Gerücht oder Wahrheit?

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  • Wolfg. G. Fischer
    Erfahrener Benutzer
    • 18.06.2007
    • 4917

    #16
    Zitat von Bergkellner Beitrag anzeigen
    Hallo,

    ich habe etliche uneheliche Kinder in meinem Stammbaum, das zeitlich nächste ist meine Mutter ......
    Hallo,

    meine Mutter wurde 1932 auch unehelich geboren. Ihre Eltern hatten sich vorher getrennt, weil er in seine katholische Heimat zurückkehren wollte (Bamberg) und sie streng evangelisch erzogen war. Meine Großmutter war erst 17 und ahnte nichts von ihrer Schwangerschaft.

    Meine Mutter sagte, sie sei nie diskriminiert worden, in der Familie schon gar nicht.


    In meinem Heimatort wurde allerdings eine Frau, deren Ehemann im Ersten Weltkrieg gefallen war, von einem italienischen Kriegsgefangenen schwanger. Der wollte sie auch heiraten, doch ihr Vater erlaubte es nicht. Statt dessen sagt er zu seiner Tochter: "Geh in den Wald und häng Dich auf!"

    Das tat sie nicht, hat aber fortan ein schweres Leben gehabt.


    Eine Vorfahrin von mir wurde 1785 auch als Witwe schwanger. Der neue Mann heiratete sie zwar, war aber 23 Jahre jünger als sie. Der Skandal war anscheinend so groß, dass ihre Mutter sie enterbte.

    Mit besten Grüßen
    Wolfgang

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    • PetraNeu
      Erfahrener Benutzer
      • 31.07.2015
      • 306

      #17
      Hi, meine Großmutter gebar 1916 ein uneheliches Kind, sie benannte den Knaben nach ihren großen Brüdern. Sie lebte da fernab ihrer Familie als Dienstmädchen und zog nach der Geburt wieder in eine andere Stadt. Es sieht so aus, als habe niemand in der eigenen Familie das Kind je gesehen. Leider starb der Kleine nach 3 Monaten.
      Die Familie gab 1925 ein Heiratsgesuch auf, in der meine Oma so bezeichnet wurde: "mit kleinem Fehler". Gehässiger geht es wohl kaum.

      Passend zum Thema einige Zitate aus dem Oberschlesischen Wanderer von 1925:

      7.2. 1925, S. 7
      Damen find. liebev. Aufn. z. Geheimentbindung
      Hebamme Preßler, Breslau

      gleichlautende Anzeige von
      Hebamme Wiesler, Breslau

      Hebamme Wiesner schaltete schon 1916 Anzeigen im Wanderer, allerdings „neutrale“.

      13.3. 1925
      Knabe, sechs Wochen alt, an gutsituiertes, kinderloses Ehepaar abzugeben.
      Offerten erbeten unter …

      LG Petra

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      • Artsch
        Erfahrener Benutzer
        • 14.07.2013
        • 1933

        #18
        [Zitat von Wolfgang
        In meinem Heimatort wurde allerdings eine Frau, deren Ehemann im Ersten Weltkrieg gefallen war, von einem italienischen Kriegsgefangenen schwanger. Der wollte sie auch heiraten, doch ihr Vater erlaubte es nicht. Statt dessen sagt er zu seiner Tochter: "Geh in den Wald und häng Dich auf!"

        Das tat sie nicht, hat aber fortan ein schweres Leben gehabt.]

