Das Ende der Ahnenforschung (wie wir sie kennen)

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  • Basil
    Erfahrener Benutzer
    • 16.06.2015
    • 2418

    #16
    Hallo,

    ich kann mir vorstellen, dass es irgendwann den One-Klick-Familienbaum geben wird. Der Markt ist sicher vorhanden, besonders in den USA, denn nicht für jeden Interessierten ist der Weg das Ziel. Wie einfach es sich viele "Forscher" machen, sieht man ja heute schon. Eine Software zur Erkennung der alten Schrift mittels künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen gibt es bereits. Das Problem, die Software muss auf jede Handschrift trainiert werden. Aber ich denke, das ist nur eine Frage der weiteren Entwicklung. Ich frage mich aber, ob nicht vorher schon der von Geni und FamilySearch ersehnte Welt-Familienbaum diese Funktion erfüllt. Für den braucht es keine KI, die Arbeit machen die Ahnenforscher.

    Viele Grüße
    Basil
    Zimmer: Oberlausitz und Dresden; Stephanus: Zittau, Altenburg und Ronneburg
    Raum Zittau: Heidrich, Rudolph
    Erzgebirge: Uhlmann, Lieberwirth, Gläser, Herrmann
    Burgenlandkreis: Wachtler, Landmann, Schrön


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    • Oberschwabe
      Benutzer
      • 23.07.2016
      • 82

      #17
      Zitat von Scherfer Beitrag anzeigen

      So arbeitet beispielsweise FamilySearch ganz dezidiert mit dem Ziel einen Stammbaum der Menschheit aufzustellen, in dem jeder mit jedem vernetzt dargestellt werden könnte.
      Hallo zusammen,

      ich denke, dass wir es noch erleben werden, dass sämtliche Kirchenbücher indexiert und alle darin enthaltenen Personen in einem Weltstammbaum (z.B. von Familysearch) verknüpft sind. Derzeit geschieht dies allerdings nicht durch KI sondern durch mühselige Handarbeit der vielen Indexierer, wobei natürlich auch Fehler gemacht werden. Womöglich ist also ein Großteil der Arbeit schon erledigt bis die KI überhaupt so weit entwickelt ist.

      Es gibt aber schon Ansätze auch alte Handschriften mit KI zu entziffern. Ich verweise mal auf das Projekt Transkribus der Uni Innsbruck.

      Wenn man bedenkt, dass die wesentlichen genealogischen Aufzeichnungen in Deutschland, die Kirchenbücher, ganz grob gesagt von 1600-1900 reichen, dann ist diese Datenmengen aus Sicht eines Computers durchaus überschaubar. Außerden weiß der Computer ja auch schon um welche Art von Daten es sich handelt (Taufbuch, Eheregister, ...) Dokumente wie Amtsprotokolle, Urbare, ... sind natürlich wesentlich schwerer zu interpretieren, für den Mensch und noch mehr für die Maschine. Hier sehe ich so schnell noch kein sinnvolles Aufwand/Nutzen-Verhältnis.

      Übrigens finde ich nicht, dass dadurch unser Hobby überflüssig wird. Man kann sich doch einfach seinen Stammbaum aus der Datenbank ausspucken lassen und dann wie gehabt alles Schritt für Schritt nachvollziehen, die Oroginaldokumente einsehen und eventuelle Fehler korrigieren. Überraschende Wendungen und spannende Entdeckungen würde es dann aber wohl weniger geben.

      Grüße
      Oberschwabe

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      • Romano
        Erfahrener Benutzer
        • 21.03.2014
        • 206

        #18
        Zitat von fps Beitrag anzeigen

        Bisher habe ich bei technischen Hilfen, wie sie einige genealogische Plattformen anbieten, immer bemerkt, dass mit dem Automatisierungsgrad die Fehlerquote überproportional ansteigt. Da tummeln sich haufenweise "Stammbäume" im www, die man so auch hätte zusammenraten können.

