Befreiungskriege - russ. Orden

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  • eisvogel
    Benutzer
    • 21.01.2009
    • 24

    Befreiungskriege - russ. Orden

    Hallo,

    ich suche Informationen darüber, ob es Aufzeichnungen über die vom russ. Zaren an preuss. Kriegsteilnehmer der Befreiungskriege verliehenen Auszeichnungen gibt und wo man ggf. nachforschen kann.

    Über einen Vorfahren George Schilewski ist in der Stadtchronik von Allenstein vermerkt, daß er den St. George Orden erhalten hat. Es handelt sich nach meinen Recherchen um einen russ. Orden (so ist es auch in der Familie überliefert).

    Ich habe aber keine Erklärung, wofür er diesen Orden bekommen hat. Die familiäre Überlieferung lautete dazu, daß er Führer der Compagnie gewesen sein soll, welche Allenstein im Befreiungskrieg zu stellen hatte. Aber er wird in der Chronik nicht bei der Auflistung der Kriegsteilnehmer aufgeführt und bei den Angaben über die Orden, welche die Allensteiner Kriegsteilnehmer erhielten, fehlt bei ihm - im Gegensatz zu den anderen - die Angabe eines militärischen Ranges. Außerdem war er 1813 bereits ca. 70 Jahre alt, unterlag also nach seiner 30jährigen Militärdienstzeit schon lange nicht mehr der Wehrpflicht.

    Es besteht die Möglichkeit, daß er sich den Orden bei der Belagerung von Danzig verdient hat, aber ich habe bisher in Büchern über die Danziger Belagerung darüber nichts finden können, obwohl dort wohl nicht allzuviele 70jährige mitgekämpft haben dürften und zwar auch noch so, daß sie dafür ausgezeichnet wurden.

    Weiß jemand, wo man Informationen zu den verliehenen russ. Auszeichnungen finden könnte ? Wäre für jeden Hinweis dankbar !

    Grüße
  • Jensus
    Erfahrener Benutzer
    • 24.11.2006
    • 2464

    #2
    Hallo,
    als Kompanie-Führer müsste er auf jeden Fall mindestens Oberleutnant oder Hauptmann
    (auch Capitain zu der Zeit genannt) gewesen sein (tendiere aber eher zum Hauptmann).
    Und ich denke mal das es dann um das russische (silberne) Georgskreuz oder Georgsmedaille geht.

    Da er Offizier war - müsste er definitiv in ein Offiziers-Rang- & Quartier-Liste verzeichnet sein.
    Diese Ranglisten/Bücher wurden jährlich neu verfasst und sind auch noch komplett erhalten,
    man müsste mal in der Rangliste im Zeitraum um 1813 (und danach) nachsehen.
    Zwei Ranglisten aus der (unmittelbaren) Zeit gibt es auch Online:


    Gruss Jens

    Nachtrag: leider keinen "Schilewski" in den Ranglisten 1806-1827 gefunden!:


    ... mit 70 Jahren Kompanie-Führer, halte ich mittlerweile auch für ausgeschlossen,
    selbst für eine Bürgerwehr wäre es vermutlich schon zu alt. Evtl. hat er den Orden für
    irgendwelche Verdienste als Privatmann erhalten (deswegen evtl. keine Rang-Angabe!?!)
    Zuletzt geändert von Jensus; 22.01.2009, 00:54.

    Kommentar

    • eisvogel
      Benutzer
      • 21.01.2009
      • 24

      #3
      Danke für die Hinweise und Links.

