"Unterschrift" in Taufbuch? (von Analphabeten?)

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  • Bienenkönigin
    Erfahrener Benutzer
    • 09.04.2019
    • 1696

    "Unterschrift" in Taufbuch? (von Analphabeten?)

    Hallo zusammen,

    ich sehe gerade ein Taufbuch von Wscherau durch, und alle paar Jahre ändern sich wohl die Vorgaben, was wie eingetragen werden soll (Spalten, Layout insgesamt...).

    Jetzt bei 1785 fand ich folgendes: Über dem Namen der Taufpaten (nicht Eltern) des Täuflings sind jeweils drei Kreuze.
    Kann das bedeuten, dass diese "unterschrieben" haben? Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Pfarrer das eingefügt hat.

    Was meint Ihr? Kennt Ihr das?

    Außerdem ist mir aufgefallen, dass etwa einmal pro Jahr bei einem Vater "defunctus" steht.
    Kann das sein, dass die Väter im Bergbau gearbeitet haben und es oft Unglücke gab?
    Oder trafen Krankheiten dort oft auf geschwächte Menschen?

    (Ihr merkt, dass ich in Böhmen noch nicht so bewandert bin).
    Danke!

    Viele Grüße
    Bienenkönigin
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    Zuletzt geändert von Bienenkönigin; 13.11.2020, 18:23.
    Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich
  • Bienenkönigin
    Erfahrener Benutzer
    • 09.04.2019
    • 1696

    #2
    So, jetzt habe ich in einem Taufbuch von Kraschowitz gesehen, dass das schon so vorgesehen war, also entweder eigenhändige Unterschrift oder Kreuzlein.
    (da waren sie moderner und hatten vorgedruckte Spaltenüberschriften)

    So bin ich gleich an die Unterschrift eines Vorfahren gekommen!
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    Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

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    • LutzM
      Erfahrener Benutzer
      • 22.02.2019
      • 3028

      #3
      Hallo,
      ja das hatte ich schon öfter und manchmal erkennt man sogar eine eigene "Handschrift" bei den Kreuzen, mal energisch, mal zittrig, unterschiedliche Größen. Ist für mich also denkbar, dass das eigenhändig unterkreuzt wurde.
      Lieben Gruß

      Lutz

      --------------
      mein Stammbaum
      suche Eising * um 1880 aus/bei Creuzburg/Ostpreußen, sowie (August & Hellmut) Wegner und (Friederike) Lampe * um 1840 aus/bei Kleinzerlang/Prignitz

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      • Xtine
        Administrator
        • 16.07.2006
        • 28378

        #4
        Hallo Bienenkönigin,

        das war damals so üblich.
        Wer nicht schreiben konnte, machte 3 Kreuze. Oft steht auch noch dabei, daß es das Handzeichen von XY ist, da dieser/diese des Schreibens unkundig (nicht mächtig) ist (bzw. war).


        Die Redewendung "3 Kreuze machen" stammt davon übrigens nicht ab!
        Viele Grüße .................................. .
        Christine

        .. .............
        Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
        (Konfuzius)

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        • Bienenkönigin
          Erfahrener Benutzer
          • 09.04.2019
          • 1696

          #5
          Zitat von LutzM Beitrag anzeigen
          Hallo,
          ja das hatte ich schon öfter und manchmal erkennt man sogar eine eigene "Handschrift" bei den Kreuzen, mal energisch, mal zittrig, unterschiedliche Größen. Ist für mich also denkbar, dass das eigenhändig unterkreuzt wurde.
          Ja, das stimmt. Auch bei den Unterschriften sieht man, dass viele sicher nicht häufig einen Stift in der Hand hielten. Nur ab und zu sticht eine geübte, schöne Handschrift heraus, der Rest schreibt eher ungelenk.

          PS: Könnt Ihr übrigens die 3. Zeile von unten lesen?
          Das finde ich dauernd. Ich bilde mir ein, da steht "warmgeschrieben", aber das passt sicher nicht. Aber der zweite Teil ist "geschrieben", oder?
          Ich antworte mir gleich selbst, denn bei genauerem Hinsehen heißt es wohl "Namen geschrieben".
          Von dem Kandidaten hatte ich jetzt schon öfter Taufpateneinträge, und anscheinend konnte er schreiben, aber seine Frau Maria nicht.

          VG
          Bienenkönigin
          Zuletzt geändert von Bienenkönigin; 13.11.2020, 22:53.
          Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

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          • Posamentierer
            Erfahrener Benutzer
            • 07.03.2015
            • 1032

            #6
            Hallo Bienenkönigin,

            ich lese in der dritten Zeile von unten "Namensschreiber".
            Lieben Gruß
            Posamentierer

            Kommentar

            • Bienenkönigin
              Erfahrener Benutzer
              • 09.04.2019
              • 1696

              #7
              Zitat von Posamentierer Beitrag anzeigen
              Hallo Bienenkönigin,

              ich lese in der dritten Zeile von unten "Namensschreiber".
              Danke, das ergibt mehr Sinn!
              VG
              Bienenkönigin
              Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

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              • assi.d
                Erfahrener Benutzer
                • 15.11.2008
                • 2681

                #8
                "warmgeschrieben"
                Namensschreiber!

