Rheinwiesenlager 1945

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • herby
    Erfahrener Benutzer
    • 13.12.2006
    • 2161

    Rheinwiesenlager 1945

    Hallo Militärhistoriker,

    mich würde es interessieren, ob es zu den Rheinwiesenlagern, insbesondere zum Lager Goldene Meile zwischen Sinzig und Remagen Namenlisten der Gefangenen gibt.
    Am 08. Mai 1945 sollen dort nach amerikanischen Angaben 252 592 deutsche Gefangene inhaftiert gewesen sein.

    Viele Grüße
    Herbert
  • Chris44
    Benutzer
    • 04.04.2016
    • 48

    #2
    Rheinwiesenlager 1945-1946

    Habe im Buch: "Der Geplante Tod" von James Bacque, erschienen im Ullsteinverlag, 9. Auflage Dez.1990, geschmökert. Konnte aber nichts von genauen Registrierungszahlen finden.
    Wundert mich aber nicht wenn mann den Vorspann liest: "Daß eine beträchtliche Zahl von deutschen Gefangenen 1945/46 in amerikanischen und französischen Lagern ihr Leben ließ, ist unbestritten und durch zahlreiche Zeugnisse belegt. Nicht, wie bisher angenommen, einige Zehntausend, sondern nahezu eine Million Häftlinge starben an den folgen mangelhafter Hygiene, an Seuchen und Unterernährung.
    Die Akten, die diesen Skandal bekunden, sind vernichtet, verfälscht oder als Geheim unter Verschluß.


    Gruß Chris44

    Kommentar

    • Acanthurus
      Erfahrener Benutzer
      • 06.06.2013
      • 1657

      #3
      Zitat von Chris44 Beitrag anzeigen
      Habe im Buch: "Der Geplante Tod" von James Bacque, erschienen im Ullsteinverlag, 9. Auflage Dez.1990, geschmökert. Konnte aber nichts von genauen Registrierungszahlen finden.
      Wundert mich aber nicht wenn mann den Vorspann liest: "Daß eine beträchtliche Zahl von deutschen Gefangenen 1945/46 in amerikanischen und französischen Lagern ihr Leben ließ, ist unbestritten und durch zahlreiche Zeugnisse belegt. Nicht, wie bisher angenommen, einige Zehntausend, sondern nahezu eine Million Häftlinge starben an den folgen mangelhafter Hygiene, an Seuchen und Unterernährung.
      Die Akten, die diesen Skandal bekunden, sind vernichtet, verfälscht oder als Geheim unter Verschluß.


      Gruß Chris44
      Kaum nimmt einer das Wort "Rheinwiesenlager" in den Mund, kommt ein anderer daher, der die absurd hohe Zahl von einer Million Toten aufführt und natürlich auch zu vermelden weiß, dass jede andere Angabe gefälscht und gelogen ist. Chapeau!

      "Wundern" tut ihn das freilich nicht, ist das doch seit Jahrzehnten ein reges Betätigungsfeld für Geschichtsklitterer und fällt so auch hier offenbar auf dankbaren Boden.



      Eine Million Soldaten sollen 1945/46 in US-Lagern umgekommen sein, behauptet ein Brief, der in rechten Kreisen kursiert. Die These ist längst widerlegt.


      A.

      Kommentar

      • herby
        Erfahrener Benutzer
        • 13.12.2006
        • 2161

        #4
        Guten Morgen und vielen Dank für die Hinweise.
        Die eine Million bezog sich sicherlich auf alle Toten in allen
        Gefangenenlagern. Aus Schilderungen meines Vaters weiß ich,
        dass das Überleben in der Goldenen Meile allerdings sehr, sehr schwer war.
        Nochmals Danke und

        viele Grüße
        Herbert

        Kommentar

        • Acanthurus
          Erfahrener Benutzer
          • 06.06.2013
          • 1657

          #5
          Hallo Herbert,

          "die eine Million" ist kein Missverständnis, sondern ein Fixpunkt in der Argumentation der Rheinwiesenlager-Revisionisten.

