Sind alternative Bedeutungen für den Familiennamen "Koch" denkbar?

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  • Sbriglione
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2004
    • 1177

    Sind alternative Bedeutungen für den Familiennamen "Koch" denkbar?

    Hallo allerseits,

    im Rahmen meiner Beschäftigung mit den Nachnamen meiner Vorfahren bin ich mal wieder mit der Frage konfrontiert, warum ausgerechnet ein Berufsname, wie "KOCH" zu den häufigsten deutschen Familiennamen gehört - meines Wissens auch häufiger, als die allermeisten anderen berufsbezogenen Familiennamen.

    Ich kann mir irgendwie nicht so recht vorstellen, dass es im hohen bis späten Mittelalter einen derart hohen Bedarf an Köchen gegeben haben soll, dass alle Träger dieses Nachnamens in direkter väterlicher Linie von einem Vertreter dieses Berufssstandes abstammen. Und dass Köche, die ja im Wesentlichen eine eher "dienende" Tätigkeit ausgeübt haben, eine hinreichend große Menge an Nachwuchs "produziert" haben, erscheint mir zwar nicht ganz ausgeschlossen (immerhin dürfte es für sie, so lange ihr Vater den Job ausgeübt hat, in der Regel genug zu Essen bekommen haben), aber andererseits auch wiederum nicht genug, um von DIESER Erklärung hinreichend überzeugt zu sein.

    Hat jemand von euch Ideen, aus welchen anderen Namen sich die verschiedenen Familien KOCH (etwa durch allmähliches Abschleifen und nicht-mehr-Verstehen anderer, ähnlich klingender Namen) sich diese Masse an Familien mit diesem doch wohl ganz offensichtlich statistisch weit überrepräsentierten Familiennamen zusätzlich zum bekannten Beruf alternativ entwickelt haben könnte?

    Beste Grüße!
    Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
    - rund um den Harz
    - im Thüringer Wald
    - im südlichen Sachsen-Anhalt
    - in Ostwestfalen
    - in der Main-Spessart-Region
    - im Württembergischen Amt Balingen
    - auf Sizilien
    - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
    - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen
  • nav
    Erfahrener Benutzer
    • 30.03.2014
    • 715

    #2
    Unter https://stamboomkock-bitter.nl/wp-co...annt_-Kock.pdf gibt es auf den ersten Seiten Deutungsversuche des recht ähnlichen Namens Kock.

    Ebenso finden sich unter http://home.kpn.nl/k0k/Docs/Herkomst%20naam.htm einige Deutungsversuche von ähnlichen niederländischen Namen.

    Nico

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    • Karl Heinz Jochim
      Erfahrener Benutzer
      • 07.07.2009
      • 4805

      #3
      Hallo,
      da Koch kein Herkunftsname ist - es gibt keinen Ort dieses Namens - bleibt nur die Alternative, dass man den Selbstlaut "o" durch andere Selbstlaute ersetzt: Also a, e, o oder u, aber auch das ergibt keinen Sinn.
      Also bleibt es bei der Herkunft eines Berufsnamens. Es gab im Mittelalter, als die Namen entstanden, sicher keinen 3 Sterne-Koch, aber viele Garköche, die auf Jahrmärkten oder einfach am Straßenrand ihrem Beruf nachgingen, und das sicher in jeder Stadt.
      Liebe Grüße
      Karl Heinz

      Kommentar

      • Laurin
        Moderator
        • 30.07.2007
        • 5654

        #4
        in der Liste der häufigsten Familiennamen in Deutschland (Wiki)
        steht viel Wissenswertes - mehr gäbe es zum deutschen FN Koch auch nicht zu sagen.
        Freundliche Grüße
        Laurin

        Kommentar

        • Gastonian
          Moderator
          • 20.09.2021
          • 3324

          #5
          Hallo:

          Zum Vergleich im Englischsprachigen:
          In der amerikanischen Volkszählung 2010 rangiert Cook (=Koch) mit 102,58 Vorkommen per 100.000 Personen unter den aus Berufsbezeichnungen hergeleiteten Nachnamen auf dem 11. Platz hinter Smith (=Schmidt) mit 828,19, Miller (=Müller) mit 393,74, Taylor (=Schneider) mit 254,67, Clark (=Schreiber) mit 190,75, Walker (=Walker, Tuchbereiter) mit 177,34, Wright (=Schreiner, Handwerker) mit 155,60, Baker (=Bäcker) mit 142,24, Carter (=Fuhrmann) mit 127,79, Turner (=Drechsler) mit 118,19, und Parker (=Wildhüter) mit 113,98.

