Briefe meiner Großmutter aus Riga 1903 - 17

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  • Frank K.
    Erfahrener Benutzer
    • 22.11.2009
    • 1318

    #46
    Dokument (Fragment) 36: Herbst 1905

    ...in eine Wiege (wenn sie älter ist, kann man sie wegnehmen). Es ist blaßblau und silbern und Ich habe weiße Musselin Vorhänge daran gemacht. Sie sitzt neben mir auf Kattas Knie und zeichnet mit einem Bleistift auf ein Blatt Papier. Sie scheint mit dem Papier so glücklich zu sein, und liebt es so, wie ein Buch. Ich möchte, daß Du Ihr zu Weihnachten ein 1/- Buch kaufst, wenn es nicht zu viel Mühe macht. Wenn es geht in Leinen (aber es macht nichts, wenn wir es ihr zeigen können) mit großen, farbigen Bildern. Ich sah in einer Anzeige Louis Wains Animal Book für 1/-. Hast Du es auch gesehen? Du kennst doch seine netten Katzen. Kann man noch das alte A.B.C. bekommen, in dem wir lernten A als Arch (Bogen) usw.? Mrs. Wood hat ihr ein Buch "Kindergarten Alphabet" geschickt. Ich denke aber, daß es für Kinder ziemlich dumm ist. G ist ein Grammophon, M ist ein Motorwagen usw.
    Sie kann jetzt an Stühlen und mit etwas Hilfe gehen, aber noch nicht allein. Ich weiß nicht, was ich ohne Katta tun sollte. Sie ist so gut zu ihr! Jetzt schiebt sie sie in ihrem Kinderwagen herum. Es ist ihr freier Sonntag und wir sitzen im Büro. Rudolf liest den neuesten Guardian im Wohnzimmer. An einem Tag war ein guter Brief aus Moskau darin. Der Schreiber sagt, daß es eine destruktive und keine konstruktive Revolution ist. Niemand kannte die Bedeutung von Freiheit und alle waren wie Kinder mit einem neuen Spielzeug. Wenn man sie fragte, wußte keiner, was er wollte. Ich denke, daß ich meine Reitstunden nächste Woche wieder beginnen kann. Ich war jetzt drei Wochen lang nicht mehr reiten. Zuerst gingen keine Schiffe und dann war es drüben etwas zu unsicher.
    Donnerstag: Baby, Katta und ich gehen zu Mrs. Schultz zum Tee. Es ist für die Kinder nett, wenn sie zusammen sein können (nur sie kämpfen immer miteinander). Sie wohnt ganz nah in der Stadt, aber ich möchte diesen Winter nicht zu Mrs. Whittle oder zu anderen gehen, die in der Vorstadt wohnen, da es jetzt schon früh dunkel wird. Wir müssen schon um 4Uhr Licht machen. Wenn alles gut geht, wollen wir zu Weihnachten nach Libau zu fahren, um dort Weihnachten zu feiern, aber ich werde die ganze Zeit Angst haben, daß die Eisenbahn bestreikt wird und wir nicht zurückfahren können. Ich denke, daß es in Libau schwieriger ist, als hier.
    Am Mittwoch haben sie einen Polizeioffizier, den Rudolf kannte, umstellt und beschuldigt, Männer zu bestechen. Sie wollten ihn in den Hafen werfen, schleiften ihn aber vor ein "Comittee" von Männern in einer Fabrik. Das Ergebnis war, daß sie ihn herausbrachten und erschossen! Soldaten usw. sind nirgends anzutreffen, wenn man sie braucht, und die Polizei taugt nichts. Von Rudolf wurden einige Barren Blei gestohlen. Er zeigte es an, aber sie sagten, sie könnten in so einer geringen Angelegenheit nichts unternehmen. In den letzten Unruhen ging ein Mr. Mitschke, der ein Geschäft voll von Waffen hat, zu ihnen und bat um Soldaten, weil er fürchtete, der Mob würde ihn berauben und sich bewaffnen. Sie sagten aber, sie könnten nichts tun und er müsse sich selbst schützen. Dies sagten sie auch, als der Vermieter von Mrs. S., in der Straße von 10 Männern umringt wurde, die von ihm Geld wollten. Er gab jedem 1 Rubel. Sie sagten ihm, wenn er nicht jedem noch 10 Rubel geben würde, würden sie um 3Uhr kommen und ihn aufhängen. Ich weiß nicht, ob er noch lebt, aber er wurde noch nicht gehängt. Dies ist ein schreckliches Land, in dem niemand Ehrfurcht vor dem Leben hat. Zwei Fischweiber stritten am Donnerstag auf dem Markt miteinander. Die eine tötete die andere mit einem Schlag. Ich hoffe, daß wir es sicher überstehen.
    Liebe Grüße an alle. Eure Lily K.
    P.S. Montag: Denke nicht, daß ich blutrünstig bin. Es tut mit schrecklich leid, über solche Vorkommnisse nachdenken zu müssen, aber es ist zu schlimm für andere. Wenn Ihr hier wärt, mit ihnen zu tun hättet und sehen würdet, wie sie sich benehmen, dann würdet Ihr besser verstehen, wer und was sie sind. Es macht mich so rasend, wenn ich darüber nachdenke, daß Engländer für sie Unterschriften geben und ihre eigenen armen Leute zu Hause verhungern lassen, wo sie doch arbeiten würden, wenn sie es könnten.
    Ich kann kein Geld für das Buch für Baby schicken, da ich keine englischen Briefmarken mehr übrig habe. Wenn Ihr es aber vorstrecken könntet und es dann von meinem Geld nehmt, wenn es kommt, wäre ich sehr dankbar. Wenn der Scheck kommt, dann schickt mir bitte für 5/- davon in Briefmarken. Heute ist die Sonne wieder verschwunden. Es ist düster und dunkel und feiner Schnee fällt die ganze Zeit vom Himmel. Ich denke nicht, daß ich mit Babs heute herausgehen werde. Ich habe ihr eine unzerbrechliche Puppe gekauft und ziehe sie jetzt für Weihnachten an. Sie freut sich so, wenn ich sie ihr für ein paar Minuten gebe. Dann liebt und pflegt sie sie wie ein großes Mädchen. Von Rudolf wurden wieder einige Barren weißes Blei aus dem Lager gestohlen (60 Rubel). Die Frau des Hausmeisters ist jetzt hereingekommen und wütet in lettisch, und sagt, daß sie nicht auf alles aufpassen können usw. Ich fürchte, daß wir diese Wohnung verlassen müssen. Sie ist in vieler Hinsicht nicht einwandfrei, aber ich befürchte, daß wir keine andere mit einem Bad oder heißem Wasser bekommen werden. Es ist schrecklich, hier in Rußland leben zu müssen! Der Vermieter kommt unangemeldet herein, wann es ihm paßt. Genau so auch der Hausmeister oder seine Frau (sie trägt Holz, putzt die Treppe, den Hof und die Straße usw. - richtig grobe Leute!). Man kann sich nie in diesem Land zu Hause fühlen; es ist eher wie ein logieren, fast aber wie in einem Gefängnis, Ich weiß nicht, wie Rudolf sich gerade jetzt bei so einer Frau beherrschen kann. Ich würde sie am liebsten rausschmeißen. Nochmals Deine Lily.
    Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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    • Frank K.
      Erfahrener Benutzer
      • 22.11.2009
      • 1318

      #47
      Dokument 37: Riga, an einem Sonnabend im November 1905

      Mein lieber Arthur,
      Dein Brief war gestern höchst willkommen, auch wenn er zu kurz war. Ich schicke das L.C. zurück. Kannst Du noch eine Postkarte an die Leute in London mit 3/- wegen zwei weiteren Bildern schicken. Ich füge die Anschrift und die Namen auf einem extra Blatt bei. Ich muß gehen und sie von Mrs Whittle nach dem Mittagessen holen, weil ich meinen Katalog verlegt habe. Es sind zwei sehr kleine von Landser mit Kühen. Heute wollten wir ins Theater gehen und eine von Schillers Tragödien ansehen. Ich kann aber nicht, weil wir drei lebhafte Nächte mit dem Baby hatten und ich mich sehr müde fühle. Letzte Nacht habe ich nur drei Stunden geschlafen und kann hier am Tag nicht schlafen, weil es zu laut ist. Sie bekommt zwar nur Zähne, hat dann aber Fieber und liegt die ganze Nacht wach. Sie will dann spielen und nicht schlafen. Letzte Nacht rief sie mich "Bow-wow-wow", weil meine Haare überall herüber waren. Um 10Uhr konnte ich eineinhalb Stunden schlafen und jetzt hat Katta sie vor dem Essen etwas herausgebracht.
      Letzten Sonntag waren wir am Nachmittag bei Bergfrieds und blieben zum Kaffee. Da es Kattas freier Tag war. Wir nahmen Baby in einer Droschke mit und sie war ruhig. Sie haben drei kleine Mädchen: Xama, etwa 11, Thania 8 oder 9 und Tina, die 6 oder 7 Jahre alt ist. Nach dem sie sich anfreundeten, verhielt sich Baby ruhig und erlaubte es Xama, sie zu versorgen, als ich Kaffee trank. Sie hatten solche Freude mit ihr und gaben ihr eine kleine Puppe, über die sie sich sehr freute. Den ganzen Weg nach Hause umklammerte sie sie in der Droschke mit ihren Händen und sie kommt jedes Mal mit ihr zum Baden mit (eine schwimmende Puppe). Gestern hatte ich Besuch. Frau und Fräulein Mecketh (Ich habe Dir, denke ich, schon erzählt, daß wir uns in Bullen kennengelernt haben). Das Mädchen ist 16 und lernt englisch (der Vater ist in einer Bank angestellt und war 16 Jahre in England. Ein Sohn ist Offizier und wurde verwundet). Nachdem ich nach Hause kam, rief ich sie an und sagte ihr, daß ich am Freitag Nachmittag zu Hause wäre. Wir trafen das Mädchen Margot am Sonntag und sie sagte, daß sie Freitag kommen würden. Also legte ich einige Kuchen und Sahne bereit und nahm auch mein Silberbesteck heraus und wartete also. Sie tauchten nicht auf. Wir tranken dann um 5Uhr allein Kaffee und lästerten über sie.
      Als ich um 6.30Uhr gerade Babs baden wollte, trafen sie zufällig ein und blieben den ganzen Abend. Daran kann man erkennen, daß deutsche Damen nichts von kurzen Besuchen am Nachmittag halten. Wenn sie aber kommen, dann wird es eine Heimsuchung. Zum Glück hatte ich genug für das Abendessen zu Hause. Sie blieben bis nach 10Uhr und sind sehr nett. Die Mutter ist eine sehr schöne Frau, aber so eine Quasseltante, bei der man kein Wort herausbringt, da sie pausenlos spricht.
      Jetzt ist es 6Uhr abends und noch immer hell genug, daß man im Büro schreiben kann. Rudolf ist ausgegangen und das Fräulein ist zur Post gegangen, so daß Katta, das Baby und ich auf das Büro aufpassen. Es ist fürchterlich kalt geworden. Es weht ein schneidender Wind und ich denke, daß es heute Nacht frieren wird. Der kalte Wind bläst sogar durch unsere Doppelfenster, daß wir nicht bei ihnen sitzen können. Es wird immer unsicherer, daß man nicht mehr herausgehen kann, weil jeden Tag mehr Überfälle sind. Die Treppenhäuser und Eingänge müssen um 5Uhr beleuchtet sein und die Eingangstüren müssen um 8Uhr abgeschlossen werden. Morde passieren hier so oft, weil es keine Todesstrafe gibt. Das höchste, das sie bekommen können, sind 20 Jahre. Wenn ein neuer Zar an die Macht kommt, oder etwas ähnliche passiert, werden sie alle wieder freigelassen.
      Ich bekam auch schon einige Komplimente dafür, wie schnell ich deutsch sprechen gelernt habe, aber ich nehme alle „cum grano" hin, da ich weiß, daß ich schlecht spreche, mich aber so weit verständigen kann. Ich kann sogar einiges aus der Zeitung lesen, aber das Schreiben macht noch immer Schwierigkeiten. Rudolf muß viel korrigieren, wenn ich versuche, einen deutschen Brief zu schreiben. Gestern schrieb ich einen an Frieda und einen an Gerda, Wilmas älteste Tochter, die mit ihrer jüngeren Schwester jetzt in ein Internat gekommen ist. Sie schrieb mir gestern und hat mich schon sechsmal gebeten, ihr bald zu schreiben. Ted und seine Frau, das arme Ding, tun mir sehr leid. Was werden sie jetzt machen? Ist sie wirklich schön? Reg ist ausgezogen. Hast Du jemals etwas von ihm gesehen? Ich habe ihm schon mehrmals geschrieben, aber Ted hat mir noch nie geantwortet. Hast Du schon einmal von Allen Raine gehört, die walisische Bücher schreibt? Minnie Mitchell schickte mir drei 6 Pence Ausgaben zum Geburtstag: "A Welsh Witch on Berwen Banks" und "On the Wings of the Wind" sind zwei davon. Mrs. Whittle schwärmt von ihnen. Ich habe bisher nur das letztere gelesen und denke, daß die 6 Pence verschwendet waren. Es ist aber heutzutage jedes Buch annehmbar und man darf einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen. Du mußt mir einmal Edward Lears "Nonsense Book" kaufen. Ich will es schon seit Jahren haben und das Baby ist dafür ein guter Vorwand. Wie hieß das andere schöne Buch mit Veras Geschichte, in der sich der kleine Junge unter dem Sofa versteckte und der Riese seinen Fuß wegschnappte? Ich lese wieder "What will he do with it".
      Babs ist jetzt im Bett und es ist 7.30Uhr. Ich werde mich jetzt vor dem Abendessen eine halbe Stunde hinlegen, da niemand weiß, ob sie die Nacht durchschlafen wird. Ich hoffe, daß sie es wird, da ich sehr müde bin, Rudolf erkältet ist und Kopfschmerzen hat. Ich fuhr heute zu Mrs. W. und erwischte einen Fuhrmann, der ordentlich fuhr. Normalerweise trödeln sie herum. Letztes Mal fuhr einer so eng in die Kurve, daß er über den Bordstein fuhr und ich dachte, daß wir aufgesessen wären. Wir kamen aber wieder auf die Straße und kamen glücklich weiter. Babs nahm es wie immer gelassen hin. Nun aber auf Wiedersehen mit lieben Grüßen an alle und einem Kuß für Vera. Deine Lily.
      Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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      • Frank K.
        Erfahrener Benutzer
        • 22.11.2009
        • 1318

