Eine Frage zu sogenannten Mischehen

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  • Raschdorf
    Erfahrener Benutzer
    • 25.03.2012
    • 505

    Eine Frage zu sogenannten Mischehen

    Guten Morgen,

    wurde in katholischen Traubüchern darauf hingewiesen, wenn die Braut oder der Bräutigam evangelisch waren, oder wurde diese Tatsache eher verschwiegen?

    Wie sind eure Erfahrungen?

    Mein katholischer Großvater heiratete 1914 eine evangelische Frau. Im katholischen Traubuch von Ottmachau/Schlesien wird das nicht erwähnt.

    Jo
    Zuletzt geändert von Raschdorf; 12.11.2019, 10:43.
  • Geufke
    Erfahrener Benutzer
    • 20.01.2014
    • 1073

    #2
    Moin Jo,
    bei einer Heirat steht es nicht dabei, da wird es bei der Taufe eines der Kinder erwähnt. Bei der anderen steht es dabei. Ich denke, dass hat jeder Pfarrer halt so gehandhabt, wie er wollte.
    Viele Grüße, Anja

    Noch immer verzweifelt gesucht: Hans (evtl. Johannes) Georg Timm, um 1930 in und um Parchim

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    • Schlumpf
      Erfahrener Benutzer
      • 20.04.2007
      • 358

      #3
      Hallo

      Nun, im 17. - 19 Jahrhundert hat der Pfarrer in hiesiger kath. Pfarrei immer den Zusatz
      lutheranus (a) verwendet. Wenn der Ehepartner konvertierte, steht da "Konversus, (a)".

      Die katholische Kirche drängte bei solchen Fällen auf einen Vertrag, der die Religion der
      Kinder regelte. Davon sind ein paar im Pfarrarchiv erhalten geblieben. Meistens war es aber
      so, dass die Kinder einer Kirche angehörten.
      Die Kirchenordnung des großen Kurfürsten (von Brandenburg) von 1662 bestimmte, das
      wenn jemand "Rechtgläubig" war und sich mit einem "Papisten" verehelichte, das diese
      Person zuerst beim Pastor und dem Consitorium aufzuschlagen hat und dann in eine
      Kirchenstrafe von evtl. 2 Talern getan werden soll.
      Zumeist konvertierte der Ehepartner zu dem Glauben, der am Wohnorte vorherschend
      war. Falls das nicht der Fall war, habe ich bei einem Fall 1779 nur gesehen, dass diese
      Person beerdigt wurde, ohne das auf die Konfession des Ehepartners eingegangen wurde.

      Man sah das eben nicht gerne. Im Jahre 1803 bestimmte der preußische König, dass die
      Religion der Kinder aus den "Mischehen" die Religion des Vaters haben sollten. Nach 1815
      häuften sich aber diese Ehen von port. Beamten mit kath. Frauen aus dem Rheinland
      oder Westfalen. Das Ganze endete damit, dass der Erzbischof von Köln 1837 - 1839 in
      Minden inhaftiert wurde. 1840 verzichtete der König auf alle Rechte des Staates in der
      Frage.

      Heute steht das ebenfalls in den Kirchenbüchern der Pfarrgemeinden.

      Viel Spaß damit
      Schlumpf
      Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

      Kommentar

      • Asphaltblume
        Erfahrener Benutzer
        • 04.09.2012
        • 1500

        #4
        In den 1930er Jahren heiratete meine evangelische Oma einen Katholiken. Was der Pfarrer dazu sagte (geheiratet wurde in einer evangelischen Kirche), weiß ich nicht, aber meine Uroma nahm dem Mann das Versprechen ab, dass die Kinder aus dieser Ehe evangelisch werden. Er versprach es, ärgerte sich aber so über diese Einmischung, dass er dafür sorgte, dass die Ehe kinderlos blieb. Sie hielt dann auch nicht sehr lange. Und das ist gut so, denn wenn meine Oma nicht Mutter geworden wäre, hätte sie auch nicht meine Oma werden können.
        Gruß Asphaltblume

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        • Raschdorf
          Erfahrener Benutzer
          • 25.03.2012
          • 505

          #5
          Hallo,
          vielen Dank für die Antworten.
          In meiner Jugend wurden im katholischen Religionsunterricht "Mischehen" noch als etwas ganz Schlimmes dargestellt. Deshalb hätte ich eigentlich erwartet, dass es eine Vorschrift gab, im Traubuch darauf hinzuweisen, wenn eine solche Ehe geschlossen wurde. Das war offenbar nicht der Fall, oder die Vorschrift wurde manchmal umgangen.