          Eine alternative Herleitung wäre Cock/Cocke aus dem mittelenglischen cok (vergleiche Mittelniederländisch cocke und das entsprechende französiche Lehnwort coq), auf hochdeutsch Gockel (nicht nur männlicher Vogel, sondern überhaupt ein Typ, der mit seiner Männlichkeit prunkt). Allerdings rangieren Cock (0,06 Vorkommen per 100.000 Personen) und Cocke (0,31 Vorkommen per 100.000) ganz weit hinten unter den Familiennamen in Amerika.

          Zumindest im Englischen scheint die Berufsbezeichnung Cook also unter den Top 12 unter den Berufsnamen für die Familiennamenbildung gewesen zu sein. Laut der Häufigkeit in den Telefonbüchern 2002 scheint Koch auch auf Rang 12 in Deutschland gewesen zu sein (hinter Müller, Schmidt, Schneider, Fischer, Weber, Meyer, Wagner, Schulz, Becker, Hoffmann, und Schäfer). Daher kann sich eine Erklärung für die Namenshäufigkeit nicht nur auf das Deutsche (z.B. Toponym für Ort Koch oder Herleitung von auf -koog endende Hofnamen) begrenzen.

          Ergänzend zu den Garköchen auf Jahresmarkten oder am Straßenrand denke ich da auch an die institutionellen Köche, die in Klostern, Hospitalen, und ähnlichen öffentlichen Einrichtungen beschäftigt wurden.

          VG
          --Carl-Henry
          Meine Ahnentafel: https://gw.geneanet.org/schwind1_w?iz=2&n=schwind1&oc=0&p=privat

          Kommentar

          • Laurin
            Moderator
            • 30.07.2007
            • 5654

            #6
            Zitat von Gastonian
            Ergänzend zu den Garköchen auf Jahresmarkten oder am Straßenrand denke ich da auch an die institutionellen Köche, die in Klostern, Hospitalen, und ähnlichen öffentlichen Einrichtungen beschäftigt wurden
            Ergänzend aus dem DFD:
            Auch die Aufseher in herrschaftlichen Küchen wurden früher als Koch bezeichnet
            Freundliche Grüße
            Laurin

            Kommentar

            • Xylander
              Erfahrener Benutzer
              • 30.10.2009
              • 6450

              #7
              Hallo zusammen,
              man kann es auch so sehen: gerade wenn es in einem Ort nicht viele Köche gab, taugte der Beruf als Beiname/Familienname.

              In die Statistik gehören eigentlich auch die Varianten, von denen das DFD längst nicht alle hat.


              Und ganz unter den Tisch fallen die indirekten Berufsnamen wie Pfannkuch oder Löffel, ebenso Zusammensetzungen wie Garkoch.

              Viele Grüße
              Peter

              Kommentar

              • sternap
                Erfahrener Benutzer
                • 25.04.2011
                • 4072

                #8
                Ich kann mir irgendwie nicht so recht vorstellen, dass es im hohen bis späten Mittelalter einen derart hohen Bedarf an Köchen gegeben haben soll, dass alle Träger dieses Nachnamens in direkter väterlicher Linie von einem Vertreter dieses Berufssstandes abstammen.

                bedenke, dass nicht gar viele menschen das recht auf eine herdstelle hatten und kochen mit holz oder kohle an sich eine brandgefährliche sache war, die eine ganze stadt abbrennen lassen konnte. ein guter koch war nebenbei ein feuer - sicherheitsfachmann.

