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  #1  
Alt 19.11.2010, 13:42
GunterN GunterN ist offline männlich
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Standard Einkommen, Ausgaben, Währungen, Maße und Gewichte unserer Ahnen

Beginnend mit: Alte Maaße und Gewichte anno 1830 I. Teil

Maaß- und Gewichts-Vergleichung.
(30.01.1830)
A. Längenmaaße
a. Fuße.
1 Preußischer Fuß = 139,13 Pariser Linien, wird in 12 Zoll getheilt.
1 Hessischer (Darmstädter) Fuß = 110,824 Pariser Linien, wird in 10 Zoll getheilt.
1 Baierscher Fuß = 129,38 Pariser Linien, wird in 12 Zoll getheilt.
1 Würtemberscher Fuß = 127 Pariser Linien, wird in 10 Zoll getheilt.
Demnach sind gleich:
1 Baierscher Fuß = 0,9299 Preußischer Fuß.
1 Würtembergscher Fuß = 09128 Preußischer Fuß.

1 Hessischer Fuß = 0,7965 Preußischer Fuß.
1 Preußischer Fuß = 1,0754 Baierscher Fuß.
1 Preußischer Fuß = 1,0955 Würtemberscher Fuß.
1 Preußischer Fuß = 1,2554 Hessischer Fuß.

1 Bayerscher Zoll = 0,9299 Preußischer Zoll.
1 Würtembergscher Zoll = 1,0954 Preußischer Zoll.
1 Hessischer Zoll = 0,9559 Preußischer Zoll

1 Preußischer Zoll = 10,754 Baierscher Zoll.
1 Preußischer Zoll = 0,9129 Würtembergscher Zoll.
1 Preußischer Zoll = 1,0462 Hessischer Zoll.

Für den gewöhnlichen Gebrauch sind gleich zu setzen:
14 Baiersche Fuß = 13 Preußische Fuß.
10 Würtembergsche Fuß = 10 Preußische Fuß.
5 Hessische Fuß = 4 Preußische Fuß.

14 Baiersche Zoll = 13 Preußische Zoll
10 Würtembergsche Zoll = 11 Preußische Zoll.
23 Hessische Zoll = 22 Preußische Zoll.

b. Ellen.
1 Preußische Elle = 25 1/2 Preußische Zoll = 295,65125 Pariser Linien.
1 Hessische Elle = 6 französische Decimeter = 265,9776 Pariser Linien.
1 Baiersche Elle = 369,27 Pariser Linien.
1 Würtembergsche Elle = 2,144 Würtembergsche Fuß = 272,288 Pariser Linien.

Demnach sind gleich:
1 Baiersche Elle = 1,2490 Preußische Ellen.
1 Würtembergsche Elle = 0,9210 Preußische Ellen.
1 Hessische Elle = 08996 Preußische Ellen.

1 Preußische Elle = 0,8006 Baiersche Ellen.
1 Preußische Elle = 1,0858 Würtembergsche Ellen.
1 Preußische Elle = 1,1116 Hessische Ellen.

Für den gewöhnlichen Gebrauch sind gleich zu setzen:
8 Baiersche Ellen = 10 Preußische Ellen.
12 Würtembergche Ellen = 13 Preußische Ellen.
10 Hessische Ellen = 9 Preußische Ellen.
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  #2  
Alt 19.11.2010, 14:08
GunterN GunterN ist offline männlich
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Standard Alte Maaße und Gewichte anno 1830 II. Teil

Maaß- und Gewichts-Vergleichung.
(30.01.1830)

B. Körpermaaße.
a. Holzmaaße.

1 Preußischer Klafter = 108 Preußische Cubikfuß.
1 Hessischer Strecken = 100 Hessische Cubikfuß.
1 Baiersches Klafter = 126 Baiersche Cubikfuß.
1 Würtembergscher Klafter = 144 Würtembergsche Cubikfuß.

Demnach sind gleich:
1 Baiersches Klafter = 0,9382 Preußische Klafter.
1 Würtembergscher Klafter = 1,0141 Preußische Klafter.
1 Hessischer Strecken = 0,4680 Preußische Klafter.

1 Preußischer Klafter = 1,0659 Bairsche Klafter.
1 Preußischer Klafter = 0,9861 Würtembersche Klafter.
1 Preußischer Klafter = 2,1369 Hessische Strecken.

