Wappen Ulrich verliehen durch Paul Melissus

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  • X_tian
    Erfahrener Benutzer
    • 20.08.2010
    • 147

    Wappen Ulrich verliehen durch Paul Melissus

    Hallo zusammen,

    ich bin auf der Suche nach einer Abbildung des durch den Hofpfalzgrafen Paul(us) Melissus um 1600 an Elias Ulrich (lat Ulricus) verliehene Wappen. Dieser war Buchhändler in Zerbst. Wahrscheinlich wurde das Wappen auch von seinen beiden Bürdern David und Daniel geführt. Laut Beschreibung findet sich im Wappenschild ein Kranich.

    Mehr weis ich dazu leider nicht zu sagen. Über jede Hilfe bin ich wie immer sehr dankbar.
    Gruß Christian
  • gustl
    Erfahrener Benutzer
    • 25.08.2010
    • 676

    #2
    Hallo Christian,

    meinst Du diesen Paul Melissus?



    Er wäre wohl nicht befugt gewesen, Wappen zu verleihen, was aber nicht heißt, dass Dein Elias Ulrich keines geführt hat.

    Wenn Du dieses Wappen nicht in den üblichen Sammlungen finden kannst, dann versuche es doch einmal beim Zerbster Stadtarchiv:



    So wie Du es schreibst, scheint mir, dass schon der Herr Papa der drei Brüder dieses Wappen geführt haben wird. Im Zerbster Archiv werden sie das Wappen selbst nicht finden, aber vielleicht Urkunden, auf denen die Ulrichs gesiegelt haben.

    Viel Glück und viele Grüße
    Cornelia

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    • X_tian
      Erfahrener Benutzer
      • 20.08.2010
      • 147

      #3
      Auch wenn ich dir hier widersprechen muss

      Paul Melissus war in seinem Amt als Hofpfalzgraf durchaus befugt Wappen zu verleihen. Er konnte sogar Personen in den Adelsstand erheben und kaiserliche Notare ernennen.

      Siehe auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Hofpfalzgraf

      Aber danke dir, für deinen Tipp mit dem Stadtarchiv.
      Der Vater der drei Brüder war übrigens anhaltischer Generalsuperintendent und Pfarrer der St. Bartholomäuskirche in Zerbst.
      Zuletzt ge?ndert von X_tian; 20.08.2011, 10:01.
      Gruß Christian

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      • Hina
        Erfahrener Benutzer
        • 03.03.2007
        • 4661

        #4
        Hallo Cornelia,

        so merkwürdig es klingt aber Paul Schede (Paulus Melissus) war tatsächlich nicht nur Dichter, Schriftsteller und Humanist, sondern er war auch kaiserlicher comes palatinus, also kaiserlicher Pfalzgraf und damit befugt, im Namen des Kaisers Wappen zu verliehen. Es sind eine ganze Reihe Wappenverleihungen durch ihn bekannt. In den meisten Fällen hatten ja Juristen diese Funktion inne, deshalb mutet ein Schriftsteller etwas merkwürdig an. Er hat aber nicht nur Wappen verliehen, sondern auch u.a. poeta laureatus (Dichter) gekrönt, z.B. 1595 den Humanisten Peter Lindenberg.


        Hallo Christian,

        das Wappen mit dem Kranich (die Familie führte den Beinamen Cranach) ist in der Leichenpredigt von Wolfgang Amlingus für Elias Ulrich 1601 abgebildet.

        Leider konnte ich das Wappen in den Siebmacher-Bänden nicht finden.

        Viele Grüße
        Hina
        "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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        • X_tian
          Erfahrener Benutzer
          • 20.08.2010
          • 147

          #5
          Danke Hina,

          tja, was soll man sagen, der gute Paul Melissus war einscheinend einfach ziemlich vielseitig.

          Von der Leichenpredigt wusste ich schon, aber danke nochmal für den Link.
          Da man sie anscheinend in der Landesbibliothek Coburg einsehen kann, werde ich da mal mein Glück versuchen.

          In einer Veröffentlichung zu der Familie Ulrich, die ein ziemlich interessantes Stammbuch aus den Jahren 1549-1623 hinterlassen hat, wird auch schon über das Wappen gerätselt, da es scheinbar in keinem "offiziellen" Wappenverzeichniss auftritt.
          Gruß Christian

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          • gustl
            Erfahrener Benutzer
            • 25.08.2010
            • 676

            #6
            Hallo Hina, hallo Christian,

            die Geschichte ist ja richtig spannend! Zerbst mit dem Gymnasium illustre war ja damals ein Zentrum der Reformation, aber Paul Melissus muss ja wohl katholisch gewesen sein oder irre ich mich da?

            Zerbst war auch für unsere Familie ein geistiger Mittelpunkt, aber im Augenblick stecke ich noch im 19. Jahrhundert fest mit der Aufarbeitung der Familienakten. Vor Anfang nächsten Jahres werde ich im 16./17. Jahrhundert nicht ankommen.