        #48
        Dokument 37 b: Riga, Sonntag 11.30Uhr, Januar 1906

        Lieber Alf,
        da Kattas freier Sonntag ist, beginne ich sehr früh, da ich später die ganze Zeit Babs an der Hand haben werde, weil sie noch immer auf die Möbel klettern und darauf gehen will und sie dauernd aufgepaßt werden muß. Ich denke, daß sie bald allein gehen kann, aber sie ist doch erst 16 Monate alt. Sie ist ein sehr lustiges Baby. Ich würde sie Euch gerne zeigen, bevor sie groß wird. Sie macht alles nach und schreibt sogar (auf ihre Weise) mit einem Bleistift und Papier und tut so, wie wenn sie einen Bleistift (mit einem geschlossenen) Messer anspitzt, so wie sie gesehen hat, daß ich es mache. Sie hat Bücher gern und sogar das große Kopierbuch im Büro gefällt ihr, wenn man die Seiten umblättert. Aber Bilder gefallen ihr noch mehr. Es ist so lieb von Dir, uns anzubieten, wieder einige Weihnachtsausgaben zuzuschicken. Die vom letztem Jahr waren sehr schön und haben uns sehr gefallen. Ich habe sie einigen Leuten gegeben und behalte sie jetzt für Babs. Hier sind Bücher furchtbar teuer. Man kann sie von den Bildern und vom Stil her nicht mit den englischen Büchern vergleichen. Ich denke, daß wir sie bekommen, wenn Du sie schickst. Nach dem letzten Streik kam alles an, wenn auch verspätet. Rudolf bekam einige 10 und 12 Tage alte Briefe und die Guardians kamen zu zweit oder zu dritt. Mr. Ball bekam drei Zeitungen an einem Tag. Haben sie Dir eigentlich schon ein Formular wegen der Miniatur zum ausfüllen geschickt? Ich habe Alice gebeten, mir zum Geburtstag drei Stiche zu schicken, die jetzt alle eingerahmt sind und herrlich aussehen.
        Bezahle bitte für uns wieder den Guardian! Ich würde alles geben, um diesen Winter nach Hause zu kommen, aber ich kann ohne Rudolf nicht daran denken! Ich war einmal in England ohne ihn und weiß was es bedeutet, aber, nebenbei gesagt, wäre es jetzt zehnmal schlimmer und ich würde dann am liebsten jeden Tag herüber rennen wollen, um zu sehen, wie es ihm geht. Es wäre herrlich, wenn er nur sehen könnte, wie er auch mitkommen kann. Ich wünsche mir so, daß wir es könnten, weil ich so um Babs Angst habe. Wenn sie nur sicher wäre, würde ich mir nicht so viele Gedanken machen, daß es besser wäre, schnell getötet zu werden, als lange im Bett zu liegen, besonders in diesem Land. So viele Leute verlassen jetzt das Land! Letzte Woche waren es Mrs. Marshall, Mrs. Hothergil, sowie Mrs. Edwards und ihre Kinder. Nächste Woche fährt Mrs. Beckmann aus Sunderland. Ihr Mann stammt aus Riga. Sie folgt ihrem Sohn. Jeden Tag hören wir von mehr, die uns verlassen. Mr. Smith will, daß seine Frau und die 2 Kinder auch gehen, aber sie kann sich nicht entscheiden. Mrs. Whittle und Mrs. Schultz, ich und einige andere können nicht kommen. Mrs. W. fragt sich, was aus unseren Häusern werden würde, wenn wir gehen würden, da man sie nicht verkaufen kann und niemand jetzt auch nur solche Objekte kaufen würde (außer alten Juden, die nichts zahlen wollen). Mrs. W. hat einige schöne Sachen, so wie auch wir, auf die wir nicht verzichten wollten, auch wenn wir eine schönere Wohnung bekommen. Wir werden alle eine schönere Wohnung bekommen, wenn wir nicht vorher umgebracht werden. Jetzt ist alles ruhig, aber jeder ist verdächtig. Jetzt ist es wie imJanuar. Wir sind alle noch erschrocken wegen dem Tag, als sie in Petersburg so viele Menschen umgebracht haben.
        Mrs. Whittle traf letzten Dienstag bei einem Kaffee bei Mrs Mitchell eine Gouvernante aus dem Haus des Gouverneurs. Sie erzählte, daß dort eine Verschwörung ist, die sie noch nicht aufgedeckt haben. Letten (und einige sagen auch die Russen) wollen die Deutschen und die Balten umbringen. Du weißt, daß im Januar der Fluß gefroren ist und wir daher keine Fluchtmöglichkeit haben. Wenn das letzte Boot abgelegt hat, sind wir alle von der Außenwelt abgeschnitten.
        Wenn Du denkst, daß ich Nerven habe, dann hast Du Recht, da es jedem so geht. Ich denke, daß alles von diesem Streik kommt. Die lang andauernde Totenstille, die dem üblichen lebhaften Umtrieb folgte, war einfach schrecklich. Die Polizei ist jetzt so schwach, daß die Männer jetzt selbst eine Art Selbstschutz-Gemeinschaft gebildet haben. Jedes Mitglied hat einen Revolver und eine Pfeife. Wenn einer pfeift, dann kommen alle Mitglieder, die es hören, zu Hilfe. Fast jeder, den wir kennen, ist dabei. Das, was täglich passiert, geht auf die Nerven. In der Zeitung vom Mittwoch kann man von drei Morden, zwei von ihnen mitten am Tag, einer am Abend, lesen. Letzte Woche gingen 11 Männer zu einem Haus in der Nähe von Mr. Whittle, knebelten den Hausmeister, den Koch und das Hausmädchen und forderten vom Mann und der Frau, sie durch die Räume zu führen und ihnen alles zu übergeben. Diese Woche drangen 22 Mann in ein Haus ein, fingen die Magd ein, als sie auf einen Botengang geschickt wurde und klopften an die Tür. Als ihnen geöffnet wurden, machten sie es dort genau so. Sprich bitte nicht so sarkastisch über den "armen Zar". Ich bedauere ihn so und denke, daß er es allein durchstehen muß.
        Ich habe gesehen, daß schließlich Mr. Frankenberg seinen Willen bekommen hat. Es hat lange gedauert, bis es so weit war. Ich hoffe, daß er ein guter Bürgermeister sein wird, aber er wird nie so werden, wie der gute alte "Alderman Wick" oder Mr. Stephens. Ich habe nie viel über seine Frau nachgedacht. Gestern Abend gingen wir zu einem Dramenabend bei uns im Kaufmannsverein. Sie spielten gut, aber machten so lange Pausen, daß es lange dauerte und wir um 11Uhr nach Hause gingen, ohne auf den dritten Akt zu warten. Soldaten patrouillierten in unserer Straße. Zu unserem Erstaunen waren auch viele Nachtwächter und Polizisten unterwegs.
        Babs ist wieder aufgewacht, sitzt auf Rudolfs Knie und sieht ihn ungeduldig an, wie er eine Birne für sie schält. Sie liebt Obst sehr und ißt jeden Tag 10 Trauben, manchmal ein auch Stück Birne, aber Obst ist im Winter furchtbar teuer. Eine Birne kostet 2 1/2Pence und Bananen 2 Pence. Wie beneide ich doch Eure billigen Bananen! Kommt Ihr uns nicht doch einmal besuchen: Ich wünsche es mir so, daß Ihr kommt. Du weißt niemand, der eine billige Überfahrt vermitteln kann? Erzähle mir mehr über das Schiff vom Freund von Mr. Sutherland. Kommt er geschäftlich hierher? Ich hoffe, daß die Häuser einen guten Erlös bringen werden. Ich bin sicher, daß Du froh bist, die ganze Aufregung überstanden zu haben, aber ich denke, daß sie sich nicht zu dem angesetzten Preis verkaufen lassen. Ich war so getroffen, als ich vom Tod von Mr. Moring in der Zeitung las. War er lange krank? Was meinst Du mit "Sicherheit"? Sicher wird mein Anteil in das Geschäft einfließen.
        Babs tanzt mit Rudolf herum. Jetzt muß ich aber aufhören, weil wir mit ihr etwas mit ihrem Kinderwagen herausgehen wollen. Ich kann sie nicht mehr tragen, weil sie zu schwer geworden ist. Es ist unter meiner Würde. Deshalb mache ich es draußen auch niemals! Wir hatten hier einen wunderbaren Sommer und ich freue mich auf einen, der nächstes Jahr noch zehnmal schöner wird, wenn Baby gehen kann. Wenn nur diese schreckliche Zeit schon vorbei wäre!
        Die Kosaken sind hier verhaßt. Wenn der Brief nicht zu schwer wird, lege ich noch eine Ansichtskarte von einem bei (Sie zeigt ihn genau). Wenn der Brief zu schwer ist, lege ich sie nächstes Mal bei. Weißt Du etwas von Ted? Mir tut seine arme Frau so leid.
        Nun aber auf Wiedersehen mit lieben Grüßen an alle und Grüßen von Rudolf. Deine Lily.
        Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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        • Frank K.
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          • 22.11.2009
          • 1318

