Hallo!
Die Älteren werden sich vl. noch an den Butler Martin Jente erinneren, der dem Showmaster H.J. Kulenkampff am Ende der Sendung "Einer wird gewinnen" stets Mantel u. Hut brachte. Er war anfangs Rundfunksprecher, dann Schauspieler u. Produzent. Erst eine Zeit nach seinem Tod (1996) wurde bekannt, daß er in der NSDAP u. SS war. Ich habe mir mal die Familienumstände angesehen. Was bisher weder in Wikipedia oder sonstwo steht: Er hatte 1936 eine Halbjüdin geheiratet! Ich kann mir nicht vorstellen, daß dies einem SS-Mann, er soll 1936 im Rang eines Hauptscharführers (Oberfeldwebel) gestanden haben, erlaubt war. Die ganze Geschichte ist sowieso irgendwie mysteriös.
Er soll 1909 in Görlitz (Schlesien) geboren worden sein. Der standesamtliche online-Namensindex reicht so weit nicht, aber um 1909 gab es keine Familie Jente in den Görlitzer Adreßbüchern. Sein Vater soll Architekt gewesen sein. Dazu finde ich nichts. Es soll seit min. 1931 in Berlin gewesen sein. Die Adreßbücher führen ihn dort jedoch nur 1939 u. 1940 als Rundfunksprecher auf. Ein Architekt Jente fehlt dort ebenfalls. Im Zweiten Weltkrieg diente er nicht in der Waffen-SS, sondern war Oberleutnant in der Kriegsmarine. Nach dem Krieg lebte er in Hessen u. führte anfangs den Namen Jente von Lossow. Ich kann da aber keine Verbindung zu der Adelsfamilie Lossow herstellen - war vl. ein Künstlername.
Seine evangelische Schwiegermutter Anna Beguhl kam aus der brandenburgischen Provinz nach Berlin-Charlottenburg, wo sie anfangs als Dienstmädchen tätig war. Dort traf sie den aus Ungarn stammenden Juden Ignatz Turcsany, der in einem Hinterhof der Grolmannstr. 42/43 eine kleine Schirmfabrik betrieb. Dessen Frau Ellen Hellmann starb gemütskrank 1907 in der Irrenanstalt in Eberswalde; die Ehe war kinderlos geblieben. Anna Beguhl arbeitet vl. zunächst selbst in der Fabrik oder im Haushalt, wurde dann Geschäftsführerin und übernahm die Firma nach Turcsanys Tod 1919. Aus der unehelichen Verbindung gingen drei Kinder hervor: Berthold 1907-1945, Therese 1910-?, seit 1936 oo Lindenau, und Ellen 1911-?, seit 1936 oo Jente. Die Kinder hießen zunächst "Beguhl", erhielten mit Genehmigung des Landgerichtspräsidenten B.-Charlottenburg 1931 dann aber den Namen Turcsany. Anna hatte das Schirmgeschäft nur bis 1933 unter dem Namen Beguhl-Turcsany geführt, etwas später lernte sie den böhmischen Kapellmeister Theodor Kranl kennen, den sie 1935 heiratete und mit ihm nach München verzog. Um dann vermutlich die jüdische Abstammung zu verheimlichen, adoptierte Theodor Annas Töchter nach 1937 und beide - also Frau Lindenau und Frau Jente - wurden geborene Kranl.
Martin Jente ließ sich 1943 von Ellen Beguhl - Turcsany - Kranl scheiden; 1939 war ein Sohn geboren worden. Im Bundesarchiv Berlin liegen 2 Sachakten betref. Ellen Jentes Verbindung zur Reichskulturkammer.
MfG
Manni
Die Älteren werden sich vl. noch an den Butler Martin Jente erinneren, der dem Showmaster H.J. Kulenkampff am Ende der Sendung "Einer wird gewinnen" stets Mantel u. Hut brachte. Er war anfangs Rundfunksprecher, dann Schauspieler u. Produzent. Erst eine Zeit nach seinem Tod (1996) wurde bekannt, daß er in der NSDAP u. SS war. Ich habe mir mal die Familienumstände angesehen. Was bisher weder in Wikipedia oder sonstwo steht: Er hatte 1936 eine Halbjüdin geheiratet! Ich kann mir nicht vorstellen, daß dies einem SS-Mann, er soll 1936 im Rang eines Hauptscharführers (Oberfeldwebel) gestanden haben, erlaubt war. Die ganze Geschichte ist sowieso irgendwie mysteriös.
Er soll 1909 in Görlitz (Schlesien) geboren worden sein. Der standesamtliche online-Namensindex reicht so weit nicht, aber um 1909 gab es keine Familie Jente in den Görlitzer Adreßbüchern. Sein Vater soll Architekt gewesen sein. Dazu finde ich nichts. Es soll seit min. 1931 in Berlin gewesen sein. Die Adreßbücher führen ihn dort jedoch nur 1939 u. 1940 als Rundfunksprecher auf. Ein Architekt Jente fehlt dort ebenfalls. Im Zweiten Weltkrieg diente er nicht in der Waffen-SS, sondern war Oberleutnant in der Kriegsmarine. Nach dem Krieg lebte er in Hessen u. führte anfangs den Namen Jente von Lossow. Ich kann da aber keine Verbindung zu der Adelsfamilie Lossow herstellen - war vl. ein Künstlername.
Seine evangelische Schwiegermutter Anna Beguhl kam aus der brandenburgischen Provinz nach Berlin-Charlottenburg, wo sie anfangs als Dienstmädchen tätig war. Dort traf sie den aus Ungarn stammenden Juden Ignatz Turcsany, der in einem Hinterhof der Grolmannstr. 42/43 eine kleine Schirmfabrik betrieb. Dessen Frau Ellen Hellmann starb gemütskrank 1907 in der Irrenanstalt in Eberswalde; die Ehe war kinderlos geblieben. Anna Beguhl arbeitet vl. zunächst selbst in der Fabrik oder im Haushalt, wurde dann Geschäftsführerin und übernahm die Firma nach Turcsanys Tod 1919. Aus der unehelichen Verbindung gingen drei Kinder hervor: Berthold 1907-1945, Therese 1910-?, seit 1936 oo Lindenau, und Ellen 1911-?, seit 1936 oo Jente. Die Kinder hießen zunächst "Beguhl", erhielten mit Genehmigung des Landgerichtspräsidenten B.-Charlottenburg 1931 dann aber den Namen Turcsany. Anna hatte das Schirmgeschäft nur bis 1933 unter dem Namen Beguhl-Turcsany geführt, etwas später lernte sie den böhmischen Kapellmeister Theodor Kranl kennen, den sie 1935 heiratete und mit ihm nach München verzog. Um dann vermutlich die jüdische Abstammung zu verheimlichen, adoptierte Theodor Annas Töchter nach 1937 und beide - also Frau Lindenau und Frau Jente - wurden geborene Kranl.
Martin Jente ließ sich 1943 von Ellen Beguhl - Turcsany - Kranl scheiden; 1939 war ein Sohn geboren worden. Im Bundesarchiv Berlin liegen 2 Sachakten betref. Ellen Jentes Verbindung zur Reichskulturkammer.
MfG
Manni
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