Todesursache "melancholisches Kopfweh"

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  • Scherfer
    Moderator
    • 25.02.2016
    • 2512

    [gelöst] Todesursache "melancholisches Kopfweh"

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1657
    Region, aus der der Begriff stammt: Baden-Württemberg

    Liebe FamilienforscherInnen,

    wie würdet ihr die vom Pfarrer im Jahr 1657 notierte Todesursache "melancholisches Kopfweh" deuten? Ich kann nur spekulieren:
    - Depression?
    - Hirntumor?
    - allgemeines Unwohlsein durch Fieber?
    Oder ist es vielleicht doch ein feststehender Begriff, der mir bisher nicht bekannt ist?
  • Kasstor
    Erfahrener Benutzer
    • 09.11.2009
    • 13440

    #2
    Hallo,

    nach Lesen des wikipedia-Artikels zur Melancholie bin ich da ja bei Migräne, die lt entsprechendem Artikel in bestimmten Fällen auch zu einem Hirninfarkt führen kann.

    Grüße

    Thomas
    FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

    Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

    Kommentar

    • Scherfer
      Moderator
      • 25.02.2016
      • 2512

      #3
      Danke, Thomas! Was meinen die anderen, wäre das die eindeutige Lesart?

      Kommentar

      • Eva64
        Erfahrener Benutzer
        • 08.07.2006
        • 809

        #4
        Hallo Scherfer,
        da wir uns Mitte des 17. Jahrhunderts befinden, würde ich es einfach so stehen lassen. Deine erwähnten Diagnosen sind auf jeden Fall möglich. Und ein Pfarrer ist kein Mediziner, der beschreibt nur was er entweder erlebt hat oder ihm von der Familie gesagt wurde.
        Grüße
        Eva

        Kommentar

        • DenniL
          Erfahrener Benutzer
          • 09.06.2021
          • 189

          #5
          Depression führt ja nicht direkt zum Tod. Wohlaber veranlasst es zu Suizid.
          Demenstprechend wird Migräne stimmen. Denn Migräne macht natürlich auch depressiv (melancholisch).
          viele Grüße
          Denni

          Meine toten Punkte:
          • Familienname Illing und Lindau Trauung in Schlanstedt 1784
          • Familiennamen Seidler und Schwarz um Rastenburg um 1900
          • Familienname Grunert in und um Breslau um 1900
          • Familienname Strümpel um 1674 in Klein Winnigstedt
          • Familienname Schönian um 1640 in Hedeper
          • Familienname Barge um 1630 in Semmenstedt
          • Familienname Dolle(n) um 1730 in Seinstedt
          • Familienname becke sowie Boden/Bothen um 1730 in Gevensleben

          Kommentar

          • Anna Sara Weingart
            Erfahrener Benutzer
            • 23.10.2012
            • 15111

            #6
            Hallo,
            man kannte früher ja meist nicht die Ursachen, sondern nur die Symptome.
            Ich zitiere ausschnittsweise aus dem Lexikon von Krünitz (1773) zu "Kopf=Weh" und "Melancholie"

            Kopf=Weh


            Die Ursachen der langwierigen Kopf=Schmerzen sind entweder eigenthümliche; oder solche, welche überhaupt Kopf=Weh machen, wenn sie anhaltend und langwierig werden. Zu den ersten gehören z. B. ]wiedernatürlich erzeugte spitzige Knochen, welche die Hirn=Häute und das Gehirn reitzen, ingleichem Steine im Gehirn, Knochen=Fäule an der Hirnschale, krampfaderige Ausdehnungen der Blut=Gefäße im Gehirn, u. d. gl. Die übrigen begreifen alles unter sich, was die Nerven des Kopfes auf eine schmerzhafte Weise angreifen kann, und dadurch, daß es entweder schwer zu entdecken oder schwer zu heben ist, das Uebel langwierig macht. Sie haben ihren Sitz entweder an der schmerzhaften Stelle selbst, oder in entfernten Theilen, meistens im Unterleibe.
            Zuweilen erfolgt nach langwierigen Kopf=Schmerzen ein heftiges Nasenbluten, wodurch die Schmerzen zwar gehoben werden, aber wo sich leicht eine Vomica in den Stirn=Höhlen und auch wohl im Gehirn erzeugt, deren plötzliche Reissung tödlich werden kann. Ein anhaltender und hartnäckiger Kopf=Schmerz, wenn er unheilbar ist, endigt sich zuletzt in andere Krankheiten, welche den Tod theils schnell, theils später nach sich ziehen, als: Schlafsucht, fallende Sucht, Schlagfluß, Blindheit, Taubheit, Wahnwitz, Melancholie und Lähmung.

