Gefangenenakte

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  • Fay
    Erfahrener Benutzer
    • 14.03.2008
    • 188

    Gefangenenakte

    Hallo liebe Ahnenforscher,

    mir hat gestern das Landesarchiv Schleswig Holstein mitgeteilt, dass es dort eine Gefangenenakte meines Großvaters gibt. Mein Großvater war 1942 (Sicherheitsverwahrung) ins KZ gekommen und 1943 dort gestorben.

    Darf ich mal fragen, ob jemand von Ihnen weiß, was in einer Gefangenenakte vermerkt wurde.


    Vielen Dank, Fay
    Suche in Ostpreußen Kreis Insterburg nach Ennuschat
  • Johannes v.W.
    Erfahrener Benutzer
    • 02.05.2008
    • 1150

    #2
    RE: Gefangenen Akte

    Liebe Fay,

    genau sagen, was in der Gefangenenakte steht, läßt sich wohl schwer. Da muß man sich “überraschen” lassen, wenn es auch (der Natur dieses Teils unserer Geschichte gemäß) wenig angenehm sein wird.
    Beinahe auszuschließen ist allerdings, daß es sich um Informationen aus einem Konzentrationslager handelt. Dort wurden die Akten fast immer, kurz vor Einmarsch der Alliierten (oder Sowjetarmee) und bei Abzug der SS, mit der größten Präzision vernichtet, um Spuren zu verwischen. Tatsächlich lassen sich die einzelnen, individuellen Toten des Holocaust oftmals nurmehr über die Deportationsakten (d.h. wann jemand zu welchem Ziel verbracht wurde), wenn überhaupt, rekonstruieren.
    Es hängt viel davon ab, warum dein Großvater in ein KZ kam, ob aus rassischen, politischen oder sonstwelchen Gründen: Die Juden verschwanden meistens nach den Deportationen spurlos (auch aus den Akten), etwas “formeller” wurde bei deutschen “Mischlingen” sowie den sog. Politischen und den anderen verfahren, d.h. die dann deutsche Hinterbliebene hatten. Dort wollte man keine Alarmstimmung erzeugen und schickte nach dem Tode des KZ-Insassen (meist wenig aussagekräftige) Briefe an die Familie, nach dem heuchlerischen Motto: “Trotz bester medizinischer Fürsorge verstarb bedauerlicher Weise Ihr Gemahl etc etc..”
    Die Mutter eines mir bekannten Familienforschers, dessen Vater (Halbjude) in Buchenwald umkam, erhielt z.B.folgenden zynischen Brief vom SS-Standartenführer inklusive einer Urne voll Asche (welche?):
    (Brief ursprünglich in deutsch)
    Weimar-Buchenwald
    Dear Frau (name*),
    On 13 May, 1944, your husband, (name*) died in the camp hospital. I offer my condolences on your loss and assure you that he was in good care here. Despite the application of the best medications and excellent professional medical assistance it was impossible to master his illness.
    Your husband did not leave any last wishes.”

    * aus Diskretion weggelassen.

    Die Gefangenenakte dürfte sich also auf eine Zeit vor der Internierung in ein KZ beziehen. Dort könnten dann aber die genaueren Gründe stehen sowie, wohin man den Großvater weitertransportiert hat.

    Die jüdische Forschung ist hier natürlich am weitesten, schau doch einmal bei:

    Man findet dort Deportationslisten und weitere Links.

    Mit besten Grüßen Johannes

    PS. Vielleicht passt dies Thema mehr in die Rubrik Militärbezogene Familiengeschichtsforschung als in die Plauderecke, sorry, das merke ich erst jetzt
    Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

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    • Fay
      Erfahrener Benutzer
      • 14.03.2008
      • 188

      #3
      Hallo Johannes,

      Ich war mir nicht ganz sicher, wo ich meine Frage einstellen sollte. Also, habe ich sie in Erfahrungsaustausch gestellt, ich hoffe das war nicht falsch!

      Mein Großvater, ist als Sicherheitsverwahrter ins KZ Neuenkamme gekommen, weitere Informationen hatte das Archiv nicht. Ich erhoffe mir durch die Akte mehr Informationen, aber ganz wohl ist mir nicht dabei. Das Archiv hatte mir schon, die furchtbaren Lebensumständen der Häftlinge beschrieben, auch dass die Angaben auf den Sterbeurkunden nicht immer der Wahrheit entsprachen. Also, dann werde ich mal allen Mut zusammen nehmen und ins Archiv fahren.

      Vielen Dank

      Gruß Fay
      Suche in Ostpreußen Kreis Insterburg nach Ennuschat

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