Für den gewöhnlichen Gebrauch sind gleich zu setzen:
81 Baiersche Klafter = 76 Preußische Klafter.
71 Würtembergsche Klafter = 72 Preußische Klafter.
37 Hessische Strecken = 22 Preußische Klafter.

b. Flüssigkeitsmaaße:
1 Preußischer Eimer hat 60 Quart, jedes Quart zu 4 Preußische Cubikzoll, oder zu 57,6238 Pariser Cubikzoll.
1 Hessische Ohm hat 80 Maaß, die Maaß zu 4 Schoppen; die Maaß hält 2 französische Liter oder 100,8248 Pariser Cubikzoll.
1 Baierscher Eimer hat 64 Maaß, jede enthält 43 Baiersche Decimal-Cubikzoll, oder 53,8922 Pariser Cubikzoll.
1 Würtembergscher Eimer hat 16 Imi oder 100 Helleichmaaß; die Maaß zu 4 Schoppen; hält 78 1/3 Würtembersche Cubikzoll, oder 92,6079 Pariser Cubikzoll.

Demnach sind gleich:
1 Baiersche Maaß = 0,9336 Preußische Quart.
1 Würtembergsches Helleichmaaß = 1,6044 Preußische Quart.
1 Hessische Maaß = 1,7467 Preußische Quart.

1 Preußische Quart = 1,0711 Baiersche Maaß.
1 Preußische Quart = 0,6233 Würtembergsche Helleichmaaß.
1 Preußische Quart = 0,5725 Hessische Maaß.

1 Baierscher Eimer = 0,9959 Preußische Eimer.
1 Würtembergscher Eimer = 4,2783 Preußische Eimer.
1 Hessische Ohm = 2,3289 Preußische Eimer.

1 Preußischer Eimer = 1,0042 Baiersche Eimer.
1 Preußischer Eimer = 0,2337 Würtembergsche Eimer.
1 Preußischer Eimer = 0,4294 Hessische Ohm.

Für den gewöhnlichen Gebrauch sind gleich zu setzen:
15 Baiersche Maaß = 14 Preußische Quart (Qrt.)
5 Würtembergsche Helleichmaaß = 8 Preußische Quart.
5 Hessische Maaß = 7 Preußische Quart.

244 Baiersche Eimer = 243 Preußischer Eimer
18 Würtembergsche Eimer = 77 Preußische Eimer.
3 Hessische Ohm = 7 Preußische Eimer.

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  #3  
Alt 19.11.2010, 14:27
GunterN GunterN ist offline männlich
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Standard Alte Maaße und Gewichte anno 1830 III. Teil

Maaß- und Gewichts-Vergleichung.
(30.01.1830)

c. Getreidemaaße.
1 Preußischer Scheffel hat 16 Metzen, jede von 1/9 Preußischen Cubikfuß, enthält also 2770,7420 Pariser Cubikzoll.
1 Hessischees Malter hat 5 Simmer, jedes zu 4 Kumpf oder 16 Gescheid; das Gescheid ist der Maaß gleich, folglich enthält der Simmer 1613,1973 Pariser Cubikzoll.
1 Baiersches Schäffel hat 6 Metzen, jeder zu 4 Vierling oder 16 Sechszehntel; der Metzen enthält 34 2/3 Baiersche Maaß, also 1868,264 Pariser Cubikzoll.
1 Würtembergscher Scheffel hat 8 Simri, jedes zu 4 Vierling oder 32 Ecklein; das Simri enthält 942 1/3 Würtembergsche oder 1116,8014 Pariser Cubikzoll.

Demnach sind gleich:
1 Baiersches Schäffel = 4,0457 Preußische Scheffel.
1 Würtembergscher Scheffel = 3,2246 Preußische Scheffel.
1 Hessisches Malter = 2,3289 Preußische Scheffel.

1 Preußischer Scheffel = 1,4831 Baiersche Metzen.
1 Preußischer Scheffel = 2,4810 Würtembergsche Simri.
1 Preußischer Scheffel = 1,7175 Hessische Simmer.

