ungewöhnliche Kirchenbucheinträge

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  • #46
    Taufen 1666 2 Mai Barbara Siebermännin, Hanßen Franken allhier Stieftochter eine Tochter getaufft, welche außer der Ehe in Hurerey und Unzucht erzeuget worden, der Vater soll seyn (weis ob er allein) Georg Hüllein, Dienstknecht zu Birckenmohr, welchen zwar, weil er die Tat beständig verneinet, ein Reinigungs-Eyd abzulegen vom hochfürstl Consistorij zu Coburgk auferleget, aber doch desselben wegen seinen berüchtigten Leichtsinn und Gottlosigkeit wiederum erlassen worden und von der Dirnen Ansprüchen der Schwängerung halber los und ledig gezehlet, Tauffzeugen waren 1) Margaretha, Hanßen Reegens Tochter 2) Margaretha, Hanß Raths Tochter 3) Hanß Wenzel, Heinrich Brückner callenbergischen Bauers Dienstknecht. Das Kind ist Margaretha genennet worden

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    • #47
      Beeerdigung 1707 den 12 Sept ist Barbara Kupfferin, Peter Kupffers Ehefrau, die da schwanger war und etwa noch 8 biß 10 Wochen vor sich hatte in dem Herrn verstorben, blözlich, war tages vorher frisch und gesundt und Morgens aber um 5 Uhr ist es Ihr ankommen, als ob sich einige Wehen finden wollen, dann der Leib geschwollen und es ihr aufgestiegen zum Herzen zu, also, daß sie vermeinet der Leib würde zerbersten, war aber eine Mutterbeschwerung und ward immer schlimmer, also daß sie gegen 3 Uhr nach mir schickten, also daß sie den Umstieg antratt, welches aber nicht mehr reden konnte, doch betete sie mit Ihrem Ehemann, ehe sich versah, kam ein Mutterfreiß darzu und machte es ohne alles Regen und Bewegen mit ihr auß, der ganze Leib war vorher kalt, der Schweiß aber lief den Rücken runter, und verstarb also unter dem gebet gegen 4 Uhr. Gott verleihe eine sanfte und seelige Ruh am jüngsten Tage aber eine hochseelige Aufferstehung zum ewigen leben, ward Mittwochs darauff begraben mit einer LeichenP. ex Hiob 14,5, der Mensch hat seine bestimmte Zeit, die Zahl an Monden, war alt 40 Jahr 1 Monat 10 Tag
      Last edited by Guest; 03.05.2010, 21:56.

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      • #48
        Taufe 1738 Julius den 25 F Jac ist Eva Kreußlichin, hiesigen Florknechts Tochter, welche bißher bey Hn Seising zu Berthelsdorff in Diensten gewesen, und allda zu Schanden worden, auf vorhergehendes verlangen hierher zu ihren Eltern gekommen und von denselben wegen vermutheter abermahligen Schwängerung hart angegangen worden, welches sie aber wie das vorige Mahl biß auf die letzte Minute hartnäckig und boßhafftig geleugnet, jedoch in wenigen Stunden nl noch selbige nacht zwischen 11 u 12 mit einer Tochter allhier eingekommen, welche den 26ten darauff getauffet worden. Die Gevattern waren Hannß Halboth, Jac Halboths, Bauers in Weidach Sohn, ledigen Standes und Barbara Müllerin, Joh Lienhardts, Bauers in Berthelsdorff Tochter, auch ledigen Standess, Infans nominabatur Barbara. Es wurde zwar Joh Ernst Stammberger, Leinewebersgesell von Berthelsdorff aus Blumenroth gebürtig zum Vater angegeben, weil aber derselbe der Schwängerungsthat weder geständig noch überführet werden können, auch den ihm zwar bekannten Reinigungseyd würcklich abzulegen bereit gewesen, also ist er vom hochf Consistorio freygesprochen worden, ist demnach dieß ein Kind ohne Vater