      Nach meinen Recherchen könnte er auch als 70jähriger auf folgende Weise nochmal in den Soldatendienst gelangt sein :
      Er hatte wohl nach 30jähriger Militärzeit eine Versorgungsstelle erhalten, als Landreuther und zuerst auch Steuereintreiber.In den Befreiungskriegen bestand nach meinen Recherchen Wehrpflicht für Männer von 17-40 wobei jede Gemeinde ein gewisses Kontingent zu stellen hatte. Von 15-60 Jahren bestand Verpflichtung zum Landsturm, wobei dieser Landsturm gleichzeitig ausgefallene Männer der Landwehr ersetzen mußte, also als Entsatz diente. Der Landsturm wiederum sollte vielfach von ausgedienten Soldaten unterwiesen werden, möglicherweise wäre er also zusammen mit den von ihm unterwiesenen Landsturmmännern als Entsatz für die Landwehr in die Kämpfe geraten. Vielleicht auch nicht ganz unfreiwillig, wenn er zuvor 30Jahre gerne Soldat war und im übrigen die Begeisterung für die Befreiungskriege sehr groß war.
      Was halten Sie von dieser Möglichkeit, als Privatmann jedenfalls soll er die Auszeichnung nicht erhalten haben.

      Viele Grüße

      Nachtrag :
      Ich habe in den Offizierslisten auch gestöbert, verstehe sie aber so, daß lediglich adelige Offiziere aufgeführt sind? Der meinige war leider nicht adelig, dann wärs wahrscheinlich einfacher.
      Zuletzt geändert von eisvogel; 22.01.2009, 13:09.

      Kommentar

      • Jensus
        Erfahrener Benutzer
        • 24.11.2006
        • 2464

        #4
        Hallo,
        das bis 60 Jahren mit dem Landsturm ist schon richtig, aber noch mit 70 Jahren - auch mit
        militärischer "Berufserfahrung" halte ich nach wie vor für eher unwahrscheinlich das er
        nochmal offiziell in den militärischen Dienst des Landsturmes ernannt wurde.
        Eine Art Führung der Bürgerwehr halte ich da generell noch für eher möglich, in extremen
        Krisenzeiten oder z.B. bei Belagerungen von Gemeinden - da wurde schonmal "Mann und Maus"
        zur Verteidigung aufgestellt. Nur ein Gedanke von mir - ich weiss es ja auch nicht, da sollte
        man schon mal einen Militärhistoriker dazu befragen.

        Was mich etwas mehr irritiert - ist die Tatsache das er in keiner Rangliste auftaucht, nach 30 Jahren
        Militärdienstzeit müsste er eigentlich schon mindestens Major sein! In der Regel (nach untadeliger
        Führung) sollte man nach ca. 24-27 Jahren schon Stabsoffizier (also Major und mehr) sein.
        Noch etwas zu der Internet-Seite mit den Ranglisten, richtig die beschäftigen sich mit Adelsforschung,
        aber trotzdem sind dort alle Offiziere namentlich aufgelistet - unabhängig davon ob adelig oder bürgerlich.
        (Der Zusatz "von", "Freiherr", "Graf"..etc... im Familiennamen weist evtl. noch auf ein adelige Herkunft hin! )
        Diese Ranglisten wurden jährlich neu verfasst und sind absolut korrekt und unumstösslich!
        Nach 30 Jahren müsste er (meiner Meinung nach) zu 1.000%ig Sicherheit in Einer zu finden sein,
        wenn nicht - dann war er nie Offizier, was meiner Meinung nach 30 Jahren Dienstzeit unmöglich ist
        oder etwas stimmt mit Deinen Quellen nicht!?! Evtl. musst Du Dir mal eine alte Rangliste besorgen.

        Mal eine Frage, sind Deine Quellen aus der damaligen Zeit oder wurden sie später einmal von
        (z.B.) einem Stadthistoriker recherchiert und zu einer neuen Stadtchronik verfasst?
        Ich habe schon ein paar Chroniken gelesen, wo selbst mir schon aufgefallen - dass das so nicht
        ganz stimmen kann! Ob jetzt nur ein Übertragungsfehler oder Zusammenhänge falsche interpretiert!
        Was mir (in meiner eigenen Familienforschung) auch schon aufgefallen ist, das bei der Transkription alte
        Dokumente so manches komplett falsch "übersetzt" wurden und dann später so "verfälscht" publiziert wurde!
        Ich will hier niemanden auf den "Schlips" treten, aber es geht nichts über original eingesehene Dokumente!
        Gruss Jens

        p.s.: mir ist eingefallen das ich eine preussische Rangliste von 1798 ja selbst habe und wenn er um 1813
        Hauptmann gewesen war - müsste er dort als Leutnant oder Oberleutnant verzeichnet sein!
        Werde mal darin nach seinem Namen suchen. Melde mich dann wieder!
        Zuletzt geändert von Jensus; 23.01.2009, 06:55.

