Die Sprachliche Situation im 18ten Jahrhundert

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  • JForejt
    Benutzer
    • 13.02.2015
    • 7

    Die Sprachliche Situation im 18ten Jahrhundert

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 18. Jahrhundert
    Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Fremersdorf


    Hallo!

    Ich habe Ahnen, die aus Fremersdorf (heute Ortsteil von Rehlingen-Siersburg) stammten und wundere mich, was genau die sprachliche Situation damals war. Im 18ten Jahrhundert waren die meisten der Bevölkerung in Fremersdorf zweisprachig (Deutsch/Französisch) oder konnten sie nur auf Moselfränkisch reden?

    Mit freundlichen Grüßen aus den USA,
    Jay
    Zuletzt ge?ndert von JForejt; 07.08.2016, 23:19.
  • wiwack
    Erfahrener Benutzer
    • 15.01.2010
    • 361

    #2
    Hi,
    da kann man lange reden.
    Die Muttersprache im Bereich der unteren Saar war (und ist) Moselfränkisch, im Bereich der oberen Saar Rheinfränkisch, die Sprachgrenze liegt in etwa zwischen Hostenbach/Wadgassen und dem völklinger Stadtteil Wehrden.
    Französisch sprach eigentlich keiner, obwohl es zu Napoleons Zeiten Amtssprache war, "Hochdeutsch" - die Schriftsprache - auch nicht.
    Das Rheinrfänkische hat die Lautverschiebung von t nach s ( z.B. dat zu das ) mitgemacht, die von p nach pf nicht : Die Pfeife blieb die Peif, die Pfanne die Ponn ( Achtung: kurzes offenes o, der sechste rheinfränkische Vokal). Die Pfälzer blieben Pälza : Uff dii Bääm, dii Pälza kumme - runna funn de Bääm se waares nitt. ( Achtung, auch das e ist kurz und stimmlos ). Es gab in einigen Bereichen Lehnwörter aus dem Französischen : Trottwaa = Bürgersteig, Blaffong = Decke, parrablee = Regenschirm, das Scheesewäänsche nicht zu vergessen und auch Kannapee und Schässelong nicht. Ich habe als Kind lange Zeit vergeblich gegrübelt was wohl "Kattaschwullje" ist.
    Und der Budda ist männlich, die Finschda auch in der Einzahl weiblich. Unn dass geed uff kää Kuuhaud.
    Ich bin Rheinfranke dehämm lings vunn da Saa.

    mfG

    Willi W.

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    • Rolf Stichling
      Erfahrener Benutzer
      • 21.06.2011
      • 791

      #3
      Zitat von wiwack Beitrag anzeigen

      Die Muttersprache im Bereich der unteren Saar war (und ist) Moselfränkisch, im Bereich der oberen Saar Rheinfränkisch, die Sprachgrenze liegt in etwa zwischen Hostenbach/Wadgassen und dem völklinger Stadtteil Wehrden.
      Französisch sprach eigentlich keiner, obwohl es zu Napoleons Zeiten Amtssprache war, "Hochdeutsch" - die Schriftsprache - auch nicht.
      Nur mal eine kleine Anmerkung:

      Die Französische Revolution fand erst am Ende des 18. Jahrhunderts statt. Und erst einige Jahre nach der Französischen Revolution wurde das linksrheinische Gebiet von französischen Truppen besetzt und dem französischen Staat einverleibt.
      Insofern kann man wohl nicht davon sprechen, daß im angesprochenen Gebiet im 18. Jahrhundert Französisch "Amtssprache" gewesen sei.
      In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts als das linksrheinische Gebiet von Frankreich annektiert war (also bis zur Niederlage Napoleons), haben die Franzosen dann allerdings das Französische als Amtssprache eingeführt.
      Zuletzt ge?ndert von Rolf Stichling; 09.08.2016, 21:24.
      Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.

      Rolf Stichling

      PS. Ich suche die Herkunft von

      Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
      In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
      1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.