            ...


            Melancholie

            Die Melancholie in der ersten Bedeutung, wovon hier vorzüglich die Rede ist, ist eine gemeiniglich sehr langwierige Krankheit, die sich durch Furchtsamkeit, Traurigkeit und Verzweiflung äußert. Die Patienten erschrecken leicht, sie hängen mehrentheils einem gewissen Gedanken nach, und werden von andern Gegenständen weniger gerührt. Manche machen sich Religions=Scrupel, wo man denn sagt, daß die Leute geistliche Anfechtungen haben. Sie lieben die Einsamkeit, sind still, nachdenkend, argwöhnisch, oft grämen sie sich um einer Kleinigkeit willen; dabey werden sie bleich im Gesichte und schwach, ungeachtet sie immer noch guten Appetit haben. Ihr Puls schlägt träge und langsam. Sie sind verstopft und mit Blähungen geplagt. Oft klagen sie über Aengstlichkeit, Drücken vor dem Magen, Herzweh, manchmal bekommen sie gallichtes Erbrechen. Die nächste Ursache dieser Krankheit liegt zwar in dem Gehirne, der Werkstätte der Ideen; allein die eigentliche wahre, wiewohl entferntere Ursache ist in den allermehrsten Fällen im Unterleibe, in einer fehlerhaften Beschaffenheit der Verdauungswerkzeuge aufzusuchen, so daß, wenn die letztere gehoben werden kann, man nicht nöthig hat, sich mit der Cur des Gehirns vergebliche Mühe zu machen, ausgenommen, daß man durch die angenehmsten Zerstreuungen die Aufmerksamkeit des Kranken von seinen Grillen zu entfernen suchen muß, wobey aber die größte Behutsamkeit und genaue Kenntniß des Ursprungs der düstern Ideen nothwendig ist.
            ...
            Der Grund einer solchen Melancholie,” sagt Galen, „liegt gemeiniglich in rohen, unverdaueten Speisen; denn darauf folgen viele Blähungen, welche aus jeder Speise aufsteigen, und sich in den Hypochondern aufhalten, wie auch saures, stinkendes, thranichtes Aufstoßen, obgleich dergleichen Speisen nicht genossen worden, wobey zugleich mehrentheils Verstopfungen des Leibes sind.”

            ...
            Zuletzt ge?ndert von Anna Sara Weingart; 04.07.2021, 11:36.
            Viele Grüße

            Kommentar

            • Anna Sara Weingart
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2012
              • 15111

              #7
              Man kann also mit unserer heutigen medizinischen Kenntnis Deinem Fall keine konkrete Todesursache zuschreiben. Die Person ist gestorben, und war vorher wohl schwächlich und hatte längere Zeit Kopfschmerzen. Diese Symptome müssen aber für seinen Tod nicht unbedingt relevant gewesen sein. Vielleicht ist die Person einfach an Herzversagen gestorben.

              Es war ja in jener Zeit sehr verbreitet, dass man zu wenig Flüssigkeit trank. Denn Wasser galt als unrein und Quell von Krankheiten.
              Aber Wassermangel (Durchblutungsstörung des Gehirns) verursacht bekanntlich Kopfschmerzen.
              Zuletzt ge?ndert von Anna Sara Weingart; 04.07.2021, 13:52.
              Viele Grüße

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              • Scherfer
                Moderator
                • 25.02.2016
                • 2512

                #8
                Danke noch einmal für alle Antworten. Fazit: Genaues weiß man nicht!

                Kommentar

                • Carolien Grahf
                  Erfahrener Benutzer
                  • 26.03.2021
                  • 800

                  #9
                  Es handelt sich eigentlich nicht um Kopfschmerz im Sinne von Kopfschmerz, sondern um Depressionen. Dieser Kopfschmerz ist eher mit "In ihrem Kopf schmerzt etwas" zu interpretieren.
                  Die Ursache für diese - auch genannt Schwermut - wurde lange Zeit der Galle zugeschrieben. Erinnere mich dunkel an Formulierungen wie "Schwarze Säfte sind am wirken." Es gab da einst einen Arzt, dessen Namen mir gerade nicht einfällt, der die Lehre der Säfte verbreitete. Der umschreibt diese Sache recht gut und anschaulich.

                  Wenn du eine absolut sichere Todesursache möchtest, schreibe Sauerstoffmangel im Gehirn. Daran sterben ausnahmslos alle Menschen. Der kausale Zusammenhang sieht natürlich unterschiedlich aus. Ändert aber nichts am Resultat.

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