daher empfehle ich eine konkrete Anfrage an die Geschäftsführerin des Projekts Kirchenbuchdigitalisierung Frau Hennig (E-Mail: Julia.Hennig@erzbistum-paderborn.de ) mit der Bitte um Übermittlung eines Scans der Kirchenbuchseite bzgl. des Taufeintrages vom ~03.11.1748 zu dem Kind N.N. Gottgegeb von St. Martinus Hellefeld und zudem eine Anfrage dahingehend, ob sich aus möglicherweise vorhandenen Namensregistern von St. Martinus Hellefeld Hinweise auf dem Namen GOTTGEB, GODGEB o.ä. für die Zeit 1740 bis 1760 ergeben.

      Die Kosten betragen 5,00 € für die Recherche und 1,00 € pro Scan.

      Viele Grüße
      Ralf

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      • Xylander
        Erfahrener Benutzer
        • 30.10.2009
        • 6446

        #4
        Zitat von Andre_J Beitrag anzeigen
        Die Familiennamen hören sich alemannisch an, also Elsaß/Baden/Würtemberg.
        Eine Wanderung Vorarlberg-Konstanz-Freiburg-Elsass-Rheinschiene hatten wir in der Ortssuche und der Namenkunde diskutiert. Überall fanden wir den FN Gottgeb usw., konnten aber noch keine gesicherte Verbindung zur Angermunder Familie herstellen. Doch die Suchrichtung könnte stimmen. Ich bin sehr gespannt, was Ralfs Tipp, die Anfrage beim Projekt Kirchenbuchdigitalisierung erbringt.

        Eine historische alemannische Version des FN Schnitzele wäre zB Snizeli:
        https://www.google.de/books/edition/Giessener_Beitr%C3%A4ge_zur_deutschen_Philol/x1k_AQAAIAAJ?hl=de&gbpv=1&bsq=%22Snizeli%22&dq=%22 %20Snizeli%22&printsec=frontcover
        Viele Grüße
        Peter


        Zuletzt ge?ndert von Xylander; 28.06.2021, 23:05.

        Kommentar

        • Weltatlas
          Erfahrener Benutzer
          • 27.08.2020
          • 138

          #5
          Hallo zusammen,

          ich habe gerade das Buch "Das Kirchspiel Hellefeld" von Clemens Liedhegener aus dem Jahre 1933 vorliegen. Dort gibt es auch ein paar Listen, die eine Ortstfremdheit des Paares Gottgeb/Schnizele nahelegen. Die FN tauchen weder als Richter, Gerichtsschreiber oder Schöffen auf und es gibt auch keine Steuern auf Vieh (1773). Wäre zumindest eine der Familien dort zuvor ansässig gewesen, so hätte sich wohl ein Name erhalten.

          Weiter heißt es dort: "Zur Deckung der durch den 7jährigen Krieg aufgelaufenen Schulden wurde im Jahre 1759 eine halbe Kopfschatzsteuer beschlossen [...], ferner in demselben Jahre eine Herd- und Schornsteinsteuer [...]. Im Jahre 1760 wurde eine Viehsteuer eingeführt [...]." (S. 32)

          Weiter heißt es: "Zu diesen enormen steuerlichen Abgaben kamen zur Zeit des 7jährigen Krieges noch große Fuhrleistungen." (S. 35)

          Waren die Gottgebs also Steuerflüchtlinge, denen das Weggehen relativ leicht fiel, da sie sowieso nicht aus dieser Gegend stammten?

          @Ralf:
          Die Frage nach der Güte der Familysearchdaten ging mir auch schon durch den Kopf. Ich denke, dass du Recht hast, dass kein Weg daran herumführt, einen Scan des Originaleintrags anzufordern. Ich werde heute noch eine entsprechende Mail schicken. Danke, dass du die entsprechenden Infos herausgesucht hast!

          @Peter
          Ja, da ist sie wieder, die mögliche Elsass-Verbindung!