          Wenn in einem katholischen Traubuch die Konfession der Eheleute nicht genannt wird, kann man sich als Ahnenforscher also nicht darauf verlassen, dass beide Ehepartner katholisch waren.

          Jo

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          • Mr. Black
            Erfahrener Benutzer
            • 12.08.2009
            • 760

            #6
            Ich kann das nur aus „evangelischer Sicht“ beantworten. In meinem Fachgebiet gab es im 19. Jahrhundert extra eine Spalte bei den Heiratseinträgen, wo die entsprechende Religion angegeben werden mußte. Dies wurde ganz banal bei jeder Eheschließung festgehalten, ohne weitere Zusätze. Sogenannte Mischehen waren nichts besonderes und kamen öfter vor.

            Im 18. Jahrhundert fehlt die Angabe der Religion, aber in der Regel sind die Einträge per se wertlos, wie beispielsweise „Hans Meier heiratet Johanna Schmidt“. Im 17. Jahrhundert waren sie wieder ausführlich; aber auch ohne Angabe der Religion.

            Ich finde es bemerkenswert, daß ausgerechnet bei katholischen KB ein expliziter Vermerk in dem Kontext fehlt.

            Alles Gute

            Marcus
            Just a drop of water in an endless sea. All we are is dust in the wind.
            http://ahnensuche.wordpress.com/

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            • sRtz
              Erfahrener Benutzer
              • 02.01.2019
              • 538

              #7
              Bei den Aufgeboten um 1870 gab es die Angabe von Sponsus -Bräutigam und Sponsa- Braut mit dem Zusatz evangelisch oder katholisch.

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              • fajo
                Erfahrener Benutzer
                • 08.10.2018
                • 2342

                #8
                Oh, oh das gab es länger als man vielleicht denkt. Mich wollte der katholiche Pfarrer 1958 noch nicht mal deshalb taufen, so wurde ich evangelisch....
                Vorsicht : >Ich habe keine Ausbildung. Ich habe Inspiration.< von Bob Marley -**







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                • Schlumpf
                  Erfahrener Benutzer
                  • 20.04.2007
                  • 358

                  #9
                  nun, ich denke, die Pfarrer in den 1950er Jahren waren so verbohrt. Da kenne ich auch einen
                  Fall.

                  Ich habe bei solchen Ehen vorher und nachher nie irgendetwas dergleichen gelesen. Dabei
                  hat man mir zwar gesagt, ich solle mich nicht in der mehrheitlich protestantischen Nach-
                  barschaft nach den Damen umsehen, man nehme dort den "Sinn des Lebens" zu ernst.

                  Darufhin habe ich mich bei uns umgesehen und eine Frau geheiratet, die durch und durch
                  protestantisch ist. Bei der Heirat hat uns keiner irgendeinen Ärger gemacht. Die Taufen der
                  Kinder (mal da, mal da) war auch problemlos. Wie das so ist, die Konfession ist kein
                  Thema und die Ehe hält seit über 30 Jahren.

                  Aber: Meine Tochter meinte mal, die evangelische Verwandtschaft sei viel strenger als die
                  katholische Verwandtschaft....

                  Viel Spaß damit
                  Schlumpf
                  Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

                  Kommentar

                  • Araminta
                    Erfahrener Benutzer
                    • 12.11.2016
                    • 599

                    #10
                    Beim eigentlichen Thema kann ich leider nicht helfen, da ich (bis auf eine) nie Mischehen in der Familie hatte und es mir beim Durchstöbern der Kirchenbücher auch noch nie aufgefallen ist.
                    Auf die Heiratsurkunde mit meinem Konvertierten Urgroßvater warte ich noch. Ich bin gespannt ob da etwas vermerkt ist.

