Der ungarische Adelsname Varhelyi wer weis was?

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  • Von Várhelyi
    Gesperrt
    • 23.05.2009
    • 5

    Der ungarische Adelsname Varhelyi wer weis was?

    Seid gegrüßt,

    Ich suche informationen zum ungarischen adels Namen Váhrhelyi, Wappen?, Herkunft?, Wann entstanden?, irgendetwas, bin über Jede Information dankbar.

    Liebe Grüße

    von Várhelyi
  • Hina
    Erfahrener Benutzer
    • 03.03.2007
    • 4661

    #2
    Hallo von Várhelyi,

    hierbei handelt es sich um einen ungarischen Herkunftsnamen.
    Várhelyi (Burgstall) ist ein Berg im Stadtwald von Sopron (Ödenburg), Westungarn.
    Ebenso ist es der Name eines Dorfes in Siebenbürgen.
    Woher also die Familie wirklich stammt, läßt sich nur durch intensive Ahnenforschung ergründen.

    Möglich, dass es sich um eine alte adelige ungarische Familie handelt. Derer gab es unzählige. Es handelte sich hierbei um den freien Teil der Bevölkerung, also um Familien, die nicht leibeigen waren, die aber im Kriegsfalle das Heer bildeten. Man nannte sie auch Bundschuh- oder Bauernadel, da Adel nicht gleichbedeutend mit vermögend war. Sie stellten einen erheblichen Teil der Bevölkerung dar und sind deshalb auch nicht alle in den Nachschlagewerken berücksichtigt bzw. über viele ist nur wenig oder gar nichts bekannt.

    Allerdings gab es in Ungarn auch im 19. Jh. eine Ungarisierung fremder Familiennamen, vor allem bei jüdischen Familien. Dabei sind alleine 6 verschiedene Familien verzeichnet, die den Namen Várhelyi annahmen. Gäbe es eine entsprechende bekannte ungarische Adelsfamilie, wäre die Annahme dieses Namens in der Regel ausgeschlossen worden.

    Mir erklärt sich allerdings auch nicht, wie das "von" vor den Namen Várhelyi kommt. Dazu hätte es eine österreichisch-erbländische Adelsanerkennung oder Standeserhebung geben müssen. Das Adelsprädikat "von" wurde verliehen und zwar nur an diejenigen, die auch nach österreichischem Verständnis dem Stand des Adel angehörten. Dass man frei war, reichte alleine nicht aus, das waren in Österreich die Bürger auch. Die Adelsakten sind im Staatsarchiv Wien zu finden. Der Name kommt dort jedoch nicht vor, auch nicht in den entsprechenden Nachschlagewerken. Auch in deutschen Landen, was durch Auswanderung und Standeserhebung ebenso möglich gewesen wäre, ist eine Familie mit dem Namen nicht als adelig verzeichnet.

    Viele Grüße
    Hina
    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

    Kommentar

    • Laurin
      Moderator
      • 30.07.2007
      • 5644

      #3
      Zitat von Hina Beitrag anzeigen
      Mir erklärt sich allerdings auch nicht, wie das "von" vor den Namen Várhelyi kommt.
      Mir erklärt sich das auch nicht.
      Wenn es ein ungarischer Adelsname sein sollte, dürfte meines Wissens nach am Ende kein i stehen,
      sondern der Fam.-Name endet dann nur auf y (Bsp.: Esterhazy, Borsody).
      Freundliche Grüße
      Laurin

      Kommentar

      • Hina
        Erfahrener Benutzer
        • 03.03.2007
        • 4661

        #4
        Hallo Gerhard,

        es gibt eine ganze Reihe ungarischer Adelsfamilien, die auch das i am Ende haben. Bei den Namen ist es etwa gleichzusetzen mit dem deutschen "von" im Sinne von "aus" (nicht mit dem Adelsprädikat "von") bzw. es ist auch vergleichbar mit dem deutschen Suffix -er bzw. dem polnischen -ski, dem tschechischen -sky. Es ist also erstmal nur ein Kennzeichen für einen ungarischen Herkunftsnamen.

