Lehrlingsentgelte im Handwerk 1920 - 1940

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  • Brigitte1
    Benutzer
    • 15.03.2012
    • 95

    Lehrlingsentgelte im Handwerk 1920 - 1940

    Hallo alle zusammen,
    bei mir in der Familie wird diskutiert, dass es zu dieser Zeit
    keine Vergütungen für Lehrlinge im Handwerk gab, mancher behauptet
    auch, man hätte noch etwas bezahlen müssen ...
    So richtig kann ich es nicht glauben ...
    Wer hat da Erfahrungen ? Oder vielleicht einen Tipp, wo ich mich belesen kann ?

    Viele Grüße

    Brigitte
  • Rolf Stichling
    Erfahrener Benutzer
    • 21.06.2011
    • 791

    #2
    Zitat von Brigitte1 Beitrag anzeigen
    ... mancher behauptet
    auch, man hätte noch etwas bezahlen müssen ...
    So richtig kann ich es nicht glauben ...
    Hallo Brigitte, daß kannst Du ruhig glauben!

    Die heutige Vorstellung, daß ein Lehrling von seinem Meister Geld bekommt, dafür daß dieser ihm etwas beibringen darf, wäre unseren Vorfahren zurecht als absurd erschienen.
    Ich kenne den Lehrvertrag meines Schwiegervaters, der bei seinem Onkel ausgebildet wurde. Ein vorgedrucktes Dokument der damaligen Zeit, indem normalerweise bei Abschluß des Lehrvertrages einzutragen war, wieviel Lehrgeld die Eltern des Lehrlings dem Meister zu zahlen hätten.
    Hier wurde mit Rücksicht auf das Verwandtschaftsverhältnis festgehalten, daß der Meister auf die Zahlung des eigentlich üblichen Lehrgeldes verzichtet. Großzügig von ihm!

    Lehrgeld zahlt der Lehrling (oder dessen Eltern) dem Ausbilder.
    Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.

    Rolf Stichling

    PS. Ich suche die Herkunft von

    Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
    In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
    1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.

    Kommentar

    • Rolf Stichling
      Erfahrener Benutzer
      • 21.06.2011
      • 791

      #3
      Lehrlinge und Lehrgeld

      Schau mal hier:



      In den guten alten Zeiten war man halt allgemein noch vernünftiger.

      Lehrlinge wollten damals etwas lernen, dafür wurde bezahlt. Es war ihre Sache, etwas zu lernen. Der Meister unterstützte sie.

      Der Begriff "Auszubildende" beschreibt dagegen eine Person, die zumindest dem sprachlichen Sinn des Begriffs nach passiv ist. Andere tun etwas an ihnen.

      Die Zeiten haben sich geändert. Vieles ist wirklich besser geworden.
      Die heutige Anspruchshaltung der Lehrlinge, auch noch Geld dafür zu bekommen, daß andere ihm den Gefallen tun sie auszubilden, gehört meiner Meinung nach nicht zu den Dingen, die heute besser sind. (Wobei natürlich nicht die heute als Auszubildende bezeichneten Lehrlinge schuld sind, sondern diejenigen, die solche Normen verkünden und propagieren.)
      Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.

      Rolf Stichling

      PS. Ich suche die Herkunft von

      Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
      In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
      1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.

      Kommentar

      • Brigitte1
        Benutzer
        • 15.03.2012
        • 95

        #4
        Hallo Rolf,
        herzlichen Dank für Deine Ausführungen. Habe leider keine Unterlagen,die
        mir Klarheit verschafft hätten. Ist der Flucht aus Ostpreußen geschuldet...
        Wenn ich da bedenke, dass meine Großeltern in ländlicher Gegend in Ostpreußen allen vier Söhnen eine Ausbildung im Handwerk ermöglichten -
        mein Großvater war nur Arbeiter und sie wohnten in einem Insthaus ....
        Aus heutiger Sicht für mich eine enorme Leistung für die Kinder.
        Deine letzten Ausführungen finde ich auch sehr interessant. Ja, wenn die heute Auszubildenden (natürlich nicht alle) sich wenigstens mal bemühen würden... Habe da auch so meine Erfahrungen ... Sie kennen meist ihre Rechte besser als ihre Pflichten !