          Viele Grüße
          Konstantin

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          • Xylander
            Erfahrener Benutzer
            • 30.10.2009
            • 6446

            #6
            Hallo Konstantin,
            dazu die NVK 1890 für Schnitzler rot, Dieudonné grün und Dieudonne gelb. Gottgeb usw. liefert keine Ergebnisse, deswegen habe ich Dieudonné/Dieudonne als Pendant genommen.


            geopatronyme 1891-1915 bestätigt die Verteilung
            Etymologie et origine des SCHNITZLER: tout apprendre sur mon patronyme SCHNITZLER, sa popularité, et construire l’arbre généalogique des SCHNITZLER

            Tout savoir sur son patronyme: faire ma généalogie, découvrir l’origine de mon nom de famille, son blason, l’état-civil de mes parents, la popularité du nom de famille


            In NO-Frankreich überlappen sich die Gebiete, was natürlich in dieser Region mit gemischtem Namenbestand zu erwarten ist. Und der Cluster Dieudonné im Departement Vosges ist dem heiligen Deodatus von St. Dié zu verdanken. Also: von den NVK kein deutlicher Hinweis, dass das Paar Gottgegeb-Schnizele aus NO-Frankreich stammen könnte, aber doch die Möglichkeit.

            Viele Grüße
            Peter
            Zuletzt ge?ndert von Xylander; 29.06.2021, 13:31.

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            • Andre_J
              Erfahrener Benutzer
              • 20.06.2019
              • 1899

              #7
              Zitat von Weltatlas Beitrag anzeigen

              Weiter heißt es: "Zu diesen enormen steuerlichen Abgaben kamen zur Zeit des 7jährigen Krieges noch große Fuhrleistungen." (S. 35)

              Waren die Gottgebs also Steuerflüchtlinge, denen das Weggehen relativ leicht fiel, da sie sowieso nicht aus dieser Gegend stammten?
              Das Herzogtum Berg dürfte aber so ziemlich die gleichen Finanzprobleme gehabt haben. Es sei denn, es winkten Anreize für Neuansiedler. Das würde ich aber eher den Preußen zugetraut haben.
              Gruß,
              Andre

              Kommentar

              • Weltatlas
                Erfahrener Benutzer
                • 27.08.2020
                • 138

                #8
                Hallo zusammen,

                Zitat von Andre_J Beitrag anzeigen
                Das Herzogtum Berg dürfte aber so ziemlich die gleichen Finanzprobleme gehabt haben. Es sei denn, es winkten Anreize für Neuansiedler. Das würde ich aber eher den Preußen zugetraut haben.
                das mit den Steuerflüchtlingen war auch nur halbernst gemeint. Mir war es nur bei der Durchsicht des Buches ins Auge gefallen, dass explizit auf den Siebenjährigen Krieg eingegangen wurde. Als einen möglichen push-Faktor wollte ich es aber erwähnt haben, damit er nicht verloren geht. Du hast aber Recht mit deinem Einwand. Und: in erster Linie war es die Bauernschaft, die unter den Abgaben und Fuhrleistungen zu leiden hatte, zu denen die Gottgebs wohl nicht gehört haben.

                In Hellefeld und Umgebung gab es auch eine ganze Reihe von Adelssitzen und Rittergütern. Weiter ging die Grafschaft Arnsberg 1368 an das Erzstift Köln über, wodurch auch die gräflichen Güter in dessen Besitz übergingen. Eventuell ist auch in diesem größeren Zusammenhang ein Arbeitgeber von Gottgeb Sr. zu suchen. Das bleibt aber erst mal nur Spekulation.

