Entbindungen

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  • saburasti
    Erfahrener Benutzer
    • 14.09.2012
    • 304

    Entbindungen

    Liebe Mitforscherinnen und Mitforscher,

    irgendwann bin ich durch Zufall darüber gestolpert, dass eine meiner Ur-Ur-Ur-Vorfahrin nicht im Heimatort, sondern in einem Entbindungsheim einer ganz anderen Stadt gebar.

    Ich stelle mir jetzt die Frage (ich hoffe das kommt jetzt klar genug rüber) was gab es damals - also im 18. od. 19. Jahrhundert - an Möglichkeiten, für die Geburt der unehel. Mütter?

    Bin für jegliche Begriffe wie man das damals nannte dankbar.

    LG
    Saburasti
    Suche: Boxhorn, Escher, Hammerschmid(t), Heyder, Hillenmaier aus Dinkelsbühl, Kochnisch/Kochniss od. Kochnich, Langbein, Macheleit, Treuner, Tröbs u. Zeiner. Alle aus dem Raum Oberfranken (Ludwigsstadt, Gräfenthal, Issigau, Ebersdorf,Steinbach a.d. Heide, Langenau)
  • Roswitha
    Erfahrener Benutzer
    • 10.10.2009
    • 507

    #2
    Hallo Saburasti,
    in Göttingen gab es zu dieser Zeit das Accouchierhaus.

    In dem Buch "Göttingen ohne Gänseliesel" steht ein ausführlicher Bericht darüber.
    Viele Grüße
    Roswitha
    Suche nach Kreutzburg, Kreuzburg, Creutzburg, Creuzburg.

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    • Roswitha
      Erfahrener Benutzer
      • 10.10.2009
      • 507

      #3
      Hier die Geschichte des Accouchierhauses und der Frauen, die dort entbinden ließen, noch mal ausführlicher.
      von Leonhard Link Bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts waren Professoren der Universität Göttingen um die Entstehung und Konsolidierung einer akademischen Wissenschaft des Entbindens bemüht. In …

      Viele Grüße
      Roswitha
      Suche nach Kreutzburg, Kreuzburg, Creutzburg, Creuzburg.

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      • Scherfer
        Moderator
        • 25.02.2016
        • 2512

        #4
        Zu just diesem Göttinger Entbindungshaus ist kürzlich übrigens auch ein Buch erschienen:

        Kommentar

        • Roswitha
          Erfahrener Benutzer
          • 10.10.2009
          • 507

          #5
          Ah interessant.
          Ich besitze das Buch "Göttingen ohne Gänseliesel", in dem 2 Berichte von Jürgen Schlumbohm, erschienen sind. Die Titel in dem Buch: " Ledige Mütter als "lebendige Phantome" oder Wie die Geburtshilfe aus einer Weibersache zur Wissenschaft wurde." 10 Seiten. Danach kommt "Die Geschichte einer Patientin, Catharine Magdalena Völker aus Allendorf, entbunden in der Gebäranstalt zu Göttingen am 29. November 1815." 4 Seiten. Sehr aufschlussreich.
          Viele Grüße
          Roswitha
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          • assi.d
            Erfahrener Benutzer
            • 15.11.2008
            • 2676

            #6
            Hallo, meine Vorfahrinnen aus Westböhmen und aus Osthessen haben alle zu Hause entbunden. Auf dem Land gab es so etwas nicht. Ich, Bj. 1968 und meine 4 Jahre ältere Schwester sind die ersten, die im Krankenhaus zur Welt kamen.
            Ledig oder ehelich, entbunden wurde früher daheim.