        Hallo,

        in meiner frommen Geburtskleinstadt bekam eine 20-jährige nach den 1. Weltkrieg ein Töchterchen von einem jugoslawischen Kriegsgefangenen, dieser kehrte in seine Heimat zurück.
        Die ledige Mutter verstarb nach 5 Jahren. Sie hatte sich aufopferungsvoll während einer ansteckenden Krankheit im Ort um Kranke gekümmert und diese Krankheit in ihrem Elternhaus verbreitet.
        Im Haus, zu welchen eine Landwirtschaft gehörte, wurden alle pflegebedürftig, aber auch wieder gesund. "Ihre Schuld", die Pflege und die Versorgung des Viehs scheinen sie aber so überfordert zu haben, dass sie bei Abklingen der Krankheit im Ort, sich niederlegte und verstarb. Ihr Todesfall blieb der einzige.
        Für die Abtragung der Schuld wurde nun ihre Tochter herangezogen. Diese mußte versprechen, ihre Großeltern zu betreuen bis sie starben.
        So kam es, daß sie erst mit 30 Jahren heiraten konnte. Ihren Mann durfte sie bis dahin, einmal in der Woche für eine Stunde unter Aufsicht sehen. In einem großen Zimmer saß sie in der einen Zimmerecke und er in der anderen. sich die Hand geben, erlaubten die Großeltern nicht.
        Als sie 10 Monate verheiratet war, überschlug sie sich mit dem Leiterwagen an einem Berg, infolgedessen kam es zu einer verfrühten Geburt. Mutter und Söhnchen hatten sonst keinen Schaden genommen.
        Aber Vater, Mutter und Kind erkrankten an Tuberkulose. Vater und Säugling kamen ins Sanatorium. Die Mutter erholte sich zu hause, der Junge kam nach 2-jährigen Sanatorium gesund heim, leider war der Vater im Sanatorium verstorben. Ihr Eheleben war also nur kurz gewesen.
        Diese Geschichte (1979) erzählte mir eine gottesfürchtige Frau, die auch mir ein Gottvertrauen von Kindesbeinen an ins Herz gepflanzt hatte. Sie zeigte mir ein Bild ihres jugoslawischen Vaters vor seinem Elternhaus, weiterhin einen Zettel mit einer Adresse in Jugoslawien, verwahrt in einer alten Schatulle aus Holz. (Ihr Enkel warf alles weg, obwohl ich ihn daraufhingewiesen hatte.)
        Sie hatte aber nie Kontakt zu ihrem Vater aufgenommen.

        Sie hat sich nie beschwert und ich habe nie erlebt, daß man sie anders als respektsvoll behandelt hat. Sie hat nie wieder geheiratet und wurde 89 Jahre alt, ihr Sohn und Enkel leben als Missionare im Ausland.
        Ich wunderte mich über manches Verhalten von ihr. Zum Beispiel unterschrieb sie einen (Ver)Kaufvertrag von einem Acker auf der Treppe vor ihrem Haus. Der Mann wurde nicht ins Haus gelassen. Heute dämmert mir warum. Auch schleppte sie mich als Kind in manches Haus im Ort, wo es um Geschäfte ging. Ich war ihr Alibi, falls nur der Mann zu hause war. Heute weiß ich, daß sie mit der Hälfte des Ortes verwandt oder verschwägert war.
        Auch kann ich inzwischen ihre Angaben bestätigen.

        Mein Bruder kam mit der Geschichte ganz anders von der Feuerwehr heim (1980). Demnach war der Vater angeblich ein Russe, die Mutter hatte ihre "gerechte Strafe für ihre Schuld" durch ihren frühen Tod erhalten. Das Töchterchen hätte durch einen bewußt herbeigeführten Unfall darüber hinwegtäuschen wollen, daß das Kind schon vor der Ehe gezeugt worden sei.
        Meine Einwände wurden nicht beachtet, sondern meine Mutter sagte, daß der Missionar ein "angebliches" 8 Monatskind war, wüßte sie auch.
        Die Frau würde wohl glauben, ein Jugoslawe hörte sich besser an als ein Russe. Außerdem könnte selbige dies gar nicht wissen, da sie ja damals noch klein war. Auch hätte sie die Tatsachen so verdreht, bis es passte.

        Man sagt ja: "Getroffene Hunde bellen!"
        So auch meine Mutter, das erste Kind meiner Eltern war bei der Hochzeit zweieinhalb Jahre alt.

        Ich habe gelernt, die sich am meisten aufregen, haben oft eigenen Dreck am Stecken! Aber dies ist eine andere Geschichte.

        Beste Grüße
        Artsch
        Zuletzt geändert von Artsch; 08.03.2018, 22:02.