                Bezüglich der Namensverteilungen:
                Betrachtet man die Verteilung von Gottgeb und Schnitzler bei Geneanet, dann gibt es (mit aller quellenkritischen Vorsicht gegenüber der Datengrundlage) schon im Elsass in der Gegend um Straßburg eine Überschneidung:

                Last Name : GOTTGEB, Find out more about the geographical origin and the etymology of this last name


                Last Name : SCHNITZLER, Find out more about the geographical origin and the etymology of this last name


                Für den je konkreten Fall sagt das natürlich nichts aus, ich werde aber nicht aus allen Wolken fallen, wenn Johannes Gottgeb und Christina Schnitzler in Straßburg geheiratet haben sollten.
                Vielleicht bringt ja der Scan des Taufeintrags von 1748 Gewissheit. Die Mail habe ich gestern verschickt.

                Viele Grüße
                Konstantin

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                • Andre_J
                  Erfahrener Benutzer
                  • 20.06.2019
                  • 1899

                  #9
                  Zitat von Weltatlas Beitrag anzeigen
                  Für den je konkreten Fall sagt das natürlich nichts aus, ich werde aber nicht aus allen Wolken fallen, wenn Johannes Gottgeb und Christina Schnitzler in Straßburg geheiratet haben sollten.
                  Um das mal in den Kontext des Siebenjährigen Krieges zu setzen:

                  Straßburg gehörte damals zu Frankreich, und das kämpfte mit Österreich und den Russen gegen Preußen und England, wozu auch Hannover gehörte.

                  Hellefeld gehörte zum Herzogtum Westfalen bzw Kurfürstentum Köln, und Angermund zu Berg bzw Jülich.
                  Mir ist aus Wikipedia nicht so ganz klar, auf wessen Seite letztere standen. Vermutlich bei der Reichsarmee des Heiligen Römischen Reiches, das auf Seiten der Österreicher stand.
                  Das gibt aber keine Motivation zur Migration nach Angermund.
                  Gruß,
                  Andre

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                  • Weltatlas
                    Erfahrener Benutzer
                    • 27.08.2020
                    • 138

                    #10
                    Hallo Andre,

                    ja, diese verwickelten Verhältnisse lassen tatsächlich keine Wanderungsmotivation erkennen, die mit dem Siebenjährigen Krieg bzw. den sich bekämpfenden Parteien zusammenhängt. Wir wissen aber auch nicht, ob es da einen kausalen Zusammenhang gibt. Wir wissen nur, dass die Wanderung in dieser Zeit stattgefunden haben soll.

                    Für mich haben solche Mutmaßungen insofern einen Wert, dass man aus ihnen Hypothesen für eine weitere Suche generieren kann. Aber natürlich ist das meist nicht mehr als ein blindes Herumstochern. Dann hat man aber etwas, woran man sich abarbeiten kann.

                    Aber, um mal in diesem hypothetischen Rahmen zu bleiben: Die Wanderung nach Hellefeld muss vor dem Siebenjährigen Krieg stattgefunden haben, da Anton dort um 1751 geboren worden sein soll bzw. wir eine Taufe aus dem Jahre 1748 dort haben. Insofern bestünde bei einer möglichen Herkunft aus dem Elsass keine Verbindung zum Siebenjährigen Krieg.
                    Bei der Wanderung von Hellefeld nach Angermund gibt es entsprechende politische Grenzen bzw. Lager, die überwunden werden mussten. Hier könnte man weiterfragen, in welchem Umfang sich die politische Großwetterlage auf den Einzelnen ausgewirkt hat. Vielleicht hat sie hier auch überhaupt keine Rolle gespielt. Es war ja sowieso eines der Rätsel, warum die Gottgebs gerade während des Siebenjähriges Krieges, in dessen Verlauf insbesondere Angermund stark gebeutelt wurde, dort hinzogen. Ich glaube, da wäre er in Hellefeld besser aufgehoben gewesen, denn in Angermund zogen ständig die verschiedensten Truppen durch und wollten verpflegt werden, so dass die ansässige Bevölkerung hungerte.

                    Vielleicht kam Gottgeb Sr. nach Angermund als die Franzosen dort lagen?

