Tuppe, bzw. Tuppenhof

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  • Verano
    Erfahrener Benutzer
    • 22.06.2016
    • 7819

    #16
    Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
    Im Moment vermute ich, der Wechsel ist lediglich einem Mode-Trend zur Verhochdeutschung zu verdanken. d > t entspräche jedenfalls einer Regel aus der zweiten Lautverschiebung (dag > tag)

    Das wäre eine elegante Lösung.

    Für mich ist Tuppe identisch mit Döppe, im weitesten Sinn Gefäß.

    Frühe Tuppes/Tubbes hat es in NRW gegeben.
    Joh. Tubbe, geb. 1589 in Dortmund,
    ein anderer, Heirat 1685 in Lemgo, Tuppe.

    Auch ganz frühe Dubbes, Mitte 16. Jahrh. in Dortmund.

    Ich hoffe, der Mitarbeiter vom Tuppenhof liest hier mit und hat für uns Hinweise.
    Viele Grüße August

    Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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    • fps
      Erfahrener Benutzer
      • 07.01.2010
      • 2157

      #17
      Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
      ... Im Moment vermute ich, der Wechsel ist lediglich einem Mode-Trend zur Verhochdeutschung zu verdanken....
      Diesem "Modetrend" hat die Welt eine Reihe von sonderbaren Familiennamen und Geländebezeichnungen zu verdanken. Ich stoße immer wieder auf Beispiele.
      Gruß, fps
      Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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      • Xylander
        Erfahrener Benutzer
        • 30.10.2009
        • 6446

        #18
        Zitat von Verano Beitrag anzeigen
        Für mich ist Tuppe identisch mit Döppe, im weitesten Sinn Gefäß.
        Frühe Tuppes/Tubbes hat es in NRW gegeben.
        Joh. Tubbe, geb. 1589 in Dortmund,
        ein anderer, Heirat 1685 in Lemgo, Tuppe.
        Auch ganz frühe Dubbes, Mitte 16. Jahrh. in Dortmund.
        Ich hoffe, der Mitarbeiter vom Tuppenhof liest hier mit und hat für uns Hinweise.
        Das hoffe ich auch, unser Wunschzettel ist ja geschrieben, in #13

        Besonders wichtig wäre der Satzzusammenhang der Erwähnungen und das grammatikalische Geschlecht. Lag der Hof "auf/in/an/bei dem Düpp(en) o.ä." oder "auf/in/an/bei der Düpp(e) o.ä."? Bei der Variante im Femininum würde ich eher zum Toponym tendieren als zur Töpferei.

        Viele Grüße
        Xylander

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        • Xylander
          Erfahrener Benutzer
          • 30.10.2009
          • 6446

          #19
          Zitat von fps Beitrag anzeigen
          Diesem "Modetrend" hat die Welt eine Reihe von sonderbaren Familiennamen und Geländebezeichnungen zu verdanken. Ich stoße immer wieder auf Beispiele.
          Das kenne ich auch. Da wird zum einen bei den Konsonanten die hochdeutsche Lautverschiebung nachgeholt bzw. imitiert. https://www.christianlehmann.eu/fund...schiebung.html
          Oft wird aber auch an den Vokalen gebastelt, da macht man langes i zu ei und ü zu eu. Dabei kann was Sinnvolles und Richtiges herauskommen, oder aber auch Murks. Dann ist es besonders schade um die verlorene alte Namensform
          Viele Grüße
          Xylander

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          • Xylander
            Erfahrener Benutzer
            • 30.10.2009
            • 6446

            #20
            Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
            Das hoffe ich auch, unser Wunschzettel ist ja geschrieben, in #13
            Besonders wichtig wäre der Satzzusammenhang der Erwähnungen und das grammatikalische Geschlecht. Lag der Hof "auf/in/an/bei dem Düpp(en) o.ä." oder "auf/in/an/bei der Düpp(e) o.ä."? Bei der Variante im Femininum würde ich eher zum Toponym tendieren als zur Töpferei.
            Xylander
            Merke gerade, das ist eigentlich schon geklärt. Siehe die Legende zur Karte von 1746. Da heißt es C. ist die Düpp. Düpp steht also im Femininum.
            http://dfg-viewer.de/show/?tx_dlf[id]=http%3A%2F%2Fwww.landesarchiv-nrw.de%2Fdigitalisate%2FAbt_Rheinland%2FRW_Karten% 2F%7E027%2F02714%2Fmets.xml (Link ggf. ins Adressfeld kopieren)
            http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/js...d=5750&suche=1 (oder hier mit Klick auf das Kamerasymbol)

            Auch Alfred Hunold, Kleinenbroicher Heimat- und Namenforscher, schreibt in der Düpp.