        Aber hier bewertest du den aktuellen Stand der Dinge und die technische Hilfe besteht aus einer Stammbaumzusammenstellung anhand der von menschlicher Hand indexierten Daten. Da sträuben sich einem manchmal schon die Nackenhaare (auch wenn man als Ahnenforscher für jeden vagen Hinweis dankbar ist).



        Das Fehlerpotential ist jedoch meines Erachtens viel höher, wenn etliche menschliche User mit unterschiedlicher Eingabequalität versuchen an einer (auch für eine sehr hohe Anzahl an Menschen) unglaublichen Datenmenge zu arbeiten um ein möglichst fehlerfreies und vollständiges Endergebnis zu erzeugen.


        Wenn man sich nun vorstellt, dass eine einzige KI - sehr vereinfacht dargestellt - die vorhandene Datenbasis durcharbeitet und trainiert, kann es hier jedenfalls nicht zu unterschiedlichen Interpretationen kommen. Die von vielen von euch angesprochenen Schwierigkeiten bei der Transkription dieser, ja manchmal von Seite zu Seite, unterschiedlichen Schriften sehe ich auch. Es ist nur ein Bauchgefühl von mir, wenn ich sage, dass alles trainierbar sein könnte. So ganz stimme ich nämlich dir, fps, nicht zu, wenn du sagst:


        Zitat von fps Beitrag anzeigen
        Was wir doch alle immer wieder erleben ist, dass man plötzlich einen Einfall hat, weil unser Gehirn eigentlich völlig unzusammenhängende Dinge miteinander in Beziehung bringt, und so mancher "tote Punkt" ist sicherlich auf diese Weise schon überwunden worden. Wir wissen ja oft selbst vorher gar nicht, was wir alles miteinander in Beziehung bringen könnten....

        Ist das so? Wenn es keinen Zusammenhang gäbe, kämen wir dann wirklich darauf? Oder ist es vielmehr so, dass wir den Zusammenhang in diesen Fällen nur nicht einordnen können und ihn deshalb, glücklich über den Erfolg, einfach mal als "unzusammenhängend" kategorisieren?



        Es ist aber richtig, dass ihr angesprochen habt, dass bevor man mit der KI soweit ist, die Indexierung durch die vielen fleißigen Hände weit fortgeschritten sein wird. Selbst dann spricht aber nichts dagegen, diese Ergebnisse übereinanderzulegen und von einem weiteren Abgleich zu profitieren.


        Ich finde es einen schönen Denkansatz von z. B. Oberschwabe, dass man auch diese Weiterentwicklung (ob jetzt Weltstammbaum, perfektioniertes Transkribus...) nur als weitere technische Hilfe versteht. Das Forschen verlagert sich vielmehr auf die Details in der Tiefe der Familien als lediglich auf die Eingabe von Tauf- und Sterbedaten wie es zurzeit aufgrund der Online-Datenlage oft nicht anders möglich ist.
        Viele Grüße aus Niedersachsen
        Romano

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        • hmw
          Erfahrener Benutzer
          • 16.06.2016
          • 1369

          #19
          Hey,

          zunächst mal Dank für den spannende Thema, Romano! Ich sehe zwei Einschränkungen:

          1. Egal wie gut die DNA entschlüsselt ist, die KI wird keine Namen auswerfen, die nicht irgendwann mal eingegeben wurden. Heißt was z.B. im Krieg verloren ging, bleibt für immer verloren. Und wie will man ohne Grundlage von Daten wissen, ob man nun von Person X abstammt oder ob derjenige vielleicht noch einen Bruder hatte, der in Wirklichkeit der Vorfahr ist?
          2. Erben wir ja immer nur einen Teil der DNA unserer Vorfahren. Wir könnten also mehrere Generationen zurück von denselben Eheleuten abstammen, ohne gemeinsame DNA zu haben. Wie sollte die KI dann eine Verwandtschaft feststellen können?