                    Viele Grüße
                    Konstantin
                    Zuletzt ge?ndert von Weltatlas; 30.06.2021, 14:25. Grund: Ergänzung

                    Kommentar

                    • Weltatlas
                      Erfahrener Benutzer
                      • 27.08.2020
                      • 138

                      #11
                      Hallo zusammen,

                      eventuell gibt es ein kleines Problem mit der Information, dass die Gottgebs in der Zeit des Siebenjährigen Krieges nach Angermund gekommen seien. Und zwar wird im Traueintrag von Johannes Gottgeb mit Gertrud Schleupers 1779 erwähnt, er sei in Angermund getauft worden:

                      Discover your family history. Explore the world’s largest collection of free family trees, genealogy records and resources.


                      Die Taufen im mikroverfilmten KB Angermund bei FS setzen am 15. Januar 1756 ein, doch bis 1769 gibt es keine Taufeintragungen auf den Namen Gottgeb. Offiziell begann der Siebenjährige Krieg auf dem europäischen Festland im Spätsommer 1756. Sollte der Umzug von Hellefeld nach Angermund nicht mit irgendwelchen Kriegsvorbereitungen zu tun haben, dann scheint es keinen kausalen Zusammenhang zu geben (weder Flucht vor Kampfhandlungen noch Vermeidung von Steuerabgaben).

                      Bezüglich der Situation im Amt Angermund heißt es im Buch "Angermunder Land und Leute", Bd. 1 von Heinz Schmitz: "[...] und erst nach 1748, nach dem Frieden zu Aachen, bekam auch Amt Angermund einige Jahre Ruhe. Doch bereits Anfang der fünfziger Jahre kündigte sich an, was bald grausame Wirklichkeit werden sollte, ein neuer Krieg, der sieben Jahre dauern sollte, von 1756 bis 1763. Zu Anfang waren die kriegerischen Auseinandersetzungen im Westen nur Abwehrkämpfe gegen die aufmarschierenden französischen Truppen. Die großen Kämpfe fanden im Osten statt. Trotzdem bekam das Bergische Land den Krieg reichlich zu spüren, besonders während der Jahre 1757 bis 1760." (S. 64)

                      Wir dürfen nicht vergessen, dass die Info über den Siebenjährigen Krieg nur von den Nachbarn von Anton Gottgeb stammte, die 1811 seinen Tod anzeigten. Wenn es in der Familie immer hieß, man sei kurz vor dem Siebenjährigen Krieg nach Angermund gegangen, dann kann daraus leicht werden, dass man während des Krieges herkam.

                      Viele Grüße
                      Konstantin

                      Kommentar

                      • Xylander
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.10.2009
                        • 6446

                        #12
                        Hallo Konstantin,
                        das leuchtet ein. Denkbar wäre auch, dass die Familie längere Zeit von Hellefeld aus unterwegs war, dass vielleicht Angermund als Reiseziel erst während der Wanderung ins Blickfeld kam, dass unterwegs sogar ein Kind geboren wurde. Das werden wir wohl nicht erfahren. Hauptsache wir bekommen Klarheit, woher sie nach Hellefeld kamen.
                        Viele Grüße
                        Peter

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                        • Weltatlas
                          Erfahrener Benutzer
                          • 27.08.2020
                          • 138

                          #13
                          Hallo Peter,

                          ja das stimmt. Wenn wir annehmen, dass die Altersangabe von 60 Jahren beim Tod von Anton Gottgeb richtig ist, und er demnach 1751 in Hellefeld geboren wurde, lägen immer noch einige Jahre zwischen einem Wegzug aus Hellefeld und einer möglichen Geburt des Sohnes Johannes in Angermund. In dieser Zeit können sie locker noch ein paar Jahre (4-5) woanders gewesen sein.

                          Diese Tatsache hatte mich nur etwas überrascht, da zumindest ich stillschweigend davon ausgegangen bin, dass der Siebenjährige Krieg irgendeine kausale Rolle gespielt hat. Insofern ist die Info aus der Sterbeurkunde ein wenig irreführend.