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        • wolfusa
          Erfahrener Benutzer
          • 12.12.2009
          • 1421

          #19
          Werte Mitforscher,

          ganz so schoen, wie manchmal dargestellt war es leider nicht immer.
          Gerade in katholischen Kirchenbuecher wurden uneheliche Kinder traurigerweise
          oft als Hurenkinder eingetragen.
          Traurig.
          LG Wolfgang

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          • hotdiscomix
            Erfahrener Benutzer
            • 20.05.2008
            • 755

            #20
            Guten Tag,
            zum Thema uneheliche Kinder forsche ich seit einiger Zeit in den evangelischen Kirchenbüchern von Freyburg/Unstrut (Sachsen-Anhalt). Also im Zeitraum 1625-1750, weiter bin ich noch nicht, gab es mehrere uneheliche Kinder. Die Pfarrer nannten sie fast immer Hurenkinder, die Mütter waren "Huren", die Väter unehelicher Kinder waren "Buben". Selbst Eltern die nur wenige Wochen nach der Hochzeit ein Kind bekamen, wurden dem "Hurenvolk" zugezählt.
            Entscheidend war für die Pfarrer die 28.-30. Woche nach der Hochzeit. Ist innerhalb dieser Wochen ein lebendes Kind geboren, war es immer ein Hurenkind bzw. ein "Frü(h)ling" von Hureneltern. In den Wochen 30 bis ca. 36 wurde die Kindfrau (Hebamme) befragt, ob es sich um ein voll entwickeltes Kind handelt, war das der Fall gab es auch einen Pfarrervermerk für die Hureneltern. Sagte die Kindfrau aber, das Kind wäre noch nicht voll entwickelt, war es ein "Früling".
            Bisher habe ich nur drei Fälle (bei 76 unehelichen Kindern) gefunden, wo der Pfarrer auch schrieb das die Hure Geld genommen hätte. Auch die Zahl einer Schwängerung durch Gewalt, soweit sie der Pfarrer erfasst hat, ist relativ gering.
            Damals waren in Freyburg und Umgebung häufig Armeetruppen im Winterquartier und für eine ganze Zahl der unehelichen Kinder verantwortlich. Ein Pfarrer schrieb einmal das die Bürgersburschen nach der Arbeit noch auf dem Feld arbeiten müssten und die Reiter der Truppen faul auf dem Stroh liegen und die Freyburger Jungfrauen anschwängerten.
            Weiterhin ist auffällig das Hurenkinder häufig in den gleichen Familien, auch über mehrere Generationen hinweg, vorkamen. In Freyburg waren zwei Hufschmiedfamilien für mehrere uneheliche Kinder verantwortlich. Bauern und Tagelöhner Familien waren ehr selten vertreten.
            Ein seltener Fall war Maria Rosina Haßenritter, sie bekam in den Jahren 1727, 1730 und 1733 uneheliche Söhne und jedesmal gab sie zum Vater Moritz Heinrich von Sandersleben, vom Sachsen-Weißenfelser Regiment an. Wie die Geschichte weiter geht hab ich bisher nicht erforscht.
            Damals hatten uneheliche Kinder immer vier, anstatt der üblichen drei Taufpaten. Die Taufpaten kamen öfters aus "besseren" Familien, es waren z.B. der Pfarrer, Rats- u. Amtsherren, Händler und alteingesessene Handwerker, bzw. ihre Frauen.
            In einem Fall starb die Mutter eines unehelichen Kindes frühzeitig und das Kind wuchs nachweislich bei einem seiner Taufpaten auf. Das Kind besuchte die Schule in Pforta und arbeitete später als Amtsschreiber in Freyburg und bekam sogar das Bürgerrecht, obwohl eine Bedingung für den Erwerb des Bürgerrechts eine eheliche Geburt war.
            Die Ehefrau eines Bruder eines Vorfahrens war auch unehelich geboren. Ihr leiblicher Vater war ein Offizier aus der Familie "von Ziegesar", dieser wurde bei der Taufe zwar nicht genannt, bekannte sich also nicht zum Kind, bezahlte aber wohl regelmäßig für das Kind. In den überlieferten Familiengeschichten steht, das sie finanziell eine sehr gut Partie war. Die Hochzeit war im Jahr 1822.
            Nur selten heirateten auch die Eltern der unehelichen Kinder. Bedingt auch dadurch das öfters Soldaten die Väter (Buben) waren. Diesen waren nach dem Winter wieder weg. Mütter unehelicher Kinder heirateten später andere Partner, diese neuen Partner waren aber selten aus Freyburg.
            Eine höhere Kindersterblichkeit bei unehelichen Kindern konnte ich bisher nicht finden.
            Nach meinem Gefühl, war die Kindersterblichkeit mehr Familienabhängig. Bei meinen "Lieblingsvorfahren" Promer/Brohmer (Bäcker) z.B. liegt die Kindersterblichkeit im 17. und 18. Jahrhundert bei ca. 30%. Einer meiner Vorfahren hatte zwischen 1644-1666, 10 Kinder, wovon 9 heirateten. Das 10. Kind starb mit 12 Jahren. Auch die nachfolgenden Generationen waren von weniger Kindersterblichkeit betroffen.
            Aber in anderen Familien blieben manchmal nur eines von 7-10 Kindern übrig.