          Oder was sagen die Experten für DNA-Genealogie dazu?

          Ob man das nun gut findet oder nicht, ich kann mir auch vorstellen dass KI schon bald zu viel mehr in der Lage wäre - gerade was die Entschlüsselung von DNA betrifft. Kann hierzu nur jedem das Buch "Die Reise unserer Gene" empfehlen. Aber alle die sich davor sorgen, dass die KI bald den Genealogen ablöst: Keine Angst, wir haben ja noch die DSVGO

          Gruß
          Martin
          Zuletzt geändert von hmw; 20.01.2021, 18:01.

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          • bcfrank
            Erfahrener Benutzer
            • 11.08.2014
            • 600

            #20
            Hallo,
            den Wissensstand bei der Datenerfassung/Transkription habe ich nicht im Blick, aber wenn ich mir eine Excel-Tabelle mit einem lückenlosen 300 Jahresabschnitt von Namen, Daten, Zeugen, etc, (*, oo, +) vorstelle, dann erscheint mir der Aufwand, daraus ein OFB zu erzeugen, für machine learning durchaus machbar. Sicherlich wird man am Ende ein Ergebnis in Form eines relativ sicher zugeordneten Personengerüstes auf der einen Seite und einem kleineren Anteil variabler Zuordnungen auf der anderen Seite geben. Letztere wären dann ein Fall für den erfahrenen Genealogen, aber auch am nachträglichen händischen Zuordnen lernt das System ja für das nächste OFB. Selber bin ich in der Materie nicht tief genug drin, aber bei mir auf Arbeit gäbe es Experten, denen ich das ohne Probleme zutrauen würde, so etwas zu programmieren. Problem ist nur... von denen interessiert sich keiner für Ahnenforschung, und kommerziell ist es nicht attraktiv genug. Die Implentierung benachbarter Ortschaften, Regionen, Länder, ist dann nur eine Frage der Rechenleistung. Ich denke, es wird eher früher als später kommen, sobald sich der richtige Personenkreis findet.
            Viele Grüße
            bcfrank
            SUCHE: Langfeld im Raum Döbeln/Grimma/Oschatz; Syrotzki in und um Danzig; meinen Großvater (https://forum.ahnenforschung.net/sho...d.php?t=111579) und dessen Vater, Mathematik-Lehrer/Professor Ludwig Frank, Berlin (https://forum.ahnenforschung.net/sho...d.php?t=109514)

            BIETE: Auskunft aus KB Münsterberg u. Hertwigswalde i. Schl., Mattern b. Danzig



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            • assi.d
              Erfahrener Benutzer
              • 15.11.2008
              • 2681

              #21
              Wie soll eine künstliche Intelligenz solche oder andere Irrtümer bemerken?

              ...oder noch schlimmer: die Amis übersetzen! Da gibt es schon viel zu viele Lesefehler....

              Astrid

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              • Garfield
                Erfahrener Benutzer
                • 18.12.2006
                • 2142

                #22
                Hallo,

                eine spannende Frage .

                Schlussendlich kommt es schlichtweg darauf an, wie viele (vollständige) Daten vorhanden sind und ob die KI so trainiert werden kann, dass sie auch die schwierigen Fälle lösen kann. Von daher überhaupt nicht abwegig. Ich fürchte nur, es werden sich zu wenig Leute für Ahnenforschung interessieren, als dass das Priorität hätte .

                Es gibt schon so etwas ähnliches: das Projekt "Europe Time Machine". Bei Youtube gibt es eine kurze englische Doku und noch eine ausführlichere deutsche Doku von ARTE.
                In dem Projekt geht es primär um den Erhalt von Kulturgut allgemein, also Gebäude, 3D Objekte, aber auch Archivalien in Papierform. Beim ebenfalls kurzen englischen Video zum Teilprojekt Venice Time Machine wird auch kurz erwähnt, dass auch historische Menschen miteinander verknüpft werden sollen. Da wäre ein Stammbaum ziemlich nahe dran.