                          Viele Grüße
                          Konstantin

                          Kommentar

                          • Ralf-I-vonderMark
                            Super-Moderator
                            • 02.01.2015
                            • 2836

                            #14
                            Hallo Konstantin,

                            um die Herkunft der Familie GOTTGEB bzw. GODGEB zu klären ist sicherlich auch zu erforschen, wann dieser erstmalig in Angermund erwähnt wurde, also in Kirchenbüchern oder Urkunden oder Bevölkerungsverzeichnissen erfasst wurde.

                            Dabei ist für mich zunächst die Quellenlage zu den Kirchenbüchern etwas unklar oder ich habe ein Verständnisproblem.

                            Denn bekanntlich ist bei FamilySearch das digitalisierte Kirchenbuch St. Agnes Angermund „Taufen 1756-1770 Chronik 1784-1808 Taufen 1770-1913 Heirats-Index 1770-1874 Heiraten 1770-1923 Toten-Index 1770-1886“ online frei einsehbar, während das ebenfalls digitalisierte Kirchenbuch St. Agnes Angermund „Tote 1770-1924“ nur von einem Center für Familiengeschichte eingesehen werden kann.

                            In allen im Internet zu findenden Bestandsverzeichnissen zu den Kirchenbüchern von St. Agnes Angermund werden konsequent als Beginn das Jahr 1756 für Taufen und das Jahr 1770 für Heiraten und Tote angegeben.

                            Zudem existiert für Angermund das „Düsseldorfer Trauregister Band 1 Teil 1 Familienbuch Angermund, Kalkum und Rath von 1637 – 1809“ von Alfred Strahl (2001) und das „Einwohnerbuch Angermund 1810-1975“ von Elmar Ohst.

                            Daher meine Verständnisfrage, ob in dem Werk „Düsseldorfer Trauregister Band 1 Teil 1 Familienbuch Angermund, Kalkum und Rath von 1637 – 1809“ auch Taufen vor 1756 und Sterbefälle vor 1770 verzeichnet sind oder ob nur die Trauregister verkartet und veröffentlicht wurden.

                            Hintergrund meiner Frage ist es, dass ich abweichend von den o.g. Bestandslisten bei archive.nrw entdeckt habe:
                            Bestände aus dem Stadtarchiv Düsseldorf
                            (Kirchenbuch) St. Agnes Angermund (kath.), 1718 – 1809, Band Sterberegister
                            vgl. http://www.archive.nrw.de/ms/search?...00017420000005

                            (Kirchenbuch) St. Agnes Angermund (kath.), 1704 – 1809, Band Taufen
                            vgl. http://www.archive.nrw.de/ms/search?...00017420000001

                            Zudem ergeben sich aus dem Toten-Index 1770-1886 aus der Verfilmung von FamilySearch folgende interessante Angaben:

                            Margarethe Schillings, +1770 in Angermund
                            Susanne Schnitzler, +1774 in Angermund

                            Christina Godgeb, +1771 in Angermund
                            [Bei ihr könnte es sich um die Mutter des am ~03.11.1748 in Hellefeld getauften Kindes N.N. Gottgeb handeln. Dann wäre auch SCHNITZLER und nicht SCHNIZELE der Familienname!]
                            Anna Maria Gottgeb, +1780 in Angermund [Problem: beide Anna Maria Gottgeb (~11.04.1780 in Angermund und ~10.12.1780 in Angermund) waren angeblich verheiratet]
                            Agnes Gottgeb, +1784 in Angermund [Problem: beide Agnes Gottgeb (~21.02.1777 in Angermund und ~22.01.1782 in Angermund) waren angeblich verheiratet]

                            Daher würde ich empfehlen, die o.g. Sterbeeinträge im Totenbuch von St. Agnes Angermund einzusehen und zu überprüfen, ob diese im Werk „Düsseldorfer Trauregister Band 1 Teil 1 Familienbuch Angermund, Kalkum und Rath von 1637 – 1809“ aufgelistet sind.