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      • JForejt
        Benutzer
        • 13.02.2015
        • 7

        #4
        Vielen Dank für die Antworten

        Zitat von Rolf Stichling Beitrag anzeigen
        Nur mal eine kleine Anmerkung:

        Die Französische Revolution fand erst am Ende des 18. Jahrhunderts statt. Und erst einige Jahre nach der Französischen Revolution wurde das linksrheinische Gebiet von französischen Truppen besetzt und dem französischen Staat einverleibt.
        Insofern kann man wohl nicht davon sprechen, daß im angesprochenen Gebiet im 18. Jahrhundert Französisch "Amtssprache" gewesen sei.
        In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts als das linksrheinische Gebiet von Frankreich annektiert war (also bis zur Niederlage Napoleons), haben die Franzosen dann allerdings das Französische als Amtssprache eingeführt.
        Eigentlich wurde Fremersdorf 1661 zu einer französischen Exklave. Französisch war also 154 Jahre die Amtsprache im Dorf, wenn ich mich nicht irre. Deswegen habe ich nach der sprachlichen Situation gefragt.

        MfG,
        Jay

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        • wiwack
          Erfahrener Benutzer
          • 15.01.2010
          • 361

          #5
          Hi
          es gibt unzählige regionale Eigenheiten. Deshalb gebe ich noch einen Satz zum Besten, den ich selbst in Kleinrosseln - im 20. Jahrhundert - gehört habe :

          Schakk schass mool dii hinggle ausem schaadeng dii fresses gons leschümm.

          mfG
          Willi W.

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          • JForejt
            Benutzer
            • 13.02.2015
            • 7

            #6
            Zitat von wiwack Beitrag anzeigen
            Hi
            es gibt unzählige regionale Eigenheiten. Deshalb gebe ich noch einen Satz zum Besten, den ich selbst in Kleinrosseln - im 20. Jahrhundert - gehört habe :

            Schakk schass mool dii hinggle ausem schaadeng dii fresses gons leschümm.

            mfG
            Willi W.
            Danke für's weitere Beispiel, Willi, aber ich hab leider keinen Schimmer was das bedeuten soll Kleinrosseln ist in Frankreich, stimmt's? Ich find's gut, dass die Lothringer ihre alten Mundarten bewahren. Neulich habe ich gelesen, dass der Dialekt in Fremersdorf ausgestorben ist. Heute sprechen sie Hochdeutsch.

            MfG,
            Jay

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            • wiwack
              Erfahrener Benutzer
              • 15.01.2010
              • 361

              #7
              Hi,
              dann zum Schluss noch die Übertragung ins Hochdeutsche ( Franzosen mögen mir verzeihen, aber auf Französisch trau ich mich nicht )

              Jakob (Jaques) jage (chasse) mal die Hühner aus dem Garten (jardin), die fressen das ganze Gemüse (legume) .

              Ich kenne nun die spezielle Situation in Fremersdorf nicht, aber im Warndt und im unteren Köllertal ist der Dialekt ( genau genommen eine eigene Sprache ) nicht ausgestorben, wenn auch in den Schulen und von den "vornehmen" Leuten das sog. Hochdeutsch benutzt wird. Dann entsteht das "Hochdeutsch mit Strüfen drin".
              Versucht ein moderner Saarländer - im 21. Jahrhundert - in Westfalen eine Jacke mit den Worten zu kaufen :
              " Ich hätte gern einen Juppen, der nicht krumpelt". Auf den verständnislosen Blick des/der Verläufer(s)/in etwas hochmütig "Ja, sind Sie denn der deutschen Sprache nicht matz ?"

              mfG
              Willi W.

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              • wiwack
                Erfahrener Benutzer
                • 15.01.2010
                • 361

                #8
                Hi
                doch noch eine Bemerkung zu den Lothringern:
                Ich würde wetten, dass die bekannte französische Sängerin Patricia Kaas (natürlich auch eine "Verwandte") - im Großraum Forbach geboren - bis zu ihrer Schulzeit kaum ein Wort Französisch sprach. Das mag wohl auch für die französische Nationalheilige Jeanne d'Arc gelten.
                mfG
                Willi W.

