"...stästen Kersten"

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  • Saraesa
    Erfahrener Benutzer
    • 26.11.2019
    • 1010

    [gelöst] "...stästen Kersten"

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1616
    Region, aus der der Begriff stammt: Weistropp bei Meißen

    In einem Traueintrag (Link in der Übersetzungshilfe hier) finde ich zu einem Martin Andreß den Zusatz, dass er "…stästen Kersten genandt" wurde. Das "…stästen" (soll "Meister" gemeint sein?) wird wohl aufgrund der Seitenfalz nicht mehr vollständig zu entschlüsseln sein.
    Aber was verbirgt sich hinter dem Begriff Kersten/Korsten? Ich finde dazu bei Bahlow nur einen niederländischen Nachnamen bzw, Verweis zum Vornamen Christian.
    Handelt es sich um einen Aliasnamen? Oder doch irgendeine Berufsbezeichnung? Hat jemand schon einmal etwas Vergleichbares gelesen?
    Ich bedanke mich jetzt schon für alle Antworten, die etwas Licht ins Dunkel bringen können.
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  • Xylander
    Erfahrener Benutzer
    • 30.10.2009
    • 6446

    #2
    Hallo Saraesa,
    da hat Bahlow Recht. Kersten ist Christian, Kerstgen die Verkleinerungsform.
    Nicht nur am Niederrhein, sondern auch im angrenzenden Westfalen. Und auch anderswo:https://books.google.de/books?id=lrv...6AEwCHoECAQQAg
    Hab selbst einen Christian/Kerstgen Küper unter meinen Vorfahren.
    Viele Grüße
    Xylander
    Zuletzt ge?ndert von Xylander; 31.07.2020, 22:17.

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    • Friedrich
      Moderator
      • 02.12.2007
      • 11321

      #3
      Moin Saraesa,


      es heißt "sönsten Kersten genandt", also ansonsten Kersten genannt.


      Friedrich
      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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      • Xylander
        Erfahrener Benutzer
        • 30.10.2009
        • 6446

        #4
        Moin Friedrich,
        sönsten lese ich da nicht, vgl. das s bei seindt. Und für ein n scheint mir da ein Buchstabe zu wenig zu stehen. Also schon st...sten. Vielleicht stüsten?
        Mit dem Reim -sten -sten kommt mir das Ganze vor wie ein Spottname: stüsten Kersten - bestusster Christian, mit dialektalem Akkusativ statt Nominativ bei stüsten.


        Oder doch süsten - sonst?

        Saraesa, hast Du irgendwo ein Beispiel für st- am Wortanfang?

        Vielleicht finde ich noch was genauer Passendes. Jetzt muss ich erst mal Wild Bill Folge 3 sehen

        Viele Grüße
        Xylander
        Zuletzt ge?ndert von Xylander; 01.08.2020, 00:25. Grund: stüsten Kersten - der bestusste Christian

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        • Xylander
          Erfahrener Benutzer
          • 30.10.2009
          • 6446

          #5
          Wild Bill hat auch nichts gebracht, bin eingeschlafen.
          @Saraesa: mehr Umfeld wäre gut, mit Wortanfängen s und st
          ...üsten halte ich für sehr sicher. Und im Falz ist nichts verloren.
          Ach ja, hast Du noch andere Personen mit Genannt-Namen? Vielleicht gibts ein Muster. Und taucht der Martin alias Kersten noch anderswo auf?
          Hier noch Stuss im wiktionary. Es handelt sich also um eine Entlehnung aus dem Westjiddischen über das Rotwelsche in die deutsche Umgangssprache. Ob 1616 schon in Meißen, das kann ich nicht beurteilen.

          Viele Grüße
          Xylander
          Zuletzt ge?ndert von Xylander; 01.08.2020, 10:52. Grund: Stuss jiddisch - Genannt-Namen - Martin/Kersten anderswo?