        Ein Adelsprädikat wie das deutsche "von" gab es in Ungarn nicht. Da jedoch viele unarische Adelige sich nach ihrem Stammsitz nannten, wie es beim alten Adel in anderen Ländern auch meist der Fall ist, enden viele dieser Namen daher mit y, da es unzählige Orte in Ungarn mit der Endung y gibt. Viele Namen wurden dann noch zusätzlich mit dem Herkunfts-i ergänzt. Oftmals wurden die Namen auch verändert. Endeten sie in früherer Zeit mit yi, schrieb man sie in erbländischen Zeiten oft nur noch mit y. Allerdings ist das in keinem Fall ein sicheres Zeichen für eine adelige Herkunft. Natürlich waren die adeligen Geschlechter die ersten, die Geschlechternamen führten, deshalb finden wir diese Endung auch als erstes bei den ungarischen Adelsgeschlechtern. Als aber auch der Rest der Bevölkerung, teilweise erst im 19. Jh. feste Familiennamen annehmen mußten, benannten auch diese sich sehr oft nach ihren Herkunftsorten. Auch bei der Ungarisierung vieler fremder Namen bediente man sich oft Herkunfts- oder Wohnortnamen.

        So haben sich z.B. mindestens 6 verschiedene Familien den Familiennamen Várhelyi (der Burgstaller) zugelegt.
        Ich habe hier mal einen Seitenausschnitt aus "Századunk Névváltoztatásai 1800-1893", S. 242 dazu hochgeladen.



        Viele Grüße
        Hina
        "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

        Kommentar

        • Laurin
          Moderator
          • 30.07.2007
          • 5644

          #5
          Hallo Hina,

          wieder was dazugelernt!

          Ezerszer Köszönöm szépen
          Freundliche Grüße
          Laurin

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          • Geza_
            Gesperrt
            • 14.01.2009
            • 4

            #6
            Hallo Hina,

            daß das "y" in Ungarn ein Adelskennzeichen ist, ist in einigen Unterlagen zu finden, auch mein Vater hat es mir gesagt, der in Ungarn geboren wurde. Wenn ein Ortsname auf "y" endet und die Familie ist bürgerlich, wird auf "i" geändert. Der adlige Dichter Jokay änderte seinen Nachnamen in "Jokai", um die Adelskennzeichen zu entfernen. Das wäre ja nicht nötig gewesen, wenn das "y" nicht in jedem Falle eine Adelszugehörigkeit bedeuten würde.

            "yi" ist Adels- und Herkunftsendung zugleich, daran bestehen keine Zweifel. Es ist allerdings die Frage, ob jemand so einen Adelsnamen zu Recht trägt, oder nicht. Der Adel galt in Ungarn nicht allzuviel, schon wegen der großen Zahl von Adeligen. Als Budapest von den Türken befreit worden war, wurden alle Einwohner der Stadt geadelt.

            Daß eine Familie im Siebmacher nicht erscheint, bedeutet noch nicht, daß sie nicht adlig ist. Ich kenne Familien, die finden sich dort nicht, aber in Nemesi evkönyv (Adliges Jahrbuch) schon. Und es war allgemeine Praxis bis 1945, daß ungarische dlige in Deutschland ein "von" führten, egal ob sie in den österreichischn Adel aufgenommen wurden, oder nicht. Deswegen hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden, daß ungarische Adlige, die vor 1947 (der offiziellen Abschaffung der Adelstitel in Ungarn) nach Deutschland kamen, mit dem "von" eingebürgert werden.

            Ich weiß auch, daß im Zuge der Ungarisierung von Familiennamen in Ungarn vor 1945 Namen vergeben wurden, die es bereits als Familiennamen gab, auch Adelsnamen. Offenbar hat man nicht erst um Erlaubnis gefragt.

            Lichtgruß,
            Geza

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            • Hina
              Erfahrener Benutzer
              • 03.03.2007
              • 4661

              #7
              Hallo Geza,

              im Prinzip haben wir beide recht . Fast alle alten Familien, die sich namentlich belegt bis etwa in das 17., Anfang 18. Jh. zurückverfolgen lassen und deren Namen mit y oder yi enden, waren adeligen Familien. Bis dahin hat Dein Vater Dir das auch richtig erklärt. Aber, es gab auch adelige Familien, die nicht die Endung y haben, z.B. die Szep, Szerafin, Taaffe, Egeri (aber es gab auch Egery), Vachott und viele weitere.