          #49
          Dokument 38; Riga, Sonnabend 26.11./09.12.1905

          Lieber Arthur,
          Heute nachmittag fährt ein Schiff nach London. Ich versuche daher, diesen Brief mit einem Passagier oder dem Kapitän mitzuschicken. Uns geht es soweit ganz gut, nur haben wir etwas Angst (Ich würde alles geben, wenn Baby nur in England in Sicherheit wäre). Wir haben keine Zeitungen und keine Post. Es fahren weder Züge, noch Straßenbahnen, noch Droschken und alle Geschäfte sind tatsächlich geschlossen. Alles ist alles vollständig zum Stillstand gekommen und Riga ist voll von Soldaten. Gestern konnte man auch zwei oder drei Kanonen in den Straßen sehen. Das erzählte Rudolf (ich bin nicht draußen gewesen). Man sagt aber, daß die Soldaten heute abgezogen werden sollen. Wenn das passiert, wird es das verrückteste sein, was sie bisher gemacht haben, da das Volk bereit zu morden und plündern ist. Die Sozialisten haben Proklamationen veröffentlicht, daß sie zum Kampf bereit sind und behaupten, daß in den Fabriken alle Männer sich große Messer gemacht haben.
          Am Dienstag um 6Uhr abends wurden zwei Männer ganz in unserer Nähe in einer Straße, die so belebt ist wie die Market St., erschossen und wie üblich entkamen die Mörder. Man sagt, daß die Polizei Angst hat, sie festzunehmen. In zwei Fällen, in denen ein Mann als Zeuge ausgesagt hatte, wurde dieser hinterher erschossen. Gestern abend, als ich gerade ins Bett gehen wollte, hörte man zwei Schüsse in der Nähe. Danach war es ruhig, Ich denke, daß es ein Wachmann war, der auf einen Dieb schoß. Wenn wir doch nur mit diesem Schiff mitfahren könnten! Ein Frachter aus Belfast wurde gestern von einer Menge belagert, von der jeder weg wollte, aber ich kann nicht ohne Rudolf fahren. Wenn ich Babs nur irgendwie herüberschaffen könnte! Wenn der Mob losbricht, dann ist es mit uns vorbei, da wir nur ein einziges Treppenhaus haben und nicht flüchten können.
          In der Zeitung stand letzthin eine mutige Geschichte. Ein fünfzehnjähriges Mädchen wurde für eine kurze Zeit mit einem Baby allein gelassen, während der Herr und die Herrin ausgingen. Jemand klingelte. Sie öffnete die Tür mit der Kette vor und sah drei Rowdies. Bevor sie es richtig bemerkte, schob der eine seinen Fuß in die Tür und versuchte die Kette zu aufzubrechen (sie meinte: "ich habe es gesehen"). Das arme Mädchen wurde mutig, da es in diesen Häusern viel schlimmer ist, als bei einer Tür zur Straße hin, rannte in die Küche und holte spitze Gabel und stach auf seine Hand ein, bis schließlich jemand (ich denke es waren die Eltern) zur Haustür hereinkam und sie störte, so daß sie flüchteten. Sie und das Baby wären sicher umgebracht worden, wenn sie hereingekommen wären. Ich habe jetzt keine Zeit, um mehr zu schreiben, da ich auch an Alf schreibe.
          Liebe Grüße Deine Lily.
          Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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          • Frank K.
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            • 22.11.2009
            • 1318

            #50
            Fragment - Dokument 41: Dienstag im Dezember 1905:
            ... Wie bei den Telegrammen steht, wie wir sagen: "Übertragung unterbrochen!" Wir konnten vorher nichts schicken, weil vorher kein Schiff segelte. Gestern gingen wir wieder zum Kai, aber der Kapitän wußte noch nicht, wann er fahren würde, weil er keine Ladung an Bord bekommt. Er wollte noch vor Weihnachten mit Fracht ablegen. Er könnte genügend Passagiere bekommen, aber keine Fracht, wie er es wünscht. Man wird so klein, wenn man hört, wie diese Männer Menschen zweitrangig betrachten und Fracht bevorzugen. Heute, als ich aufwachte, hörte ich eine Straßenbahn fahren, sehe alle arbeiten und daß alles wie normal erscheint (außer der Eisenbahn und der Post), aber Sie bereiten einen großen Krawall zu Weihnachten oder im Januar vor. Auf die Banken ist ein großer Ansturm und keiner der Letten oder der anderen will Papiergeld haben. Wir haben gehört, daß sie am Sonnabend 100.000 Rubel in Gold von einer Bank geholt haben. Sie gingen gestern alle. Rudolf sagte, daß die Straße, die dorthin führt, heute auch fast wieder unpassierbar war. Ich denke, daß wir wieder eine Zeitung bekommen werden. Sonnabend, Sonntag und auch heute wieder hatten wir, außer für Babs, keine Milch. Mrs. Schultz hatte nicht einmal Milch für ihr Baby und auch kein Petroleum. Wir haben Katta am Dienstag losgeschickt, um 20 Stof zu kaufen und in einer Droschke zurückzubringen. Sie hatte große Angst, daß sie Überfallen würde.
            Auf Wiedersehen L.B.K.
            Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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            • Frank K.
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              • 22.11.2009
              • 1318

              #51
              Dokument 39: Postkarte abgestempelt 20.12.1905:
              Riga, Box 257, 19. Dezember / 1. Januar:
              Deinen Brief habe ich letzte Woche bekommen. Nun ist unser Jahr fast vorüber und unsere lange vermißten Briefe tauchen nach und nach auf. Baby hat am Dienstag angefangen, allein zu gehen, als ich gerade an Alf geschrieben habe und sie freut sich so. Wurden die Hauser nicht gut verkauft? Es gibt nichts Neues, außer, daß jetzt Kanonenboote usw. angekommen sind und der Gouverneur die uneingeschränkte Gewalt hat, uns alle zu bombardieren. Letzte Woche streikten die Fleischer. Heute waren 15° Grad Frost, aber die Sonne scheint herrlich. Mein Mädchen ist krank und Rudolf geht es auch nicht gut.
              Deine Lily.
              Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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              • Frank K.
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                • 22.11.2009
                • 1318

                #52
                Dokument 40: Riga, Box 257, 28.12.1905:
                Lieber Arthur,
                vielen Dank für das Beigefügte, das ich wieder zurückschicke. Behalte bitte Geld für Babys Buch und Porto und schicke mir wieder für 3/- Briefmarken. Hat Alf erzählt, ob er die Weihnachtsausgaben abgeschickt hat, die er für mich bekommen hat? Unsere Post funktioniert jetzt auch wieder soweit, daß wir sie bald bekommen werden. Babs hat Freude an Büchern und wird sich freuen, Deine zu bekommen. Es war gut, daß Du Dich in der Stadt danach umgesehen hast. Heywood ist doch ein nettes Geschäft. Diese schlimmen Menschen hier wollen einen immer nur belehren! Ich habe noch nie so etwas wie die Unzivilisiertheit in den Geschäften hier gesehen.
                Jetzt scheint hier alles ruhiger zu sein, ich habe kein Vertrauen in den Zustand und werde mich sehr ungemütlich fühlen, bis der Januar vorüber ist. Natürlich schreiben die lettischen Zeitungen, daß der Gerneralgouverneur Sollohubas "in Blut watet" usw., aber er scheint jetzt die Oberhand errungen zu haben. Zwei der schlimmsten lettischen Zeitungen wurden verboten. Er ließ die Mitarbeiter in viele Landesteile oder andere Teile Rußlands deportieren. Mir tun die vielen armen Menschen leid, die von diesen Agitatoren verführt wurden und von den Leuten im Stich gelassen wurden, die fliehen, wenn die Gefahr naht. Alle unsere alten Guardians tauchen nach und nach auf. Es erscheint viel zu harmlos, was sie darüber schreiben, was in Riga geschehen ist, da ihre Schreckensberichte nur von den Außenbezirken untertreibend berichten. Wie immer hatten wir ruhige Weihnachten. Rudolf gab mir das hier übliche orthodoxe Weihnachtsgeschenk, eine "Jardiniere", wie sie es hier nennen (das ist ein schöner Korb, der mit Pflanzen gefüllt ist. Meiner enthält Hyazinthen, Tulpen, Lilien und Heidekraut), sowie einige Parfüms. Ich gab Babs eine (unzerbrechliche) Puppe. Er gab ihr einen Puppenwagen, da sie ihn bald zu ihren Spaziergängen mitnehmen wird. Katta gaben wir 8 Rubel, einen großen Beutel Süßigkeiten und ein paar andere Kleinigkeiten. Wir gingen am Heiligen Abend um 4Uhr nachmittags zur Kirche. Dann schmückte ich den Baum und Rudolf ging zum Barbier. Dann zündeten wir den Baum an und Babs freute sich sehr darüber. Sie tanzte, schrie und umarmte ihre Puppe. Am Weihnachtstag ging Katta um 10Uhr morgens zu einer Taufe als Taufpatin. Wir gingen nach dem Mittagessen zu Bergfrieds. Dort waren noch andere Freunde und einige Kinder. Und ich war auf Babs stolz! Sie alle meinten, daß sie sich so gut verhält und überallhin als Gast gehen könnte (aber sie blieb die ganze Zeit in meiner Nähe). Als wir um 7.30Uhr nach Hause kamen, war sie todmüde. Am Montag faulenzten wir und machten nur eine Schlittenfahrt, auch wenn man mit Babs nicht viel faulenzen kann. Sie steht so furchtbar früh auf und schläft fast nicht vor 12Uhr, wenn ich schon müde werde. Gestern nachmittag gingen wir "Cinderella" anzusehen. Sie spielen zu Weihnachten das Kinderstück und übertreffen unsere englischen Pantomimen bei weitem, da sie das Märchen so echt spielen und es nicht mit furchtbarer Musik verderben. Es war einfach herrlich und ich hatte das ganze Stück hindurch Spaß. Es scheint wirklich so lange zu dauern, bis auch Baby gehen kann. Sie wächst jeden Tag und wird immer schwerer. Kannst Du bitte das beigelegte zu Tante Min. schicken. Sie hat seit einer Ewigkeit keinen Brief mehr bekommen. Es war doch Rowly, der Babys Weihnachtsmann war. Auf dem Blatt kannst Du die Ponton Eisenbahnbrücke sehen.
                Liebe Grüße an alle. Deine Lily.
                Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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                • Frank K.
                  Erfahrener Benutzer
                  • 22.11.2009
                  • 1318

