FN Drexhage(n)

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  • Xylander
    Erfahrener Benutzer
    • 30.10.2009
    • 6447

    #16
    Hallo Ulrich,
    die älteste bekannte Namensform, die Dein holländischer Mitforscher laut Salbuch der Grafschaft Lippe von 1620 ermittelte, ist "Jobst uffm Dreckeshagen". Damit läuft die Herleitung auf mnd. drek, dreck hinaus, hier im Sinne von Schlamm, Sumpf, Morast, Moor. Begründung s.u.

    Zu den einzelnen Vorschlägen für das Bestimmungswort:
    1. Drei Eichen
    Der ursprüngliche mnd. Name des Hagens müsste dann dre eiken/eken hagen o.ä. gelautet haben. Daraus kann mE niemals Dreckeshagen werden, das s spricht dagegen. Hochdeutscher Namensvetter wäre das tatsächlich existente Dreieichenhain in Hessen https://de.wikipedia.org/wiki/Dreieichenhain - dieses jedenfalls ohne s. Bei ON oder FN mit dreck (aber ohne s) werden die drei Eichen verschiedentlich als Möglichkeit zur Diskussion gestellt.

    2. Treck
    Die vom "ondit" vermutete Entstehungszeit nach dem 30-jährigen Krieg liegt später als die Erstnennung 1620. Außerdem wäre der Hagen vermutlich nicht nach dem Treck benannt worden, sondern nach dem Namen oder der Herkunft des Erstsiedlers. Oder nach den Treckern als Gruppe, wobei dann vermutlich Trecker(s)hagen herausgekommen wäre. Parallelbeispiele für Namenbildungen nach einem Treck oder nach den Treckern habe ich nicht gefunden. Also: klingt hübsch, stimmt aber höchstwahrscheinlich nicht.

    3. drek/dreck - Schlamm, Sumpf, Morast, Moor
    Erfordert die wenigsten hypothetischen Verrenkungen und lässt sich schlüssig ableiten. Das s ist kein Bratskartoffel-s (Fugen-s), sondern ein Genitiv-s. Der Dreckeshagen ist ein Hagen des Sumpfes/beim Sumpf.
    Parallelbeispiel: Moorshoven/Kreis Heinsberg https://de.wikipedia.org/wiki/Moorshoven#Geschichte
    Namensvetter: Dreckhagen bei Marsberg. https://books.google.de/books?id=fzV...rsberg&f=false
    Geht also auch ohne s
    (In Klammern: Namengeber von Dreckeshagen könnte auch ein Siedler namens tom Drecke gewesen sein. Aber der würde sich ebenfalls von einem Sumpf ableiten.)

    4. Ferner liefen
    Den Derk behalte ich mal zu meinem Privatvergnügen im Kopf, bisher ohne jeglichen Beweis. Nachdenken könnte man noch über mnd drechte - Tracht, im landwirtschaftlichen Sinn. Und dann suche ich immer noch ein Tier oder eine Pflanze, die mnd. irgendwie so ähnlich wie drek heißen. Gibts aber anscheinend nicht.

    Dies alles unter dem Vorbehalt, dass die Namensform von 1620 nahe am Namen zur Zeit der Gründung blieb, den wir nicht kennen. Wenn der stark abweicht, Beispiele gibts ja zuhauf, wie die frühe Neuzeit die Ursprungsnamen des Mittelalters verballhornt und vervolkstümlicht hat, dann müsste man neu nachdenken. Für die Gründung der Hagen-Orte wird allgemein die Kolonisationszeit des Hochmittelalters angenommen. Wie es speziell in Deinem Suchbereich aussieht, weiß ich nicht.

    Hier noch ein paar Links: Die Lippischen Flurnamen von Preuß, mit Erwähnung von Dreckshagen und Ableitung von Dreck - Kot, knapp daneben. Dann das neue Ortsnamenbuch für den Kreis Lippe, leider ohne Dreckshagen. Aber vielleicht entdeckst Du was zu Deinen erwähnten anderen Namen. Und schließlich zwei Artikel aus der NOZ.



    Etwa 1100 Personen tragen den Nachnamen Dreckmann, der damit zu den häufigen Familiennamen in Deutschland zu rechnen ist. Sein Ursprung ist



    Viele Grüße
    Xylander
    Zuletzt geändert von Xylander; 22.05.2018, 10:50.

    Kommentar

    • Halbpommer
      Benutzer
      • 20.01.2014
      • 44

      #17
      Bei Derk... denke ich auch an den Vornamen Dirk, dann wäre es ein Hagen eines Dirks.


      Es gab übrigens auch einen Geschichts-Professor an der Philipps-Universität Marburg/Lahn namens H.-J, Drexhage. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der sich auch darüber informiert hat. Er ist mittlerweile emeritiert.
      Edit;

      Laut genealogieonline gibt es die meisten (195) Erwähnungen des Namens in Oosterwijtwerd (233 Einwohner), Gemeinde Loppersum, Provinz Groningen, Niederlande. Evtl hilft das weiter.
      Zuletzt geändert von Halbpommer; 22.05.2018, 11:42.

      Kommentar

      • Drexhage
        Erfahrener Benutzer
        • 19.05.2018
        • 155

        #18
        Danke an alle, die mit ihren Kenntnissen, so denke ich zur Rätsels Lösung beigetragen haben. Auf den ersten Blick hört sich vieles "logisch" an, unter Berücksichtigung der zeitlichen Schiene sieht es schon etwas anders aus. Danke Xylander für diese ausführliche Ausführung.

        @Halbpommern
        Das in den Niederlanden so "viele" Drexhage auf einen Haufen wohnen ist der Tatsache geschuldet, das ein Halbbruder meiner direkten Linie als Saisonarbeiter nach Holland gekommen ist, und dort geblieben ist. Er ist wohl der Stammvater aller Drexhage in Holland.

        Kommentar

        • Xylander
          Erfahrener Benutzer
          • 30.10.2009
          • 6447

          #19
          Hallo Ulrich,
          gern geschehen. Macht ja auch Spaß, so eine knifflige Aufgabe verbunden mit einer Wanderung durch die Zeiten, von den Hagenkolonisten bis zu den Hollandgängern und mit so einem Winzort als Startpunkt. Danke dafür.

          Nur interessehalber: die Drexhage, Dreckshage usw. scheinen alle auf ein gemeinsames Urahnenpaar zurückzugehen. Hast Du es schon gefunden? Sonst böte sich das NRW-Unterforum für die weitere Suche an.

          Hallo Halbpommer,
          der Dirk/Derk oder sonstige Kurz-Dietrich bleibt wohl ein Phantom. Danke für Deinen Hinweis auf genealogie-online. Darin fand ich den von Ulrich erwähnten Stammvater der niederländischen Drexhage. https://www.werelate.org/wiki/Person...exhage_%281%29
          Nebenbei habe ich da gelernt, dass die deutschen Hollandgänger als Saisonarbeiter in den Niederlanden Hannekemaaiers - Hanneschenmäher genannt wurden - weil sie oft Hannes hießen, siehe den Johann Jobst Karl.

          Damit wären wir wohl durch mit dem Thema.

          Viele Grüße
          Xylander

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