              Das y war jedoch auf Dauer nicht das Adelskennzeichen per se. Das einzige sichere Adelskennzeichen in Ungarn war, dass es sich um eine freie Familie handelte, die auch verpflichtet war, im Heer ihren Dienst zu tun. Ein Unfreier durfte keine Waffe führen und an kriegerischen Auseinandersetzungen teilnehmen. Das war diesen Adelsaufgeboren vorbehalten. Erst in der Nachnapoleonischen Zeit, als stehende Heere eingeführt wurden, änderte sich das.

              Aber zurück zu den Namen. Auch beim Uradel in Deutschland war "von" kein offizielles Adelskennzeichen und in Polen der Suffix -ski ebenso nicht, obwohl das ursprünglich im Grunde nur beim Adel zu finden war und man es deshalb auch in der Frühzeit als sicheres Kennzeichen für die alten Adelsgeschlechter sehen kann. Das hatte schlicht und einfach den Grund, dass der Rest der Bevölkerung gar keinen Familiennamen führte und die Adeligen ihre Namen von ihrem Sitz ableiteten. Das war auch in vielen anderen europäischen Ländern so, dass man diese "Kennzeichen" findet, auch in Frankreich, Spanien, Portugal, Italien usw. Dennoch kann man in keinem einzigen dieser Länder den Umkehrschluss ziehen, alle, die auch in späterer Zeit diese Kennzeichen im Namen haben, würden adeligen Familien entstammen. Viel mehr muss man ergründen, seit wann die eigene Familie einen Familiennamen führt und wovon sich dieser ableitet. Es gab natürlich auch schon sehr alte Familien in den Städten, die Familiennamen führten, die jedoch bürgerlich waren. Deren Namen endeten in der Regel nicht mit diesem "Kennzeichen", da sie ihre Namen nicht von ihrem (nicht vorhandenen) Stammsitz, sondern z.B. von ihren Berufen oder ihrer Wohnstätte ableiteten.

              In Ländern wie Polen und Ungarn wurde es erst mit Abschaffung der Leibeigenschaft gesetzlich gefordert, unveränderliche Familiennamen zu führen. Vorher war das auch nicht notwendig. Ein Leibeigener konnte sowieso nicht irgendwo hinziehen, wie er wollte. An seinem Heimatort war er aber mit seinem Rufnamen gut bekannt, hatte evtl. noch einen Beinamen, der sich aber in der Regel von Generation zu Generation änderte. Die Einführung der Familiennamen war aber genau der Zeitpunkt, ab dem man den Stand der Familie nicht mehr am Namen identifizieren konnte.

              In dem von mir zitierten ungarischen Buch sind lange Listen von Familiennamen veröffentlicht, die sich einen neuen Familiennamen zulegten. Zudem finden sich dort auch die Vorschriften dazu. Handelt es sich beim gewünschten Namen z.B. um einen Namen, den auch ein adeliges Geschlecht führte, sollte von diesen die Genehmigung erbracht werden. Inwieweit das bei der Unzahl an Adelsgeschlechtern überhaupt nachvollziehbar gewesen wäre, weiß ich nicht, aber ich kann mir einen Reim darauf machen . Verboten war es jedoch nicht, Namen mit den Herkunftskennzeichen y oder yi anzunehmen. In der Veröffentlichung finden sich somit eine überaus große Anzahl Namen, die auf y, auf yi und auf i enden, deren frühere Namen z.B. Schuszter, Malik, Janka, Witz usw. waren. Aber es gab ja nicht nur diese veröffentlichten Namensänderungen sondern auch der Rest der Bevölkerung mußte Familiennamen annehmen. Dass es hier genauso gehandhabt wurde, versteht sich.