                  #53
                  Dokument 42: Sonntag Ende Dezember 1905
                  Meine liebe Florrie,
                  Du hast mir einen lieben langen Brief geschickt. Warum hast Du so dickes Papier genommen? Dadurch wird das Porto doch teurer. Schicke Vera das Beigelegte. Sie kann wirklich nette kleine Briefe schreiben. Wie alt ist sie jetzt? Ich denke fast 8 Jahre. Komisch, daß Du schon 19 wirst! Warum sollte ich Dich vergessen, wenn Du Dich beeilst und heiraten wirst, bevor ich kommen kann und Dich besuchen werde, auch wenn Du verheiratet sein wirst. Steck Dein Haar nicht hoch, solange Du es kannst. Bleibe solange jung, wie Du kannst. Ich hoffe, daß Ihr, Du und die anderen eines Tages heiraten werdet. Ich bedauere alle armen unglücklichen Mädchen, die nicht heiraten (oder die es tun und böse Ehemänner bekommen, was noch viel schlimmer ist!). Schade, daß Ihr nicht "As You like it" (Wie es Euch gefällt) ansehen konntet. Ich kenne es fast auswendig, weil wir es in einem Jahr zu Prüfung hatten (Ich hoffe, daß Du das Ergebnis schon erfahren hast, aber schreibe es mir, wenn Du es weißt). Gestern abend gingen wir zu "A Midsummer Night´s Dream". Es war herrlich inszeniert und die Feen-Szenen waren wirklich gut. Die gleichen Mädchen spielten auch bei Cinderella, da wir hier eine Schauspielertruppe haben und man die Schauspieler genau kennenlernt. Ich bevorzuge aber Wanderschauspieler, da sie mehr Abwechslung bringen. Morgen ist der Namenstag von Babs. Sie bekam heute eine Karte von Onkel Oscar, ihrer Tante, ihrer Großmutter und von Irma. Wir haben gerade erst eine zu ihrer Großmutter und Tante Dachsa ("Dachsa" ist die russische Abkürzung für "Dorothea", ist das nicht hübsch?). Sie bekommt so viele große Backenzähne und das macht sie richtig aufsässig, das arme Ding, da sie auch noch erkältet war. Hier ist das Wetter für Babys sehr schlecht und es ist jetzt wieder fürchterlich kalt. Sie hat jetzt seit Mittwoch nicht mehr gebadet und ihre Nase mehr als 10 Tage nicht mehr zur Tür herausgestreckt. Wir haben hier schon einige Tage lang so einen verrückten ungesunden Winter, mit schneidendem Ostwind, danach wieder zwei oder 3 Tage mit gräßlichem Tauwetter und dann friert es wieder kräftig. Unser Thermometer spielt seit Monaten verrückt mit stündlich wechselnden Temperaturen. Es ist sehr lästig und die meisten sind hier ziemlich ausgelaugt, wenn der Winter vorbei ist.
                  Ich werde heute abend nicht fertig werden, da, als ich so weit gekommen war, jemand Jude ins Büro herein kam (man sollte denken, daß 6 Tage in der Woche für Geschäfte genug sind. Ich weiß nicht, wie sie es im guten alten England fertig bringen, wo die Leute der Ansicht sind, daß 5 1/2 Tage genug sind), als ich dort gerade schrieb und dann eilig flüchten und alles zurücklassen mußte.
                  Onkel Rudolf sagt, daß es noch nicht ruhig ist. Es ist so schlimm, oder noch schlimmer als im Kaukasus, da sie hier sogar in der Stadt Überfälle machen. Gestern sprangen 7 Mann in eine Straßenbahn und griffen zwei Männer an, die 11.500 Rubel bei sich hatten. Vor zwei Tagen hörte eine 76 Jahre alte Frau um 10Uhr morgens ein Klopfen an der Tür und war dabei, die Tür zu öffnen. Zwei Männer und eine Frau drangen ein, erwürgten sie, fesselten ihren Diener an Händen und Füßen, raubten die ganze Wohnung aus und entkamen. Wenn man hier überfallen wird, hat es keinen Sinn, um Hilfe zu rufen, da normalerweise jeder große Angst hat und davonläuft. Und wenn die Soldaten und die Polizei eintreffen, ist alles schon vorbei. Ich werde froh sein, wenn der Schützen Garten dieses Jahr wieder öffnet und ich mit dem Baby dorthin gehen kann, da gesagt wird, daß die Anlagen nicht sicher sind, weil sie und alle anderen Straßen mit gesunden und kranken Bettlern in jedem Alter verpestet sind. Man fühlt sich so elend, wenn man herausgeht.
                  Ich denke nicht, daß ich Dir viel Neuigkeiten berichten kann. Ich habe ein neues Kleid und einen neuen Mantel bekommen, von dem Mrs. Ball sagt, daß er exzellent geschnitten ist und sich auch so anfühlt. Es hat ein netter kleiner Schneider gemacht, aber ich mußte Onkel Rudolf dazu überreden, mit mir dorthin zu gehen, weil er nur lettisch spricht und meine Kenntnisse dieser Sprache sich auf ein "Guten Morgen", "Guten Abend", "Was kostet es?" und die Zahlen beschränken, aber damit kommt man nicht weit. Mrs Ramsbottom schickte mir einen "Blackpool Herald", den ich gestern abend bekam. Ich werde ihn nach dem Abendessen lesen. Ich muß ihr eine Postkarte schicken, da ich ihr dieses Jahr keine Weihnachtskarte geschickt habe, weil die Post nicht ging. Sie schickte uns, wie üblich, eine zu Weihnachten, auf der man sehen kann, daß sie umgezogen ist.
                  Bertie heiratet doch dieses Frühjahr oder irgendwann diese Jahr? Harry wird am 18.März 21 Jahre alt. Tante Sallie schrieb mir vor kurzem über alles, was sie macht. Sie schrieb, daß sie demnächst "Les Cloches de Corneville" (ich denke, daß es das ist) als nächstes Drama durchnehmen. Nellie und Edie sind im Chor, aber haben nicht genügend Selbstvertrauen, um Solos zu übernehmen. Ich denke, daß ich Dir noch nicht von dem kleinen Hotel in Bullen "The White Horse" berichtet habe, wo wir einmal nach unserer Hochzeit waren. Es wurde von den Revolutionären niedergebrannt. Ich finde es so schade, da es so ein hübscher, kleiner, friedlicher Ort war und das ganze Bullen in mir eine Hochzeitsstimmung wieder erweckt. Denke nicht daran, im Februar zu heiraten und in eine Stadt zu gehen, wie ich es gemacht habe. Warte bis zum Sommer und gehe an einen schönen Ort, sonst wirst Du das ganze Leben (so wie ich es hier fühle) spüren, daß Du aus Deiner Hochzeitsstimmung herausgerissen wirst und nie mehr zurückkommst. Unser Urlaub ist zwar sehr nett, aber nicht damit vergleichbar. Hier gibt es so etwas nicht. Am ersten Sonntag nach der Hochzeit (manchmal ist dies auch am zweiten oder dritten der Fall), bringt jeder Geschenke vorbei und besucht das glückliche Brautpaar. An den nächsten Sonntagen werden die Besuche erwidert. Wir nennen das eine schreckliche Angewohnheit.
                  Es ist jetzt 8.30Uhr und Onkel Rudolf kommt zum Abendessen. Also, liebe Grüße an alle, einschließlich Paddy und Puss. Deine Dich sehr liebende Tante Lily.
                  Ich muß leider sagen, daß es Katta noch immer schlecht geht. Jetzt hat sie Zahnschmerzen und Neuralgie und jeder merkt, wie schlecht es ihr geht. Mrs. Whittle sagt, daß ich sie behalten soll, bis wir an die See gehen, weil sie dann wieder zu Kräften kommen wird und weil wir uns so an sie gewöhnt haben. Ein Fremder wäre jetzt für Baby sehr unangenehm. Ich gehe jetzt um 10Uhr morgens zum Markt und es liegt dicker Schnee.
                  Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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                  • Frank K.
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                    • 22.11.2009
                    • 1318