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                • liseboettcher
                  • 26.03.2006
                  • 696

                  #9
                  saarländisch.........

                  Danke für die herrlichen Beispiele im Dialekt. Ich verstehe als aus Sachsen - Anhalt (Preußen) stammende seit 43 Jahren in Sachsen wohnende Hallenserin (keine Hallorin oder Halunkin) zwar fast nichts, freue mich aber über solche erfrischenden Nachrichten.

                  Freundliche Grüße
                  Lise

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                  • wiwack
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.01.2010
                    • 361

                    #10
                    Hi Lise
                    danke für die Blumen.
                    Genealogie sollte sich doch nicht im tumben Auflisten von Zahlen erschöpfen.
                    Ich habe mal nach Patricia Kaas gegoogeld, die Wette hätte ich gewonnen.
                    Übrigens : Auch Charles de Gaulle war Lothringer.
                    mfG
                    Willi W.

                    Kommentar

                    • JForejt
                      Benutzer
                      • 13.02.2015
                      • 7

                      #11
                      Zitat von wiwack Beitrag anzeigen
                      Hi,
                      dann zum Schluss noch die Übertragung ins Hochdeutsche ( Franzosen mögen mir verzeihen, aber auf Französisch trau ich mich nicht )

                      Jakob (Jaques) jage (chasse) mal die Hühner aus dem Garten (jardin), die fressen das ganze Gemüse (legume) .
                      Danke nochmals, Willi

                      mfG,
                      Jay

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                      • wiwack
                        Erfahrener Benutzer
                        • 15.01.2010
                        • 361

                        #12
                        Hi Jay
                        pas de quoi
                        mfG
                        Willi W.

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                        • Rolf Stichling
                          Erfahrener Benutzer
                          • 21.06.2011
                          • 791

                          #13
                          Mit Fremersdorf speziell kenne ich mich überhaupt nicht aus

                          aber, für viele Gebiete die Frankreich erobert hatte, galt bis zur Französischen Revolution, daß der Staat sich keine "Mühe gab", Französisch als Amtssprache einzuführen. Man respektierte eigentlich die Sprache der Bewohner.
                          Ich habe eine Vorfahrin, die im 18. Jahrhundert im Elsaß aufgewachsen ist. Das Gebiet gehörte damals zwar zu Frankreich ... die gute Frau konnte aber dennoch kein Französisch. Und auch an der Universität in Straßburg wurde zu Goethes und Herders Zeiten auch noch auf Deutsch unterrichtet.
                          Einige der königlichen Verwaltungsbeamten mögen zwar Französisch gesprochen haben, wer aber mit dem "einfachen Volk" reden wollte, der sollte besser den einheimischen Dialekt können.

                          Unabhängig davon, ob Fremersdorf nun französiches Gebiet war oder nicht, gilt aber in ganz Europa, daß die adelige und bürgerliche Oberschicht es für schick hielt, französisch zu parlieren.

                          Zitat von JForejt Beitrag anzeigen


                          Eigentlich wurde Fremersdorf 1661 zu einer französischen Exklave. Französisch war also 154 Jahre die Amtsprache im Dorf, wenn ich mich nicht irre. Deswegen habe ich nach der sprachlichen Situation gefragt.

                          MfG,
                          Jay
                          Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.

                          Rolf Stichling

                          PS. Ich suche die Herkunft von

                          Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
                          In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
                          1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.

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                          • wiwack
                            Erfahrener Benutzer
                            • 15.01.2010
                            • 361

                            #14
                            Hi

                            hadd de Baabarossa e rooda Baad gehadd ?

                            mfG
                            Willi W.
                            Zuletzt ge?ndert von wiwack; 12.08.2016, 10:24. Grund: Diskussion leer

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                            • fps
                              Erfahrener Benutzer
                              • 07.01.2010
                              • 2152

                              #15
                              Hallo,

                              zu der Zeit wurden im gesamten Rheinland (zumindest) die Standesamtsbücher nach denselben französischsprachigen Formularen geführt. Die Sprache der Bevölkerung wird sich aber dadurch nicht verändert haben.
                              Gruß, fps
                              Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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