            Zum "Beinamen Cranach": Wie wäre die Familie Ulrich denn zu diesem Beinamen gekommen? Die Malerfamilie, die ja ganz in der Nähe in Wittenberg wirkte, hatte doch ein ganz anderes Wappen?

            Leicht ratlos grüßt Euch
            Cornelia

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            • Lenz
              Erfahrener Benutzer
              • 08.07.2007
              • 421

              #7
              Ich denke, dass er, oder seine Vorfahren, aus Cranach (Kronach) gebürtig waren und er sich deshalb als "Ulrich von Cranach" bezeichnete. Eine Verwandtschaft mit Lukas Cranach d. Ä. (eigentlich Lukas Sunder) der auch in Cranach (Kronach) geboren wurde, ist m. E. mehr als unwahrscheinlich.

              Dieser Namenzusatz "genannt", war im 15. und 16. Jahrhundert nicht ungewöhnlich.

              Mit freundlichem Gruß Lenz
              Zuletzt ge?ndert von Lenz; 20.08.2011, 15:32.

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              • Hina
                Erfahrener Benutzer
                • 03.03.2007
                • 4661

                #8
                Hallo Cornelia,

                in dem Fall hatte sich schon der Vater Abraham Ulrich den Beinamen Cranach zugelegt. Er stammte wohl aus Kronach in Unterfranken. Eine Verbindung zu Lucas Cranach ist meines Wissens nicht nachgewiesen. Es gab aber eine ganze Reihe Familien quer durch Deutschland, die diesen Namen führten und ebenso eine ganze Anzahl verschiedener Cranach-Wappen.

                Viele Grüße
                Hina

                Ups, jetzt war Herr Lenz schneller .
                "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

                Kommentar

                • gustl
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.08.2010
                  • 676

                  #9
                  ... herzlichen Dank an beide! An den "Müller-Lüdenscheid"-Effekt habe ich natürlich nicht gedacht. Ich werde das aber im Hinterkopf behalten, wenn ich das nächstemal in der Korrespondenz auf den Namen Cranach stoße. Ich kann mich nur leider nicht mehr erinnern, wo ich da was gelesen habe und worum es ging.

                  Sonnige Grüße
                  Cornelia

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                  • X_tian
                    Erfahrener Benutzer
                    • 20.08.2010
                    • 147

                    #10
                    Da ich grade eine Kurz-Biographie über diesen Kronacher Theologen Abraham Ulrich Cranach schreibe, kann ich vielleicht wegen dem aufkommenden Interesse daran noch einiges beitragen.

                    Der gute Mann sah übrigens so aus:

                    Wie schon richtig vermutet stammt er aus Kronach, wo er 1526 geboren wurde.
                    Wie viele andere Kronacher begann er zu der Zeit ein Studium an einer der vielen bereits durch Luther sehr reformatorisch geprägten Universitäten in Sachsen (Wittenberg und später Leipzig).
                    Da er unter anderem auch längere Zeit als Hauslehrer der Familie der Grafen von Barby und Mühlingen in Wittenberg tätig war und dort auch ziemlich angesehen war, dürfte er mit dem jüngeren Lucas Cranach gut bekannt gewesen sein.

                    Dessen Vater war, wie ja schon bemerkt, auch aus Kronach stammend, war aber zu der Zeit schon tot.
                    Ein ebenfalls aus Kronach stammender Theologe, der die verwandtschaftliche Brücke spannt, zwischen den Cranachs und den Ulrichs, war der Vetter des Lucas Cranach d. Ä., der Theologe Matthias Gunderam (auch Gundermann). Dieser war Hauslehrer des älteren Lucas Cranach. Sein Sohn Conrad Gunderam war ein Schwager des David Ulrich, Sohn des Abraham Ulrich aus Kronach.

                    Scheinbar hielten die alten Kronacher im fernen Sachsen also noch ziemlich zusammen. Um zu beurteilen zu können, ob vielleicht schon in Kronach irgendwelche verwandtschaftlichen Beziehungen bestanden, dürfte die Quellenlage um 1500 aber leider schon zu dünn sein.
                    Gruß Christian

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                    • X_tian
                      Erfahrener Benutzer
                      • 20.08.2010
                      • 147

                      #11
                      Und, weil ichs grad bei Lenz gelesen habe (nix wie ungut):

                      Der ursprüngliche Name von Lucas Cranach war laut jüngeren Forschungen übrigens nicht Sunder (ganz zu schweigen von Müller oder was man sonst noch so liest).
                      Trotzdem findet sich dieser Fehler in ziemlich vielen Stammbäumen (so zumindest viele, die über die mütterliche Linie mit Goethe verwandt sind, der ja bekanntlich ein Cranach-Nachfahre war).
                      Der Vater von Lucas Cranach war Hans Maler, von Beruf (Haus)Maler.
                      Als dieser nach Kronach kam, legte er sich eben nach seinem Beruf den Nachnamen Maler zu.
                      Einen seiner Töchter, und somit einen Schwester zu Lucas Cranach, war mit Bartholomäus Sunder verheiratet. Dieser legte sich dann, vielleicht aus Stolz über seinen Schwiegervater, den Namen Sunder-Maler (auch Sundermaler, Sundermahler, Sündermaler und Sunder, genannt Maler) zu.
                      Gruß Christian

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                      • Lenz
                        Erfahrener Benutzer
                        • 08.07.2007
                        • 421

                        #12
                        Zitat von christian porzelt Beitrag anzeigen

                        Scheinbar hielten die alten Kronacher im fernen Sachsen also noch ziemlich zusammen.
                        Nicht nur die Kronacher, sondern wahrscheinlich die Franken allgemein. Der Wappenverleihende Hofpfalzgraf Paulus Melissus war ja auch ein Franke!