                    #54
                    Dokument 43: Riga, zu Weihnachten 3. Januar 1906.
                    Lieber Arthur,
                    Zur Zeit gibt es Post und es ist fraglich, wie lange wir jetzt allen unseren Komfort genießen dürfen. Ich ergreife die Gelegenheit und schreibe sofort. Wir haben heute wirklich erst Deinen Brief vom 30. bekommen, aber ich denke, daß alle Briefe noch unsortiert sind. Ich bekam gestern auch einen S.C. von Alf vom 19.November. Obwohl er so alt ist, ist er doch willkommen (Frag ihn doch mal nebenbei, warum er auf einer Zeitung eine 2 1/2Pence Briefmarke verschwendet. Er muß wirklich im Überfluß leben). Es ist so schön, etwas Lustiges zu sehen, da man hier in Riga fast schon vergessen hat zu lachen und ich oftmals beim Zeitung Lesen weine, da man dort so schreckliche Dinge liest. Diese Leute sind solche Scheusale. Wenn Du nur deutsch lesen könntest! Sie haben den Bürgermeister von Goldingen brutal ermordet und ein Baron wurde viermal innerhalb von 24 Stunden ausgeraubt. Sie haben den Ort ausgeplündert, ihn und seine Frau die Treppe herunter geschleift und auch die Kinder mißhandelt. Nur die Schwester stand in der Tür zum Zimmer und sagte, daß die sie zuerst umbringen müßten, woraufhin sie abzogen. Die ganze Familie kam davon. Die meisten Geschichten gehen in Riga so aus. Jetzt haben die Nachbarn das Land besetzt und die Häuser und Geschäfte geplündert. Auch die Soldaten benehmen sich daneben. Der Gouverneur von Kurland ließ alle Truppen aus Goldingen abziehen und überließ den Ort der Gnade der Revolutionäre, die mit dem Geld der Bank entkamen (4.000 Rubel!). So erging es auch den meisten Bewohnern. Alle ermordeten Menschen sind Balten oder Deutsche. Vielleicht wird Dir Alf meinen letzten Brief zuschicken, in dem ich den schrecklichen Mord an drei Männern hier beschrieben habe. Du weißt, daß ich nicht alles zweimal schreiben kann. Heute betraten in der Stadt 15 Mann ein Büro und forderten Waffen. Als man ihnen das verweigerte, erschossen sie den Firmeninhaber. Das was um 10Uhr morgens mitten in der Stadt. Unser Gouverneur kam vorgestern an. Wir wurden alle durch die schrecklichen Vorkommnisse schockiert. Ein gutes Stück außerhalb, wo Mrs. Whittle lebt, ist die Prowodnik Gummifabrik, in der 2000 Männer (und Frauen) arbeiten. Dort waren 30 Dragoner einquartiert. Sie kamen um 3Uhr morgens müde vom Dienst, ließen eine Wache zurück und legten sich schlafen. Um 6Uhr geht die Nachtschicht und um 7Uhr kommt die Frühschicht. Etwa um 6.30Uhr kamen etwa 30 oder 40 Männer herein, entwaffneten und erschossen den unaufmerksamen Wachmann, brachen in den ersten Raum ein, töteten 11 Mann in ihren Betten und ermordeten und verletzten die anderen, die ihnen zur Hilfe kamen. Zwei entkamen und rannten zum Schlachthaus, um Hilfe zu holen, weil dort noch mehr Dragoner stationiert sind. Als sie liefen, wurde einer erschossen, ebenso auch ein Polizist. Dann ergriffen die Mörder die Pferde und Schlitten im Hof und entkamen über die Felder. Sie schossen dabei weiter und töteten und verletzten noch Menschen in einer Straßenbahn (darunter einen Meister von Prowodnik). In der Dunkelheit kamen Soldaten zur Hilfe und dachten, daß sie von der Straßenbahn aus beschossen würden, feuerten drauf los und töteten oder verletzten insgesamt 8 oder 12 Unschuldige (Das soll wahr sein!).Um 8Uhr wurde der Platz durch das Militär mit 4 Kanonen umstellt. Sie forderten, daß die Namen der Mörder bekanntgegeben werden sollten. Die Männer weigerten sich aber, so daß sie um 1Uhr los feuerten. Ich denke, daß 3 Schüsse abgefeuert wurden und die Leute dann nachgeben wollten. Danach wurden sie nach Waffen durchsucht und durften dann in Gruppen von sechs gehen. Um 9.30Uhr abends war alles vorbei. Jetzt sind aber die Soldaten mehr als vorher, wen verwundert es, motiviert. Ich denke, daß es keinen (oder fast keinen) Zucker mehr in der Stadt gibt. Wir haben hier etwa 10 Pfund, was uns für eine Zeit reicht. Letzte Woche streikten die Fleischer und Fleisch ist jetzt so teuer wie noch nie. Die Unruhen sind auch für den Markt schlecht, so daß er übermorgen wieder schließen wird. Mir geht es nicht so gut, da ich einen großen Essensvorrat besorgen muß und das Geld, das ich für den Haushalt ausgegeben habe, immens ist. Man bekommt ein gutes Ei zur Zeit wegen dem Eisenbahnstreik weder für Geld noch für Liebe. Wir bekamen vier Wochen lang keine Telegramme. Daraus kannst Du sehen, wie die Geschäftslage ist, wenn man zwei oder drei Wochen alte Telegramme bekommt und sie nutzlos geworden sind. Wir hoffen, daß morgen die lokalen Züge wieder fahren werden und wir am Weihnachtstag wieder Milch bekommen werden. Katta ist krank. Sie hat sich entweder erkältet oder beim herauftragen der schweren Petroleumkanne überanstrengt. Sie kann ihre Arbeit machen, aber der Arzt sagt, daß sie drei Tage nicht herausgehen soll. Sie soll am Weihnachtstag einen freien Tag haben und beim Kind von Freunden Taufpatin sein. Ich lasse sie die ganze Nacht dort bleiben, da es nicht gut für sie ist, spät nach Hause zu kommen. Am Montag um 8Uhr abends durchsuchten die Soldaten auf der Kalkstraße alle Passanten nach Waffen. Unser Wetter ist anstrengend und einfach lächerlich. Sonnabend hatten wir 5° Frost, Sonntag 10°, Montag 15°, Donnerstag 4° und heute 1° Grad.
                    Mir geht es gut, wenn es kalt ist. Ich habe solch einen schönen Pelzhut, eine Boa und einen Muff bekommen und fühle mich für die Jahreszeit richtig angezogen. Der Hut hat eine Borte aus Parma-Veilchen und weichen, grauen Federn daran. Der Pelz ist fast so weich wie Seehundsfell und die Boa ist aus japanischem Fuchs. Ich denke, daß alle Einzelheiten bestimmt Jennie und die Mädchen mehr als Dich interessieren werden, aber hier sind Pelze sehr teuer, so wie auch alle anderen Kleider. Babs ist auch sehr glücklich und sehr stolz, daß sie jetzt gehen kann. Wenn man sie zu kommen auffordert, lacht und zögert sie zuerst, packt dann mit beiden Händen ihr Kleid und watschelt dann wie eine dicke alte Frau auf einen zu. Ich wünsche mir so, daß Ihr sie alle sehen könnt, bevor sie groß wird und möchte Euch Sachen erzählen, die man nicht alle schreiben kann (weil die Zeit fehlt, die Briefe zu schwer würden und man auch nicht weiß, in welche Hände sie fallen könnten. Leute trauen sich nicht offen miteinander zu sprechen und sehen sich dabei um. Sie flüstern aus Angst vor ihren Bediensteten, oder weil es ein Passant auf der Straße hören könnte. Wir haben es natürlich besser als die anderen, weil wir immer englisch sprechen). Ich möchte doch kein Flüchtling werden und alles hinter mir lassen! Ich möchte gerne komfortabel für einen Urlaub herüberkommen, wenn ich es jemals schaffen sollte. Baby würde zuerst vor Euch angst haben, auch wenn Ihr Abstand haltet, außer bei Paddy und Puss. Sie würden dann aber schnell ihr Herz gewinnen. Rudolf machte mit uns heute nachmittag eine einstündige Schlittenfahrt aus der Stadt heraus über die Düna herüber. Es war herrlich, aber es ist schade, daß es so unsicher ist, hier zu leben. Babs war einige Tage lang nicht draußen, da es so kalt war und hat sich sehr gefreut, als sie ihren Mantel sah und Katta sie anzuziehen begann.
                    Donnerstag: Heute haben wir wieder 13° Grad Frost. Du weißt, daß hier das russische Thermometer, bei dem 14° Grad 60° Grad Fahrenheit entsprechen. Nun kannst Du sicher ausrechnen, wie kalt es bei uns ist. Ich bin sicher, daß mein Wintermantel schwerer als Deiner ist, weil er auch noch wattiert ist. Ich habe heute den Weihnachtsbaum gekauft und ein ein Mann, brachte ihn mir nach Hause. Es ist so ein riesiger Baum, der sogar einige Zapfen hat. Ich wollte eigentlich letzte Nacht meine Walnüsse vergolden, anstatt nach Hause zu schreiben. Wenn ich noch länger warte, komme ich nicht dazu, da ich noch Banksachen fertig machen und den Baum schmücken muß. Das dauert alles lange. Wir gehen am Weihnachtsabend um 4.30Uhr zur Kirche. Dort ist ein netter kurzer (lutherischer) Gottesdienst. An der Kanzel sind zwei riesige Bäume angezündet. Dieses Jahr wollen wir den Baum, bevor wir gehen, fertig haben und ihn früh anzünden, bevor Babs ins Bett geht. Erzähle James, daß ich den Weihnachtsmann, den er mir letztes Jahr geschickt hat, an den Baum hängen werde. Wir wollten dieses Jahr oft ins Theater gehen, aber es war so unruhig, daß wir es nicht konnten. Wir gingen zu einer Soiree und einer Lotterie zugunsten Blinder, wo ich zwei herrliche Puppen gewonnen habe, die einschlafen können und vollständig beweglich sind. Ich werde jetzt aber mit der Schreiberei Schluß machen. Heute haben wir drei Guardians vom 6., 8. und 15. Dezember bekommen. Wenn es aber schlecht ausgeht, mußt Du Dich bei Konsul, Mr. Woodhouse oder bei Vieze-Konsul Mr. Breslau oder bei Rudolfs Familie nach Dora erkundigen, aber ich hoffe, daß alles gut ausgeht. Ich kann den Gedanken nicht loswerden, daß plötzlich eine große Meute kommt.
                    Liebe Grüße, auch von Rudolf, Deine Lily
                    Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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                    • Frank K.
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                      • 1318

                      #55
                      Dokument 44: Riga, Box 257, Freitag (Januar 1906).
                      Lieber Arthur,
                      Dora freut sich sehr über ihr Buch. Es kam gestern an und ich klebte Karton auf den Einband. Sie hat noch so ein ähnliches Buch. Rudolf hat es auch so eingebunden, da sie eine so unscheinbare Sache nicht als Buch erkennt. Rudolf kam mit ihm unter seinem Arm feierlich herein. Als sie es gesehen hatte, sprang sie sofort von meinem Knie und rief: "Up-a, Up-a, Up-a". Sie war davon so aufgeregt, daß es 1 1/2 Stunden dauerte, bis sie einschlief, als sie im Bett war. Es ist ein schönes Buch und das alte Alphabet ist mit neuen Bildern aktualisiert. Sie nennt das Buch "Ark", weil das erste Bild im Buch ein Bogen (englisch: arch) ist und wir es ihr erzählt haben. Habe ich Dir erzählt?
                      Bis jetzt beschränkt sich ihr Wortschatz auf:
                      Ark = Buch, Buba oder Bu-wu = Hund, oder etwas wollenes oder pelziges,
                      Tatta = Katta, Adieu = Auf Wiedersehen, (auch, wenn man ihr die Hand gibt ),
                      Ay-yah = Bett, müde usw. Pi = wenn sie einen lieb hat oder etwas streichelt,
                      T-tu = Verloren, weggegangen, verschwunden.
                      Sie krächzt und meckert und sagt Mama, Papa und versteht alles, was wir sagen. Johanna, Rudolfs verheiratete Schwester in Libau, schickte ihr eine große Kiste voll Würfel, aus denen man Bilder zusammensetzen kann. Sie ist sehr davon angetan und liebt Puppen sehr, die richtiges Haar haben. Sie legt sie hin und sagt "Ah-yah" und streichelt "Bub-ba". Zu einer Fahrt mit dem Pferd sagt sie das, was die Fuhrleute sagen, aber ich kann es nicht so gut nachsprechen. Es hat lange genug gedauert, bis ich es aussprechen konnte. Es klingt wie "Prrrr", aber man muß es hören, um es zu verstehen. Ich fand es zuerst sehr lustig.
                      Rudolf ist weggegangen, um Karten für "Little Dorrit" heute abend zu kaufen. Er liest zur Zeit das Buch und schimpft darüber. Es ist so langatmig und langweilig (ich denke, daß es für ihn schlimm ist). Rudolf liebt Fiktion nicht so sehr und bevorzugt Fakten. Ich kenne Galuriaux (wie spricht man ihn eigentlich aus?) nicht, außer, daß ich seinen Namen in einer Ballade von Andrew Lang gelesen habe. Ich mag Kriminalromane nicht so, außer denen von S. Holmes. Jetzt muß ich das mögen, was ich bekommen kann, nur um etwas zu lesen zu haben. Rudolf hat "Die Woche", eine Wochenzeitung, bestellt, die mit unserer "Ill.Lou.News" zu vergleichen ist. Er sagt, daß darin auch viele der gleichen Bilder sind, wie in der ersten Ausgabe, die gerade gekommen ist. Ich habe für Jennie ein kleines Holzbrett gekauft, auf dem von jemand, der vorbeikam, ein Bild eingebrannt wurde. Es wird aber noch eine Weile dauern, bis jemand, den ich darum bitten kann, nächsten Sommer nach England kommt. Vielleicht kommt Mrs, Schultz nächsten Sommer. Am liebsten würden wir selbst kommen, aber das wäre nicht so gut. Das ist jetzt mein Wolkenkuckucksheim. Es wird nicht zustande kommen, bist Rudolf einen kompetenten Mann hat, den er allein zurücklassen kann. Der kleine Kalender für Florrie enthält alle Namen, Tage und Feiertage. Wie kommen dieses Jahr Eure und unsere Ostern und die Pfingstwoche zusammen?
                      Liebe Grüße Lily.
                      Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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                        • 22.11.2009
                        • 1318