                            Ideal wäre sicherlich eine Alters- und Herkunftsangabe zu Christina Godgeb (+1771 in Angermund).

                            Viele Grüße
                            Ralf

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                            • Weltatlas
                              Erfahrener Benutzer
                              • 27.08.2020
                              • 138

                              #15
                              Hallo Ralf,

                              das OFB Angermund/Kalkum/Rath von Alfred Strahl hatte ich als Fernleihe vorliegen. Dies enthält für Angermund tatsächlich nur die Bestände ab 1756 bzw. 1770. Darüber hinaus fehlen dort Angaben zu Taufpaten und Trauzeugen. Teilweise enthält es aber auch Angaben aus Nachbargemeinden und Zivilstandsregistern. Insgesamt fand ich die Düsseldorfer Trauregister nicht sehr übersichtlich gemacht. Ich hatte es mir damals bestellt, weil ich mir daraus ein paar mehr Informationen erhofft hatte, die es aber leider nicht liefern konnte. Die Angabe "1637-1809" für das OFB Angermund/Kalkum/Rath ist irreführend, denn es beinhaltet folgende Daten:

                              St. Agnes, Angermund:
                              Taufen 1756-1809
                              Heiraten 1770-1809
                              Tote 1770-1809

                              St. Lambertus, Kalkum:
                              Taufen 1637-1639, 1682-1809 (mit Lücken)
                              Heiraten 1683-1696 (mit Lücken), 1730-1809
                              Tote 1683-1690 (mit Lücken), 1770-1809

                              St. Maria unter dem Kreuz, Rath:
                              Taufen 1648-1672 (einzelne Eintragungen), 1689-1809
                              Heiraten 1721-1809
                              Tote 1770-1809

                              Aus dem OFB gingen keine Informationen über die Eltern von Anton Gottgeb hervor, lediglich die Angabe, dass die Eltern während des Siebenjährigen Krieges nach Angermund gekommen seien.

                              Die Existenz der von dir verlinkten KB im Stadtarchiv Düsselforf ist mir bekannt. Ich weiß aber nicht, inwieweit es hier Überschneidungen mit den bei FS einsehbaren KB gibt. Konkret, ob es in Angermund zeitweise zwei Taufbücher gleichzeitig gab oder ein Buch für alles. Warum immer nur auf die KB ab 1756/1770 hingewiesen wird, weiß ich nicht. Es wäre sicherlich nicht schlecht, wenn man einmal einen Blick in die KB im Stadtarchiv Düsseldorf werfen könnte. Für mich ist das im Moment aber leider nicht möglich.

                              Für die von dir angeführte Christina Godgeb gibt es mehrere Möglichkeiten: entweder handelt es sich um eine bislang unbekannte Tochter von Johann Gottgeb und Christina Schnitzler oder um Christina Schnitzler selbst oder um eine Zwillingsschwester des 1771 geborenen und gestorbenen Sohnes Johann Theodor von Anton Gottgeb und Maria Schillings. Da Johann Theodor und Christina im KB auf der gleichen Seite stehen, tendiere ich zur Annahme, dass es sich um Zwillinge gehandelt hat. Dagegen spricht allerdings, dass sie nicht bei den Taufen auftaucht:

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                              Die anderen Gottgebs, die du herausgesucht hast, gehören schon zur Kindergeneration von Anton Gottgeb/Maria Schillings und Johannes Gottgeb/Gertrud Schleupers. Die haben ihre Kinder z.T. identisch benannt, was die Sache nicht einfacher macht. Die helfen uns aber auch nicht bei der Herkunftsfrage. Diese Susanne Schnitzler soll laut weiteren Angaben von FS mit einem Lucas Issel verheirate gewesen sein, gehört also nicht zu unserem Fall. Und die Maragarethe Schillings könnte eine Tochter eines der Brüder von Maria Schillings gewesen sein.

                              Ich hoffe, dass sich die Dinge etwas aufgeklärt haben. Mir brummt zumindest der Schädel...

                              Viele Grüße
                              Konstantin

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