                du siehst es in asiatischen und afrikanischen ländern immer noch, dass ein großer teil der ohne eigene kochmöglichkeit lebenden bevölkerung auf straßen- und garküchen angewiesen ist.
                viele küchenvorgänge mussten früher noch völlig von hand erledigt werden, teils unbedingt von muskelstarken männern.



                denkbar ist eine größere überlebenschance für die kinder von köchen, da für sie der zugang zu nahrungsmitteln eher gegeben war.im falle der familie eines fürstlichen kochs von meinen ahnen wusste man, dass wer wie papa der koch isst, allen seuchen entgeht, während die kinder der hausnachbarn an durchfällen starben. viele erregger überlebten nämlich das kochen nicht. wieder ein überlebensvorteil für die familie des kochs.


                bei einem meiner vorväter galt beim miitär noch die regel, wer je beim genuss einer rohen speise oder ungekochten wassers erwischt werde, müsse sofort erschossen werden - so schützte man die kompanie vor seuchen.
                der koch war entsprechend hoch geschätzt.
                freundliche grüße
                sternap
                ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                • Mupfel
                  Benutzer
                  • 04.05.2021
                  • 21

                  #9
                  Zitat von Karl Heinz Jochim Beitrag anzeigen
                  Hallo,
                  da Koch kein Herkunftsname ist - es gibt keinen Ort dieses Namens - bleibt nur die Alternative, dass man den Selbstlaut "o" durch andere Selbstlaute ersetzt: Also a, e, o oder u, aber auch das ergibt keinen Sinn.
                  Also bleibt es bei der Herkunft eines Berufsnamens. Es gab im Mittelalter, als die Namen entstanden, sicher keinen 3 Sterne-Koch, aber viele Garköche, die auf Jahrmärkten oder einfach am Straßenrand ihrem Beruf nachgingen, und das sicher in jeder Stadt.
                  Liebe Grüße
                  Karl Heinz

                  Es mag vielleicht keinen großen / Bekannten Ort dieses Namens geben, aber ich kenne schon eine kleine Honschaft, die so heißt.

                  Kommentar

                  • Karl Heinz Jochim
                    Erfahrener Benutzer
                    • 07.07.2009
                    • 4805

                    #10
                    Hallo Mupfel,
                    vielen Dank für den Hinweis; ich hatte im "Karten"-Programm nach "Koch" gesucht, aber keinen Ort gefunden; daher meine "Negativ"-Nachricht.
                    Liebe Grüße
                    Karl Heinz

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                    • consanguineus
                      Erfahrener Benutzer
                      • 15.05.2018
                      • 5535

                      #11
                      Guten Morgen,

                      ich habe relativ viele Vorfahren aus verschiedenen Koch-Familien, vermutlich eher Linien einer Koch-Familie, da sie in einem recht eng begrenzten Gebiet auftreten. Der Name schreibt sich im 16. Jahrhundert auch "Kock", was für mich ebenso rätselhaft ist wie "Koch". "Meine" Kochs, falls sie "immer schon" in dieser Gegend (nördlicher Vorharz) angesiedelt gewesen sein sollten, tragen ihren Namen mit einiger Sicherheit nicht nach einem Ort, denn es gibt hier keinen Ort, der so oder ähnlich heißt. Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen, daß ihr Name auf den Beruf des Kochs zurückgeht. Koch ist eigentlich kein Beruf, den man im ländlichen Raum findet, außer vielleicht in einigen wohlhabenderen adeligen Häusern.

                      Phänomenaler als Koch finde ich allerdings, was die Häufigkeit betrifft, Namen wie Müller oder Schmidt. Selbst wenn es in ganz alten Zeiten in jedem Dorf eine Mühle oder eine Schmiede gegeben haben sollte, so rechtfertigt das nicht die Tatsache, daß diese Namen zu den häufigsten überhaupt gehören. Es gab auch in fast jedem Dorf einen Stellmacher, und doch findet sich dieser Nachname höchst selten. Wenn es ihn überhaupt gibt. Oder wieviele (wenige) Menschen heißen Tischler mit Namen, obwohl es in fast jedem Dorf einen gab? Egal. Es geht ja um die Koch und die Bedeutung dieses Namens.