            Das alles ist aber nur meine Erkenntnis aus einem Ort und weniger als 100 unehelichen Geburten.

            Steffen
            Zuletzt geändert von hotdiscomix; 09.03.2018, 18:18. Grund: Ergänzung
            ~*~ Organisation ist, weder den Dingen ihren Lauf noch den Menschen ihren Willen lassen. ~*~

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            • Posamentierer
              Erfahrener Benutzer
              • 07.03.2015
              • 1031

              #21
              Soweit ich weiss, wurden uneheliche Söhne nicht als Lehrlinge in Zunftberufen aufgenommen.
              Lieben Gruß
              Posamentierer

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              • PetraNeu
                Erfahrener Benutzer
                • 31.07.2015
                • 306

                #22
                @Steffen
                Hut ab vor Deinen ausführlichen Recherchen. Willst Du das Zahlenmaterial mal veröffentlichen, oder machst Du diese Forschungen nur für Dich? Insbesondere die Zahlen zur Kindersterblichkeit finde ich hochinteressant.
                LG Petra

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                • Wolfg. G. Fischer
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.06.2007
                  • 4917

                  #23
                  Zitat von hotdiscomix Beitrag anzeigen
                  Guten Tag,

                  zum Thema uneheliche Kinder forsche ich seit einiger Zeit in den evangelischen Kirchenbüchern von Freyburg/Unstrut (Sachsen-Anhalt). Also im Zeitraum 1625-1750, weiter bin ich noch nicht, gab es mehrere uneheliche Kinder. Die Pfarrer nannten sie fast immer Hurenkinder, die Mütter waren "Huren", die Väter unehelicher Kinder waren "Buben". Selbst Eltern die nur wenige Wochen nach der Hochzeit ein Kind bekamen, wurden dem "Hurenvolk" zugezählt.

                  Entscheidend war für die Pfarrer die 28.-30. Woche nach der Hochzeit. Ist innerhalb dieser Wochen ein lebendes Kind geboren, war es immer ein Hurenkind bzw. ein "Frü(h)ling" von Hureneltern. In den Wochen 30 bis ca. 36 wurde die Kindfrau (Hebamme) befragt, ob es sich um ein voll entwickeltes Kind handelt, war das der Fall gab es auch einen Pfarrervermerk für die Hureneltern. Sagte die Kindfrau aber, das Kind wäre noch nicht voll entwickelt, war es ein "Früling".

                  Ein seltener Fall war Maria Rosina Haßenritter, sie bekam in den Jahren 1727, 1730 und 1733 uneheliche Söhne und jedesmal gab sie zum Vater Moritz Heinrich von Sandersleben, vom Sachsen-Weißenfelser Regiment an. Wie die Geschichte weiter geht hab ich bisher nicht erforscht.

                  Steffen
                  Hallo,

                  ich habe mal im Kirchenbuch gelesen, das Kind sei drei Monate zu früh geboren. Da dachte ich noch: "Boah, das hat überlebt?!"

                  Dann aber schrieb der Pfarrer, ein Kind sein die Hälfte zu früh geboren. Es wurde getauft und überlebte. Da wusste ich, was er meinte .....

