Warum diese Wege? Wo ist die Tochter?

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  • brougier
    Erfahrener Benutzer
    • 07.11.2007
    • 119

    Warum diese Wege? Wo ist die Tochter?

    Hallo!
    Ich brauche mal eure Denkhilfe: mein Vorfahre A. Rougier kam um 1800 aus Ruffec/F nach Erfurt. Dort heiratet er 1806 seine Frau (deren Vater dort als Soldat ansässig war, aber ursprünglich aus Mainz stammte). Im Jahr 1806 hat er das Erfurter Bürgerrecht erworben und arbeitete als französischer Sprachmeister. In den folgenden Jahren können wir anhand der Geburten einen Weg verfolgen: 1806 Erfurt, 1808 Erfurt, 1815 Geseke, 1817 Geseke, 1822 Malmedy/B, später anhand er Heiratseinträge der Kinder noch Emmerich, Heerden en Aardt/NL und Mainz, wo er verstarb.
    Im Jahr 1820 gibt es im Einwohnermeldebuch Geseke den Eintrag, dass er noch eine 10-jährige Tochter haben soll. Aus den Geburtseinträgen kann man das auch lesen (z.Bsp. 3. Knabe, 6. Kind u.s.w.). Folglich muss etwa 1810 ein Kind geboren worden sein.
    Wieso ist der Mann soviel herumgekommen? Was führte ihn immer weiter? Wie kam er überhaupt nach Erfurt? Wo ist diese Tochter geboren? Wie könnte ich sie finden?
    Vielleicht hat jemand einen Geistesblitz, der mich weiterbringt. Mir geht das einfach nicht aus dem Kopf.
    Gruß,
    Brougier
  • Dorothea
    Erfahrener Benutzer
    • 01.03.2008
    • 1415

    #2
    Hallo Brougier,
    ich könnte mir vorstellen, dass er als französischer Sprachmeister sicher auch unterrichtet haben wird. Nun, entweder mußte er sich selbst immer wieder neue Wirkungsstätten suchen oder aber er selbst war als Sprachmeister/Linguist, als Lehrer bei einer herrschaftlichen Familie angestellt, die so viel herumzog, so dass er immer folgen mußte? Mal so als Möglichkeit gedacht.
    Gruß Dorothea -

    Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.
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    • Hina
      Erfahrener Benutzer
      • 03.03.2007
      • 4661

      #3
      Hallo Brougier,
      ich denke, das viele Umziehen hatte tatsächlich mit seinem Beruf zu tun. Sprachmeister waren zwar Sprachlehrer, unterrichteten aber nicht an Schulen oder gar Universitäten. Sie waren auch keine Linguisten, brauchten keine Nachweise, wie sehr qualifiziert sie in der Sprache waren und ob sie überhaupt pädagogische Fähigkeiten besaßen. Sie hatten keine feste Anstellung, sondern waren selbständig, verdingten sich in privaten Haushalten als Sprachlehrer. Besonders viele taten das für die französische Sprache. Dadurch war es für diese Lehrer ein sehr schwerer Broterwerb, der es oftmals erforderte, auch woanders sein Glück zu versuchen. Sicher wurden diese Sprachlehrer auch desöfteren anderswohin weitervermittelt.
      Viele Grüße
      Hina
      "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

      Kommentar

      • Dorothea
        Erfahrener Benutzer
        • 01.03.2008
        • 1415

        #4
        Nur zur Ergänzung: Das Wort Linguist findet man in diesem Zusammenhang hier: http://www.andreas-karstens.de/Berufe/berufe_li.htm
        als alte Berufsbezeichnung für Sprachmeister.
        Gruß Dorothea -

        Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.
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        • viktor
          Erfahrener Benutzer
          • 17.01.2007
          • 1187

          #5
          Ich denke mal, dass der Mann im Auftrag der franz. Staatsverwaltung tätig war.
          Unter Napoleon gehörte Erfurt zu Frankreich. Alle deutschen Gebiete, die entweder direkt zur Republik Frankreich gehörten (Rheinland) oder als Satellitenstaat (Königreich Westfalen) von Frankreich gesteuert wurden, hatten eine Verwaltung nach französischem Recht.
          Wo sollen denn auf einmal die vielen, jetzt benötigten Leute herkommen, die der französischen Sprache mächtig waren ?
          Der Mann hat halt Entwicklungshilfe in Sachen Bilingualität geleistet.