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          • duschas
            Erfahrener Benutzer
            • 23.01.2012
            • 191

            #6
            Mir erscheint die Antwort von Friedrich am plausibelsten. Vielleicht hießen frühere Hofbesitzer mit Familiennamen Kersten
            Beste Grüße
            Jörg

            Kommentar

            • Xylander
              Erfahrener Benutzer
              • 30.10.2009
              • 6446

              #7
              Ja, Jörg, am plausibelsten auch für mich. Nur steht da auf keinen Fall sönsten, allenfalls süsten. Zwar mit derselben Bedeutung (ansonsten), aber mit unsicherer Lesung am Wortanfang. Deswegen bat ich ja um Vergleichstext mit s- und st-
              Kersten als FN ist eine Möglichkeit und entspräche normalem Muster: Martin Andreas(sen), genannt Kersten. Deswegen auch nochmal die Bitte @Sareasa, wie er denn in anderen Einträgen heißt, und wie andere Genanntnamen vermerkt werden. Meine Idee klingt zugegebenermaßen bestusst, aber die normale, erwartbare Lösung ist bisher nicht ausreichend bewiesen.
              Viele Grüße
              Xylander
              Zuletzt ge?ndert von Xylander; 01.08.2020, 13:00.

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              • Astrodoc
                Erfahrener Benutzer
                • 19.09.2010
                • 8787

                #8
                Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                Nur steht da auf keinen Fall sönsten, allenfalls süsten.
                Hm, so kategorisch würde ich mich da nicht festlegen wollen. (s. koloriertes Bild)
                Angehängte Dateien
                Zuletzt ge?ndert von Astrodoc; 01.08.2020, 13:11.
                Schöne Grüße!

                Astrodoc
                _____________

                Ergänzungen und Korrekturen mache ich gern. Aber Fleißarbeit erledige ich nicht mehr. Ihr müsst also etwas vorlegen!

                Beispieltexte: Polnisch: Taufeintrag Heiratseintrag Sterbeeintrag ... Russisch:
                Taufeintrag Heiratseintrag Sterbeeintrag

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                • Xylander
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.10.2009
                  • 6446

                  #9
                  Ja, Astrodoc, dann rudere ich mal vorsichtig zurück. Aber das angebliche Anfangs-s statt st- gefällt mir immer noch nicht, vgl. seindt.
                  Viele Grüße
                  Xylander
                  Zuletzt ge?ndert von Xylander; 01.08.2020, 13:41.

                  Kommentar

                  • Astrodoc
                    Erfahrener Benutzer
                    • 19.09.2010
                    • 8787

                    #10
                    Wie du schon sagtest, wird man ohne Vergleichstext nicht klären können, ob der Pfarrer "sö" oder "so" immer als Ligatur geschrieben hat ... oder vielleicht nur hier in der Nähe des Falzes
                    Schöne Grüße!

                    Astrodoc
                    _____________

                    Ergänzungen und Korrekturen mache ich gern. Aber Fleißarbeit erledige ich nicht mehr. Ihr müsst also etwas vorlegen!

                    Beispieltexte: Polnisch: Taufeintrag Heiratseintrag Sterbeeintrag ... Russisch:
                    Taufeintrag Heiratseintrag Sterbeeintrag

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                    • Xylander
                      Erfahrener Benutzer
                      • 30.10.2009
                      • 6446

                      #11
                      ok, dann warten wir mal ab.
                      Viele Grüße
                      Xylander

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                      • Saraesa
                        Erfahrener Benutzer
                        • 26.11.2019
                        • 1010