            Gruss
            Astrid

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            • Roswitha
              Erfahrener Benutzer
              • 10.10.2009
              • 507

              #7
              Hallo Astrid,
              im allgemeinen hast du recht, aber es gab eben auch Ausnahmen. Diese Entbindungshäuser hat es in einigen Städten ja nachweislich gegeben.
              Eine Ururgroßmutter von mir hat ihr erstes uneheliches Kind im Göttinger Accouchierhaus 1860 zur Welt gebracht. Ihr zweites Kind, meine Urgroßmutter, auch unehelich, wurde 1866 im Haus ihrer Tante geboren. Ein paar Jahre später heiratete sie und ihr 3. Kind wurde im Haus ihres Ehemannes geboren.
              Also, pauschal kann man nicht sagen: "Entbunden wurde früher daheim".
              Viele Grüße
              Roswitha
              Suche nach Kreutzburg, Kreuzburg, Creutzburg, Creuzburg.

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              • DoroJapan
                Erfahrener Benutzer
                • 10.11.2015
                • 2510

                #8
                Hallo,

                ich habe vor ca. einem Monat eine Reportage gesehen, es gab damals ein Gesetz das Damen, welche unehelich schwanger wurden in diesen Anstalten ihre Kinder gebären mussten. Allerdings kannst du das mit einer normalen Geburt im Krankenhaus nicht vergleichen. Denn während der Geburt des Kindes waren nicht nur Ärzte/Hebammen sondern auch noch sehr viele - meist männliche Studenten - mit dabei und haben sich den Prozess näher angesehen. Ich könnte mir vorstellen, das der ein oder andere Student/Arzt auch mal gerne auf "Tuchfühlung" gegangen ist... um dabei ein Gefühl zu entwickeln...Ja ja...

                liebe Grüße
                Doro
                Brandenburg: Lehmann: Französisch Buchholz; Mädicke: Alt Landsberg, Biesdorf; Colbatz/Kolbatz: Groß Köris; Lehniger, Kermas(s), Matzke: Schuhlen-Wiese(Busch)
                Schlesien: Neugebauer: Tschöplowitz+Neu-Cöln (Brieg); Gerstenberg: Pramsen; Langner, Melzer, Dumpich: Teichelberg (Brieg); Kraft: Dreißighuben (Breslau), Lorankwitz
                Pommern-Schivelbein: Barkow: Falkenberg; Bast: Bad Polzin
                Böhmen-Schluckenau: Pietschmann: Hainspach, Schirgiswalde; Kumpf: Alt Ehrenberg 243, 28; Ernst: Nixdorf 192

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                • saburasti
                  Erfahrener Benutzer
                  • 14.09.2012
                  • 304

                  #9
                  Vielen Dank , sehr interessant.

                  Vielleicht fällt Euch ja noch was ein und evtl. kann ich hier irgendwie weiter ansetzen und noch fündig werden.


                  Wie bekommt man raus wo es solche Anstalten bzw. Häuser gab? Tante Google fragen?


                  Bin für jegliche Hilfestellung dankbar und wünsche Euch ein schönes Wochenende


                  LG
                  Saburasti
                  Zuletzt geändert von saburasti; 18.08.2018, 09:16.
                  Suche: Boxhorn, Escher, Hammerschmid(t), Heyder, Hillenmaier aus Dinkelsbühl, Kochnisch/Kochniss od. Kochnich, Langbein, Macheleit, Treuner, Tröbs u. Zeiner. Alle aus dem Raum Oberfranken (Ludwigsstadt, Gräfenthal, Issigau, Ebersdorf,Steinbach a.d. Heide, Langenau)

                  Kommentar

                  • scheuck
                    Erfahrener Benutzer
                    • 23.10.2011
                    • 4383

                    #10
                    Geburten

                    Zitat von DoroJapan Beitrag anzeigen
                    Hallo,

                    ich habe vor ca. einem Monat eine Reportage gesehen, es gab damals ein Gesetz das Damen, welche unehelich schwanger wurden in diesen Anstalten ihre Kinder gebären mussten.

                    liebe Grüße
                    Doro
                    Hallo, Doro!

                    Kannst Du Dich erinnern, um welche Zeit es da hinsichtlich dieses Gesetzes ging bzw. in welcher Region das so war?

                    Meine Haasters haben eine Vielzahl unehelicher Kinder (Rheinland, Köln, Düsseldorf, Duisburg), die laut Tauf-Eintrag alle als Hausgeburten im Haushalt der Eltern bzw. irgendwelcher Tanten zur Welt gekommen sind.