                LG
                Astrid

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                • MMR
                  Erfahrener Benutzer
                  • 23.01.2015
                  • 401

                  #9
                  Hallo in die Runde,
                  ich forsche überwiegend im hessischen Raum und dort kommen solche drei Kreuze nur bei Frauen vor. Männer durften "richtig" unterschreiben, Frauen anscheinend nicht. Teilweise habe ich schon die schönsten Kreuze gesehen und ich bin mir auch sicher, dass die Frauen damals schreiben konnten, jedoch durften sie anscheinend nicht. Gerade im frühen 19. Jahrhundert ist dies anzutreffen.

                  LG
                  Marlon
                  Experte für die Region Oberhessen.

                  Kommentar

                  • Bienenkönigin
                    Erfahrener Benutzer
                    • 09.04.2019
                    • 1696

                    #10
                    Hallo Marlon,

                    das scheint tatsächlich auch in Böhmen so zu sein, aber nicht durchgängig (je nach Ort und Jahr haben auch Frauen unterschrieben, aber eventuell waren es unverheiratete, so wie ich mich erinnere).
                    Hast du eine Erklärung dafür gefunden?

                    Der Mann war ja der Haushaltsvorstand, die Frau gehörte einfach dazu und wird oft nicht mal mit ihrem Mädchennamen genannt, aber gab es dafür auch irgendwo eine festgeschriebene Regel?
                    Es fällt mir nämlich schwer zu glauben, dass tatsächlich die Mädchen keine Schule besucht haben sollten im 19. Jahrhundert.

                    Vielleicht weiß ja jemand genaueres?
                    Bei der einen Spaltenüberschrift heißt es ja geschlechtsneutral "Haben sich eigenhändig einzutragen, oder mit eigenhändigen Kreuzzeichen ihre Unterschrift zu bestätigen"

                    Viele Grüße
                    Bienenkönigin
                    Zitat von MMR Beitrag anzeigen
                    Hallo in die Runde,
                    ich forsche überwiegend im hessischen Raum und dort kommen solche drei Kreuze nur bei Frauen vor. Männer durften "richtig" unterschreiben, Frauen anscheinend nicht. Teilweise habe ich schon die schönsten Kreuze gesehen und ich bin mir auch sicher, dass die Frauen damals schreiben konnten, jedoch durften sie anscheinend nicht. Gerade im frühen 19. Jahrhundert ist dies anzutreffen.
                    Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

                    Kommentar

                    • Condios
                      Benutzer
                      • 12.03.2021
                      • 7

                      #11
                      3 Kreuze

                      Hallo,

                      meine Großeltern habe mit drei Kreuzen unterschrieben, obwohl sie schreiben und lesen konnten!
                      Meine Großeltern haben nach dem ersten Weltkrieg geheiratet. Sie wurden damals verheiratet. Der Auserwählte meiner Großmutter war im Krieg gefallen. Der Bauernhof mußte weiter geführt werden.
                      1. Erklärung eines Ahnenforschers aus dem Dorf:
                      Beide Eheleute wollten ihren Ehepartner nicht. Protest
                      2. Erklärung von mir:
                      Beide Eheleute waren gläubig. GOTT selbst segnet die Ehe der beiden Eheleute. Sie selber haben per Unterschrift keine Macht, daß die Ehe gesegnet bleibt. Also berufen sie sich auf GOTT Vater, Sohn und Heiligen Geist.

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                      • Bienenkönigin
                        Erfahrener Benutzer
                        • 09.04.2019
                        • 1696

                        #12
                        Hallo Condios,
                        danke für den Beitrag mit diesem Aspekt, der einem nicht gleich in den Sinn gekommen wäre bei drei Kreuzen!
                        Viele Grüße
                        Bienenkönigin

                        Zitat von Condios Beitrag anzeigen
                        meine Großeltern habe mit drei Kreuzen unterschrieben, obwohl sie schreiben und lesen konnten!
                        Meine Großeltern haben nach dem ersten Weltkrieg geheiratet. Sie wurden damals verheiratet. Der Auserwählte meiner Großmutter war im Krieg gefallen. Der Bauernhof mußte weiter geführt werden.
                        1. Erklärung eines Ahnenforschers aus dem Dorf:
                        Beide Eheleute wollten ihren Ehepartner nicht. Protest
                        2. Erklärung von mir:
                        Beide Eheleute waren gläubig. GOTT selbst segnet die Ehe der beiden Eheleute. Sie selber haben per Unterschrift keine Macht, daß die Ehe gesegnet bleibt. Also berufen sie sich auf GOTT Vater, Sohn und Heiligen Geist.
                        Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

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                        • Schischka
                          Erfahrener Benutzer
                          • 10.02.2015
                          • 343

                          #13
                          Auch in von mir eingesehenen Grundakten in Ostbrandenburg kommen bei den "Dismembrationen" um 1860 noch die drei Kreuze vor - neben tatsächlichen krakeligen Namenszügen weiterer Beteiligter ... (my 50 cents)

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