Suche nach einem jüdischen Teilnehmer des 1.Weltkrieges: Max Ehrlich, geb. in Römhild

[Claire]

Liebe Forschergemeinde,

ich habe wieder einmal ein für mich unlösbares Rätsel, bei dem ihr mich - so wie ich euch kenne - sicher unterstützen könnt!

Es geht um

Max Ehrlich, geb. 08.01.1888 in Römhild (bei Hildburghausen) in Thüringen. Er war Kriegsteilnehmer, vermutlich bereits ab 1914, und überlebte.

Sein heldenhafter Einsatz für das Vaterland bewahrte in später dennoch nicht vor der Deportation und Ermordung. Ich recherchiere für seine Nachkommen in den USA (bzw. die seiner Geschwister) und wüsste gerne, wann und wo er Kriegsdienst geleistet hat.

Mir ist weder bekannt, zu welcher Einheit er gehörte, noch an welcher Front er war. Er hatte zu Kriegsbeginn sein Medizinstudium nahezu abgeschlossen (später wurde er Zahnarzt), daher könnte er bereits als Arzt tätig gewesen sein, aber auch das weiß ich nicht.

Wenn jemand eine Ahnung hat, wie man die Spur aufnehmen kann, so wäre ich für jegliche Hilfe sehr dankbar!

Beste Grüße
Claire

[Kastulus]

Leider keine erfreuliche Botschaft ... Aus der Datenbank Yad Vashem:

"Max Ehrlich wurde im Jahr 1888 in Roemhild, Deutsches Reich geboren. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Coburg, Deutsches Reich. Während des Krieges war er in Gurs, Frankreich."

Max wurde in der Schoah ermordet.

Schönen Tag! Kastulus

[Manni1970]

Hallo!

Das bringt uns zwar hinsichtlich der Mil.-Zeit nicht weiter, verbessert aber die Angaben aus Israel:

Studium an der Universität Würzburg. Dort verm. 1914 promoviert mit der Arbeit "Beitrag zum Vorkommen der Pleuratumoren", 19 Seiten, Würzburg 1914.
1928: Dr. Max Ehrlich, Zahnarzt, Coburg, Löwenstr. 17a
1934: Dr. Max Ehrlich, Zahnarzt, Coburg, Zinkwehr 39 I
1937: Dr. Max Ehrlich, Zahnarzt, Coburg, Zinkwehr 39 I
1938: Dr. Max Ehrlich, Zahnarzt, Karlsruhe, Adlerstr. 22 H3
1939: Dr. Max Ehrlich, Zahnarzt, Karlsruhe, Adlerstr. 22 H3
Letzte festgestellte Adresse in Karlsruhe: Zähringerstr. 43 am 17.5.1939.
11.11.1938-12.1.1939 Dachau.
22.10.1940 nach Gurs in Frankreich verbacht.

Ansatzpunkt wäre also Würzburg, von wo er dann mutmaßlich als Soldat einrückte. Vl. die Einwohnermeldekartei von dort. Allerdings glaube ich nicht, daß von Würzburg nach dem großen Luftangriff im März 1945 viele Archivalien erhalten blieben.

MfG
Manni

[sternap]

https://www.stadtgeschichte-coburg.de/blog/2012/08/01/stolperstein-fuer-hermann-und-max-ehrlich-sally-ehrlich-strasse-10/

max flüchtete schon sehr früh nach frankreich.er könnte im wiederstand aktiv gewesen sein.
user xylander hatte einen ähnlichen fall, zu lesen im thread zu harry binder.
man könnte sich dort ansehen, in welchen französischen listen er hinweise fand.

[Manni1970]

Habe ich weggelassen, weil es ja nicht stimmt.

Max verzog nach Karlsruhe in Baden. Von dort kam er nach Dachau u. kehrte wieder zurück nach Karlsruhe. Dort ist seine letzte Adresse festgestellt worden. Die badischen Juden wurden schl. 1940 ins Camp de Gurs verbracht. Wo er dann ermordert wurde, scheint nicht festzustehen. Vl. weiß Claire mehr darüber.

