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CN/TW Genozid, Antisemitismus
Ja, Deutsche sind heute in puncto Zivilcourage nicht wesentlich besser als damals meiner Meinung nach. Als ich letztens im Zug im Schrobenhausener Land einem ekelhaften Mackertrupp menschenverachtendes und antisemitisches Verhalten vorgeworfen hatte, nachdem einer auf den Chor »Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremse« mit dem Ausruf »Auschwitz!« reagierte, haben die mich unverständnisvoll angesehen und im Zug hat niemand außer mir was gesagt. Ich war froh ein wenig mehr als eine Stunde später in Nürnberg gewesen zu sein. Beschämend. Geändert von hionoxy (28.07.2023 um 20:39 Uhr) |
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![]() Meine Großeltern waren noch Kinder. Mein Opa, 1937 geboren konnte sich aber erinnern, dass er immer Angst vor den Hitlerjungen hatte, weil die zu wilde Spiele gespielt haben.
Meine schwarzwälder Urgroßeltern haben nicht viel vom Krieg mitgekriegt und waren auch nicht gläubig. Meine Großtante war aber beim BDM, weil man ja musste. Der Vater von meinem 1937 geborenen Opa war bei Junkers Werke in Dessau. Von ihm gibt es die Geschichte, dass eines Tages Goebbels zu Besuch gekommen ist. Er wollte insgesamt 150 Flugzeuge sehen. Allerdings hatte man in den gesamten Werken nur 50 Flieger geschafft. Also karrte man die Flugzeuge per Zug zum nächsten Werk, während Goebbels unterwegs war, änderte dort die Seriennummer und fuhr sie zum nächsten Werk, sobald Goebbels sie gesehen hatte. Dadurch bekam er 150 Flieger zu Gesicht. Mein Uropa war im Technischen Außendienst als Konstrukteur beschäftigt und musste nicht in den Krieg. (UK-Stellung?). Er bekam zwar noch 1944 das Verdienstkreuz zweiter Klasse mit zwei Schwertern, war aber nie bei irgendeiner Partei aktiv oder sonst politisch involviert. Meine Urgroßeltern väterlicherseits auf der Opaseite waren streng katholisch. Meine Uroma ließ Kriegsgefangene mit am Tisch essen, obwohl es verboten war. Der Ortsgruppenleiter stellte sie zur Rede. Sie sagte aber: "Wer arbeitet, muss auch essen." Damit war die Sache erledigt. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges versuchte sie, ein Ölbild von Hitler zu verbrennen, dass sie zur Hochzeit bekommen hatte. Drei Tage brannte das Gemälde. Oder auch nicht, denn als sie die Ofenklappe öffnete, starrte Hitler sie immer noch an. Im Egerländer Dialekt sagte meine Uroma dann immer: "Nit mol brennen hat er wollen." Die anderen Urgroßeltern da soll mein Uropa Alois ziemlich braun gewesen sein von seiner Einstellung her. Er zog auch begeistert in den Krieg und hat auf ein paar Fotos ein Parteiabzeichen am Hemdansatz. Zum Thema HJ/SS und BDM fällt mir noch ein, dass die Edelweißpiraten, zu denen ich mal recherchiert habe, da nur sehr sporadisch hingegangen sind. Weil sie mussten und sonst Schwierigkeiten bei der Lehre bekommen hätten. Fritz Theilen konnte bei Ford nie Karriere machen, weil er unerehrenhaft aus der HJ entlassen worden war. Sein Freund Bartholomäus Schink hat sich, nachdem er vom Wehrertüchtungslager abgehauen ist, freiwillig bei der Waffen-SS gemeldet. Wohl, weil das das geringer Übel für ihn war und ein Alibi. |
#43
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Als langjähriger Insasse der DDR bin ich ebenfalls sehr vorsichtig geworden, das Verhalten unserer Vorfahren während beider Diktaturen zu beurteilen. Ich weiß z.B. in einzelnen Fällen, wie Leute IMs der Stasi wurden. Das hätte sehr vielen passieren können! Und ich weiß, wie schwer es war, in der DDR den "Ehrendienst" in der NVA zu verweigern und sei es nur durch Dienst in der Spatentruppe. Ich war schon froh, es geschafft zu haben, nicht für drei Jahre oder noch länger verpflichtet zu werden. Glücklicherweise kann ich von meinen Eltern sagen, dass ihre Berichte aus der braunen Zeit ziemlich authentisch sind und dass sie sich nicht allzu sehr mit dem Regime arrangiert haben. Meine Mutter hat die letzten Kriegs- und die ersten Nachkriegsjahre in Österreich verbracht.Dort gab es immerhin ausreichend zu essen. Mein Vater ist im April 45 von der Wehrmacht desertiert. Da sein Bruder bereits gefallen war und der andere bis heute vermisst ist, wäre unsere Familie ausgelöscht worden, wäre er bei der Truppe geblieben. Und das alles für die Rüstungsindustrie und die braune Bande im Berliner Führerbunker. |