          In der Tat kamen rund 1,2 Millionen deutsche Kriegsgefangene ums Leben, davon über eine Million in der Sowjetunion. In den Lagern der USA und Großbritanniens lag der Anteil der Toten unter einem Prozent, in Frankreich bei 2,6 %. (Volkmann: Ende des Dritten Reiches – Ende des Zweiten Weltkrieges, 1995). Dort setzt diese Verschwörungstheorie ja eben auch an: Die Zustände in sowjetischen Lagern waren in der Bevölkerung bekannt, während die Westmächte jeweils ähnliche hohe Zahlen von rund 3 Millionen POW (jeweils GB + USA) vergleichsweise glimpflich durch die Monate und ersten Jahre nach dem Weltkrieg brachten (und ein Großteil der Gefangenen auch recht schnell entlassen wurde). Dass die Zustände dabei teils desolat waren – keine Frage. Aber es fand eben auch kein systematisches "Verbrechen am deutschen Volk" statt, wie schon auf den ersten Suchergebnisse bei Google zu lesen ist.
          Hier muss man sich aber auch mal die Gesamtsituation vor Augen führen: Die Versorgung in Deutschland war schon vor Kriegsende desolat und wurde über die Kriegsjahre von der hemmungslosen Ausbeutung der besetzten Gebiete v.a. zugunsten des Militärapparats begleitet. Mitte 1945 grassierte in Deutschland der Hunger nicht nur in Kriegsgefangenenlagern, sondern auch in der Zivilbevölkerung.
          Was bei den unhaltbaren Zahlen von Seiten der Rheinwiesenlager-Fraktion auch immer wieder unter den Tisch gekehrt wird: Zwischen 1941 und 1945 starben über 3 Millionen (!) Rotarmisten in deutschen Gewahrsam, davon einige hunderttausend durch Hinrichtungen und im KZ, als Opfer einer systematischen Vernichtung. Die Todeszahlen westalliierter Soldaten in deutschen Gewahrsam waren hingegen vergleichsweise niedrig. Und so setzt sich bei den Kriegsgefangenen fort, was der Krieg gegen die Sowjetunion war: Ein ideologischer Vernichtungsfeldzug, dessen Massengräber von Ostdeutschland bis in die osteuropäische Ebene zu finden sind.
          Die Massengräber der "einen Million Toten" aus den Rheinwiesenlagern sind entgegen aller Behauptungen der Verfechter einschlägiger Thesen bis heute nicht gefunden. Weil es sie in diesem Umfang nicht ansatzweise gibt.

          A.

          Kommentar

          • solveig
            Erfahrener Benutzer
            • 29.07.2013
            • 544

            #6
            Hallo Herbert,

            auf Wicki AW ist unter "Kriegsgefangenenlager Goldene Meile"zu lesen, dass ein ehemaliger Bürgermeister von Remagen eine Gefangenenliste mit hat 2000 Namen erstellt hat. Außerdem findest du auf der Seite eine längere Literaturliste zum Lager. Der dort angegebene Text von Kurt Kleemann ist auszugsweise auch im Netz zu finden,

            Gruß
            Solveig

            Kommentar

            • herby
              Erfahrener Benutzer
              • 13.12.2006
              • 2161

              #7
              Hallo Solveig,

              das ist sehr interessant. Da kümmere ich mich mal drum.
              Wollte aber hier zum Schicksal der Gefangenen allgemein noch
              einen Hinweis auf meinen Großvater, dem es im Camp Ellis in Illinois
              wirklich gut ging, einstellen.



              Viele Grüße
              Herbert
              p.s. eines ist auch sicher, die Befreier waren nicht nur Gentlemen
              Zuletzt geändert von herby; 06.04.2016, 20:43.

              Kommentar

              • Matthias Möser
                Erfahrener Benutzer
                • 14.08.2011
                • 2264

                #8
                Aus den Erzählungen meines Vaters (Jahrgang 1926), der mit seiner Einheit in der Nähe von Bad Neustadt (Pfalz) in amerikanische Gefangenschaft (gepanzerte Division) geriet, weis ich, daß die Rheinwiesenlager unter den deutschen Soldaten gefürchtet waren, da die Amerikaner auf die Versorgung der Gefangenen überhaupt nicht eingestellt waren und auch nicht wollten. Man lebte buchstäblich in einem eigenen gegrabenen Erdloch unter freiem Himmel und war der Witterung gnadenlos ausgesetzt, viele sind an Hunger und Krankheiten dort gestorben.
                Im rückwärtigen Gebiet der Kriegsfront in Russland sind mehr als 3,5 Millionen russische Soldaten dem bewußten Hungertod zum Opfer gefallen, das war eine systematische Vernichtung von Menschenleben.
                Ich empfehle u.a das Buch "Wehrmacht im Ostkrieg - Front und militärisches Hinterland 1941/42" von Christian Hartmann.