                  Thema Adel: In Heiligenroda bei Oberzella bekam Mitte des 18. Jhs. ein Fräulein von Donop ein uneheliches Kind. Der Vater des Kindes war bürgerlich ......

                  Mit besten Grüßen
                  Wolfgang

                  Kommentar


                  • #24
                    Ich habe schon sehr oft in Kirchenbüchern abwertende Worte über uneheliche Kinder und deren Mütter gelesen. Das war auf keinen Fall akzeptiert.

                    Meine Urgrossmutter war ein uneheliches Kind dass entstand während meine Ururgrossmutter eine neue Stelle als Dienstmädchen antrat. Gleich in den ersten 3 Monaten passierte es und kurz darauf kehrte meine Ururgrossmutter zurück nach Hause. Es war wohl nicht sehr gern gesehen da jeder in der Gegend katholisch war.
                    Sie bekam meine Urgrossmutter in 1895 und verliess ihre Heimat schnell danach um im Ausland zu arbeiten. Sie muss ziemlich angefeindet worden sein so dass sie nur weit weg wollte. Das Kind behielten ihre Eltern. Ich weiss nicht ob sie das wollte oder ob es nur vorübergehend gedacht war bis sie einen Job findet. Leider ist meine Ururgrossmutter dann verschollen, es gibt weder an ihrem Heimatort noch in dem Land wo sie hinwollte einen Sterbeeintrag. Ich weiss leider nicht was ihr passierte aber ich kann mir vorstellen anhand dieser Geschichte dass sie sehr unglücklich war.

                    Viele Grüsse
                    hiopa
                    Zuletzt geändert von Gast; 10.03.2018, 16:34.

                    Kommentar

                    • Bergkellner
                      Erfahrener Benutzer
                      • 15.09.2017
                      • 2351

                      #25
                      Zitat von hiopa Beitrag anzeigen
                      Ich habe schon sehr oft in Kirchenbüchern abwertende Worte über uneheliche Kinder und deren Mütter gelesen. Das war auf keinen Fall akzeptiert. ...

                      Viele Grüsse
                      hiopa
                      Ich habe mich auf die Familien bezogen.

                      In den Kirchbüchern wurde gern breit Spuria oder Spurius geschrieben...

                      Offensichtlich gab es zwischen katholischen und evangelischen Gebieten doch einige Unterschiede.

                      Gottfried H., der Großvater meines Urgroßvaters hatte drei uneheliche Kinder, denen er allen seinen Namen gab. Seine beiden Söhne brachte er in Ausbildung, die Tochter wurde so gut verheiratet wie die ehelichen auch...
                      Und als er beerdigt wurde, trugen seine sechs Söhne(4 ehelich, 2 unehelich) gemeinsam den Sarg zum Grab. - Er war eine Ausnahme sein ganzes Leben lang, warum hätte es im Tod anders sein sollen??
                      Zuletzt geändert von Bergkellner; 10.03.2018, 20:57.
                      Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


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                      • Artsch
                        Erfahrener Benutzer
                        • 14.07.2013
                        • 1933

                        #26
                        Hallo,

                        Meine Eltern lernten sich kennen, als sie 16 und er 20 Jahre alt waren. Mein ältester Bruder wurde 1952 unehelich in Sachsen im Elternhaus meiner Mutter geboren und von meinem Vater auf dem Standesamt angemeldet. Da war meine Mutter 18 Jahre alt. Nach dem dort geltenden Gesetz waren beide volljährig.

                        Nach Angaben meiner Mutter, ( die immer darauf bestand bei dieser Geburt schon 19 gewesen zu sein und meinen Vater erst mit 18 kennengelernt zu haben), hat sie nie etwas nachteiliges sich anhören müssen. Von niemanden, außer von Kumpels meines Vaters, als dieser 2 Jahre später, für ein halbes Jahr als verschollen galt. Das lautete dann in etwa so: "Wo ist denn nun der Beste?" Nun meine Mutter wußte es tatsächlich nicht und ließ sich auf kein Gespräch ein.