                        #56
                        Dokument 45: Für Vater

                        Lieber Arthur,
                        meine genauen Statistiken haben mir wenig Platz übrig gelassen, um noch eine Zeile an Dich oder Jennie zu schreiben. Sag Jennie, daß sie nicht übertreiben und sich mehr ausruhen soll. Du lieber Himmel! Sie sollte hier die Frauen sehen! Sie würden sich am liebsten umbringen, wenn sie ein Zimmer abstauben müßten. Aber diese Luft ermüdet so sehr, oder es ist vielleicht das Leben hier in diesen engen Wohnungen. Du siehst, daß ich den Scheck immer erwarte. Schicke doch bitte Ada 8/- Wenn Du es zufällig bekommst, dann kaufe mir E.Lears "Nonsense Book" und für Babs das Buch "The Owl & the Pussy Cat". Ich sehne mich danach. Schreibe bitte ihren Namen hinein. Sie hat solche Freude daran. Sie hat jetzt sechs Bücher, kennt schon fast alle Bilder und freut sich an "Pears´ Soap". Sie schreit immer und macht ihn nach, wenn sie ihn sieht. Sie geht schon allein herum und versteht alles, was man sagt. Sie sagt zu Katta "Tatch" oder "Tatta". "Daddy" und "boots" sagt sie auch, und wenn sie ins Bett gehen will, sagt sie "Batch". Sie sagt "Too-too batch", das heißt: "zieh meine Schuhe aus". Wenn sie gefüttert, umgezogen und gewaschen ist, bringen wir sie ins Bett, lassen sie zurück, dann geht sie allein schlafen. Das gleiche mittags. Sie schläft normalerweise zwei oder drei Stunden. Ich wünsche mir, daß es für Dich einen Weg gibt, sie zu sehen. Manchmal wundere ich mich, wie ich vorher so lange ohne sie leben konnte. Sie fordert meine ganze Aufmerksamkeit, so daß es mit dem Briefe-Schreiben jetzt vorbei ist. Auf wiedersehen und liebe Grüße an Euch beide von uns beiden. Eure Lily.

                        Statistik der Überfälle usw. in Riga im Januar 1906


                        Zeit 1.Januar
                        8.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Restaurant in der Revaler Straße
                        9.00 Überfall auf einen Straßenbahn Schaffner bei der "Prowodnik" Fabrik
                        10.00 Bewaffneter Raubüberfall auf einen Soldaten in der Kostromaer Straße
                        11.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Patrouille in der Alexander Straße
                        2.Januar
                        10.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Weinhandlung in der Augusten Straße
                        16.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Spirituosenhandlung in der Matthai Straße
                        18.30 Mord an einem Polizeioffiziers in der Ritter Str.
                        21.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Lager Straße
                        22.00 Bewaffneter Raubüberfall auf die Nordeckshof Station
                        3. Januar
                        7.00 Mord an einem Polizisten bei der "Atlas" Fabrik
                        14.30 Mord an einem Polizisten in der Alexander Straße
                        4.Januar
                        11.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Witebsker Straße
                        14.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Gertruden Straße
                        16.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung auf der Mitauer Chaussee
                        21.00 Mord an einem Privatmann, Bauskechen St.
                        5. Januar
                        8.00 Raubüberfall auf die Livland Alkoholkammer
                        12.15 Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in Scheyenbusch
                        13.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Mr Straße
                        14.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bierhandlungin der Lager Straße
                        15.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Privathaus in der Sadonikow Straße
                        15.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Stein Straße
                        16.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bierhandlung in Kalneryeem Straße (??)
                        19.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Warenhaus in der Schmidt Straße
                        19.30 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Haus in der Revaler Straße
                        22.45 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Straßenbahn Depot in der Mitauer Chaussee
                        6. Januar
                        12.00 Bewaffneter Raubüberfall auf den Manager einer Schnaps Handlung
                        19.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Straßenbahn in der Oreler Straße
                        19.30 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Geschäft in der Revaler Straße
                        21.00 Bewaffneter Überfall und schwere Verwundung eines Polizisten in der Maurer Straße
                        7. Januar
                        nachts Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Jaroslawchen Straße
                        dito Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bierhandlung in der Dorpater Straße
                        10.00 Bewaffneter Raubüberfall auf den Direktor der Fabrik "Eickert"
                        11.00 Bewaffneter Raubüberfall und Verwundung einer Privatperson in der Sprenk Straße
                        11.30 Bewaffneter Raubüberfall und Verwundung einer Person an der Ecke der Sprenk Straße
                        14.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Moskauer Straße
                        15.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Privatperson auf dem Petrikirchen Platz
                        15.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Schulen Straße
                        15.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps in Moskauer St.
                        15.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Dorpater Straße
                        16.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Geschäft in der Artillerie Straße
                        17.30 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Weinhandlung in der Moskauer Straße
                        20.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bierhandlung in der Färber Straße
                        21.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bierhandlung in der Marien Straße
                        21.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Geschäft schwere Verwundung eines Geschäftsmannes in Scheyenbusch
                        9. Januar
                        13.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bierhandlung in der Marien Straße.
                        13.30 Bewaffneter Raubüberfall auf einen Weinkeller in der Marien Straße
                        14.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Restaurant in der Marien Straße
                        16.00 Bewaffneter Überfall auf eine Dragonereinheit in der Marien Straße
                        17.30 Bewaffneter Überfall auf eine Kosakeineinheit in der Revaler Straße.
                        19.30 Bewaffneter Raubüberfall und Ermordung eines Mannes in der "Glover" Fabrik
                        10. Januar
                        10.00 Bewaffneter Raubüberfall auf die Solitude & eine Polizeistation
                        10.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Alexander Straße
                        12.15 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Kurmanow Straße
                        13.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Gertruden Straße
                        15.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Mitauer Straße
                        15.15 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Matthäi Straße
                        15.30 Bewaffneter Überfall auf ein Warenhaus in der Nikolai Straße
                        16.15 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Warenhaus in der Nikolai Straße
                        16.15 Bewaffneter Überfall auf eine Polizeipatrouille in der Jaroslawski Straße
                        18.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Weinhandlung in der Alexander Straße
                        19.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bierhandlung in der Sand Straße
                        19.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Warenhaus in der Elisabeth Straße
                        11. Januar
                        14.00 Bewaffneter Angriff auf einen Offizier in der Sambowchen Straße
                        14.00 Bewaffneter Angriff und schwere Verwundung eines Kosaken in der Nikolai Straße
                        14.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Jaroslawchen Straße
                        15.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bierhandlung in der Dorpater Straße
                        15.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Schmidt Straße
                        14.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Dünaburger Straße
                        14.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Witebsker Straße
                        15.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Suworow Straße
                        15.30 Bewaffneter Raubüberfall auf einen Apotheke in der Lager Straße
                        17.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Schnaps Handlung in der Tauen Straße
                        12. Januar
                        17.30 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Restaurant auf der Petersburg Chaussee
                        17.30 Bewaffneter Raubüberfall und Mordversuch in einem Geschäft in der Alexander Straße
                        20.30 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Geschäft in der Laboratorium Straße
                        13. Januar
                        19.00 Bewaffneter Angriff auf zwei Polizisten in der Adler Straße
                        19.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Hause in der Hapsaler Straße
                        22.30 Bewaffneter Angriff auf einen Straßenbahn-Schaffner in der Jakobstädter Straße
                        23.00 Bewaffneter Angriff auf eine Straßenbahn in der Stintsee Straße
                        14. Januar
                        7.15 Bewaffneter Raubüberfall auf den Kassen Schalter der zentralen Versorgungsstation
                        14.00 Bewaffneter Angriff und schwere Verwundung eines Privatmannes in der Jaroslawchen Straße
                        15. Januar
                        20.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Restaurant in Scheyenbusch
                        16. Januar
                        19.00 Verletzung eines Privatmannes in der Jaroslawchen Straße
                        19.00 Mord an einem Hausbesitzer in der Kalnergerm Straße 183(???)
                        22.30 Angriff auf einen Wachmann in der Jaroslawchen Straße
                        17. Januar
                        8.15 Bewaffneter Überfall auf den Detektiv des Gefängnisses in der Stadtmitte und schwere Verletzung von Soldaten und Polizisten
                        16.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Restaurant in Scheyenbusch
                        17.00 Bewaffneter Überfall auf eine Patrouille der Berittenen Polizei in der Marien Straße.
                        18.00 Mord an dem Wachmann der Fabrik "Eickert"
                        19.00 Schießerei vor dem Polizeihauptquartier
                        18. Januar
                        17.00 Mord an einem Portier in Lindenchen Str. 7
                        17.30 Bewaffneter Angriff auf einen Polizeioffizier in der Matthäi Straße
                        19.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Geschäft in der Gymnast. Straße
                        19.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bäckerei in der Romanow Straße
                        Januar 19.
                        11.30 Bewaffneter Raubüberfall auf einen Privatmann in der Poltawaschen Straße
                        17.45 Bewaffneter Raubüberfall auf die Milchhandlung Engelhardtshof im Sand.
                        18.30 Bewaffneter Angriff und Verwundung von drei Polizisten in der Bullenschen Straße
                        21.45 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Warenhaus in der Dorotheen Straße
                        21.45 Bewaffneter Raubüberfall auf einen Bahnbeamten der Dünaburg Eisenbahn
                        20. Januar
                        19.30 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Warenhaus in der Lager Straße
                        20.30 Bewaffneter Raubüberfall auf Margarethen Str.20
                        21. Januar
                        13.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Apotheke in der Marien Straße
                        16.15 Bewaffneter Raubüberfall auf einen Pfandleiher in der Theater St.
                        16.45 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Warenhaus auf der Petersburger Chaussee
                        19.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Warenhaus in der Rustenschen Straße
                        20.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Warenhaus in Weidendamm
                        20.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bierhandlung in der Elisabeth Straße
                        23.30 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bierhandlung auf der Petersburger Chaussee
                        23.30 Bewaffneter Angriff auf eine Patrouille auf dem Puschkin Boulevard.
                        22. Januar
                        19.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Geschäft in der Teich Straße
                        19.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Geschäft in der Elisabeth Straße
                        23. Januar
                        Beschießung von General Orlows Zug
                        18.30 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Geschäft in der Romanow Straße
                        21.00 Bewaffneter Raubüberfall auf einen Privatmann auf der Nikolai Brücke
                        24. Januar
                        13.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Weinhandlung in der Romanow Straße
                        18.00 Mord an einem Arbeiter der Fabrik "Phönix"
                        18.00 Bewaffneter Raubüberfall auf einen Privatmann in der Nähe der Ponton Brücke
                        19.00 Bewaffneter Raubüberfall auf eine Bierhandlung in der Marien Straße
                        25. Januar
                        21.00 Raubmord an einem Polizeidiener
                        21.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Geschäft in Duntenhof
                        23.30 Bewaffneter Raubüberfall auf einen Privatmann in der Kirchen Straße
                        26. Januar
                        7.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Hause in der Milch Straße
                        10.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Hause in der Peterholm Straße
                        15.00 Bewaffneter Raubüberfall auf ein Restaurant auf der Petersburg Chaussee
                        17.00 Mord an einem Geschäftsmann und Beraubung des Geschäftes in der Bullenschen Straße