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        • #49
          Beerdigung 1659 Donnerstag den 4 Martij Ist d. Petrus Scharff mit einer Leichtpredigt und andern ceremonien zur Erden gar ehrlichen bestattet worden, dieser hat drey viertel Jahr einen großen aufgelauffenen Bauch gehabt; viel für Arzeney angewendet, aber nichts helffen wollen, letztlich da Er sich gar gelegt, hat er weeder Wein noch Bier getruncken, auch bey guter Gesundheit nicht viel, sondern viel Millich geßen u getrunncken, auch in seiner Kranckheit, da Er ein großes Schneitten u. reissen in Lenthen, Leib u. Nabel, d. ihn etwaß von Leib heraußgetretten u. Schwürig worden ist, gehabt, viel Ziegenmillich zur Labung getruncken, desselben toden Cörper, ist auff sein hinderlaßenes Begehren geöffnet u. von zweyen Hn Doctori der Artzney u Badern auß Coburg u Beysein etlicher Nachbarn, besichtiget worden, hat sich befunden, daß uff seinen großen Bauch, drey zwerte Finger hoch eytel Feist wie Speck gewest, etwaß in der Seiten u anders Klumppenfrei Nierrenstollen in einem Viehe, auch daß Gedherm alles mit feist zusammen, daß kleine Gedherm, hinden an die Lenthen u sonst in der Seiten, sehr angewachßen gewest, auch daß Gelünge, die eine Hertzkammer auch gantz zugewachßen gewest, auch an dem Hertz ein Stücklein Feist wie ein Dhaumen groß gewest, die Doctores haben dafür gehalten, dieße Feistigkeit sey von Speißen der vielfeltigen Milch entstanden u herkommen, habe deßwegen nür so ersticken müßen, hat sehr bey Lebens Zeit gearbeitet, ist in 40 Jahren seines Alters gestorben

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          • #50
            Beerdigung 1676 8. Marti Magdalena, Bartholomai Schellers Schaumburg. Jäger zu Grümpen Weib so am 4. als Montag nach Okuli anhero Schalkau gegangen Fische zu verkaufen und anders Geschäften obzuliegen sich aber während Abends betrunken, daß sie nicht fortkommen können, doch ist sie bis über die Hirtenwiese kommen, da sie dann am sogenannten Sand liegen bleiben müssen, darüber sie erkaltet und sich einiger leibliche Zufall ereignet haaben mag, daß sie Dienstags früh gegen 7.00 daselbst tot funden worden, worauf sie zwar von ihrem Mann nach Grümpen führet worden, so sie aber folgenden Mittwochs um einige Besichtigung anzustellen am vorigen Ort schaffen müssen, wobei man aber anderes nichts urteilen können, als was oben angezeiget worden. Worauf nach geschehenen Bericht Verordnung geschehen, daß auf Begehren nächst anderen christlichen Ceremonien und Busliedern eine LP. möge gehalten, dieselbe aber also eingerichtet worden, daß sie zu förderst das schädnliche Laster der Trunkenheit vorstelle und nachdrücklich dafür warne, welches so mündlich mir Hrn. Diacon geschehen aus dem Lucas Evangelium 21 Hütet euch, daß ihr mich nicht beschweret

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            • #51
              Taufe 1781 den 30 December ist Lorenz Rossmanns Ehefrau Cathar. Elisabetha gebohren Dreßelin mit einem Töchterlein niedergekommen, welches d. 31 dit getauft und Margaretha Barbara genannt worden. Pathe war Jgfr. Margaretha Barbara Rauscherin, weiland Peter Rauschers, Bauers zu Ahlstadt hinterlaßene eheleibl. jüngste jetzo aber Joh. Peter Ambergs daselbst Stief Tochter. das letzte Kind, nemlich Roßmans Töchterl. wurde erst von dem Vater als ein Söhnlein ausgegeben u. Joh. Peter Amberg zu Gevattern gebeten. Allein am Tauftage Vormittag wurde der Irrthum entdeckt u. erst um 12 Uhr die genannte Gevatterin gebeten. Der Irrthum soll auf diese Art entstanden seyn: der Wöchnerin Mutter hatte Hebammenstelle vertreten u. weil sie alt und etwas wahnwitzig ist, hat sie das Kind für männl. Geschlechts gehalten, besonders da es ohne Zeichen des Lebens auf die Welt gekommen, und daher von ihr gleich eingewickelt worden und erst den anderen Tag ins Bad gebracht. Auch, da ist sie ihren Irrthum noch nicht inne worden, sondern bey dem Einwickeln ist erst eine andere Frau, die eben dazugekommen, gewahr worden, daß das Kind weibl. Geschlechts war, das man für männl. ausgegeben.