                        Mit freundlichem Gruß Lenz

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                        • gustl
                          Erfahrener Benutzer
                          • 25.08.2010
                          • 676

                          #13
                          Hallo Christian,

                          ich habe gerade nochmal in den Superstammbaum geguckt, weil ich Dir etwas ganz anderes antworten wollte und finde dort doch folgenden Eintrag:

                          Kaspar Lüssow (Lussovius) * ? + vor 1584, Kirchenvorsteher St. Bartholomäus Zerbst

                          oo mit Anna Mörtz * ? + 28.11.1612

                          als 11xUrgroßeltern.

                          Anna heiratet nach Kaspars Tod einen Herrn Ulrich! Ist das einer von Deinen? Mehr Informationen habe ich nicht zu ihm. Kaspar und Anna hatten eine Tochter Elisabeth, sie starb am 5. 9.1626 in Köthen.

                          Viele Grüße
                          Cornelia

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                          • X_tian
                            Erfahrener Benutzer
                            • 20.08.2010
                            • 147

                            #14
                            Zu deinem Ulrich kann ich dir zwar einige Informationen geben:

                            Ulrich
                            , Caspar, *27.2.1558 in Münnerstadt, †28.12.1611 in Zerbst.
                            Pädagoge und Theologe.
                            Stammte aus einer armen katholischen Familie. Der Vater hieß Niklas,
                            die Mutter war eine geborene Magdalena Günther, die beide in Zerbst
                            gestorben sind. Er kam 1574 als Hauslehrer der Söhne des Kanzlers Ro-
                            senau und des Predigers Streso nach Zerbst. 1578 in Wittenberg. Arbeitete neben dem Studium als Famulus. Wolfgang Amling nahm ihn auf
                            drei offizielle Reisen als Begleiter mit: (1) auf das Kolloquium in Herzberg,
                            (2) auf die Konferenz in Buchholz und (3) auf eine Mission zum
                            Bischof in Würzburg. Er kehrte 1582 nach Zerbst zurück und unterrichtete
                            dort zunächst die Kinder in den unteren Klassen in der Schule
                            zu St. Johannis als Praefectus Quartae & Tertiae Classis. 1586 Rektor
                            der Johannisschule. 1586-1596 Konrektor und Diakon von St. Bartholomäus.
                            1591 war er neben Georg Crüger, nachmaligem Superintendenten
                            zu Köthen,Feldprediger von Fürst Christian I. im Feldzug gegen
                            Frankreich in Straßburg. 1596 Pfarrer zu Amsdorf und Superintendent
                            über die Ämter Warmsdorf und Plötzke. 1599 Pastor und Theologieprofessor
                            am Gymnasium Illustre in Zerbst. Er war verheiratet mit der Witwe
                            von Caspar Lusso, ehemals Kirchenvorsteher von St. Bartholomäus
                            in Zerbst, Anna Mörtz. Seine einzige Tochter heiratete noch zu seinen
                            Lebzeiten den Juristen Johann Hammel. Nach dem Tode von Wolfgang
                            Amling 1606 wurde er am 23.3.1608 dessen Nachfolger als Generalsuperintendent in Anhalt.

                            Leider besteht aber keine Verwandtschaft zu dem erwähnten Abraham Ulrich. Vielleicht hilft dir mein Eintrag aber doch
                            Gruß Christian

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                            • gustl
                              Erfahrener Benutzer
                              • 25.08.2010
                              • 676

                              #15
                              Vielen, vielen Dank, ich bin total begeistert. Die Namen Streso und Hammel sind unter den direkten Vorfahren, das ergibt jetzt wieder ein neues Bild, viel umfangreicher als ich es mir bisher machen konnte. Marcus Friedrich Wendelin, ebenfalls ein 11xUrgroßvater, war zu dieser Zeit Prorektor am Gymnasium illustre. Dass keine Verwandtschaft zu Abraham besteht, macht nichts. Es wäre zwar schön gewesen, eine Verbindung zu den Maler-Cranachs zu haben, aber aus den Stammbücher Deiner Ulrichs geht ja hervor, dass man sich durchaus kannte, das reicht dann schon, um die Zeit für die nachfolgenden Generationen lebendig zu machen.

                              Also nochmals vielen, vielen Dank und ganz herzliche Grüße
                              Cornelia

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