1 Baierscher Metzen = 0,6743 Preußische Scheffel oder 10,7885 Preußische Metzen.
1 Würtembergscher Simri = 0,4031 Preußische Scheffel oder Preußische Metzen.
1 Hessisches Simmer = 0,5822 Preußische Scheffel oder 9,3156 Preußische Metzen.

1 Preußische Metze = 1,4831 Baiersche Sechszehnt.
1 Preußische Metze = 4,9619 Würtembergsche Ecklein.
1 Preußische Metze = 1,7175 Hessische Gescheid.

1 Baiersches Sechszehntel = 0,6743 Preußische Metzen.
1 Würtembergscher Vierling = 1,6123 Preußische Metzen.
1 Hessisches Gescheid = 0,5882 Preußische Metzen.

Für den gewöhnlichen Gebrauch sind gleich zu setzen:
3 Baiersche Metzen = 2 Preußische Scheffel.
5 Würtembergsche Simri = 2 Preußische Scheffel.
12 Hessische Simmer = 7 Preußische Scheffel.

2 Baiersche Sechszehntel = 2 Preußische Metzen.
5 Würtembergsche Vierling = 8 Preußische Metzen.
12 Hessische Gescheid = 7 Preußische Metzen.
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  #4  
Alt 19.11.2010, 14:45
GunterN GunterN ist offline männlich
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Standard Alte Maaße und Gewichte anno 1830 IV. Teil

Maaß- und Gewichts-Vergleichung.
(30.01.1830)

C. Gewichte.

1 Preußischer Centner hat 110 Pfund, jedes = 467,711 Französische Grammen.
1 Hessishcer Centner hat 100 Pfund, jedes = 500 Französische Grammen.
1 Baierscher Zentner hat 100 Pfund, jedes = 560 Französische Grammen.
1 Würtembergscher Zentner hat 104 Pfund, jedes = 467,728 Französische Grammen.
Jedes dieser Pfunde wird in 32 Loth getheilt.

Demnach sind gleich:
1 Baiersches Pfund = 1,1973 Preußisches Pfund.
1 Würtembergsches Pfund = 1 Preußisches Pfund.
1 Hessisches Pfund = 1,0690 Preußische Pfund.

1 Preußisches Pfund = 0,8352 Baiersche Pfund.
1 Preußisches Pfund = 1 Würtembergsches Pfund.
1 Preußisches Pfund = 0,9354 Hessische Pfund.

1 Baierscher Centner = 1,0885 Preußische Zentner oder 119,732 Pfund.
1 Würtembergsches Centner = 0,9455 Preußische Centner oder 104,004 Pfund.
1 Hessischer Centner = 0,9719 Preußische Znetner oder 106,904 Pfund.

1 Preußischer Zentner = 0,9187 Baierische Centner oder 91,872 Pfund.
1 Preußischer Centner = 1,0577 Würtembergsche Centner oder 109,996 Pfund.
1 Preußischer Centner = 1,0290 Hessische Centner oder 102,896 Pfund.

Für gewöhnlichen Gebrauch sind gleich zu setzen:
5 Baiersche Pfund = 6 Preußische Pfund.
1 Würtembergsches Pfund = 1 Preußisches Pfund.
14 Hessische Pfund = 15 Preußische Pfund.

11 Baiersche Centner =12 Preußische Centner.
18 Würtembergsche Centner = 17 Preußische Centner.
36 Hessische Centner = 35 Preußische Centner.



Quelle: Amtsblatt Schlesien-Liegnitz vom 30.01.1830. - Folglich galten die Preußischen Maße auch für Schlesien.
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  #5  
Alt 17.01.2011, 21:12
henrywilh henrywilh ist offline männlich
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Kabel ist offenbar ein Flächenmaß:
kabel1.JPG
kabel2.JPG
__________________
Schöne Grüße
hnrywilhelm

Geändert von henrywilh (17.01.2011 um 21:30 Uhr)
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  #6  
Alt 24.10.2011, 16:05
Benutzerbild von Rolf Stichling
Rolf Stichling Rolf Stichling ist offline männlich
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Beitrag Mittlere Preise und ähnliches

GunterN hat im Unterforum Posen-Ost
http://forum.ahnenforschung.net/show...324#post470324
einen Beitrag über die mittleren Preise eingestellt.
Dir GunterN zunächst Dank dafür!

