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  #1  
Alt 01.04.2020, 12:15
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scheuck scheuck ist offline weiblich
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Standard Fremdenlegion - Verständnisfrage

Hallo, Ihr Lieben!

Endlich habe ich durch Spargel's Hinweis auf die kostenfreie Einsicht in die Geneanet-Bibliothek neue Infos bekommen .

Dass ich einen Versuch bei der Fremdenlegion starten muss bzw. dort eine Anfrage starten, ist eine andere Sache. Hier geht's mir zunächst mal um "Fakten" und eigenes "Verstehen" (Ihr wisst, ich habe von Militär keine Ahnung ); vielleicht kann mir jemand von Euch sagen wie das mit/bei der Fremdenlegion damals "ablief"?

Diesen Text habe ich in der Bibliothek gefunden:

Deserteur aus der Fremdenlegion, ein deutscher Untertan war nach Metz zurückgekehrt um sich erneut zu engagieren.

Dieses Mal wurde er bei der medizinischen Untersuchung als untauglich befunden, aber wurde verhaftet

Am 5. November 1925 verpflichtete sich der deutsche Untertan Eberhardt Jean Haasters, in seinen Zwanzigern, in Saverne, für fünf Jahre in der Fremdenlegion. In das 1. Kavallerie-Fremdenregiment in Sousse (Tunesien) eingegliedert, verschwand er im Juni 1926 aus dem Kamp von as-Suwaida in Syrien.
Ohne Arbeit gebracht und Lebensgrundlagen kehrte er, in den letzten Tagen, nach Metz zurück und wurde im Rekrutierungsbüro vorstellig, um eine erneute Verpflichtung in der Legion einzugehen. Der ärztlichen Untersuchung vorstellig, wurde er für dienstuntauglich befunden. Die Metzer Gendarmen, mit seiner Abweisung beauftragt, hatten ihn zu seiner Identität befragt und fanden heraus, dass er "Deserteur" der 1. Fremdenlegion war. Bald darauf hatten sie telegrafisch Bestätigung durch den Korps selbst. Haasters berichtete den Gendarmen ausführlich über sein Verschwinden und sagte ihnen, dass er im Juni 1926, als sein Regiment in Syrien kampierte, mit dem Wassertransport betraut, von Arabern angegriffen wurde, die ihn, nachdem sie ihn überfallen hätten, auszogen und ihn in eine dem Camp gegenüberliegende Richtung gejagt hätten. Er scheiterte bei den Engländern, die ihn gefangen genommen hätten, dann dem Deutschen Konsulat in Jerusalem anvertraut hätten, das ihn zurückgebracht hätte.
Haasters, als Deserteur betrachtet, wurde den militärischen Autoritäten übergeben. Er wird mit dem nächsten Konvoi nach Tunesien geschickt. Das war auch das, was er wollte...


Laut "Überlieferung" ist einer der zahlreichen Eberhard Johann bei der Fremdenlegion gewesen, einer dieser Namensträger ist im Januar 1905 in Wesel geboren, das könnte also passen ("in seinen Zwanzigern").

Der genannte Eberhard hat sich dem Bericht nach am 05.11.1925 in Saverne zur Fremdenlegion gemeldet, hat sich für 5 Jahre verpflichtet und kam zum
1.Kavallerie-Regiment in Sousse. Im Juni 1926 ist er aus einem Camp in Syrien verschwunden ...
Der Bericht in der Zeitung ist am 17.09.1932 erschienen. – „In den letzten Tagen“ kehrte er nach Metz zurück, das war dann also im September 1932, demnach muss er 6 Jahre lang „verschwunden“ gewesen sein …

Wenn man schon nach einem Jahr „verschwunden“ = desertiert ist, kann man dann wirklich glauben, man habe eine 2.Chance bei der Legion? – In seiner Heirats-Urkunde aus 1946 wird er übrigens als „invalider Transportarbeiter“ angegeben, vielleicht hat das mit der Untauglichkeit zu tun?
Wieder „aufgetaucht“ und für untauglich befunden wurde er in Metz, so verstehe ich das jedenfalls.
Warum mag man ihn wieder nach Tunesien geschickt haben, konnte man ihn nicht gleich in Metz den militärischen Autoritäten übergeben? Warum mag er gewollt/gehofft haben, nach Tunesien zurückgeschickt zu werden? - Irgendeinen Vorteil muss er dabei ja für sich gesehen haben ...
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Herzliche Grüße
Scheuck

Geändert von scheuck (01.04.2020 um 12:16 Uhr)
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  #2  
Alt 01.04.2020, 18:01
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Svenja Svenja ist offline weiblich
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Hallo Scheuck

Die meisten Dokumente bzw. Zeitungsartikel in der Geneanet-Bibliothek kann man anderswo kostenlos und ohne Registration einsehen.
Zum Beispiel hier https://kiosque.limedia.fr/ oder hier https://gallica.bnf.fr/accueil/de/co...e?mode=desktop

Bei gallica gibt es übrigens auch Regimentsgeschichten aus dem 1. Weltkrieg, auch von Einheiten der Fremdenlegion. Das "1er régiment étranger de cavalerie" wird auch einige Male erwähnt, muss aber noch schauen, ob es die von dir gesuchte Zeit betrifft.