                    In meiner Familie kam es zur ersten und einzigen Mischehe 1959. Da die Braut hochschwanger war, hat man damals wohl eine Ausnahme gemacht. Bzw. haben die Brautleute nicht in Bayern sondern in Hamburg geheiratet.
                    Beide Brautmütter waren damit natürlich nicht einverstanden.

                    Als ich Anfang der 90ger eine Firmpatin auswählen sollte, durfte die auch nur katholisch sein und laut Hörensagen gilt das für Taufpaten teilweise sogar noch heute.

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                    • Raschdorf
                      Erfahrener Benutzer
                      • 25.03.2012
                      • 505

                      #11
                      Hallo,
                      jetzt entfernen wir uns aber mehr und mehr vom Thema.

                      Ich wollte gerne herausfinden, ob auch andere Ahnenforscher schon einmal einen Fall hatten, in dem im katholischen Traubuch verschwiegen wurde, dass einer der beiden Ehepartner evangelisch war.

                      Bisher hatte nur Geufke auch so einen Fall. Ich werde im Hinterstübchen behalten, dass man unter Umständen auch mit so etwas rechnen muss.

                      Schönen Abend
                      Jo
                      Zuletzt geändert von Raschdorf; 15.11.2019, 20:54.

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                      • AKocur
                        Erfahrener Benutzer
                        • 28.05.2017
                        • 1371

                        #12
                        Hallo,

                        ich hab das KB von Wulfen (Westf) durchgearbeitet. Da gibt es keinerlei Hinweise auf die Konfession der Brautleute. Lediglich im Taufbuch gibt es (ganz vereinzelt) mal den Hinweis auf die abweichende Religion ("lutheranus", "Judex") eines Paten.
                        Selbst im 19. Jahrhundert, als Vordrucke üblich waren, wurden die in Wulfen nicht genutzt und eine Spalte für Religion hat der Pfarrer wohl als überflüssig empfunden. Waren ja eh alle katholisch. Als die Tante meines Mannes in dem Ort Anfang der 60er einen Protestanten geheiratet hat, wurde ihr verboten, kirchlich zu heiraten. Das ging ganz einfach nicht (ob das mehr vom Pfarrer kam oder der Familie, weiß ich nicht.)

                        Ich selbst stamme auch aus einer Mischehe. Meine Eltern heirateten 1976 katholisch, mussten vorher dem Pfarrer versprechen ihre Kinder katholisch zu erziehen, sonst hätte er sie nicht getraut. So wurden mein Bruder und ich dann auch katholisch getauft, bekamen aber jeweils einen katholischen sowie einen evangelischen Taufpaten. Danach besuchten wir einen evangelischen Kindergarten, evangelische Grundschule. Ich bin Mitte der 90er gefirmt worden, an eine Vorschrift zu Religionsangehörigkeit der Patin kann ich mich nicht erinnern (sie war allerdings auch katholisch). Heute bin ich ausgetreten, mein Bruder zu den Protestanten gewechelt. Das hat der Pfarrer jetzt davon!

                        LG,
                        Antje

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                        • Asphaltblume
                          Erfahrener Benutzer
                          • 04.09.2012
                          • 1500

                          #13
                          Meine evangelische Großmutter hat 1932 ihren katholischen Mann in einer evangelischen Garnisonkirche geheiratet. Im Kirchenbuch gibt es für Braut und Bräutigam jeweils eine Spalte für die Konfession, wo dann entsprechend kath. und evang. vermerkt war. Außerdem stand bei den Bemerkungen: "Abmeldeschein vom kath. Standortpfarrer in Berlin" - der Bräutigam war ein "Zwölfender". Ob es im katholischen Kirchenbuch vermerkt wurde, oder wo sonst in den katholischen Unterlagen, weiß ich leider nicht.
                          Gruß Asphaltblume

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                          • gki
                            Erfahrener Benutzer
                            • 18.01.2012
                            • 4830

                            #14
                            Zitat von AKocur Beitrag anzeigen
                            Lediglich im Taufbuch gibt es (ganz vereinzelt) mal den Hinweis auf die abweichende Religion ("lutheranus", "Judex") eines Paten.
                            Ich erlaube mir den Hinweis, daß "Judex" keine Konfession oder Religion angibt...
                            Gruß
                            gki

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