[Claire]

Liebe Mitdenker,

vielen Dank zunächst für die Hinweise! Ich denke, Manni hat recht, denn alles deutet darauf hin, dass Max mit dem großen Transport von Karlruhe (und Umgebung) nach Gurs deportiert wurde und nicht eben freiwillig emigrierte. Ich habe dies auch den Verantwortlichen der Website des Coburger Stadtgedächtnisses mitgeteilt und noch weitere Unstimmigkeiten gemeldet - passiert ist bisher leider nichts.

Meines Wissens und alle Dokumente sprechen dafür, hat Max Ehrlich das Lager in Gurs nicht mehr lebend verlassen. Wann und auf welche Art er zu Tode gekommen ist, weiß niemand in der Familie und es scheint auch keine konkreten Belege zu geben.

Was mich/uns tatsächlich am meisten interessiert, ist seine Zeit während des 1. Weltkrieges. Ich habe keine Ahnung, wie man da an konkrete Hinweise kommen könnte. Meine beste Quelle ist bisher diese:

https://www.historisches-unterfranken.uni-wuerzburg.de/juf/quellen/1016/127.jpg

Manni, darf ich fragen, wo du seine konkreten Wohnadressen gefunden hast? Die meisten davon kannte ich, aber nicht alle. Und den Titel seiner Promotionsarbeit lese ich nun auch zum ersten Mal! Unfassbar, dass damals 19 Seiten ausgereicht haben!! Die Doktorarbeit meines Schwiegersohnes ist so schwer, dass ich sie mit einer Hand kaum halten kann! :-)

In Würzburg werde ich anfragen, einen Versuch ist es wert. Danke für die bisherigen Hinweise an alle!

Liebe Grüße
Claire

[sternap]

eine karteikarte vom entlasstag in dachau,

22 272
im aro....archiv

[Basil]

Hallo Claire,

leider nicht der Max, aber ein Bruder in den Bayer. Kriegsstammrollen:

Franz Ehrlich, geb. 21.01.1885 in Römhild, Kaufmann in Coburg, Eltern Karl und Klara geb. Sander.

https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/4520208:1631?_phsrc=YuU14265&_phstart=successSource&gsln=ehrlich&ml_rpos=38&queryId=b4b283cd34d458967ffed3c4ca09231b

Nachtrag: Franz Ehrlich starb am 2. Mai 1948 in New York.

https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/401591:61778

Der Franz fehlt in den öffentlichen Stammbäumen zur Familie Ehrlich bei Ancestry.

Für Max kein Fund in den Bayer. Kriegsstammrollen. Vielleicht ist er doch von Coburg aus in den Krieg gezogen. Das wäre dann bei der Preußischen Armee, deren Kriegsstammrollen vernichtet wurden. Er ist auch nicht in den Verlustlisten zu finden. Trotzdem könnte er vielleicht in einem Lazarett gewesen sein, also wäre vielleicht eine Anfrage beim Bundesarchiv bezüglich der Lazarettkrankenbücher denkbar.

Gab es in Coburg eine Meldekartei? Vielleicht ist dort die Kriegsteilnahme vermerkt.

Grüße
Basil

[Manni1970]

Hallo Claire!

Die Anschriften stammen aus den Adressbüchern der genannten Jgg.

In der Dissertation könnte/sollte ein kleiner Lebenslauf enthalten sein. Allerdings wird da - ist ja nur bis 1914 - verm. nichts enthalten sein, was die Familie nicht schon weiß. Das Werk gibt es in mehreren Bibliotheken - Kopie des Lebenslauf zu erhalten, wird also kein Problem sein.

Alles andere scheint aber problematisch. In Würzburg hatte er studiert, muß also dort gemeldet gewesen sein. Ging dann vl., wie von Basil, vermutet, nach Coburg zurück und rückte dann erst ein. Nur hast Du ja mit den Coburgern schlechte Erfahrungen gemacht. Mit den Angaben zu den Stolpersteinen haben die sich ja auch hinsichtlich Max' Lebenslauf blamiert. Vl. muß daher jemand vor Ort selbst recherchieren.

Womöglich gibt es noch Unterlagen der Ärztekammer o.ä., wo er seine Praxiszeit als Stabsarzt während des Krieges nachweisen mußte.