          Aus Wikipedia :
          1802 kamen Stadt- und Landgebiet Erfurt gemäß dem preußisch-französischen Vertrag als Entschädigung zum Königreich Preußen. Nach der Niederlage der Preußen in der Schlacht von Jena und Auerstedt kapitulierte die Stadt am 16. Oktober 1806. Am 17. Oktober wurde die Stadt kampflos durch die Truppen Napoleons besetzt. Dieser erklärte 1807 Erfurt zusammen mit Blankenhain als Fürstentum Erfurt zu einer kaiserlichen Domäne.
          PS.: Erfurt gehörte vorher zum Kurfürstentum Mainz

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          • viktor
            Erfahrener Benutzer
            • 17.01.2007
            • 1187

            #6
            Fakten : nach 1815 wurde Erfurt preußisch, ebenso Geseke und auch Malmedy. Emmerich wurde nach 1815 wieder preußisch.
            Vorher unter Napoleon waren alle Städte entweder Teil des franz. Kaiserreiches oder irgendwie satellitenmäßig zu Frankreich gehörig.
            Anscheinend war er auch den Preußen nützlich, denn die übernahmen ja Verwaltungswesen, die etliche Jahre französisch geprägt waren vorher.
            So würde ich mir das zusammenreimen.
            Ich würde mich mit den Stadtarchiven Erfurt und Emmerich in Verbindung setzen. Vielleicht können die Spuren des Rougier in den Verwaltungsunterlagen finden.

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            • anika
              Erfahrener Benutzer
              • 08.09.2008
              • 2631

              #7
              Warum diese Wege

              Hallo
              Zur Geschichte und der französischen Herrschaft am unteren Niederrhein
              wozu auch Emmerich gehörte www.Mosaik-Verein Kleve.de.Dort sind viele Links einzusehen.
              anika
              Ahnenforschung bildet

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              • Hina
                Erfahrener Benutzer
                • 03.03.2007
                • 4661

                #8
                Zitat von Dorothea Beitrag anzeigen
                Nur zur Ergänzung: Das Wort Linguist findet man in diesem Zusammenhang hier: http://www.andreas-karstens.de/Berufe/berufe_li.htm
                als alte Berufsbezeichnung für Sprachmeister.
                Gruß Dorothea -
                Hallo Dorothea,

                das ist interessant, dass Andreas Karstens das so aufführt, denn ein Linguist ist eigentlich ein Sprachwissenschaftler/-forscher.

                Sowohl in Grimms Wörterbuch als auch bei Adelung wird übrigens angemerkt, dass man den gewerbsmäßigen Lehrmeister in einer Sprache nur in der gemeinen Sprache Sprachmeister nennt, in der anständigen Sprechart heiße er Sprachlehrer .

                Viele Grüße
                Hina
                "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                • brougier
                  Erfahrener Benutzer
                  • 07.11.2007
                  • 119

                  #9
                  Hallo!
                  Erst mal vielen vielen Dank für euer Mitdenken! Genau das brauche ich in diesem Fall. Ich bin geschichtlich leider nicht so toll bewandert wie Vikotor, weshalb mir diese Zusammenhänge nicht klar waren. Klingt einleuchtend!
                  Ich bin nicht sicher, ob er für die Franzosen arbeitete, denn er erwarb ja sofort (laut Dr. Matscha/Archiv Erfurt) das Erfurter Bürgerrecht. Seine Kinder haben teils sehr hohe Paten, aber aus seinem eigenen Geburtseintrag in Ruffec geht hervor, das er Sohn armer Leineweber war, die weder lesen, noch schreiben konnten...ein weiteres Rätsel also...
                  In Emmerich weiter nachzufragen macht sicher Sinn. Bisher hatte ich nur eine Heiratsurkunde, aus welcher hervorgeht, dass er dort ansässig war.
                  Er wird in anderen Urkunden als Partikuleur oder Privatmann genannt. Ich konnte aus den Urkunden recht viel herauslesen, aber das hat das Rätsel teils nur größer gemacht. Einer seiner Söhne wurde Oboist und hat sogar mit Clara Schumann zusammen gespielt. D.h., irgendwie konnte er den immerhin 6 Kindern eine recht gute Ausbildung zukommen lassen. Ein anderer stand einer Pianoforte Fabrik in Hamburg vor. Ich lande immer wieder bei interessanten Hinweisen, komme aber nicht zum Ende.
                  Gruß,
                  Brougier

                  Kommentar

                  • Dorothea
                    Erfahrener Benutzer
                    • 01.03.2008
                    • 1415

                    #10
                    Zitat von Hina Beitrag anzeigen
                    Hallo Dorothea,

                    das ist interessant, dass Andreas Karstens das so aufführt, denn ein Linguist ist eigentlich ein Sprachwissenschaftler/-forscher.