                    Irgendwie kann ich mir nicht so recht vorstellen, wie man eine Schwangere per Gesetz zwingen konnte, ihr uneheliches Kind in einer solchen Anstalt zur Welt zu bringen.
                    "Vorsorge-Untersuchungen" wird es im 19.Jahrhundert (Anfang/Mitte) nicht gegeben haben, man wird auch nicht gleich einen Arzt aufgesucht haben. Welche "Obrigkeit" hatte also von einer solchen Schwangerschaft Kenntnis und konnte dann dafür sorgen, dass ein Gesetz eingehalten wurde?
                    Herzliche Grüße
                    Scheuck

                    Kommentar

                    • tvogel17
                      Erfahrener Benutzer
                      • 29.03.2010
                      • 486

                      #11
                      Hallo saburasti,


                      leider läßt Du uns über die Region völlig im Unklaren.
                      Mein Uropa wurde z.B. in Erlangen geboren, obwohl die Mutter aus Neuhof/Zenn stammte und in Nürnberg und Fürth gearbeitet hat:



                      "Das Erlanger Gebärhaus von 1828 verfügte über 12 Betten, von denen nur drei für zahlende Schwangere vorgesehen waren. Die übrigen neun dienten mittellosen Frauen, die als sogenannte Hausschwangere unentgeltlich verpflegt und entbunden wurden. Im Gegenzug mussten sie sich für leichtere Arbeiten und den Studentenunterricht zur Verfügung stellen. Hausschwangere gab es in der Erlanger Frauenklinik bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Diese Einrichtung überlebte sich erst, als die gesetzlichen Krankenkassen begannen, klinische Entbindungskosten als Regelleistung zu übernehmen.
                      Trotz der Bemühungen Bayers und seiner Nachfolger machte die Bevölkerung aus den genannten Gründen von der Möglichkeit zur Klinikgeburt zunächst nur sehr zögernd Gebrauch. Bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurden in Erlangen nie mehr als 100 Frauen pro Jahr stationär entbunden. Erst mit der Gründung einer Hebammenschule 1874 kam es zu einem stetigen Aufwärtstrend: Anfang des 20. Jahrhunderts war die Zahl der jährlichen Geburten bereits auf 400 gestiegen, in den vierziger Jahren übertraf sie erstmals die Anzahl der in der Stadt Erlangen gemeldeten Entbindungen."

                      vgl. http://www.frauenklinik.uk-erlangen....sere-historie/

                      Viele Grüße


                      Thomas

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                      • zeilenweise
                        Erfahrener Benutzer
                        • 10.07.2018
                        • 322

                        #12
                        Zitat von scheuck Beitrag anzeigen
                        Irgendwie kann ich mir nicht so recht vorstellen, wie man eine Schwangere per Gesetz zwingen konnte, ihr uneheliches Kind in einer solchen Anstalt zur Welt zu bringen.
                        "Vorsorge-Untersuchungen" wird es im 19.Jahrhundert (Anfang/Mitte) nicht gegeben haben, man wird auch nicht gleich einen Arzt aufgesucht haben. Welche "Obrigkeit" hatte also von einer solchen Schwangerschaft Kenntnis und konnte dann dafür sorgen, dass ein Gesetz eingehalten wurde?

                        Ganz einfach: der Arbeitgeber. Solche Regelungen betreffen Dienstmädchen, Fabrikarbeiterinnen, Mägde in der Landwirtschaft. Die Väter der Kinder hatten meist einen ähnlichen Geringverdiener-Job. Deshalb gab es für die beiden keine Möglichkeit, zu heiraten. Das Heiraten war gesetzlich geregelt, und man musste nachweisen, dass man für den Lebensunterhalt einer Familie sorgen konnte. Dazu gehörte auch das eigene Haus. Ich forsche da gerade zu einem unheleichen Vorfahren, geboren in Bayern 1844. Zu der Zeit mussten Männer ein Gesuch stellen, wenn sie heiraten wollten, und die Obrigkeit konnte das ablehnen. Es ging ja darum, dass die Familie nicht der Gemeinde zur Last fällt.