              Spätestens seit dem 18./19. Jh., konnte man also in Ungarn anhand des Familiennamens absolut nicht mehr feststellen, ob es sich tatsächlich um eine adelige Familie handelte oder nicht. Genauso steht es um die -ski-Namen in Polen. Kommt man mit seiner Ahnenforschung jedoch belegt noch ein ganzes Stück weiter zurück und es handelte sich um eine freie Familie, kann man sicher sein, dass es sich um ein Adelsgeschlecht handelt. Aber ohne Ahnenforschung bringt selbst ein Fund einer gleichnamigen Adelsfamilie nicht den geringsten Aufschluss über die eigene Familie. Das sieht übrigens z.B. in Spanien und Frankreich nicht anders aus. Da gibt es auch heute noch vielen Namen mit "de" und nur ein Bruchteil davon waren adelige Geschlechter. Ebenso verhält es sich mit den vielen besonders in norddeutschen Namen vorhandenen "von" oder mit dem niederländischen "van", das ja noch viel häufiger vorkommt.

              Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes würde mich übrigens sehr interessieren. Wo findet sich das? Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass es anerkannt wurde, wenn die Familien bereits auf deutschem Territorium lebten und das "von" berechtigt oder auch nicht im Namen führten, dass sie es auch weiterhin als Namensbestandteil führen durften, jedoch wundert mich, dass die Familien, die das bis dahin nicht in der Praxis verwendeten, dieses "von" zusetzen durften. Das wäre eine etwas merkwürdige Praxis, an Namensänderungen. Die sind ja nur aus gewichtigem Grunde gestattet. Da aber ein Adelstitel oder -prädikate, noch dazu ein deutsches/österreichisches in einer Republik keinen gewichtigen Grund einer Namensänderung darstellt, wäre die Begründung dieses Entscheides doch recht interessant. Selbst in Zeiten der Monarchie musste sich ausländischer Adel immatrikulieren lassen und da wurde nicht in jedem Falle positiv entscheiden, dass der Antragsteller seine Titel und Prädikate auch in Deutschland führen durfte, geschweige denn entsprechende deutsche zu führen.

              Viele Grüße
              Hina
              "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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              • Geza_
                Gesperrt
                • 14.01.2009
                • 4

                #8
                Hallo Hina,

                leider finde ich meine Kopien mit diesen Urteilen nicht mehr, ich weiß aber, daß es Ablichtungen aus der Zeitschrift "Das Standesamt" waren.

                Das mit dem "wichtigen Grund" bei einer Namensänderung kenne ich auch. Allerdings ist diese Forderung kein Gesetz. Es ging in dem Urteil um eine Einbürgerung, keine Namensänderung.

                Zu den Namen mit "-ski". Diese Endung ist erst im 16. Jh. im Zuge der Polonisierung entstanden. Da wurden zahlreiche Namen entsprechend umgestaltet. Aus einem "z Roskwital" wurde so "Roskwitalski" oder aus "z Borow" wurde "Borowski". Das "z" scheint dem deutschen "zu" zu entsprechen, das "-ski" dem deutschen "ke" (Schmittke).

                Lichtgruß,
                Geza

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                • Hina
                  Erfahrener Benutzer
                  • 03.03.2007
                  • 4661

                  #9
                  Hallo Geza,

                  ja, ähnlich war es auch in deutschen Landen. Es führten ursprünglich längst nicht alle alten Geschlechter schon immer das Prädikat "von" im Namen. Manche sogar auch später nicht, z.B. die Fürsten Fugger (Anfang des 16. Jh. in den Adelsstand erhoben) oder die Grafen Breuner (uradelige Familie, deren Suffix -er, bereits Herkunftskennzeichen ist, "von" wäre also eine Doppelmoppelung).

                  Studiert man alte Urkunden, findet man sogar ein und die selbe adelige Familie mal mit "von", mal mit "de", manchmal ganz ohne Zusatz. Es war ja auch nicht zwingend notwendig, das festzusetzen, da es anhand der Urkunde klar war, welchen Standes die Familie war. Generell fest- und durchgesetzt hat sich das adelige "von" im Prinzip auch erst im 18. Jh. Um das dann noch von den vielen, vor allem norddeutschen bürgerlichen "von"-Herkunftsnamen zu unterscheiden, führten die Preußen ein, das "von" bei adeligen Familien mit "v." abzukürzen. Das setze sich dann auch in anderen deutschen Ländern durch.