                        Meine Großeltern von beiden Seiten lebten in verschiedenen Dörfern, nur 2 km auseinander. Die evangelische Taufe fand verspätet statt, da man lange versucht hatte, einen Termin zu finden, bei welchen beide Großväter sowie der Vater, arbeitsbedingt zugegen sein konnten. Zum Schluss begnügte man sich mit einem Termin, bei welchen Vaters Vater nicht dabei war. Der Täufling hatte 5 Paten, darunter jeweils die Schwester von jedem Elternteil (15 und 28 J.) und die Freundin meiner Mutter, die 2 weiteren Paten vermute ich bei den Großeltern beider Seiten.
                        Die Mutter meines Vaters, die noch bei einer eventuellen Schwangerschaft seiner Freundin mit Rauswurf gedroht hatte, sorgte nun dafür, daß um und im Haus alles kindersicher wurde, damit jeder Zeit das kleine Enkelsöhnchen auf Besuch kommen konnte. Als die Kohlen im Elternhause meiner Mutter ausgingen und keine zu bekommen waren, trieb die Mutter meines Vaters Kohlen auf und brachte mit einem geliehenen Pferdefuhrwerk Kohlen in den Nachbarort zu meiner Mutter.
                        Als mein Bruder ein Viertel Jahr alt war, wog er weniger als bei der Geburt und mein Vater vermutete "Böses" und sprach das auch aus. Meine Mutter stillte bzw. pumpte ab, da sie ja arbeitete, doch ihre Mutter, die den Säugling versorgte, vermutete wegen beginnenden benachbarten Tagebau, daß das Wasser nicht in Ordnung sein könnte. Fortan brachte mein Vater täglich Wasser aus dem Nachbarort und mein Bruder nahm endlich an Gewicht zu.
                        Die Mutter meiner Mutter, in deren Haus mein Bruder aufwuchs, war meinem Vater sehr zugetan, sie äußerte mehrmals, weil sie schon lange sehr krank war: "Ich möchte ihn nur einmal noch sehen!" Nach 16-jähriger Abwesenheit und einer Amnestie, kam mein Vater mit uns unangemeldet das erste Mal wieder in seine Heimat und wir wohnten während der Messezeit bei ihnen. Wenige Wochen nach diesem Besuch erhielten wir die Nachricht von ihrem Tod.
                        Von der Bevölkerung und Freunden wurde mein Bruder "Perle" genannt. Warum auch immer!
                        Erst am Sterbetag meiner Mutter, erfuhr ich von selbigen Bruder, daß er im Kindergarten von der Erzieherin, erst nur mit dem Nachnamen der Mutter und auf einmal nur mit dem Nachnamen des Vaters gerufen wurde. Er beharrte schon immer darauf, daß er diskriminiert worden sei. In seinem Fall spielt mit Sicherheit auch eine Rolle, daß sein Vater ein erklärter Staatsfeind war.
                        Mein Bruder hat übrigens nach einer Trennung von seiner Freundin, als er von deren Schwangerschaft erfuhr, sie kurzerhand geehelicht, um seinem Kind das zu ersparen, was er selbst erlebt hat. Diese Ehe geht jetzt schon 40 Jahre.
                        Auf meine frühere präzise Frage nach dem Nachnamen bei der Geburt, hatte meine Mutter entrüstet und genervt geantwortet: "Na, wie der Vater, wie denn sonst!"

                        Nach 2-jähriger Ehe mit 25 Jahren bekam ich als 3. und jüngstes Kind meiner Eltern, selbst einen Sohn, als ich von dieser Schwangerschaft meinen Eltern erzählte, erlitt meine Mutter einen Nervenzusammenbruch. Sie brach in Tränen aus und beschimpfte mich aufs Schlimmste. Tränen kannte ich bei meiner Mutter zur Genüge, aber eher Tränen aus Mittel zum Zweck. Dieses Trauerspiel aber hatte mit Sicherheit mit ihrer eigenen 1. Schwangerschaft zu tun.
                        Sonst hielt meine Mutter jedem Sturm stand.