Schließlich könntest Du in Coburg wie Karlsruhe nach einem Wehrstammblatt fragen. Wobei ich aber nicht weiß, ab wann Juden im III. Reich vom Dienst in der Wehrmacht ausgeschlossen worden sind.

MfG
Manni

[Kasstor]

Hallo,

hier zumindest ein Schnipsel aus d. Lebenslauf in der Dissertation.

https://books.google.de/books?newbks=1&newbks_redir=0&hl=de&id=PCbK9-qhvE0C&dq=diss+w%C3%BCrzburg+max+ehrlich&focus=searchwithinvolume&q=+max+ehrlich

Folgeschnipsel https://books.google.de/books?newbks...&q=ostern+1908

Grüße

Thomas

[Henry Jones]

Hallo,

frag doch einmal beim Generallandesarchiv in Karlsruhe nach.
Dort gibt es eine Seite zum Lager Gurs sogar mit Personenindex. Wenn ich aber Max Ehrlich aufrufe, bekomme ich einen Fehler.

https://www.leo-bw.de/en/themenmodul/juedisches-leben-im-suedwesten/gurs

https://www.leo-bw.de/en/themenmodul/juedisches-leben-im-suedwesten/gurs/personenindex-a-z/e

Im Bundesarchiv Gedenkbuch ist er auch verzeichnet.
Zumindest bei mir geht die Seite aber aktuell nicht.

Gruß Alex

[Manni1970]

... hier zumindest ein Schnipsel aus d. Lebenslauf

Danke, Thomas! Auf die Idee bei googlebooks nachzusehen, bin ich nicht gekommen.
Anbei der - leider sehr überschaubare - Lebenslauf.

Manni

[Svenja]

Hallo

Studentenverzeichnisse der Ludwig-Maximilians-Universität München.

https://epub.ub.uni-muenchen.de/view/lmu/pverz.html

Wie ich aus dem Lebenslauf ersehe hat er seine Approbation bereits 1912 erhalten. Hätte er während des 1. Weltkrieges noch studiert, hätte man aus den Studentenverzeichnissen einiges über seine Militärzeit erfahren können.

Die Liste der im Camp de Gurs umgekommenen und dort begrabenen jüdischen Personen findet man hier:

http://www.campgurs.com/le-camp/la-m%C3%A9moire-du-camp/d%C3%A9c%C3%A8s-au-camp-liste-alphab%C3%A9tique/

Jüdische Personen, die von Frankreich aus nach dem Osten (meist nach Auschwitz) deportiert wurden, sind hier verzeichnet. Allerdings habe ich auch hier keinen passenden Max Ehrlich gefunden.

https://ressources.memorialdelashoah.org/rechav_pers.php

Gruss
Svenja

[Svenja]

Hallo

Nachtrag: Franz Ehrlich starb am 2. Mai 1948 in New York.

Dann sollte man mal seinen Eintrag in den Passagierlisten suchen und schauen ob Max Ehrlich darin erwähnt wird. Nein es wird die Mutter Babette Ehrlich in Römhild, Thüringen als Kontakt in der Heimat erwähnt. Der Kontakt in der USA war eine Cousine namens Sylvia Rosenbaum in der Herkimer Street 15 in Brooklyn, New York.

Es gibt auch eine Declaration of Intention und eine Petition for Naturalization mit folgenden Angaben:
geboren 21. Januar 1885 in Römhild, Heirat 21. Oktober 1919 in Römhild, letzter Wohnort vor der Ausreise Mannheim, die Ankunft in New York war am 1. Juli 1938.

Die genannten Dokumente kann man bei familysearch kostenlos einsehen.
Seine Sterbeurkunde kann man hier kostenlos online einsehen:

https://a860-historicalvitalrecords.nyc.gov/view/8811393

Gruss
Svenja

[Claire]

Guten Morgen!

Ich bin überwältigt von den vielen Antworten und neuen Informationen! Das allermeiste davon kannte ich nicht, auch im Hinblick auf den Bruder Franz. Dass er in Mannheim lebte, wirft ein vollkommen neues Bild auf die Familie - sehr, sehr spannend!

Ich muss jetzt leider weg und kann mich noch nicht mit den Auswertungen beschäftigen, aber ich mache das schnellstmöglich.

Tausend Dank!

Beste Grüße
Claire