                        Es lohnt sich fast nicht, noch mehr herauszuschreiben, da es immer wieder eine Wiederholung ist. So kannst Du jetzt sehen, wie wir hier leben und dies ist noch eine vergleichsweise ruhige Zeit. Was würdest Du zu solch einer "Ruhe" in einer englischen Stadt sagen?
                        Laß es bitte auch Alf sehen, da ich keine Zeit habe, eine zweite Kopie zu machen. Ich dachte, es würde Euch alle interessieren. Natürlich passiert noch viel mehr, aber man hört davon nicht so, wie von den oben beschriebenen Vorgängen.
                        Zuletzt geändert von Frank K.; 16.05.2010, 17:54.
                        Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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                        • Frank K.
                          Erfahrener Benutzer
                          • 22.11.2009
                          • 1318

                          #57
                          Dokument 46: Riga, Dienstag in der Osterwoche 1906:
                          Lieber Arthur,
                          Wir haben, wie es scheint, auf einmal 8 Tage lang Sommer gehabt. Vorletztes Wochenende waren Frieda und John von Libau herüber gekommen. Es war noch richtiger Winter und noch dickes Eis. Sie verließen uns am Sonntag um 11Uhr. Als wir am Montag aufstanden, schien die Sonne und es war so warm und blieb die ganze Woche so, daß wir uns jetzt wohl fühlen. Letzten Sonntag (Palmsonntag, Babys Tauftag) gingen wir alle an den Strand. Es war so herrlich, daß ich nicht sicher war, wie Babs ihren Mittagsschlaf halten könnte, da sie sich normalerweise von 12Uhr bis 2.30Uhr oder 3Uhr ausruht. Als wir sie um 10.30Uhr ins Bett legten, war sie sofort weg. Wir weckten sie um 12Uhr auf, nahmen den 12.40Uhr Zug, hatten einen schönen Nachmittag und kamen um 6Uhr wieder heim. Jetzt geht sie schon etwas heraus und freut sich ihres Lebens, haßt es aber, wieder hereinzugehen. Es war Kattas freier Sonntag, aber sie mag solche Tage wie diese und reist 2.Klasse mit uns, ißt an unserem Tisch im Hotel mit, geht aber am Ostermontag zu einer Hochzeit und wird von Sonntagabend bis Dienstag früh weg sein. Sie mußte Baby ins Bett bringen und aß um 7.30Uhr zu Abend, dann ließ ich sie gehen, da unsere Küche ein schicklicher Ort ist, daß dort ein Mädchen nur bei Licht sitzen kann. Dann setzten Rudolf und ich uns gemütlich hin und lasen. Unser Fenster war den ganzen Tag offen. Als Katta am nächsten Morgen zum Saubermachen ins Büro ging, flog aus einem Pflanzenbehälter am Fenster ein Kanarienvogel (Rudolf schrieb dort gerade noch, nachdem ich ins Bett gegangen war. Ich wundere mich, warum ihn das Licht nicht störte). Sie fing ihn und steckte ihn in einen Korb. Als ich dann aufwachte, machte ich einen improvisierten Käfig aus einem Papierkorb, der mit einem Tablett abgedeckt wurde, bis ich zum Markt gehen konnte. Dort bekam ich für ihn den größten Käfig, den ich finden konnte. Ich sagte bei jedem Käfig, den sie mir zeigten "Noch größer!", bis ich zufrieden war, da ich denke, daß es zu grausam ist, ihn in einem kleinen Käfig zu halten. Es ist grausam genug, sie überhaupt in einen Käfig zu sperren, aber es wäre viel schlimmer, den kleinen Wanderer wieder heraus zu schmeißen. Er fühlte sich sofort zu Hause, ist sehr gesellig und ein dankbares Wesen. Er fürchtet sich gar nicht, will so nahe wie möglich sein und singt wundervoll. Wir, besonders Babs, haben Freude an ihm. Sie sagt zu ihm "Pe-ow pe-ow" (Katta hat ihr beigebracht, wie sich die Kücken unterhalten). Er verbrachte gestern die meiste Zeit mit baden, essen und trinken und sieht heute viel besser aus.
                          Wir haben am Sonntag eine kleine, möblierte Villa gesehen, für die 300 Rubel Miete verlangt wird. Man stelle sich das vor! 300 Rubel sind ein normaler Preis. Dann muß man noch die Kosten für das Essen, die Fahrtkosten (jeden Tag für Rudolf) und alles andere dazurechnen. Riga ist zum Leben doch ein furchtbar teurer Ort! Ich habe jetzt meine Zahnarztbesuche begonnen und war schon viermal dort. Ich denke, daß er schon zwei Zähne gefüllt hat.
                          Was macht Ted in seiner neuen Anstellung? Man muß mit den Kunden sprechen, es sich angenehm machen und dem Schicksal seinen Lauf lassen! Schreibe mir bitte einen langen Brief, wenn Du Zeit hast.
                          Liebe Grüße von uns beiden, Deine Lily.
                          Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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                          • Frank K.
                            Erfahrener Benutzer
                            • 22.11.2009
                            • 1318