                        Zur Zeit der Silbernen Hochzeit meiner Eltern, fiel mir mit 18 Jahren erst auf, daß mein älterer Bruder unehelich geboren war. Als ich dies meinen 20-jährigen anderen Bruder mitteilte, bezeichnetete dieser mich als Lügnerin. Er weigerte sich auch in das Familienstammbuch zu sehen, welches ich ihm hin hielt.
                        Meine Mutter, meinte, ich solle mich schämen, überhaupt eine Frage dazu zu stellen und verbot sich dies.
                        Mein Vater, der 1954 aus der DDR als politisch Verfolgter geflohen ist, heiratete meine Mutter erst 1955, 6 Wochen nachdem sie den Boden der BRD betreten hatte. Mir erklärte er, Eheschließung sei ein staatliches (oder auch kirchliches) Instrument, welchem er sich nicht beuge, solange er den Staat nicht als seinen anerkennt. Ein Staat, der seinen jungen Bürgern keinen mietbaren Wohnraum schaffen läßt, sondern durch Enteignung, niedrige Mieten, Baumaterialstop für privates Bauen oder Instandhaltung verhindert, diesen Staat darf man in keinsten Fall unterstützen oder sich dessen Gesetzen unterwerfen.

                        Der zweitgeborener Bruder bezeichnete sich später als Erstgeborenen, weil nur die Ehe für ihn zählt.

                        Bei der Grabrede meiner Mutter vor wenigen Jahren, für welche der Zweitgeborene einen Grabredner bestellte und diesen auch unterrichtete, begann deren Biographie erst 1955 mit der Eheschließung, mein ältester Bruder, welcher auch auf der Beerdigung war, wurde mit keiner Silbe erwähnt.
                        Im Vorfeld, auf dem Friedhof, als Bruder 2 verkündete, er trägt die Urne, hat einer der Trauergäste laut gesagt: "Wieso Du allein? Ihr seid 3 Kinder!" Das wollte er aber nicht einsehen. Nun begehrte die ganze Trauergemeinde auf. So kam es, daß jeder von uns ein Drittel des Weges mit der Urne beschritt.
                        Von mir aus hätte er die Urne bis zum Sanktnimmerleinstag tragen können!
                        Der Beerdigung meines Vaters bin ich gleich ganz fern geblieben. Der wußte immer, was er von wem zu halten hatte. Zu ihm habe ich eine Verbundenheit, die auch über den Tod anhält. Er hat seine 3 Kinder immer gleich behandelt und ist immer bei der Wahrheit geblieben.

                        Wieviel verblendeter mögen früher die Leute gewesen sein, wenn so ein Getue jetzt noch möglich ist? Aber auch da gab es hoffentlich Menschlichkeit!

                        Beste Grüße
                        Artsch
                        Zuletzt geändert von Artsch; 11.03.2018, 12:08. Grund: Rechtschreibung

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                        • Mariolla
                          • 14.07.2009
                          • 1698

                          #27
                          Hallo an Alle,
                          erst einmal möchte ich mich entschuldigen, weil ich erst jetzt auf meine
                          Fragestellung und den sehr vielen Antworten reagiere. Ich war durch meine
                          eigene Forschung etwas abgelenkt und ich fand die Diskussion/Ergebnisse hier sehr interessant. Vielen Dank für Eure Teilnahme .
                          Auch in meiner Familie mütterlicherseits und väterlicherseits gab es uneheliche Geburten. Mein Großvater väterlicherseits, den ich erst in den
                          neunziger Jahren kennenlernte, erzählte damals, er wurde auf der Kirchentreppe in Großzschocher-Windorf 1912 ausgesetzt.
                          Nachforschungen ergaben, es stimmte absolut nicht. Er war das erste
                          uneheliche Kind meiner Urgroßmutter, es folgte noch eine uneheliche Geburt einige Jahre später. Ob er sich damals schämte, mir die Wahrheit zu sagen? Ist mir auch egal, er war nun mal mein Großvater. Sein Sohn, mein verstorbener Vati, wurde auch 1934 unehelich geboren und mein Großvater heiratete meine Großmutter erst 4 Jahre später. Mein Vater
                          wusste nichts von seiner unehelichen Geburt bis zu seinem Tod.
                          Denn er bekam den Familiennamen nach der Trauung seiner Eltern
                          gerichtlich zugesprochen. In der mütterlichen Vorfahrenlinie waren es mehr die Tanten, die unehelich gebaren und die Väter sich dann bei der Taufe dazu bekannten und später heirateten.
                          Mir klingt es heute noch in den Ohren, wie meine Mutti mir und meiner Schwester immer sagte/drohte: "Kommt mir nur nicht mit einem unehelichem Kind nach Hause". Die Zeiten haben sich gewandelt und ich
                          denke, ein uneheliches Kind kann überall und allen passieren. Es ist keine
                          Schande mehr.
                          Vielen lieben Dank für den Erfahrungsaustausch und Euren Beiträgen.
                          Viele Grüße Mariolla