Dieser Beitrag ist für mich aber ein Anstoß, einen Vorschlag an die Moderatoren zu machen.

Zitat:
Zitat von GunterN Beitrag anzeigen
Mittlere Preise in Posen im Jahr 1891

pro Kilo für

Rindfleisch von der Keule ....1,15 Mark
Bauchfleisch......................1,10 Mark
Schweinefleisch.................1,15 Mark
Kalbfleisch........................1,25 Mark
Hammelfleisch....................1,15 Mark
Speck..............................1,55 Mark
Butter..............................2,10 Mark
Rindertalg.........................0,90 Mark

Eier per Schock (60 Stück)..2,25 Mark

Kartoffeln 100 kg...............4,50 Mark
Weizen 100 kg.................24,70 Mark
Roggen 100 kg.................19,80 Mark
Erbsen 100 kg..................16,80 Mark
Kann man nicht ein Forum / Unterforum einrichten, wo Ahnenforscher ihre Funde / Erkenntnisse über Preise und Löhne zu verschiedenen Zeiten einstellen können?

Man stellt beim Studium von Dokumenten immer wieder fest, daß in den Unterlagen Angaben darüber zu finden sind, welches Vermögen einer der Vorfahren hatte, welches Einkommen jemand hatte.
Erst mit Blick auf Preise zu der jeweiligen Zeit erhalten diese Angaben eine Bedeutung.
Jeder von uns stößt immer wieder auf solche Angaben - oft werden sie auch so wie hier in ein Forum eingestellt. Trotz Suchfunktion werden viele Forscher diese verstreuten Angaben aber doch wohl nie finden.

Wenn wir ein Forum hätten, vielleicht mit Unterforen für die einzelnen Jahrhunderte, in denen wir unsere Funde mit Zeit- und Ortsangabe einstellen können, dann entsteht im Laufe der Zeit ein Datenwerk, das uns hilft, die Angaben zu einem einzelnen Vorfahren besser einzuordnen.
So weiß ich aufgrund einer amtlichen Erhebung, daß der unten erwähnte Heinrich Wilhelm Mettingh, einer meiner Vorfahren in Tecklenburg, im Jahr 1811 ein Vermögen von 2000 Talern besaß und ein Gehalt von 450 Talern bezog. Was bedeutete das?

Erst im Vergleich mit anderen Daten erhalten diese Zahlen eine wirkliche Aussagekraft.

Wie gesagt, da sich Preise und Löhne über die Zeit hinweg verschoben, wäre es besonders hilfreich, wenn das Forum gleich eine Struktur erhielte, in der gleichartige Daten (Zeiträume) zusammen abgelegt werden könnten.
__________________
Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.

Rolf Stichling

PS. Ich suche die Herkunft von

Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.

Geändert von Rolf Stichling (24.10.2011 um 22:40 Uhr)
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  #7  
Alt 24.10.2011, 18:14
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Rolf Stichling Rolf Stichling ist offline männlich
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Ausrufezeichen Zur Einführung: Das Münzsystem

Seit dem frühen Mittelalter ist der Pfennig in Deutschland die Grundmünze des gesamten Geld*systems. So mag im frühen und mittleren Mittelalter ein Huhn vielleicht einen halben oder einen Pfennig gekostet haben. Der Preis für einen Ochsen mag etwa bei 60 Pfennig gelegen haben.

Im Laufe der Zeit wurde der Edelmetallgehalt der Pfennigmünze immer geringer, der Wert verfiel. In der Folge ver*suchten die Städte, deren Handel durch den Verfall der Währung Schaden nahm, eine Art Währungsreform durchzusetzen. Ziel war der "ewige Pfennig": Eine Münze, die ewig ihren festen Wert behalten sollte. Um dies durchzusetzen, kauften die Städte den Fürsten das Münzrecht ab, nahmen es in Pacht oder versuchten sonstwie zu einem Mitspracherecht zu kommen. Der wichtigste dieser "ewigen Pfennige" war der Heller. Er war der Pfennig, der in Hall in Schwaben geprägt wurde. Heller war also gleich Pfennig, allerdings galt der Heller lange Zeit als besonders wertsicher, als ein besonders "guter Pfennig".
Da durch den Wertverfall des Pfennigs größere Münzen notwendig wurden, entstand schon im 13. Jahr*hundert der Groschen. Der Groschen hatte den Wert von 12 Pfennigen. (Groschen ist mit dem lateinischen "grossus" verwandt; grossus = dick; Groschen = dicker Pfennig.) Gleichzeitig entstand in Süddeutschland als kleinere Münze der Kreuzer. Der Kreuzer hatte den Wert von vier Pfennigen. Damit galt nun:
Heller = Pfennig und Groschen = 12 Pfennig oder 3 Kreuzer.