            Seiner Herleitung von ureuropäisch tupina - Topf und der Vermutung, dass es dort eine Töpferei gegeben habe, stehe ich inzwischen skeptisch gegenüber. Einmal allgemein: immer wenn Heimatforscher in ihrem Revier ureuropäische (also vorindogemanische) Relikte orten, klingeln bei mir die Alarmglocken. Zum andern bietet er in einer anderen Schrift eine andere Deutung an: eine Ableitung von urkeltisch (also einer indogermanischen Sprache) dubo-s = dunkel, schwarz. Düpp habe also nichts mit Düppen - irdenen Gefäßen zu tun.
            Hunold deutet die Orts-, Flur- und Gewässernamen in der Umgebung von Korschenbroich aus urkeltischer und ureuropäischer (ähnlich baskischer) Sprachschicht und zeigt auf, dass bis ins Mittelalter in einem Reliktgebiet um Korschenbroich noch vorgermanische Sprachen gesprochen worden sein könnten.


            Sollte es tatsächlich eine Töpferei gegeben haben, müsste die eigentlich irgendwo aktenkundig sein. Außerdem wissen wir immer noch nicht, ob die Düpp namengebend für den ca 1 km entfernten Tuppenhof war.

            Meine Zwischenbilanz: Herleitung des Toponyms Düpp von Düppen, Topf schließe ich nicht aus. Die Deutung düpp - Vertiefung, Senke gefällt mir wegen des Femininum besser. Vorausgesetzt, die Düpp liegt wirklich in einer Senke.

            Mit Bordmitteln kommen wir nicht weiter. Ich warte ab, was der Museumsverein beiträgt.

            Viele Grüße
            Xylander
            Zuletzt geändert von Xylander; 20.06.2019, 10:01.

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            • Verano
              Erfahrener Benutzer
              • 22.06.2016
              • 7819

              #21
              Zitat von Xylander Beitrag anzeigen


              Mit Bordmitteln kommen wir nicht weiter. Ich warte ab, was der Museumsverein beiträgt.

              Hallo Xylander,

              hat er schon!

              Ich mache ein kleines Spielchen für dich draus.

              Vergiss zunächst das "t" vor "uppen".

              Lösung im Laufe des nachmittags.
              Viele Grüße August

              Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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              • Xylander
                Erfahrener Benutzer
                • 30.10.2009
                • 6446

                #22
                Hallo August,
                na dann zur Verkürzung der Wartezeit meine zwischenzeitlichen Erleuchtungen nach Kartenexpeditionen:
                Eine Straße namens Düppheide gibt es sowohl in Kaarst-Vorst als auch in Korschenbroich-Kleinenbroich. Sie gehen zwar nicht ineinander über, liegen aber nah beieinander und gehen beide auf die Flur Düppheide zurück
                Beide liegen nicht in unmittelbarer Nachbarschaft von Rottes 27 in Kaarst-Vorst, der Adresse des Tuppenhofs.
                Den Namen des Tuppenhofs führe ich also inzwischen eher nicht mehr auf die Lage Düpp/Düppheide/Düpp Bendt zurück.
                Damit ist wieder alles im Spiel, auch Deutungen mit nichtfemininem Düpp.
                Zwar liegt Rottes 27 am Rand einer leichten Senke, aber die scheint nicht so ausgeprägt zu sein, dass sie namengebend wäre in einer Gegend, wo es von Senken wimmelt. Damit verschwindet Düpp - Vertiefung, Senke nicht ganz, aber fast in der Versenkung.
                Ich trau mich: es wird was mit dem Düppen - Steinguttopf
                Viele Grüße
                Xylander
                Zuletzt geändert von Xylander; 20.06.2019, 13:11.

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                • Verano
                  Erfahrener Benutzer
                  • 22.06.2016
                  • 7819

                  #23
                  Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                  Ich trau mich: es wird was mit dem Düppen - Steinguttopf

                  Nicht böse sein Xylander,

                  ein Hinweis noch, (da muss doch dem Recherchekönig das Herz auf gehen )
                  denk mal nur an „uppen“ ohne Zusatz davor.