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                          • Andrea1984
                            Erfahrener Benutzer
                            • 29.03.2017
                            • 2548

                            #28
                            Mein Großvater väterlicherseits ist, wie sein älterer Bruder, vor der Eheschließung der Eltern geboren und später legitimiert worden. Mein Urgroßvater hat sich als "Vater bekannt" , so steht's im Kirchenbucheintrag bei der Geburt meines Großvaters.
                            Bei seinem Bruder dürfte es wohl ähnlich gewesen sein, doch auf dessen Daten - Geburt und Tod - habe ich keinen Zugang, wobei der Tod über 30 Jahre her ist und daher nicht mehr unter den Datenschutz fällt.
                            In der Ehe sind keine Kinder mehr geboren worden.

                            Auch aus dem 19. Jahrhundert sind mir einige Fälle von außerehelichen Kindern bekannt. Bis auf eine, deren Vater nicht bekannt ist, sind alle anderen von den Vätern anerkannt, ja eine sogar unter den Familiennamen des Vaters, obwohl die Eltern erst nach der Geburt des Kindes geheiratet haben, im Kirchenbuch eintragen.

                            Wie darauf reagiert worden ist, dass die Kinder vorehelich geboren und/oder später legitimiert worden sind, ist mir nicht bekannt.

                            Auch die Eltern meines Urgroßvaters (siehe oben) haben ein Kind gehabt und dann erst geheiratet, ebenso die Eltern meiner Urgroßmutter.

                            Bei den anderen Urgroßeltern (Eltern meiner Großmutter) ist es ähnlich gewesen: Meine Urgroßmutter ist - auf den Tag genau - 10 Monate nach der Eheschließung ihrer Eltern geboren worden, mein Urgroßvater ehelich, doch sein älterer Bruder - von insgesamt zwei Brüdern - nur wenige Monate nach der Eheschließung.

                            So zieht sich das von Generation zu Generation.
                            Zuletzt geändert von Andrea1984; 13.03.2018, 17:48.
                            Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
                            Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

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                            • ReiSt
                              Benutzer
                              • 30.05.2012
                              • 35

                              #29
                              Also ich denke, dass es mit der Schande etwas übertrieben ist.
                              Uneheliche Knder gab und gibt es immer wieder.
                              Man muss sich da nur den Eigenen Stammbaum ansehen. Da sind auch immer wieder uneheliche bzw. später legitimierte Kinder zu finden.

                              Auch manche Strafprotokolle gäben hier wohl allerlei Erkenntisse wie es zur damaligen Zeit zugegangen ist (siehe z.B. Arbesbach bei Zwettl in Niederösterreich: Strafanteil von 52% Quelle: http://www.felixgundacker.at/felix/d.../arbesbach.pdf ) und jeder Landesherr wird sich insgeheim über die vielen Ehebrecher gefreut haben, wo sie doch für ein schönes Zusatzeinkommen aufgrund der verhängten Fornikationsstrafen gesorgt haben.

                              Wahr wird jedenfalls sein, dass ledige Mütter, wie auch heute, einen schwereren Stand hatten, da sie es am "Heiratsmarkt" schwerer hatten als jüngere Frauen ohne Kinder. (Wer nimmt sich schon eine Frau mit Kind, es sei denn sie hat einen schönen Hof geerbt,...)
                              Hinzu kommt, dass sie nur begrenzt arbeiten konnten, da die Kinderbetreuung damals doch um einiges schlechter war als heute, weshalb sie auch auf der sozialen Ebene eher im unteren Bereich angesiedelt waren.

                              Liebe Grüße

                              Stephan

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