                      Viele Grüße
                      consanguineus
                      Suche:

                      Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                      Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                      Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                      Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                      Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                      Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                      • sternap
                        Erfahrener Benutzer
                        • 25.04.2011
                        • 4072

                        #12
                        die wüstung koch.





                        freundliche grüße
                        sternap
                        ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                        wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




                        Kommentar

                        • Sbriglione
                          Erfahrener Benutzer
                          • 16.10.2004
                          • 1177

                          #13
                          Danke für eure Überlegungen!

                          Um auch eine kleine Rückmeldung an Consanguineus bezüglich der Schmiede und Müller zu bringen:
                          mindestens in größeren Dörfern gab es oft mehrere Schmiede und mehrere Mühlen (in Badersleben im Fürstentum Halberstadt weiß ich bezüglich der Mühlendichte, dass dort zeitweise mindestens fünf Mühlen (wahrscheinlich waren es sogar mehr) gleichzeitig existiert haben (teils in Privatbesitz, teils als Pachtmühlen des Klosters bzw. der Dorfgemeinschaft). Bei den Schmieden sah es kaum anders aus - insbesondere, wenn es auch noch Adelshöfe im Ort gab.

                          Beste Grüße!
                          Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
                          - rund um den Harz
                          - im Thüringer Wald
                          - im südlichen Sachsen-Anhalt
                          - in Ostwestfalen
                          - in der Main-Spessart-Region
                          - im Württembergischen Amt Balingen
                          - auf Sizilien
                          - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
                          - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

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                          • nav
                            Erfahrener Benutzer
                            • 30.03.2014
                            • 715

                            #14
                            Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                            Es gab auch in fast jedem Dorf einen Stellmacher, und doch findet sich dieser Nachname höchst selten. Wenn es ihn überhaupt gibt. Oder wieviele (wenige) Menschen heißen Tischler mit Namen, obwohl es in fast jedem Dorf einen gab? Egal. Es geht ja um die Koch und die Bedeutung dieses Namens.
                            Wagner ist lt. Wikipedia auf Platz sieben, Zimmermann auf Platz 20 der häufigsten Familiennamen in Deutschland.

                            Nico

                            Kommentar

                            • Xylander
                              Erfahrener Benutzer
                              • 30.10.2009
                              • 6450

                              #15
                              Hallo zusammen,
                              die NVK 1890 liefert für die FN Tischler (rot), Schreiner (grün), Timmermann (gelb), Timmann (blau) ein interessantes Bild. Wie zu erwarten, ist der FN Schreiner vom Süden bis in die Mitte verbreitet. Aber nördlich schließt sich daran, anders als beim heutigen Gebrauch der Berufsbezeichnungen, nicht etwa der FN Tischler an, der erscheint vielmehr im Südosten und Osten. Die gähnende Leere im Norden füllt sich mit der Eingabe von Timmermann und Timmann.


                              Eine zweite Karte, für Timmermann (rot) und Zimmermann (grün) zeigt den erwartbaren Timmermann-Schwerpunkt im "alten" Norden und Westen.


                              Mein Erklärungsversuch: zur Zeit der Familiennamen-Entstehung war die Ausdifferenzierung der Holzberufe im Süden fortgeschrittener als im Norden, sodass im Süden die FN Schreiner und Tischler vergeben werden konnten. Im Norden wurden Tischlerarbeiten möglicherweise länger vom Zimmereibetrieb mit übernommen. Das hätte dann im Norden zur Dominanz des FN Timmermann geführt.

                              Das alles unter dem Vorbehalt, dass die NVK 1890 nur ein später Nachhall der mittelalterlichen Namenlandschaft sein kann. Denn natürlich gab es die mittelniederdeutschen Berufsbezeichnungen schrīnære*, schrīner, schrēner, schrēnere, schreiner, schreinere und schrindemēkære*, schrindemēker, schrīndemēker (nach Gerhard Koebler). Sicherlich führten sie auch zu FN-Bildungen, Schreinemaker(s) gibts ja bis heute.
                              Dies nur als kleine Zugabe zum Potpourri.

                              Viele Grüße
                              Peter
                              Zuletzt geändert von Xylander; 01.05.2023, 18:25.

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