                  Bis später
                  Viele Grüße August

                  Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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                  • Xylander
                    Erfahrener Benutzer
                    • 30.10.2009
                    • 6446

                    #24
                    Also schlicht und einfach "auf dem Hof"? Oh Mann August, Du machst es spannend Und woher nimmt Spix dann die Reihe Deub, Dopp, Döpp, Düpp? Muss ich ins Exil
                    Jetzt warte ich ab, man schreibt sich ja hier um Kopf und Kragen
                    Viele Grüße
                    Xylander

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                    • Verano
                      Erfahrener Benutzer
                      • 22.06.2016
                      • 7819

                      #25
                      Die erste Antwort:


                      Ihr Interesse am Tuppenhof und an der Herkunft seines Namens ist für uns Mitarbeiter des Museums Tuppenhof natürlich erfreulich, bezüglich Ihrer Deutungsversuche des Namens muss ich Sie allerdings korrigieren.
                      Der Bezug zu Düppen (Düppheide) und Töpferware liegt nahe, führt allerdings in die falsche Richtung. Zum Tuppenhof gehörten im 18. Jahrhundert 30 Morgen Pachtland, die sich im Eigentum des Stiftes Gerresheim im heutigen Düsseldorfer Stadtteil befanden. Aus Pachtzetteln, die die Pachtverhältnisse und die Zahlung der jährlichen Pachtabgaben an Martini dokumentierten, ist ersichtlich, dass diese 30 Morgen an den Hof „ter Uppen“ im Kirchspiel Büttgen ausgegeben waren. „ter Uppen“ bedeutet, ausgehend von der Lage des Hofes, der deutlich oberhalb eines ehemaligen Rheinarmes lag (zur Zeit der letzten Eiszeit floss der Rhein aufgrund der vorgerückten Gletscher im Raum Kaarst in westliche Richtung zur Maas hin) lag (die Höheunterschiede lassen sich noch heute im Gelände hinter dem Hof erkennen), „auf der Höhe“ bzw. der „höher gelegene“ Hof. Durch Kontraktion der beiden Worte „ter Uppen“ wurde schließlich im Laufe der Zeit der Ausdruck „Tuppen“ gebildet.
                      Im Übrigen haben sich in der Phase der Restaurierung des Hofes und im Rahmen der Bauforschung niemals Anzeichen ergeben, dass sich auf dem Hof jemals eine Töpferei befunden hat. Wir sind eine Zeitlang auch einer anderen Spur nachgegangen, dass vielleicht auf dem Hof einmal ein „Duffes“ bestanden hat („Dufhus“ = Taubhaus = Pendant des westfälischen „Spiekers“ = Wehrspeicher), aber auch von dieser Deutungsmöglichkeit sind wir schließlich aufgrund der archivalischen Befunde abgekommen.

                      Ich hoffe, Ihnen mit dieser Auskunft weiter geholfen zu haben.
                      Mit freundlichen Grüßen

                      Reinhold Mohr


                      Teil 2 folgt. Ich mach es spannend!
                      Zuletzt geändert von Verano; 20.06.2019, 14:43. Grund: Grußworte vergessen
                      Viele Grüße August

                      Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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                      • Xylander
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.10.2009
                        • 6446

                        #26
                        Sehr schön! Tröste ich mich damit, dass ich wenigstens die Lage am Rand der Senke gefunden habe - und prompt fehlgedeutet. Na und mit der spannenden Exkursion durch die niederrheinische Onomastik. War die Karte von 1746 bekannt?

                        Viele Grüße
                        Xylander
                        Zuletzt geändert von Xylander; 20.06.2019, 14:45.

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                        • Verano
                          Erfahrener Benutzer
                          • 22.06.2016
                          • 7819

                          #27
                          Hallo Xylander,


                          über die Karte hat Herr Mohr nichts geschrieben.
                          Hier der zweite Teil:


                          Danke für Ihre freundliche Antwort,
                          Vielleicht noch ein Hinweis, obwohl diese Erklärung auf wackligen Füßen steht: Im Tuppenhof gibt es, wie häufig auf Bauernhöfen mit hohem Grundwasserstand, eine „Upkammer“ (höher gelegene Kammer), d.h. man musste in die Schlafkammer einige Stufen hinaufgehen, weil der darunter liegende Keller nicht so tief in den Boden hinein gegraben werden konnte. Damit man im Keller trotzdem stehen konnte, musste der darüber gelegene Raum höher gelegt werden, war also nur über Stufen zu erreichen (up = auf, hinauf).
                          Und dann sollte man auch den engl. Ausdruck „top“ = „Höhe“ bzw. „oben“ berücksichtigen.
                          Ich weiß natürlich nicht, wo Sie wohnen und ob Sie in der Nähe von Kaarst oder Neuss ansässig sind, aber vielleicht interessiert Sie im Zusammenhang mit Namenforschung auch die Herleitung von Hauszeichen und deren interessante Deutung mithilfe sprachgeschichtlicher Untersuchungen. Ich habe in einer Neusser Schützenzeitung, der „Gilde Gazette“, die ich herausgeben, u.a auch den im Dateianhang beigefügten Artikel mit Foto veröffentlicht. Vielleicht ist auch dieser Artikel für Sie von Interesse.
                          Wenn man die im Zusammenhang mit den Bewohnern des Tuppenhofes bekannten Namen untersucht, gelangt man übrigen ebenfalls zu interessanten Namenvariationen und -entwicklungen.
                          Mit freundlichen Grüßen
                          Reinhold Mohr


                          Der Artikel aus der Gildegazette folgt.

                          Viele Grüße August

                          Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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                          • Verano
                            Erfahrener Benutzer
                            • 22.06.2016
                            • 7819

                            #28
                            Nachtrag:

                            Reinhold Mohr ist Leiter der wiss. Bibliothek und Ausbildungsleiter für Museumsführer auf dem Tuppenhof.
                            Das ist mir bei copy und paste verloren gegangen.
                            Viele Grüße August

                            Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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                            • Xylander
                              Erfahrener Benutzer
                              • 30.10.2009
                              • 6446

                              #29
                              Hallo August und hallo Herr Mohr,
                              Tuppen < ter Uppen - zur Anhöhe, das ist eine überraschende und dank der Pachtzettel überzeugende Lösung. Darauf wäre ich niemals gekommen, mit noch so vielen Wörterbüchern. Unklar bleibt für mich nur, woher Hermann Spix seine Belegreihe Deub, Dopp, Döpp, Düpp nimmt. Gehören diese Erwähnungen garnicht zum Tuppenhof?
                              Von den weiteren Deutungsvorschlägen halte ich einen Bezug zu top - Spitze sprachlich für möglich. Dazu muss man nicht mal nach England schauen. Niederländisch top heißt Spitze, Wipfel, Gipfel und mnd. avtoppen bedeuet die Spitze abschlagen. Sachlich ist mir die Lage des Tuppenhofs, auf ca 40 m üM und 0,5-1 m über der Senke (sofern ich die DGK5 richtig deute), nicht steil genug.
                              Bei der Upkammer brauchts zu viele Hypothesen, kammer weg, t hinzu.
                              Der linke Niederrhein mit seiner raschen Abfolge von Sprachgrenzen, seinen Übergangszonen und Reliktgebieten ist eine Wundertüte, von der man sich immer wieder gern überraschen lässt. Auch wenn man wie ich in der entfernteren Nachbarschaft aufgewachsen ist (Grenzbereich südwestfälisch/ostbergisch).
                              Viele Grüße
                              Xylander

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                              • Xylander
                                Erfahrener Benutzer
                                • 30.10.2009
                                • 6446

                                #30
                                Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                                Unklar bleibt für mich nur, woher Hermann Spix seine Belegreihe Deub, Dopp, Döpp, Düpp nimmt. Gehören diese Erwähnungen garnicht zum Tuppenhof?
                                Viele Grüße Xylander
                                Anscheinend nicht. Wenn man weiß, wonach man suchen muss, findet man auch bei Hermann Spix die Deutung Hof ton uppen > Hof t'uppen > Hof Tuppen > Tuppenhof. Zwar mit ton statt ter, also Maskulinum statt Femininum, aber das mag gewechselt haben.


                                Das Ganze mit dem Irrweg Düppen ein schönes Beispiel, dass Googlebook-Snippets als Quelle Stückwerk bleiben, bzw wie leicht man sie falsch zusammenstückelt.

                                Na und ein Beispiel für journalistische Ungenauigkeit. Die WAZ schreibt, die Namendeutung bleibe Spekulation. Aber darüber freue ich mich in diesem Fall. So hast Du das Thema gefunden, lieber August, und so hatten wir einen schönen onomastischen Ausflug.

                                Viele Grüße
                                Xylander
                                Zuletzt geändert von Xylander; 22.06.2019, 09:18.

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