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        • eisvogel
          Benutzer
          • 21.01.2009
          • 24

          #5
          Hallo Jensus,

          kein Problem mit "auf den Schlips getreten fühlen", ich freue mich über jeden, der was weiss und weiterhilft, weil ich mich Militär selbst praktisch gar nicht auskenne und mich diese story aber interessiert, weil sie so ungewöhnlich ist.

          Sie haben natürlich recht, das mit den Originalurkunden ist ein Problem.
          Das meiste was ich darüber weiss, stammt aus Aufzeichnungen meines Urgroßvaters, der bis vor dem II. Weltkrieg viele Urkunden dazu gesammelt hatte, die aber bei der Flucht verlorengingen. Aus seinen erhaltenen gebliebenen Aufzeichnungen über diese Urkunden geht aber klar hervor, daß noch vor dem II. Weltkrieg eine Urkunde vorhanden war, in der "der Königsberger Oberst und Regiments-Kommandeur dem Georgius Schlewski nach 30jähriger Militärdienstzeit wegen ständigen Wohlverhaltens die Landreutherstelle in Allenstein" verleiht. Diese habe er selbst gesehen, weil sie nach dem Abriß des Hauses von George Schilewski in einem Dielenboden versteckt wieder zum Vorschein gekommen sei.
          Ich interpretiere diese Urkunde so, daß er sich offenbar durchaus gut geführt hatte und diese Landreutherstelle als Versorgungsposten erhalten hat, es also quasi seine Entlassung in den Ruhestand war. Die Militärdienstzeit soll von 1767-1797 gedauert haben. Ist eine Landreutherstelle denn für einen Offizier eine "angemessene" und normale Versorgung gewesen, wissen Sie das ?

          Zu der Frage des "späten Kriegseinsatzes" habe ich nur die mündliche Überlieferung in der Familie sowie aus einem Nachdruck der "Chronica der Königlich Ostpreußischen Stadt Allenstein vom Jahre 1800 ab" von Hugo Bonk, Urkundenbuch der Stadt Allenstein, eben die Bestätigung durch jene Textstelle, wo alle Militärangehörigen mit den im Befreiungskrieg erhaltenen Auszeichnungen aufgeführt werden mit der Angabe, wo sie diese verdient haben. Es werden vor George Schilewski zwei Soldaten aufgezählt, welche bei der Belagerung Danzigs ihre Auszeichnung verdient haben und dann heißt es weiter

          "St. George Orden erhilte Schilewski desgleiche"

          Aus desgleiche habe ich geschlossen, daß auch er offenbar seinen Orden dort verdient hatte. Es sind im Rahmen dieses Textes keinerlei Würdigungen von Privatpersonen oder von Verdiensten, die nicht mit dem Krieg zu tun hatten erwähnt, es bezieht sich eindeutig nur darauf, deswegen komme ich darauf, daß diese Überlieferung trotz ihrer Ungewöhnlichkeit dennoch zutreffend sein könnte. Dabei gehe ich aufgrund des Alters allerdings auch davon aus, daß er nicht als Soldat "zwangsreaktiviert" wurde, sondern freiwillig dabei war

          Ach ja, ziemlich fit für sein Alter und für diese Zeit muß er damals durchaus gewesen sein, weil er wenige Jahre zuvor eine wesentlich jüngere Frau geheiratet hatte und 1812, im Jahr vor dem Kriegseinsatz, mit ihr einen Sohn hatte und er danach auch noch über 20 Jahre gelebt hat; er starb erst 1834.

          Grüße
          Zuletzt geändert von eisvogel; 23.01.2009, 11:37.