Von Italien und Ungarn her drang eine andere Münze nach Deutsch*land vor. Pfennig, Groschen und Kreuzer waren Silber*münzen. In Italien wurden aber auch Goldmünzen geprägt. Diese goldenen Münzen kamen durch den Handel nach Deutsch*land. Hier wurden sie Gulden oder auch Goldgulden genannt. Ein Goldgulden hatte den Wert von 60 Kreuzern oder 240 Pfennigen. Ein weiterer gängiger Münzbegriff war der Schilling. Im Allgemeinen galt der Schilling für 12 Pfennig, entsprach also dem Groschen.
Durch den unterschiedlich schnellen Verfall des Wertes eines Pfennigs in den verschiedenen Regionen konnten sich diese Wert*relationen aber auch stark verschieben. So galt beispielsweise der österreichische Schilling für 30 Pfennig.
Im Oberrheingebiet und in der Schweiz kamen als weitere Münzen der Rappen und der Batzen dazu. Der Rappen entsprach zwei Pfennigen, der Batzen hatte den Wert von vier Kreuzern, so daß ein Gulden 15 Batzen wert war.

Neben dem Gulden lief in Deutschland noch eine zweite Goldmünze um, der Dukat. Ursprünglich hatten der Gulden und der Dukat exakt den gleichen Wert. In dem Ausmaß, in dem der Gulden in den verschiedenen deutschen Münz*stätten nach*geprägt wurde, verringerte sich aber der Goldgehalt des Guldens. Damit entwickelten sich der Wert des Guldens und des Dukaten auseinander. Der Dukat behielt bis zum beginnenden 20. Jahrhundert den feststehenden Goldgehalt. Der Gulden wurde dagegen immer leichter. Dadurch entwickelte sich der Wert des Guldens etwa parallel zu dem Wert der ver*schie*denen Silbermünzen. Das bedeutete, daß der Dukat die maßgebliche Münze wurde, mit der größere Werte beglichen werden konnten. Der Dukat wurde zur Münze für Groß- und Fernhandel. Der Gulden dagegen entwickelte sich immer mehr zum reinen Rechnungsbegriff für Geld im Wert von 60 Kreuzern. Wenn von Gulden gesprochen wurde, war allgemein Geld in diesem Wert gemeint, das oft auch in Form der Silbermünzen gezahlt wurde. Wer von Dukaten sprach, der meinte wirklich wertbe*ständige Goldmünzen.
Der Begriff Gulden stand noch 1500 für 21 Meißner Groschen oder 24 Trierer Weißgroschen. Für einen Dukaten mußte allerdings zu dieser Zeit weit mehr als ein Gulden bezahlt werden, um die Mitte des 16. Jahr*hunderts schon um die 100 Kreuzer.
In dieser Zeit kam als weitere Münze der Taler auf. Der Taler war wieder eine Silbermünze und sollte soviel Silber ent*halten, daß ein Taler exakt den Wert eines Guldens hatte. Der Taler war damit ur*sprünglich 60 Kreuzer wert, die Kreuzer verfielen aber schneller im Wert als die Taler, so daß der Taler Mitte des 16. Jahr*hunderts schon 68 Kreuzer kostete. Die kleinen Münzen verschlechterten sich weiter, während der Taler im Silbergehalt und Gewicht einigermaßen konstant blieb. Damit galt der Reichstaler 1580 schon 80 Kreuzer, kurz vor dem 30jährigen Krieg sogar 90 Kreuzer.
Ein Gulden von 60 Kreuzern war damit nur noch 2/3 eines Talers wert.
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  #8  
Alt 24.10.2011, 18:18
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Beitrag Löhne und Preise im 15. Jahrhundert

Um 1400 erhielt ein Maurer als Tagelohn im Sommer 40 Heller, im Winter wegen der kürzeren Tage 32 Heller. Der Hand*langer am Bau erhielt 22 Heller, im Winter nur 18 Heller. Ein Ratsherr hat ca. 18 Heller Sitzungsgeld bekommen und bei einer Dienstreise ein Tagegeld von 60 Hellern.