                  In Polen war es ähnlich. Viele adelige Geschlechter führten bereis das -ski im Namen, andere Adelige ergänzten ihren Namen später damit und gleichermaßen nahmen Bauern ebenfalls Namen ihrer Herkunftsorte mit dem -ski-Suffix an. Der Suffix -ski ist im Grunde eine Adjektivierung. Man könnte etwa der Borowische, also der aus Borow stammende sagen.

                  Der Adel in allen diesen Ländern war also grundsätzlich nur über den Stand der Familie, nicht über den Namen definiert. Anders verhält es sich beim titulierten Adel, da kann man ihn natürlich auch am Titel erkennen.

                  Viele Grüße
                  Hina
                  "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                  • Hina
                    Erfahrener Benutzer
                    • 03.03.2007
                    • 4661

                    #10
                    Noch ein Nachtrag zu dem von mir oben erwähnten Buch über die ungarisierten größtenteils deutschen Familiennamen. Hierbei sollte erwähnt werden, dass es sich vor allem um die jüdische Bevölkerung handelte. Diese führten ursprünglich nur Patronyme, die sich also mit jeder Generation veränderten. Im Jahre 1788 kam es auf königlichen österreichisch-ungarischen Befehl dazu, dass alle diese Bürger sich innerhalb eines Jahres einen deutschen Namen zulegen mussten. Da der jüdische Bevölkerungsanteil in Ungarn nicht gerade klein war, wimmelte es nun buchstäblich vor deutschen Namen im Lande. Im Laufe der Zeit wurde die Bestimmung, dass sie deutsche Namen tragen mussten, wieder aufgehoben. Da die Familien jedoch in der Zeit vor ihren deutschen keinen Familiennamen führten, konnten sie sich einen ungarischen oder ungarisch klingenden Namen ausdenken.

                    In dem Buch sind über 14.500 Familien erfasst, die ab 1815 einen ungarischen Namen annahmen. Davon haben ca. 12.000 Familien einen ungarischen Namen mit -i und vor allem mit -y und -yi angenommen. Schon damals wurde beklagt, das hier in Größenordnung versucht wird, den Anschein zu erwecken, adeligen Geschlechtern zu entstammen. Es wird sogar ein Fall geschildert, in dem ein Schreiber seinen deutschen Namen in einen ungarischen änderte und gleichzeitig das adelige Sigel seines verstorbenen Kollegen ursurpierte.

                    Ich kann also jedem, der einen ungarischen Namen hat und nach "seinem" Adel und Wappen sucht, nur dringend empfehlen, es doch vor allem mal mit ernsthafter Ahnenforschung zu versuchen und nicht vermeindlich adeligen Namen hinterher zujagen. Es könnte doch so manches Wunder im eigenen Weltbild geschehen.

                    Viele Grüße
                    Hina
                    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                    • Hina
                      Erfahrener Benutzer
                      • 03.03.2007
                      • 4661

                      #11
                      Zitat von Geza_ Beitrag anzeigen
                      Als Budapest von den Türken befreit worden war, wurden alle Einwohner der Stadt geadelt.
                      Hallo Geza,

                      der Satz fällt mir jetzt erst auf. Von wem bitte sollen die Einwohner von Pest geadelt worden sein? Seit 1526 regierten die Habsburger Ungarn. Die Türken wurden 1686 von den Habsburgern rausgeschmissen. Nur sie hätten die Bürger von Pest in den Adelsstand erheben können. Nichts dergleichen haben sie gemacht. Sie haben die Einwohner so schlecht behandelt, dass es zum Aufstand kam, der blutig niedergeschlagen wurde.

                      Zudem kannte der ungarische Adel selbst keine Standeserhöhungen (Briefadel). Der ungarische Adel bildete sich aus den grundbesitzenden freien Einwohnern des Landes und machte ca. 12-16 % der Bevölkerung aus. Dass das ein "geschlossener Kreis" war, versteht sich von selbst. Kein Grundbesitzender hätte einem Unfreien Land verkaufen dürfen aber nur so wäre ein "Aufstieg" in den Adel möglich gewesen.