                            #58
                            Dokument 47: Riga am Sonntag nach Ostern 1906, 11Uhr morgens.
                            Lieber Arthur,
                            Vielen Dank für Deinen Scheck. Hast Du vergessen, 6/- für das "Nonsense Book" zu behalten?
                            Hast Du es vielleicht vergessen zu berücksichtigen.
                            Katta und Babs sind draußen und ich warte auf das Essen. Sobald ihre Ladyschaft hereinkommt und schlafen geht, werden wir unser übliches Sonntag-Morgen-Programm beginnen und zur Post gehen, da es schlecht geht, mit Babs zur Kirche zu gehen. Das Wetter bei uns ist wieder kühl geworden. Bis gestern war es wie im Sommer und ich ging in einer leichten Sommerjacke heraus. Ostersonntag war absolut herrlich. Wir gingen wieder bis zum Kurhaus am Strand von Majorenhof und fuhren weiter durch Edinburg I und II nach Bilderlingshof. Das klingt besser als die Wirklichkeit, da die Straßen am Strand richtig naturbelassen sind. Im Sommer versinkt man im Staub, bei nassem Wetter in knöcheltiefem Matsch. Jetzt sind darin tiefe Furchen eingepflügt, die Droschken jedem Moment zum umstürzen bringen können. In Bilderlingshof gingen wir zum Strand. Obwohl es schon sehr heiß war, war das Eis am Strand noch nicht geschmolzen. Man kann einen Sommer an dieser Küste verbringen, ohne das Meer zu sehen, da die Häuser in einer Reihe vor den Sanddünen stehen und dahinter Nadelwald und kleine Häuser. Bis 10Uhr morgens sind die Badestunden der Männer und den Damen ist der Zutritt zum Strand verboten. Dann um 1Uhr mittags sind die Damen an der Reihe und die Männer haben keinen Zutritt. Während dieser Zeiten kann man, wenn man will, am Strand baden gehen. Danach muß man vom Steg verschwinden, der ins Meer führt. Das Ufer ist für alle frei. Es ist eine schreckliche Einrichtung, da dadurch verhindert wird, daß man zur besten Zeit zusammen zum Meer gehen kann. Rudolf und ich können nie zusammen gehen, nicht einmal am Sonntagmorgen.
                            Wir kamen nach 6Uhr heim. Katta erwischte den 7Uhr Zug und fuhr nach Assern zur Hochzeit einer Cousine, die am Montag sein sollte. Sie kam Dienstag um 9Uhr früh zurück, hatte bis 6Uhr morgens getanzt und sah aus, als wäre sie eine Woche lang nicht im Bett gewesen.
                            Mittwoch gingen wir ins Theater um einen österreichischen Star zu sehen, der hier ist. Er ist besser als unsere Truppe. Ich sah ihm gerne zu, habe aber vom Stück nicht viel gesehen. Das Stück spielt in der Zeit des Siebenjährigen Krieges während der Besetzung von Frankfurt am Main durch die Franzosen. Die gesamte Familie Goethes war beteiligt. Goethe selbst wurde von einem Mädchen dargestellt. Ich denke, daß dadurch alles verdorben wird.
                            Am Freitag waren zwei Damen zum Tee hier, eine Russin und eine Deutsche (hier auf Besuch von Nijni Nowgorod). Dienstag war ich bei Mrs. Schultz zum Tee. Das war das Programm dieser Woche, außer zwei Zahnarztterminen vor dem Frühstück. Ich gehe lieber früh, da man dann nicht so ekelhaft lange im Wartezimmer warten muß. Der Zahnarzt wohnt ganz nahe bei uns. Unser Vogel ist ein Schatz. Wir haben ihm ein Weibchen gekauft, aber sie haben noch nicht Freundschaft geschlossen, da sie heftig mit ihm streitet. Sie reißt ihren Schnabel auf und entfaltet ihre Flügel wie ein kleiner Habicht. Wenn er ihr zu nahe kommt dann zwitschert sie ihm ziemlich vorwurfsvoll zu. Ich denke, daß er kein richtiger Kanarienvogel ist, weil er etwas von einem Hänfling hat. Er ist so eingefärbt und nicht vollständig gelb, nur etwas kleiner und schmaler. Er hat eine kräftige Stimme. Als Katta gestern den Käfig putzte, flog er heraus. Rudolf entdeckte ihn, wie er an den Tischtuchfransen zog und versuchte, sie fortzubringen, um daraus ein Nest zu bauen. Er ging selbst wieder zurück, war schon vorher draußen und ist sehr vorsichtig, den Käfig nicht zu verlieren. Wie in aller Welt erlaubte Paddy, daß noch einen Hund und eine Katze dazukamen? Ist er wirklich so freundschaftlich zu anderen Tieren? Wie haben sich Vivy und Reggie entwickelt und wie ergeht es Syd? Ich habe nichts mehr von ihnen gehört, aber möchte es wissen.
                            Wir sprechen darüber, ob wir von hier weggehen sollen. Dieser Ort ist im Winter so unkomfortabel, und ist es so eng. Wir haben nur vier Räume, von denen es in einem zu dunkel zu sitzen ist, der andere so groß wie eine Streichholzschachtel und wegen dem Büro und allen anderen Sachen. Ich denke aber, daß wir es langfristig versuchen sollten. Mieten sind hier so furchtbar hoch. Die Strandwohnung macht noch eine zusätzliche Miete aus. Wir möchten wegen Babs vor Pfingsten gehen, damit sie dort lange sein kann, weil es ihr gut tut. Für Rudolf ist es aber eine große Anstrengung, weil er jeden Morgen und Abend eine mehr als einstündige Straßenbahnreise auf sich nehmen muß (besonders, da er nicht vor 7Uhr abends aufhört). Ich möchte nicht gerne unseren Markt im Sommer verlassen, höhere Preise zahlen und schlechte Ware zu bekommen. Ganz zu vergessen, den ganzen Komfort der schönen Betten und Stühle für drei Monate zu verlassen. Wir wollen für sie viel frische Luft haben, da sie die Veranlagung zu Rachitis hat. Sie ist auch nicht O-beinig, aber ihre Knochen sind schwach und der Doktor meint, daß ihre Rippen sehr kräftig sind. Man sagt, daß frische Luft und gutes Essen, besonders Fleisch, gut sind, aber in letzter Zeit mag sie Fleisch nicht so sehr. Dr. Berg meint, obwohl man es sonst sagt, daß sie für Lebertran noch zu jung ist. Die Babies können aber "Scott´s Emulsion" einnehmen, wenn wir sie hier nur bekommen würden. Zum Frühstück ißt sie Porridge und ein Ei und trinkt Milch dazu. Zu Mittag ißt sie sehr wenig. Etwas Suppe, und dann etwas Manna oder Reispudding und etwas Mich dazu. Am Nachmittag ißt sie eine Apfelsine und dazu ein Bisquit. Zum Abendessen ißt sie ein Ei, Manna oder Brot, dazu Butter und Milch. Ich denke, daß sie wirklich frische Luft braucht, die sie hier nicht hat. Am Strand ist es natürlich besser als in der Stadt und sehr mild. Dann würdest Du überrascht sein und sehen, wie kraftlos ich bin. Ich werde von allem und nichts müde. Im ersten Jahr habe ich Rudolf noch mit Energie erschöpft gemacht. Alle sagen, daß sie sich nach dem Winter genau so fühlen, aber das will ich nicht. Ich habe kaum den Wunsch nach einem Spaziergang und nehme lieber eine Droschke, wenn der Weg länger als 10 Minuten weit ist. Ich bin dann immer dankbar, wenn es 10Uhr abends ist und ich ins Bett gehen kann.
                            Hast Du in den englischen Zeitungen gelesen, wie Gorki und die Amerikaner sich von einander angeekelt fühlen? Ich denke, daß die Schauspielerin es ihm sehr angenehm machte. Es ist schade, wenn ein solch prominenter Mann kein einfaches Leben führen kann. Hast Du nichts mehr von Annie F. gehört? Ich frage mich oft, wie es ihr wohl geht. Mann kann nicht so lange mit jemandem leben und dann von einem Moment zum anderen aus den Augen verlieren. Ich möchte so gerne Euch allen etwas schicken, aber ich bekomme einfach nicht die Gelegenheit dazu. Ich dachte, Mrs, Schultz würde diesen Sommer herüber fahren, aber es kommt nicht aus. Ich weiß nicht, ob irgend jemand fahren wird. Ich kann es nicht mit dem Dampfer allein schicken, da Du dann viel mehr Zoll zahlen würdest, als es die Mitbringsel wert sind. So erging es hier auch Rudolf. Habe ich Dir schon einmal davon berichtet, daß mir Mrs. Barret zwei Kinderkleider schickte und wir die Annahme verweigerten, weil sie dafür 16/- Zoll verlangten. Ich werde die Sachen so bald wie möglich schicken, aber ich hasse es, jemanden zu bitten, da wir hier so wenig Bekannte haben und wir so viele verrückte Sachen erleben. Es wäre schön, wenn ich selbst herüberkommen könnte und sie Euch selbst erzählen könnte. Ich habe 10/6 für ein Kinderkleid bezahlt und ihr am nächsten Tag ein kleines holländisches gemacht, wollte aber ein dunkles machen, hatte aber kein Schnittmuster. Sie ist so spaßig und spricht mehr deutsch als englisch, da es einfacher ist "Ei" zu sagen, als "egg", "Bitte" einfacher als "please" und "Danke" einfacher als "thanks", aber sie kann es nicht aussprechen und sagt "ke" "ke". Sie sagt "Lily", meint aber "Sella", das lettisch "Puppe" bedeutet. Sie sagt auch "Puppe" und "Dolly". Ihr Wortschatz wächst ständig. Wir wollen sie wieder photographieren lassen, wenn sie zwei Jahre alt ist und werden dann ein Photo schicken. In ihrem neuen Kleid erinnert sie mich an Daisy. Eine Dame sagte mir, daß sie sie an einem Tag mit Katta zusammen gesehen hat und bei ihr die Ähnlichkeit mit mir bemerkt hat! Sie sucht immer nach neuen Büchern, die sie ansehen kann.
                            Liebe Grüße an Jennie und alle. Deine liebe Lily B.K.
                            Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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                            • Frank K.
                              Erfahrener Benutzer
                              • 22.11.2009
                              • 1318

                              #59
                              Dokument 48: Postkarte, abgestempelt 08.05.1906

                              Riga, Sonntag, Box 257
                              Liebe Jennie,
                              Vielen Dank für Deinen und Florries Brief. Beide, sowie das Formular von A. habe ich gerade bekommen. Ich freue mich über das G.O.P. oder überhaupt etwas, wenn es nicht für zu viel Aufregung sorgt, aber ist es nicht furchtbar nachlässig, mir immer das zu schicken, was ich schon kenne. Mir ist zum Glück nichts besonderes passiert, außer daß ich nur ausgezehrt bin. Wir haben am Strand eine nette Villa gemietet, die nur 5 Minuten weit vom Zug, vom Meer und vom Wald weg liegt. Dienstag fahren wir hin. Wir müssen all unsere Töpfe und Küchensachen mitnehmen, die ich noch packen muß. Ich werde Dir von dort aus einen langen Brief schicken. Olive ist auch schön geworden. Unsere Vögel haben drei Eier und ich frage mich, wie sie den Umzug überstehen werden. Bertie soll im September heiraten. Es ist schon sehr heiß und ermüdend, aber Baby erträgt es gut. Deine L.B.K.
                              Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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                              • Frank K.
                                Erfahrener Benutzer
                                • 22.11.2009
                                • 1318

                                #60
                                Dokument 49: Riga, Box 257, Dienstag, im Mai 1906.
                                Liebe Florrie,
                                Es tut mir so leid, daß Du es nicht geschafft hast. Es muß eine große Enttäuschung gewesen sein. Es ist sehr mutig von Dir, es noch einmal zu probieren und ich hoffe, daß Du es dieses Mal schaffst. Du hast es jetzt schon einmal probiert und weißt jetzt vielleicht besser, wie es abläuft usw.
                                Das kann Dir dabei helfen. Wenn Du aber wieder durchfällst, dann denke nicht, daß Vater, Mutter oder irgend jemand Dich für dumm halten wird. Wir alle wissen es besser, aber manchmal ist es einfach Glück, wenn wir die richtigen Fragen bestellt bekommen. Ob Du es schaffst, oder auch nicht, dann hast Du auf jeden Fall sehr viel Kenntnisse dabei gesammelt. Ich weiß, daß Du jetzt denken wirst: "Du lieber Himmel! Tante Lily kann wirklich predigen!" Daher werde ich jetzt aufhören und etwas interessanteres schreiben.
                                Letzten Freitag ging ich zu einem großen "Kaffee Klatsch", der bei Mrs. Mitchell an deren Namenstag stattfand. Sie ist eine vulgäre, gewöhnlich aussehende, laute Frau, aber sehr wichtig und gutherzig und sehr von sich sehr eingenommen. Sie ist hier, seit sie ein Mädchen ist und ist in ihrer Art ziemlich deutsch (über die Hälfte der Gäste waren Deutsche und auch einige Russen). Zum Tee gab es Schokolade (mit Schlagsahne darauf), Kaffee und (im Unterschied zu den englischen Damen) Tee zu trinken. Dazu gab es kleine Kümmelkuchen mit einigen Körnern darauf, so wie man es bei richtigem Kümmelkuchen macht. Ich habe doch wirklich den englischen Namen dafür vergessen. Dazu Stücke von Stritzel, einer Art Teekuchen, der mit Safran gelb gefärbt ist. Bevor man geht, bekommt man Wein und ein Stück Kuchen oder Sahne vom Konditor. Ich kam aber vor diesem Ritual davon. Um 4Uhr, als ich nach 7Uhr nach Hause kam, mußte ich an Babs denken. Ich schnitt Sommerunterwäsche zu und nähte sie heute zusammen, da ich, wenn ich es schaffe, heute alles fertig machen will. Danach will ich etwas am Meer faulenzen und nur baden und mit Babs zusammensein. Aber bevor diese glückliche Zeit anbricht, muß ich noch eine Reihe von Zahnarztterminen überstehen, die ich ab Sonnabend vor mir habe. Mrs. Whittle und ich gingen gestern zusammen hin. Er hat so viel zu tun, daß er vor nächstem Sonnabend keine Zeit für mich hat. Furchtbar viele Menschen haben hier falsche Zähne. Sie laufen ununterbrochen zum Zahnarzt und haben damit zu tun. Ich habe noch nie zuvor so viele Zahnärzte wie in dieser kleinen Stadt gesehen. Sie geben einem kein Gas. Entweder bekommt man Chloroform oder gar nichts. Wenn er mir Zähne ziehen will, dann aber nur mit Chloroform.
                                Onkel Rudolf gab mir letzte Woche einige schöne Geschenke. Einen Diamantring, eine Brosche, und ein Armband. Er bat mich, mit ihm auszugehen, als ich gerade mit Marmelade einkochen fertig wurde und kaufte sie mir. Jetzt wird mich die Marmelade immer wieder an Diamanten erinnern, und umgekehrt.
                                Vorletzte Woche gingen wir ins Theater, um "Undine" zu sehen. Es ist eine schöne Oper. Wir wollten heute abend gehen und einen "Star-"Schauspieler ansehen, der eine Woche lang hier ist, aber Rudolf bekam keine Karten mehr, da sie schon vor dem Mittagessen ausverkauft waren. Alle Andenken, die mir Vera geschickt hat, stecke ich auf einen Schirm, den ich für Babs aus Onkel Alfs Weihnachtsnummern gemacht habe. Wünsche James von mir viel Glück. Ich hoffe, daß er seine langen Tage nicht zu langweilig findet. Jetzt erwähnt niemand mehr Paddy. Er ist ein ruhiger alter Hund geworden, der die ganze Zeit schläft. Jetzt ist es Zeit für das Abendessen von Babs.
                                Auf Wiedersehen Florrie von Deiner lieben Tante Lily.
                                P.S. Der Geburtstag von Baby ist nicht vor dem 14.Juli. Jetzt ist der "Namenstag" von Dora. Sie ist jetzt erst 20 Monate alt.
                                Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

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