                        Berüchtigtes Beispiel in Irland sind die Magdalen homes. Die jungen Mütter wurden gezwungen, ihre Babys zur Adoption freizugeben, und mussten zur Strafe für ihren "unmoralischen" Lebenswandel hart arbeiten.


                        Wie die Situation für unsere deutschen Vorfahrinnen war, muss allerdings im konkreten Fall angeschaut werden, das lässt sich nicht verallgemeinern - es hängt von den Betreibern des Heims und dem gesellschaftlichen Umfeld ab.
                        Gruß, zeilenweise

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                        • scheuck
                          Erfahrener Benutzer
                          • 23.10.2011
                          • 4383

                          #13
                          Hallo, zeilenweise!

                          Ja, die damaligen Gepflogenheiten hinsichtlich der "Arbeitgeber" sind mir schon bekannt, und ich weiß auch um die diversen Ehe-Hindernisse.

                          Wahrscheinlich habe ich bei meiner Frage den Fehler gemacht, von "meinen" unehelichen Kindern in Wesel auszugehen. - Es gibt viele uneheliche Mütter, es gibt viele uneheliche Kinder; es gibt auch viele Mütter mit mehreren unehelichen Kindern.

                          Ich frage mich schon lange, wovon Mütter und Kinder gelebt haben, denn es gibt nachweislich nur eine, die eine Anstellung als Dienstmagd hatte (auch die hat ihre Kinder laut Tauf-Eintrag im mütterlichen Haushalt zur Welt gebracht).. Alle anderen haben laut Einwohnerlisten im Haushalt ihrer Mütter gelebt und sind alle "ohne Stand und Gewerbe".
                          Herzliche Grüße
                          Scheuck

                          Kommentar

                          • Wolfg. G. Fischer
                            Erfahrener Benutzer
                            • 18.06.2007
                            • 4915

                            #14
                            Magdalenenstift

                            Zitat von zeilenweise Beitrag anzeigen
                            Berüchtigtes Beispiel in Irland sind die Magdalen homes. Die jungen Mütter wurden gezwungen, ihre Babys zur Adoption freizugeben, und mussten zur Strafe für ihren "unmoralischen" Lebenswandel hart arbeiten.
                            Hier ein Beispiel aus Hamburg:

                            Das ehemalige Stift gilt als die älteste Hilfseinrichtung der Hansestadt und hat sich außerdem zum Spezialisten für Mutter-Kind-Hilfen entwickelt.


                            Mit besten Grüßen
                            Wolfgang

                            Kommentar

                            • zeilenweise
                              Erfahrener Benutzer
                              • 10.07.2018
                              • 322

                              #15
                              Zitat von scheuck Beitrag anzeigen
                              Ich frage mich schon lange, wovon Mütter und Kinder gelebt haben, denn es gibt nachweislich nur eine, die eine Anstellung als Dienstmagd hatte (auch die hat ihre Kinder laut Tauf-Eintrag im mütterlichen Haushalt zur Welt gebracht).. Alle anderen haben laut Einwohnerlisten im Haushalt ihrer Mütter gelebt und sind alle "ohne Stand und Gewerbe".
                              Vielleicht eine kleine Landwirtschaft, die ein notdürftiges Einkommen sichert? Heimarbeit? Betteln und Schulden machen? Prostitution?
                              Frauenarbeit bleibt auch deshalb oft verborgen, weil sie nicht standardisiert war wie die männliche Berufswelt - Fertigkeiten wie Stricken, Nähen oder Kunststopfen konnten Einnahmen bringen, ebenso wie die Arbeit als Zeitungsausträgerin, Wasch- oder Putzfrau. Manchmal hatten Frauen eine Reihe von solchen "Minijobs".



                              Wie viel weißt du denn über die sozialen Bedingungen in Wesel zu dieser Zeit? Da ergeben sich vielleicht Anhaltspunkte.
                              Gruß, zeilenweise

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