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              • #52
                Beerdigung 1724 den 25 7bris Annam Elisabetham des Joh. Linnert Gatzers in Adelhausen eheliche Haußfrau eine gebohrene Poppin mit einer Leichenpredigt u. christl. Cerem. beerdiget. Diese Frau, so extra klein von Person und mit dem ersten Kinde im ander Jahr ihres Ehestandes schwanger gienge, hat über 8 Tage in Kindes Nöthen zugebracht und sind die Heßperger u. Eißhäuser Amfrauen bey ihr gewesen, am 20 7br ruffte man den Hn Marschall Chirurgen zu Rodach, vulgo Schwartzen Bader, welcher ihr beystand biß den 22 um 9 Uhr, weil aber per angustiam uteri die Geburt nicht konnte zugebracht werden u. er die Instrumente nöthig erachtete, so schrieb ich gleich an Hn D. Fehmeln, als Land Physicum zu Hhausen, daß er kommen möchte, welcher nebst Hn König, Chirurgen, auch sobalden da war u. alle samt möglichsten Fleiß anwanden biß 3 Uhr nachmittags aber alles umsonst, daher der Hr D. Fehmel resolvierte mit Zufriedenheit der Wöchnerin u. des Ehemanns die Geburt durch einen Schnitt auszunehmen, welches auch glücklich geschah und darauff die Wöchnerin sich wohl befande biß den folgenden Morgen 1 Uhr, da sich denn eine Inflammation u. zugleich Convulsionen ereignete biß um halb 9 Uhr in welcher Stunde sie unter meinem Gebet u. Einsegnungen seelig verschiede, das Kind ist sehr groß gewesen und ein Sohn gewesen, welcher der Defuncten in die Arme gegeben worden. Die Geburt hatte, wegen allzu sehr aufgelauffenen Kopfes vor Menschlichen Augen unmöglich geschehen können.

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                • Balbina
                  Erfahrener Benutzer
                  • 16.04.2010
                  • 360

                  #53
                  Originally posted by Hibol View Post
                  Beerdigung 1724 den 25 7bris Annam Elisabetham des Joh. Linnert Gatzers in Adelhausen eheliche Haußfrau eine gebohrene Poppin mit einer Leichenpredigt u. christl. Cerem. beerdiget. Diese Frau, so extra klein von Person und mit dem ersten Kinde im ander Jahr ihres Ehestandes schwanger gienge, hat über 8 Tage in Kindes Nöthen zugebracht und sind die Heßperger u. Eißhäuser Amfrauen bey ihr gewesen, am 20 7br ruffte man den Hn Marschall Chirurgen zu Rodach, vulgo Schwartzen Bader, welcher ihr beystand biß den 22 um 9 Uhr, weil aber per angustiam uteri die Geburt nicht konnte zugebracht werden u. er die Instrumente nöthig erachtete, so schrieb ich gleich an Hn D. Fehmeln, als Land Physicum zu Hhausen, daß er kommen möchte, welcher nebst Hn König, Chirurgen, auch sobalden da war u. alle samt möglichsten Fleiß anwanden biß 3 Uhr nachmittags aber alles umsonst, daher der Hr D. Fehmel resolvierte mit Zufriedenheit der Wöchnerin u. des Ehemanns die Geburt durch einen Schnitt auszunehmen, welches auch glücklich geschah und darauff die Wöchnerin sich wohl befande biß den folgenden Morgen 1 Uhr, da sich denn eine Inflammation u. zugleich Convulsionen ereignete biß um halb 9 Uhr in welcher Stunde sie unter meinem Gebet u. Einsegnungen seelig verschiede, das Kind ist sehr groß gewesen und ein Sohn gewesen, welcher der Defuncten in die Arme gegeben worden. Die Geburt hatte, wegen allzu sehr aufgelauffenen Kopfes vor Menschlichen Augen unmöglich geschehen können.
                  Ich habs jetzt mehrmals gelesen.
                  Ich bin einfach nur tief beeindruckt, dass 1724 (!!!) so ein Eingriff schon vorgenommen wurde. Dem Tonfall nach ging man davon aus, dass alles glatt läuft. Es klingt jedenfalls nicht durch, dass man eh erwartete, dass die Frau stirbt.

                  Danke für diese interessante Information


                  Gruß

                  Balbina

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                  • #54
                    ja, so sehe ich es auch.

                    Aber warum nicht?

                    Heißt nicht der Kaiserschnitt Kaiserschnitt, weil Cäsar(=Kaisar) so auf die Welt kam? Also führten schon die Römer sowas durch.

                    Aber davon abgesehen, ich find's auch beeindruckend. Allerdings frage ich mich, ob es sich bei der Frau um eine Liliputanerin handelte?