                    Sowohl in Grimms Wörterbuch als auch bei Adelung wird übrigens angemerkt, dass man den gewerbsmäßigen Lehrmeister in einer Sprache nur in der gemeinen Sprache Sprachmeister nennt, in der anständigen Sprechart heiße er Sprachlehrer .

                    Viele Grüße
                    Hina
                    Hallo Hina,
                    etwas gewundert hatte ich mich auch, aber was hat es nicht alles schon gegeben, so dass ich meine Verwunderung beiseite schob.
                    Gruß Dorothea -
                    Habe Deinen Beitrag jetzt erst gesehen!

                    Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.
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                    • anika
                      Erfahrener Benutzer
                      • 08.09.2008
                      • 2631

                      #11
                      Warum diese Wege

                      Hallo
                      Kennst du den Link www.ongen.de eine Datenbank mit Familien am unteren Niederrhein. Ansonsten würde ich mich ans Stadtarchiv Emmerich wenden da es in Emmerich drei Kirchen gibt in denen getauft wurde und deren Taufbücher vorhanden sind.
                      anika
                      Ahnenforschung bildet

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                      • Dorothea
                        Erfahrener Benutzer
                        • 01.03.2008
                        • 1415

                        #12
                        Zitat von brougier Beitrag anzeigen
                        Hallo!
                        .......
                        Er wird in anderen Urkunden als Partikuleur oder Privatmann genannt.
                        Gruß,
                        Brougier
                        Hallo Brougier,
                        in meinem Französisch Wörterbuch steht bei Particuleur = Privatmann. Das ist also ein und dasselbe.
                        Gruß Doorthea -

                        Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.
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                        • brougier
                          Erfahrener Benutzer
                          • 07.11.2007
                          • 119

                          #13
                          Hallo!
                          Nochmal danke für all die Links und Infos. Es ist in diesem Forum immer so klasse, dass jeder mitdenkt/-rätselt. Ahnenforschung hat doch immer was von Detektivarbeit und wir sind alle neugierig ;o)...
                          Was mich auch noch sehr beschäftigt, ist die schon erwähnte Tochter. 1820 als Kind eingetragen und ich finde einfach keinen Geburtsnachweis und auch keine Sterbeurkunde. Allerdings weiß ich auch nicht, wo ich noch suchen soll. Zwischen der Station Erfurt und Geseke muss es noch eine Station gegeben haben. Wie kann ich rausfinden, welche das gewesen sein kann?
                          Gruß,
                          Brougier

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                          • anika
                            Erfahrener Benutzer
                            • 08.09.2008
                            • 2631

                            #14
                            Warum diese Wege

                            Hallo
                            Ich würde versuchen die Heiratseinträge der Kinder zu finden. Da es ja kein alltäglicher Familienname ist.
                            anika
                            Ahnenforschung bildet

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                            • Merle
                              Erfahrener Benutzer
                              • 27.07.2008
                              • 1274

                              #15
                              Hallo brougier,

                              wenn ich Dich richtig verstanden habe, hast Du die Heiratseinträge der Kinder ja schon und kannst dadurch sehen, wo der Vater überall gewohnt hat.

                              Gibt es in Geseke denn keinen Hinweis, wo er zuletzt gewohnt hat, bevor er dort hingezogen ist? Ich könnte mir vorstellen, daß man bei der Anmeldung in einer neuen Stadt ja angeben mußte, wo man herkam. Oder reichte da das Geburtsdatum?

                              Eine Möglichkeit wäre natürlich, in allen Orten, wo die Familie nach Geseke gewohnt hat, nach einer Sterbeurkunde der Tochter (oder einer Heiratsurkunde) zu suchen. Aber bei der Vielzahl der Orte ist das fast nicht machbar. Ich weiß allerdings nicht, ob es in den Niederlanden bzw. Belgien nicht auch schon einiges online gibt.

                              Gruß
                              merle

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