Ein Fisch kostete einen Heller (oder Pfennig), ein Brot vielleicht zwei Heller. Das Pfund Butter lag bei zwei Hellern, das Pfund Rindfleisch kostete vier Heller, der Schinken war für fünf Heller zu haben. Ein Biberhut kostete sechs Groschen, eine Elle Tuch acht Groschen. Ein Rind war zu dieser Zeit etwa zwei Gulden wert, ein Pferd viel*leicht zehn. Bei der Ausstellung eines Meisterbriefes war eine Gebühr von zwei Gulden zu entrichten.


Geändert von Rolf Stichling (24.10.2011 um 18:24 Uhr)
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  #9  
Alt 25.10.2011, 11:19
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Beitrag Vermögensverhältnisse im 16. Jahrhundert am Beispiel der Einwohner der Stadt Erfurt

Aus den Verrechtsbüchern der Stadt Erfurt lassen sich die Vermögensverhältnisse der Einwohner der Stadt Erfurt grob rekonstruieren:

Von den 16.ooo bis 20.ooo Einwohnern der Stadt lebten etwa Drei*viertel in der Kernstadt. Das restliche Viertel lebte zwischen den beiden Mauerringen in den Vorstädten. Die Wohngebiete der Vorstädte waren im Durchschnitt von ärmeren Familien bewohnt, während die angesessenen und wohlhabenden Familien in der Innen*stadt lebten. In der gesamten Stadt Erfurt wurden im Jahre 1511 3089 steuerpflichtige Stadtbewohner registriert. 2256 davon wohnten in der Innenstadt, 633 in den Vorstädten. Der Wohnort der restlichen läßt sich nicht feststellen.
Ca. 15% dieser Haushalte hatten überhaupt kein steuerbares Vermögen. In der Innenstadt gehörten 12% der Haus*halte zu dieser Gruppe, in den Vorstädten sogar 22%. 40% der Erfurter Haushalte gaben ein Vermögen an, das unter 25 Gulden lag. In den Vorstädten gehörten sogar 55% in diese Gruppe. Faßt man die Gruppe der vermögenslosen Haushalte und dieje*nigen, deren Vermögen unter 25 Gulden betrug, zusammen, so hat man 77% der Vorstadtbewohner und 46% der Innenstädter erfaßt. Die übrigen 22% der Vorstadtbewohner hatten Vermögen zwischen 25 und 500 Gulden zu versteuern. Die Vermögen der Bürger in der Kernstadt waren dagegen höher. 22% der Innenstädter hatten Vermögen zwischen 25 und 100 Gulden. Weitere 20% der Steuerzahler gaben Vermögen zwischen 100 und 500 Gulden an, 5% gaben sogar Vermögen zwischen 500 und 1000 Gulden an und weitere 5% oder 114 Steuerzahler hatten Vermögen von mehr als 1000 Gulden zu versteuern.
Das Durchschnittsvermögen aller Erfurter Steuerzahler betrug etwas unter 200 Gulden, das der Vor*stadtbewohner etwa 25 Gulden. In der Vorstadt besaß laut Steuerregister jeder vierte Haushalts*vorstand nichts als das, was er täglich mit der Hand erwarb. Jeder dritte Vorstädter besaß nur ein Haus, das oft weniger als 10 Gulden Steuerwert hatte und in der Regel ein einstöckiger Holzbau war. Nur jeder fünfte Vorstädter hatte Haus, Land und Barschaft im Wert von mehr als 50 Gulden und damit eine ziemlich gesicherte Lebenslage.