                      Alle Standeserhöhungen in Ungarn gehen auf das Konto der Habsburger und das war dann österreichisch-erbländischer Adelsstand.

                      Die Quelle Deiner Aussage würde mich doch sehr interessieren.

                      Viele Grüße
                      Hina
                      "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                      • #12
                        Das Ganze ist irgendwie unbefriedigend, da die eigentlichen Fragen offen blieben.
                        Zitat von Geza
                        daß das "y" in Ungarn ein Adelskennzeichen ist, ist in einigen Unterlagen zu finden,
                        Nach meinen Recherchen weist nicht die Endung -y auf Adel hin, sondern die Endung -i.
                        Vor den eigentlichen Familiennamen wurde der Besitzname in adjektivischer Form gesetzt -yi.
                        Der Name Esterhazy dürfte daher nach Einschätzung der Juristen ein Familienname sein, adelig wird er erst durch den zusätzlichen Titel.
                        Bei einfachem Adel ohne Grundbesitz wurde das Wort "Adel" hinzugefügt -nemes.
                        Zitat von Geza
                        ...allgemeine Praxis bis 1945, daß ungarische dlige in Deutschland ein "von" führten, egal ob sie in den österreichischn Adel aufgenommen wurden, oder nicht. Deswegen hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden, daß ungarische Adlige, die vor 1947 (der offiziellen Abschaffung der Adelstitel in Ungarn) nach Deutschland kamen, mit dem "von" eingebürgert werden.
                        Da der Adel in Ungarn erst am 14. Januar 1947 abgeschafft wurde, wäre es natürlich möglich, ich konnte jedoch in keiner Kommentierung einen Hinweis darauf finden.
                        Fest steht wohl, daß von dem allgemeinen Grundsatz, daß jedermann den Namen führen muß, den er in seinem Heimatland hat, abgewichen wurde.
                        In Ungarn war es zwar gesetzlich verboten, einen anderen als den standesamtlich registrierten zu führen, jedoch wurde hiervon aufgrund des "Gewohnheitsrechtes" abgewichen.

                        Nach dem bis zum 14. Jan 1947 geltenden ungarischen Recht war es ungarischen Staatsangehörigen bei Benutzung der deutschen Sprache gestattet, ihren Namen in der deutschen Form zu führen und dabei ihre Zugehörigkeit zum ungarischen Adel durch die Beifügung des deutschen "von" kenntlich zu machen. 1)

                        Das galt aber eben nur für Ungarn, nicht für die Einbürgerung von Ungarn ins Deutsche Reich bzw. nach Österreich.
                        Zitat von Geza
                        Lichtgruß,
                        Leider hat mich das Licht der Erleuchtung bei den Recherchen nicht erreicht

                        WS

                        1) siehe auch "Die Adelsbezeichnung im deutschen und ausländischen Recht", Dissertation von Karl Friedrich Dumoulin an der Johannes Gutenberg Universität Mainz

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                        • Hina
                          Erfahrener Benutzer
                          • 03.03.2007
                          • 4661

                          #13
                          Hallo Wortspiel,

                          ursprünglich war beides bei der Benennung von freien Geschlechtern (urspünglich führten ja nur diese Geschlechternamen) zu finden, wobei sich das y mehr durchsetzte, als auch der Rest der Bevölkerung Familiennamen annahm, was jene jedoch nicht davon abhielt, sich auch nach ihrer Herkunft sowohl mit i aber auch mit y zu benennen. Beides ist eben kein Adelskennzeichen, sondern ein Herkunftskennzeichen.

                          Ich will es mal an einem Beispiel ins deutsche übertragen. Die eine Variante sind die von Rabenstein, die andere die Rabensteiner. Beides war bis ins 17. Jh. hinein eine übliche Form der Benennung ein und des selben adeligen Geschlechtes. Erst im Laufe des 18. Jh. setzte sich dann die Benennung mit "von" durch. Aber genauso führen auch heute noch bürgerliche Familien das "von" oder das -er im Herkunftsnamen, wobei das -er häufiger vorkommt.

                          Viele Grüße
                          Hina
                          "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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