                Gruß
                Matthias
                Suche nach:
                Gernoth in Adelnau, Krotoschin, Sulmierschütz (Posen)
                und Neumittelwalde/Kruppa (Schlesien)
                Spaer/Speer in Maliers, Peisterwitz, Festenberg, Gräditz u. Schweidnitz (Schlesien)
                Benke in Reichenbach, Dreissighuben, Breslau (Schlesien)
                Aust in Ernsdorf, Peterswaldau, Bebiolka in Langenbielau (Schlesien)
                Burkhardt in Nieder-Peterswaldau (Schlesien)
                Schmidt in Nesselwitz u. Wirschkowitz im Kreis Militsch (Schlesien)

                Kommentar

                • herby
                  Erfahrener Benutzer
                  • 13.12.2006
                  • 2161

                  #9
                  Hallo Matthias,

                  ja, so war es wohl. Mein alter Freund Hubert Spilles aus Meckenheim hat das sehr treffend und authentisch in seinem Buch `So erlebte ich das Ende des Krieges `dargestellt.
                  Er war gleichzeitig mit meinem Vater in dem Lager. Begegnet sind sie sich dort nicht.

                  Viele Grüße
                  Herbert

                  Kommentar

                  • Florek
                    Erfahrener Benutzer
                    • 24.10.2013
                    • 293

                    #10
                    Im ZDF gab es auch eine Dokumentation über die Kriegsverbrechen der Befreier - Amerikas dunkles Geheimnis. Die Doku ist auch auf youtube und in den Kommentaren ist erkennbar, wie schnell eine sachliche Dokumentation über Tatsachen schnell eine ideologische Streiterei auslöst. Schön dass es hier trotz einer Kontroverse sachlich bleibt.

                    Zumindest weiß ich von meinem Großvater dass es ihm britischer Gefangenschaft gut ging. Er hat nie schlechtes Wort über die Engländer bzw. Briten verloren, im Gegenteil.

                    Kommentar

                    • herby
                      Erfahrener Benutzer
                      • 13.12.2006
                      • 2161

                      #11
                      Hallo Florek,

                      wie geschrieben, meinem Großvater ging es in Amerika sehr gut. Das einzige Problem, so ist mir aus seinen Erzählungen erinnerlich, waren wohl die "alten Kameraden".
                      Und aus Jersey, wo er vorher war, hab ich sogar noch eines seiner Souvenirs (faustgroßer Bernstein, den er auch in der amerikanischen Gefangenschaft behalten durfte).
                      Stammen deine Vorfahren aus Niederschlesien ? Meine kommen aus Jelenia Gora - Strupice...
                      Viele Grüße
                      Herbert

                      Kommentar

                      • Florek
                        Erfahrener Benutzer
                        • 24.10.2013
                        • 293

                        #12
                        Hallo Herby,

                        danke für den interessanten Einblick in die Erlebnisse deines Großvaters.

                        Meine Familie stammt nicht aus Schlesien, ich wohne dort nur inzwischen aus beruflichen Gründen. Mütterlicherseits ist die Familie aus Oberschwaben, väterlicherseits aus Zentralpolen. Wobei es sein könnte, dass mein Großvater im oberschlesischen Kreuzburg geboren wurde, aber das versuche ich noch rauszubekommen.

                        Dieser Großvater war polnischer Soldat und in deutscher Gefangenschaft. Problem war, dass das deutsche Reich erklärte, Polen habe als völkerrechtliches Subjekt aufgehört zu existieren und somit hätten die Polen keinen Anspruch auf Kriegsgefangenscharft nach Genfer Konvention. Das führte zu recht unterschiedlicher Behandlung. Während die Offiziere meist doch entsprechend den völkerrechtlichen Regeln behandelt (Stichwort Murnau) wurde war es bei den Mannschaften recht unterschiedlich und diese wurde dann meist völkerrechtswidrig zur Zwangsarbeit eingesetzt. Man kann sagen, dass es den Polen nicht sehr gut ging im Vergleich zu den Westallierten aber wiederum auch nicht so schlimm wie den sowjetischen Gefangenen. Insofern erging es diesem Großvater sehr wechselhaft in deutscher Gefangenschaft. Mal sehr schlecht, mal wieder den Umständen entsprechend gut.

                        Gruß

                        Florek

                        Kommentar

                        Lädt...
                        X