        Viele Grüße und danke für die Denkanstöße !

        Brigitte

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        • Roswitha
          Erfahrener Benutzer
          • 10.10.2009
          • 507

          #5
          Hallo Brigitte,
          meine Großeltern waren stolz darauf, dass alle 3 Söhne einen Beruf gelernt haben. Für meinen Onkel, geboren 1911, der Tischler gelernt hat, haben meine Großeltern auf jeden Fall Lehrgeld bezahlt. Mein Vater, 1917 geboren, lernte Kaufmann ab 1932. Er bekam immerhin schon im 1. Lehrjahr 10 Reichsmark Vergütung im Monat. Außerdem 6 Arbeitstage Urlaub im Jahr.
          Viele Grüße
          Roswitha
          Suche nach Kreutzburg, Kreuzburg, Creutzburg, Creuzburg.

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          • gudrun
            Erfahrener Benutzer
            • 30.01.2006
            • 3277

            #6
            Hallo,

            es gab sogar nach dem II. Weltkrieg noch Meister die von den Lehrlingen Geld haben wollten. Ist meinem Mann so gegangen. Leider hat sein Vater nicht gezahlt und so
            lernte er einen Beruf (Bäcker) wo kein Lehrgeld verlangt wurde. Er bekam in der
            Woche 50 Pfennige Lehrlingsgeld.

            Viele Grüße
            Gudrun

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            • DerDirk
              Erfahrener Benutzer
              • 22.10.2010
              • 348

              #7
              Hallo zusammen,

              da sollte man aber auch Bedenken das heutzutage ein Facharbeiter faktisch nie selbstständig arbeitet sondern nur im Arbeitnehmerverhältnis steht.
              Das war nach einer Ausbildung früher nicht der Fall.
              Klar gab es teilweise Zunftzwang, dennoch denke ich das eine Ausbildung früher, für die man auch zahlte, sich später besser rentiert hat.
              FN GESUCHT !

              NEUMANN in Stolp und Lauenburg(Pommern)
              LEIBRANDT in Westpreußen/Pommern
              BRESCHKE oder BRESZKA in Pommern
              KIRSCH und GOOR in Eupen(Belgien)
              RÖMER in Bochum, Hattingen,Essen und Detmold
              SCHAMBACH, LOMBERG,TRAPMANN in Hattingen
              WITTKAMP und BRUNKHORST in Gelsenkirchen/Wattenscheidt
              BUSCH in Hamm

              Infos/Anfragen einfach per PM

              Kommentar

              • Mark Obrembalski
                Erfahrener Benutzer
                • 05.12.2011
                • 140

                #8
                Wichtig ist wohl auch, dass die Schulzeit damals normalerweise kürzer war als heute. Viele sind schon mit 14 oder 15 Jahre in die Lehre gegangen, also in einem Alter, wo man auch heute meist noch kein eigenes Geld verdient (Ferienjobs etc. mal ausgenommen). Zudem hatte sich der Lehrmeister demnach erst mal mit einem Jungen in einem schwierigen Alter rumzuschlagen und war auch tatsächlich nicht nur für die Ausbildung, sondern auch für die übrige Erziehung des Lehrlings verantwortlich, teils hatte er auch für Unterkunft und Verpflegung zu sorgen. Damit relativiert sich der Unterschied zu heute doch wieder ein wenig.