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          • Jensus
            Erfahrener Benutzer
            • 24.11.2006
            • 2464

            #6
            Hallo,
            ah - schade das die original Dokumente nicht mehr erhalten blieben!
            Und das er in Königsberger Oberst und Regiments-Kommandeur war - ist ein wichtiger Hinweis!
            Da seine Militärdienstzeit von 1767-1797 dauerte, habe ich mal in meiner (kurzgefasste) Rangliste von 1790 nach-
            gesehen, aber leider nichts gefunden! Aber als Offizier müsste er auf jeden Fall in irgendeiner Rangliste stehen!!!

            Auch auf folgende Seite fand sich auch kein passender Kommandeur: http://preussenweb.de/regimentaltneu.htm
            Es ist schon etwas ungewöhnlich das man zu einem Oberst & Kommandeur nirgends einen Hinweise mehr findet!??
            Meiner Meinung nach - ist es auch nicht gerade "Standesgemäss" das ein hoher Stabsoffizier sich seinen Ruhestand als
            Landreuther finanzieren musste - er müsste doch für ein (Militär)-Pension berechtigt gewesen sein!?!
            (Ein Landreuther ist doch eine Art Gerichtsvollzieher!?? oder?!?).

            Und zum: "St. George Orden erhilte Schilewski desgleiche", interpretiere ich genau wie Sie. Aber als
            hoher Offizier müsste er schon eine höhere Stufen erhalten haben, also den Orden des Heiligen Georg,
            vermutlich die 3. oder 4. Klasse. Mal ganz unverbindlich, evtl. gibt es da sogar noch Verleihungslisten???
            Da muss ich mich aber nochmal bei jemanden erkundigen!
            Nachtrag dazu: Leider konnte mir niemand sagen, ob es tatsächlich noch Verleihungslisten dazu gibt!

            Leider habe ich zur altpreussischen Militärgeschichte nur sehr wenig Ahnung und noch wenig Literatur,
            daher würde ich Ihnen empfehlen ein Militärhistoriker zu kontaktieren, evtl. hier mal nachfragen:

            ... oder vielleicht hat hier noch jemand einen guten Rat: http://www.deutsche-heereskunde.de/


            Also dann noch weiterhin viel Erfolg bei der Recherche!
            Gruss Jens

            p.s.: evtl. hilft das ja irgendwie weiter!??:
            Die Struktur und Zuordnung der preußischen Armee 1813:
            Selbständiges Corps Danzig:
            Infanterie:
            - 4.Ostpreußisches Landwehr-Infanterie-Regiment (3 Bataillone, 1 Freiw. Jäger-Detachement)
            - 5.Ostpreußisches Landwehr-Infanterie-Regiment (3 Bataillone)

            Kavallerie:
            - 4.Ostpreußisches Landwehr-Kavallerie-Regiement (4 Eskadrons)
            - 5.Ostpreußisches Landwehr-Kavallerie-Regiement (4 Eskadrons)

            Artillerie:
            - schwere 6-pfd. Fuß-Batterie Nr. 23 prov.
            Zuletzt geändert von Jensus; 28.01.2009, 23:53.

            Kommentar

            • eisvogel
              Benutzer
              • 21.01.2009
              • 24

              #7
              Danke nochmals für die vielen Hinweise und Links und die Angaben zur Organisation haben mir jetzt schon weitergeholfen !

              Grüße

              Nachtrag für andere, die ebenfalls nach preuss. Soldaten suchen. Es gibt ein Buch "Die Jäger und Schützen des preussischen Heeres" von Carl Friedrich Gumtau mit diversen Ranglisten, Personenangaben usw. unter :
              Zuletzt geändert von eisvogel; 26.01.2009, 15:54.

              Kommentar

              • eisvogel
                Benutzer
                • 21.01.2009
                • 24

                #9
                Danke Jens, das Buch ist schon mal hilfreich um herauszufinden, bei Erfüllung welcher Voraussetzungen welche Ordensklasse verliehen wurde.

                Grüße

                Kommentar

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