                        #12
                        Danke für eure hervorragenden Überlegungen und die farbliche Einfärbung. Da habt ihr definitiv mehr zum "bestussten" Martin aufgetrieben als ich.
                        Mehr Text gab es im Lesehilfethema, ich hänge das Dokument hier trotzdem noch einmal an.
                        Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                        Kersten als FN ist eine Möglichkeit und entspräche normalem Muster: Martin Andreas(sen), genannt Kersten. Deswegen auch nochmal die Bitte @Sareasa, wie er denn in anderen Einträgen heißt, und wie andere Genanntnamen vermerkt werden.
                        Ich habe endlich einen Bestattungseintrag (siehe Anhang) auftreiben können, dort heißt es "Martin Andrien(?) oder Kersten".
                        Das würde dann doch eher für "sönsten" sprechen, wobei ich auch schon genügend Beleidigungen in den Kb's gelesen habe.
                        So ganz plausibel ist mir der Nachnamenswechsel trotzdem noch nicht, weitere Beispiele habe ich in diesem Kirchenbuch bisher nicht finden können. Die Idee mit dem Hofbesitz ist ganz gut - vielleicht Erbbesitz einer seiner Ehefrauen? Vielleicht finde ich später in den Traueinträgen noch etwas.
                        Nachtrag:
                        Der ursprüngliche FN ist Andreß, die erste Heirat von Martin ist unter diesem Namen im Jahr 1579 zu finden.
                        1581 ist erstmals Martin Kersten/Kirsten im KB zu lesen; Martin Andreß taucht von da an nicht mehr auf. Leider gibt es keine weiteren Zusatzanmerkungen, die diesen Wechsel erklären.
                        Auch die Idee mit den Ehefrauen zerschlägt sich, die erste verstirbt 1596.
                        Angehängte Dateien
                        Zuletzt ge?ndert von Saraesa; 01.08.2020, 23:58.

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                        • Xylander
                          Erfahrener Benutzer
                          • 30.10.2009
                          • 6446

                          #13
                          Hallo Saraesa,
                          damit ist es klar: sönsten, wie Friedrich sofort las, allenfalls süsten (wenn der Schreiber aus dem niederdeutschen Sprachbereich stammte). Zwar sieht der Wortanfang für mich immer noch wie das -st in Dienstmagdt aus, und ein vergleichbares s- sehe ich nirgends, aber die Logik spricht bei Kersten für einen Genanntnamen. Diese wurden ja auch mit "oder", "vel" oder "alias" gekennzeichnet. (In Klammern: sollte da doch stüsten stehen, dann bliebe Kersten trotzdem FN. Aber das verfolge ich mal lieber nicht weiter, war ja keine Ruhmestat).

                          Wenn Einheirat als Grund für den Namenwechsel ausscheidet, dann gibt es genügend andere Gründe: er kann das Gut, mit dem der Name Kersten verknüpft war, geerbt, gekauft oder gepachtet haben und dann dort ansässig geworden sein. Der Hofname wurde seine Adresse und sein neuer Familienname.

                          Warum Dir sönsten noch keine anderen Genanntnamen begegnet sind, weiß ich nicht, dazu kenne ich mich in der dortigen Namenlandschaft zu wenig aus. In Westfalen kämest Du nicht drumrum.

                          Viele Grüße
                          Xylander

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                          • Anna Sara Weingart
                            Erfahrener Benutzer
                            • 23.10.2012
                            • 15111

                            #14
                            Hallo Xylander

                            Du musst bedenken, wenn man mit Tinte schreibt, ist es schwer die Schreibfeder abzusetzen, weil sonst immer die Gefahr besteht, das ein Tintenklecks ensteht.
                            Daher werden Buchstaben gerne in einem Fluss miteinander verbunden geschrieben. Auch in den Fällen seltener Buchstabenkombinationen, in denen keine sonst übliche Ligatur vorliegt.
                            Viele Grüße

                            Kommentar

                            • Xylander
                              Erfahrener Benutzer
                              • 30.10.2009
                              • 6446

                              #15
                              Hallo Anna Sara Weingart,
                              danke für die Erläuterung, das kann ich akzeptieren. Sollte ich eigentlich auch selber wissen, hab selber noch mit der (Stahl-)Feder geschrieben, hatte es wohl beiseitegeschoben.
                              Viele Grüße
                              Xylander
                              Zuletzt ge?ndert von Xylander; 02.08.2020, 11:12.

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