                Kommentar

                • Matthias Möser
                  Erfahrener Benutzer
                  • 14.08.2011
                  • 2264

                  #9
                  Bei manchen Auszubildenden und ihren (Schul)- Kenntnissen müßten heute eigentlich die Eltern (Erziehungsbeauftragte) wieder Lehrgeld zahlen, damit was Vernüftiges dabei rauskommt....und in vielen jungen Menschen steckt ein Kapital (Talent), das leider brachliegt!

                  Ich glaube, früher waren das doch noch härtere Jahre als Lehrling.

                  Gruß
                  Mathias
                  Zuletzt geändert von Matthias Möser; 18.10.2012, 23:36. Grund: fehler
                  Suche nach:
                  Gernoth in Adelnau, Krotoschin, Sulmierschütz (Posen)
                  und Neumittelwalde/Kruppa (Schlesien)
                  Spaer/Speer in Maliers, Peisterwitz, Festenberg, Gräditz u. Schweidnitz (Schlesien)
                  Benke in Reichenbach, Dreissighuben, Breslau (Schlesien)
                  Aust in Ernsdorf, Peterswaldau, Bebiolka in Langenbielau (Schlesien)
                  Burkhardt in Nieder-Peterswaldau (Schlesien)
                  Schmidt in Nesselwitz u. Wirschkowitz im Kreis Militsch (Schlesien)

                  Kommentar

                  • Brigitte Bernstein
                    Erfahrener Benutzer
                    • 02.08.2010
                    • 590

                    #10
                    Hallo!
                    Bei meiner Familie im Riesengebirge war es so, dass nur der ein Handwerk erlernen konnte, der das Glück hatte einen Handwerker als Vater zu haben weil es sich die anderen nur selten leisten konnten. Daher gingen diese Berufe immer vom Vater auf den Sohn. Der Älteste blieb zu Hause und trat das Erbe des Vaters an, die anderen versuchten nach ihrer Ausbildung entweder in einen Handwerksbetrieb ein zu Heiraten, oder suchten sich in einem anderen Ort eine Möglichkeit ihr Handwerk zu betreiben. Die Handwerker meiner Ahnen sind Hufschmied, Huf-und Wagenschmied, Zimmerleute, Schumacher und Drechsler. Wer auf einen Hof oder in eine Familie als Knecht, Magt oder Hausangestellte arbeitete, bekam nur freie Kost und freie Unterkunft. Oft traten die Kinder schon mit 12 - 15 Jahren ihren Dienst an. Dann Fungierte die Familie des Bauern noch als Erzieher. Geld gab es keinen Pfennig.
                    Grüße Brigitte
                    Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

                    Kommentar

                    • Garfield
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.12.2006
                      • 2142

                      #11
                      Hallo

                      Ich besitze den Lehrvertrag von meinem Grossonkel. Er hatte 1940-1942 in Bern eine Lehre als Koch gemacht und musste dafür insgesamt 500.- CHF in zwei Raten bezahlen (bzw hat sein Vater bezahlt und mit unterschrieben).
                      Viele Grüsse von Garfield

                      Suche nach:
                      Caruso in Larino/Molise/Italien
                      D'Alessandro in Larino und Fossalto/Molise/Italien und Montréal/Kanada
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                      • Brigitte1
                        Benutzer
                        • 15.03.2012
                        • 95

                        #12
                        Hallo an alle,
                        vielen Dank für Eure Beiträge.
                        Hier kann man über die historische Entwicklung auch noch einiges lesen: www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/download/id/6650

                        Viele Grüße

                        Brigitte

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                        • Asphaltblume
                          Erfahrener Benutzer
                          • 04.09.2012
                          • 1500

                          #13
                          Als meine Urgroßmutter eine Schneiderlehre machte (um 1905 herum in Brandenburg), wurde ihre Lehrzeit verkürzt, weil sie sich so geschickt anstellte, dass ihre Meisterin fand, wenn sie ihr noch länger Lehrgeld abknöpfe, sei das unanständig. Sie bekam dann einen Lohn wie die anderen Angestellten.
                          Gruß Asphaltblume

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