Das 1er régiment étranger de cavalerie wurde erst 1921 gegründet.
https://de.wikipedia.org/wiki/1er_ré...r_de_cavalerie

Zitat:
Der Verband wurde in Sousse zu großen Teilen aus ehemaligen Kavalleristen der Weißen Armee aufgestellt. In den 1920er und 1930er Jahren nahm er an der Niederschlagung örtlicher Aufstände in Syrien und Marokko teil.
Gruss
Svenja
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  #3  
Alt 01.04.2020, 19:17
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Vielen, vielen DANK, Svenja!

Mal sehen, was man noch so "kombinieren" kann ... Angeblich soll der Eberhard in Vietnam und Indochina gekämpft haben (sagt der Enkel); schwerlich vorstellbar, wenn er 1926 schon fahnenflüchtig und dann untauglich war.
1946 hat er in Wesel geheiratet, das passt auch nicht zu "Indochina".
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Herzliche Grüße
Scheuck
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  #4  
Alt 01.04.2020, 21:11
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Hallo

Das "1er régiment étranger de cavalerie" bestand aus vier Escadrons. 1925 wurde die 3. Escadron nach Marokko und die 4. Escadron nach Syrien entsandt. Dort beteiligten sie sich am Feldzug von Djebel-Druz und der Zitadelle Rachaya. Sowohl in den 1920er als auch in den 1930er Jahren habe ich ansonsten nur Hinweise auf Standorte in Tunesien und Marokko gefunden. Es stellt sich die Frage ob er 1932/33 zur selben oder zu einer anderen Einheit der Fremdenlegion kam? Diverse Einheiten der Fremdenlegion waren damals und später in Vietnam bzw. Indochina im Einsatz.

Woher weiss der Enkel das von Vietnam bzw. Indochina? Nur aus Erzählungen/Überlieferung oder gibt es noch Aufzeichnungen oder Dokumente von Eberhard?

Gruss
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  #5  
Alt 01.04.2020, 21:34
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Standard Fremdenlegion

Zitat:
Zitat von Svenja Beitrag anzeigen
.......Woher weiss der Enkel das von Vietnam bzw. Indochina? Nur aus Erzählungen/Überlieferung oder gibt es noch Aufzeichnungen oder Dokumente von Eberhard?

Gruss
Svenja
Liebe Svenja,

fangen wir doch mal mit dem "Wissen" des Enkels an
Das Geb.-Datum seines Großvaters kennt er nicht, noch nicht mal das Geb.-Jahr. Wann der Opa gestorben ist, weiß er auch nicht; ich weiß beides .
Jener Enkel ist zwar an den ganzen Haasters "sooooooooo wahnsinnig interessiert", hat es aber in mehr als 5 Jahren nicht hingekriegt, mir konkrete Namen/Daten zu seinen Eltern, Großeltern usw. zu nennen.

Überlieferungen? Möglich, aber ......
Da passt doch irgendwo was nicht, meiner Ansicht nach:
im November 1925 hat er sich bei der Fremdenlegion für 5 Jahre verpflichtet. Im Juni 1926 ist er verschwunden, sprich desertiert. Im September 1932 ist er wieder aufgetaucht und wollte offenbar eine "2.Chance" bei der Fremdenlegion. Man hat ihn als untauglich eingestuft, gleichzeitig den "militärischen Autoritäten" übergeben und nach Tunesien zurückgeschickt.
Meiner Ansicht nach kann er nach September 1932 überhaupt keiner Einheit bei der Fremdenlegion angehört haben, weil a) Deserteur, b) untauglich.
Sehe ich das falsch???
1946 ist er nachweislich wieder in Wesel gewesen; ich sehe da "rein zeitlich"
keine Möglichkeit zu einem weiteren Einsatz. Indochina zumindest war 1946-1954 und Vietnam ab 1955.

Fahnenflüchtig, untauglich und dann nach der Heirat wieder bei der Fremdenlegion??? Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen ...

Interessant wäre für mich zu wissen, was man mit Deserteuren bei der Fremdenlegion "gemacht" hat bzw. was ich mir unter den "militärischen Autoritäten" vorstellen muss. Sicherlich doch eine "Art" Gerichtsbarkeit, oder? Straffrei wird Fahnenflucht auch bei der Fremdenlegion nicht gewesen sein!

DANKE für Deine Mühe beim Suchen!!!
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Herzliche Grüße
Scheuck
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  #6  
Alt 01.04.2020, 22:20
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Hallo

Zumindest in einem Punkt liegst du falsch, die Fremdenlegion war schon in den 1920er Jahren in Indochina, das war ja damals schon eine französische Kolonie. 1946 kann er schon von seinem Alter her nicht mehr in der Fremdenlegion gewesen sein.

Es gab Fremdenlegionäre, die zur Zwangsarbeit in den sogenannten Bagnes verurteilt wurden, diese hatten sich jedoch schwererer Vergehen als nur der Desertion schuldig gemacht.

Hier mal eine Geschichte mit mehreren Deserteuren in Marokko, allerdings aus dem Jahr 1909 (2 Seiten). Für mich aber sehr interessant, weil zwei Schweizer erwähnt werden:
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bp...g%C3%A8re.zoom

Falls es jemanden interessiert, hier ist nochmal dieselbe Geschichte, aber detaillierter und es werden auch die Vornamen erwähnt.
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bp...%20(Suisse)%22

Gruss
Svenja
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Geändert von Svenja (01.04.2020 um 23:10 Uhr)
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  #7  
Alt 01.04.2020, 22:24
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DANKE, Svenja, wieder was dazugelernt!
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