                    Comment

                    • Friedrich
                      Moderator
                      • 02.12.2007
                      • 11316

                      #55
                      Moin Hibol,

                      Originally posted by Hibol View Post
                      Heißt nicht der Kaiserschnitt Kaiserschnitt, weil Cäsar(=Kaisar) so auf die Welt kam? Also führten schon die Römer sowas durch.
                      - Klugscheiß Beginn -

                      Zum Thema Kaiserschnitt bei den Römern soviel: Die klassische Operation, um damit "nur" ein Kind auf operativem Wege zu entbinden, weil es auf dem natürlichen Weg nicht ging, gab es nicht. Vielmehr gab es eine Vorschrift, die besagte, daß bei einer gerade gestorbenen Schwangeren das Kind per Kaiserschnitt, wenn möglich, noch gerettet werden sollte.

                      Da Caesars Mutter nachweislich noch während des Gallischen Krieges gelebt hat, können wir davon getrost ausgehen, daß Caesar demnach nicht operativ entbunden sein kann.

                      Das "Kaiser" kann übrigens (die Gelehrten streiten sich) auch vom lat. "secare" abgeleitet werden.

                      - Klugscheiß Ende -

                      Friedrich

                      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                      • maria1883
                        Erfahrener Benutzer
                        • 20.08.2009
                        • 898

                        #56
                        Hallo Friedrich,
                        auch Dein Klugscheiß war sehr informativ, verhilft mir aber bei dem Sch.wetter zu Sonne im Gesicht
                        Viele Grüße
                        Waltraud
                        Orte und Namen meiner Ahnen:
                        Neu Wuhrow: Pophal, Golz, Is(s)berner, Gehrke, Draheim, Zuther, Mittelste(ä)dt, Hensel, Bleck
                        Gönne (später Westgönne): Hensel, Bleck, Maronde
                        Steinklippe (Belgard/Schievelbein): wie Westgönne
                        Neudorf: Märtens, Boeck, Schulz, Mallon, Harmel, Manz
                        Pöhlen: Milbradt, Boeck, Dittberner, Kannenberg, Märtens
                        bis auf Steinklippe alles Kreis Neustettin

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                        • #57
                          Hi Friedrich,

                          Du schockierst mich
                          Da habe ich 30 Jahre diese Geschichte in mir getragen voller Hochachtung vor unserem alten, ehrwürdigen, Alles-wissenden und unfehlbaren Lateinlehrer, dessen Integrität außer allen Zweifeln steht .... und dann sowas, ich bin fassungslos

                          Nix für ungut, danke für die Richtigstellung

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                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11316

                            #58
                            Originally posted by Hibol View Post
                            Da habe ich 30 Jahre diese Geschichte in mir getragen voller Hochachtung vor unserem alten, ehrwürdigen, Alles-wissenden und unfehlbaren Lateinlehrer, dessen Integrität außer allen Zweifeln steht .... und dann sowas, ich bin fassungslos
                            Tröste Dich, so einen Lateinlehrer hatte ich auch. Trotzdem hat er uns nix vom Kaiserschnitt erzählt...

                            Friedrich

                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."

                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                            • Tineru
                              Erfahrener Benutzer
                              • 26.02.2010
                              • 182

                              #59
                              18.11.1755:
                              Eintrag des Pfarrers: „Meinem wertesten Herrn Succesoribus zur Nachricht: wer die Grobheit seiner Zuhörer nicht auf eine empfindliche Art fühlen und erfahren will, der fliehe und meide die Hochzeitsmahle der Affolderner! Credo experto! „

                              (aus dem Kirchenbuch von Affoldern)


                              Was bei dieser Hochzeit wohl passiert sein mag?
                              Umzugsbedingter Datenverlust - ich bitte um Nachsicht.

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                              • Eva64
                                Erfahrener Benutzer
                                • 08.07.2006
                                • 809

                                #60
                                Den 22. 7bris 1672 Sind allhier zu Schwieberdingen vor Zeugen ... Gottes und der Christlichen Kirche zusammen gegeben worden Alt Marx Gummel, Raths Verwandter allhir ein Wittwer von 70 Jahren und Felicitas selig Burgers und Küffers zu Gröningen hinderlassener Wittib auch von 70 Jahren, die 140 Jahr zusammen gebracht.

                                Eigentlich unspektakulär, aber ich fand es interessant. Er starb dann nach 3 1/2 Jahren Ehe und sie 1 1/2 Jahre nach ihm. Ob das wohl noch eine Liebesheirat war?

                                Grüße
                                Eva

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