#44
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Spätestens 1944 war Dienst in der Waffen-SS auch für Deutsche nicht mehr freiwillig. Mein Vater hat immer wieder eine Geschichte erzählt, die er beim Arbeitsdienst erlebt hat: Der RAD-Truppe wurde mitgeteilt, dass die SS einen Vortrag hält. Wer schon Einberufung zur Wehrmacht hat, wurde zum Kartoffelschälen abkommandiert. Mein Vater ist Kartoffeln schälen gegangen, obwohl er noch keine Einberufung hatte. Irgendwie schwante ihm was. Später erfuhr er, dass ein SS-Mann während des "Vortrags" etliche Zuhörer rekrutiert hatte. |
#45
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![]() Moin,
ich möchte zwei Namen in die Runde werfen. Beide standen den Nazis nahe, anscheinend oder scheinbar? Beide haben Kritiker:innen und Fürsprecher:innen. Mit besten Grüßen Wolfgang Geändert von Wolfg. G. Fischer (31.10.2023 um 08:18 Uhr) |
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![]() Das ist der Herr auf meinem Profilbild...
...mein Ur-Großvater |
#47
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![]() Das ist gut.
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#48
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![]() Moin,
mein Großvater war ein recht kritischer Geselle und hielt sich mit seinen Meinungen nicht zurück. Er spielte gerne Schach und traf sich mit Freunden zum Schachspiel, wobei einer der Freunde der Wirt des Lokals war, in dem Schach gespielt wurde. Auch bei diesen Gelegenheiten nahm er wohl kein Blatt vor den Mund und kritisierte das Naziregime recht heftig, was meine Mutter jedes Mal in Angst und Schrecken versetzte, wie sie mir erzählte. Eventuell rettete ihren Vater nur der Umstand vor schlimmen Folgen, dass der Wirt, bei dem Schach gespielt wurde, ein Funktionär der NSDAP war. Übrigens meldete sich der Wirt selbst zum Frontdienst, da er von der NSDAP überzeugt war. Erst in dieser Zeit änderte sich seine Überzeugung ("es ist ja noch schlimmer, als Du es immer gemutmaßt hast"), aber er bezahlte sein Eintreten für die Partei mit dem Leben: er wurde tödlich verwundet. Mein Großvater dagegen, der nach dem Weggang seines Schachkumpels seine "Protektion" verloren hatte und noch spät eingezogen wurde, überstand auch diesen Krieg ohne körperliche Blessuren. Erzählt hat er von den Kriegszeiten jedoch nie, weder aus dem 1. noch aus dem 2. Weltkrieg. |
#49
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![]() Moin,
mein Opa, ein ungelernter Arbeiter und Nebenerwerbslandwirt, hat immerhin verhindert, dass sich sein ältester Sohn (* 1927) freiwillig zur Waffen-SS gemeldet hat. Mit besten Grüßen Wolfgang |
#50
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![]() Mein Vater war im 3. Reich noch ein Kind. Er lebte in einer sehr katholischen Gegend auf dem platten Land.
Er erzählte mehrmals, dass sein erster (oder zumindest bewußter) Kontakt mit dem Nazi-Regime so aussah: Irgendwann kam eine Naziveranstaltung auch in sein Dorf. Es gab einen Aufzug durch die Hauptstraße mit irgendwelchen regionalen Nazigrößen und es wurde erwartet, dass die mit Hitlergruß von den Leuten am Straßenrand gegrüßt wurden. Ein richtig alter Mann am Straßenrand bekam wohl seinen Arm nicht (schnell genug) hoch. Daraufhin wurde er von irgendwelchen Nazischlägern geschlagen. Mein Vater, der das als Kind mit ansah, sagte immer, dieses Verhalten habe ihn erschüttert und von da an seien die Nazis für ihn unten durch gewesen. Als kurz danach einige junge Männer aus der nahem Stadt kamen, um in seinem Dorf eine Hitlerjugend zu gründen (zwischen den Dorfjungen und Stadtjungen bestand ohnehin eine Rivalität) machten meine Vater und seine Freunde ihnen das Leben zur Hölle, bis sie wieder abzogen. Geändert von lisetta (01.11.2023 um 21:22 Uhr) |
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