Zu dieser Zeit war ein Gulden der Lohn einfacher Arbeitskräfte für 20 volle Arbeitstage oder für 17 Tage schwere Arbeit. Ein Zimmergeselle mußte etwa 15 Tage arbeiten, um einen Gulden Lohn zu ver*dienen. Die Häuser der Vorstadt hatten einen Durchschnittswert (für die Steuerzahlung) von elf Gulden, jedes dritte Haus war weniger als fünf Gulden wert. Ein Klafter Bauholz (3 Kubikmeter) kostete einen Gulden, die Arbeit eines Zimmermannes mit Gesellen pro Woche etwa ein*einhalb Gulden.
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  #10  
Alt 25.10.2011, 11:41
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Beitrag Geld und Währung im 17. Jahrhundert

Kriege sind allgemein Zeiten starker Geldentwertung. Dennoch kam es im 30-jährigen Krieg nicht zu einer Verschlechterung der im Umlauf befindlichen "großen" Münzen Taler und Dukaten, die hauptsächlich von den Reichen zur Hortung und von den Großkaufleuten als Zahlungsmittel benutzt wurden.
Anders ging es mit den kleinen Münzen. Diese wurden immer wieder eingeschmolzen und mit geringerem Silberanteil und dementsprechend höheren Kupferanteil wieder ausgeprägt. Den entstandenen Gewinn nutzten die Fürsten für die Finanzierung ihrer Kriegskosten. Dies führte zu einem Wertverfall der "kleinen" Münzen und damit zu einer weiteren Verarmung der kleinen Leute. Zunehmend verschob sich die Wertrelation zwischen dem Taler, der ja weiterhin in alter Qualität umlief, und den Kleinmünzen. 1616 hatte der Reichstaler einen Wert von 90 Kreuzern, bis 1619 stieg der Reichstaler im Wert auf 124 Kreuzer, bis zum März 1621 sogar auf 150 Kreuzer. Die Inflation verlief immer schneller und im März 1622 war der Reichstaler schon 675 Kreuzer wert.
Die reale Kaufkraft der kleinen Münzen verfiel natürlich entsprechend. Die kleinen Leute, die oft nur wenige Kreuzer Lohn für ihre Arbeit erhielten, waren von dieser Geldentwertung am stärksten betroffen. Pfarrer, Lehrer, Soldaten aber auch sonstige Beamte und die Bezieher von festen Renten klagten über diese Lage. Die Warenproduzenten waren weniger stark geschädigt. Sie erhielten höhere Preise für ihre Güter.
Als das Volk den Betrug durchschaute und diese Münzen nicht mehr annehmen wollte und als die Fürsten bemerkten, daß sie auch im Ausland nur gegen "gutes Geld" einkaufen konnten - und sie daher vereinzelt sogar die Bezahlung der Steuern in altem Geld verlangten - überschlug sich die Empörung des Volkes. Die Fürsten erkannten, daß sie bei Bezahlung mit diesem schlechten Geld weder Soldaten noch Beamten anwerben konnten und kehrten 1623 zu den alten Verhältnissen zurück. Das "schlechte Geld" wurde außer Kraft gesetzt und ein*gezogen. Durch die Obrigkeit wurden überall feste Preise auf dem Niveau von vor 1616 angeordnet und es wurden "neue Münzen" geprägt, die wieder den vollen Silbergehalt hatten.
Man kehrte zu Kleinmünzen zurück, bei denen in Süddeutschland 90 Kreuzer einen Reichstaler ausmachten. Im Norden galt die Groschenwährung. Hier kamen 24 "Gute Groschen" oder 36 "Mariengroschen" auf den Taler.
Eine Köchin erhielt im 17. Jahrhundert etwa 10 Taler als Jahreslohn, ein Diener, der für seine Herrschaft zu*gleich schneidern konnte, verdiente sich vielleicht einen Jahreslohn von 24 Talern. Ein Paar Schuhe kostete vielleicht 70 Kreuzer, eine Frauenbluse 20 Kreuzer und ein Wams 24 Kreuzer. Abgesehen von kriegsbedingten, regionalen und vorübergehenden Teuerungen kostete während des dreißigjährigen Krieges ein Pfund Rindfleisch etwa 6 Kreuzer, ein Pfund Butter 7 Kreuzer und ein Huhn 8 Kreuzer. Ein Pfund Zucker kostete 25 Kreuzer, ein Pfund Fisch 15 - 20 Kreuzer und eine Gans 8 Batzen. Das Schulgeld für ein Jahr Lateinschule betrug 2 Taler, das Honorar für den ersten Besuch eines Arztes 1/2 Taler, bei einem weiteren Besuch war noch mal 1/4 Taler fällig.
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