                In der Schweiz wäre ein Stammbaum theoretisch im 22. Jahrhundert relativ einfach machbar. Die Heimatorte wollten um 1810 rum genau wissen, für wen sie ggf. aufkommen müssten und begannen, sogenannte Bürgerrödel (wer ist Bürger im Ort) bzw. Familienregister zu erstellen. Schön mit einer Familie pro Seite, also Ehepaar mit beiden Elternpaaren und allen Kindern. Mit einem Verweis zu Band/Seite der Eltern und zu Band/Seite der Söhne, die bei der Heirat eine eigene Seite bekamen. Frauen übernahmen bei der Heirat den Heimatort des Ehemannes, da wurde auch Band/Seite erwähnt oder dann einen Hinweis auf die Heirat und den Heimatort des Ehemannes.
                Je nach Ortschaft etwa seit den 1990er Jahren werden diese Register digital geführt, da wäre es noch einfacher als mit der alten Schrift.

                Die Software für Schrifterkennung haben sich auf jeden Fall massiv verbessert in den letzten 15 Jahren. Aber wenn ich mir schon nur die Schrifterkennung von alten Zeitungen anschaue (Serifen-Schriften seien schwieriger lesbar als serifenlose), dann gibt es da noch viel Luft nach oben. Dass Handschriften, gerade die alte deutsche Schrift da nochmal ein ganz anderes Thema sind, dürfte uns hier allen klar sein.
                Da ist dann allenfalls noch die Frage, wo man die Grenze zieht: ich bin froh, sind die Schweizer Bibliotheken nun endlich dran, Zeitungen zu digitalisieren und online zu stellen. Mit Volltext-Suche. Das hätte ich vor 15 Jahren nicht mal zu wünschen gewagt, da sind mir dann einzelne Fehler bei der Texterkennung egal. Bei Kirchenbüchern ist ja sogar oft der gleiche Text-Aufbau, das würde einer solchen Software natürlich helfen. Aber ein falscher Buchstabe im Namen, und alle Schlussfolgerungen wären falsch! Da stimme ich Scherfer zu, die Verifizierung dieser Daten wäre sehr wichtig.
                Viele Grüsse von Garfield

                Suche nach:
                Caruso in Larino/Molise/Italien
                D'Alessandro in Larino und Fossalto/Molise/Italien und Montréal/Kanada
                Jörg von Sumiswald BE/Schweiz
                Freiburghaus von Neuenegg BE/Schweiz
                Wyss von Arni BE/Schweiz
                Keller von Schlosswil BE/Schweiz

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                • fps
                  Erfahrener Benutzer
                  • 07.01.2010
                  • 2160

                  #23
                  Zitat von Romano Beitrag anzeigen
                  Aber hier bewertest du den aktuellen Stand der Dinge und die technische Hilfe besteht aus einer Stammbaumzusammenstellung anhand der von menschlicher Hand indexierten Daten. Da sträuben sich einem manchmal schon die Nackenhaare (auch wenn man als Ahnenforscher für jeden vagen Hinweis dankbar ist).
                  Das Fehlerpotential ist jedoch meines Erachtens viel höher, wenn etliche menschliche User mit unterschiedlicher Eingabequalität versuchen an einer (auch für eine sehr hohe Anzahl an Menschen) unglaublichen Datenmenge zu arbeiten um ein möglichst fehlerfreies und vollständiges Endergebnis zu erzeugen.
                  Na, na - Maschinen machen keine Fehler? Ich würde sagen, sogar gerne systematische. Und solche Irrtümer haben oft eine hohe Fortpflanzungstendenz.

                  Zitat von Romano Beitrag anzeigen
                  Ist das so? Wenn es keinen Zusammenhang gäbe, kämen wir dann wirklich darauf? Oder ist es vielmehr so, dass wir den Zusammenhang in diesen Fällen nur nicht einordnen können und ihn deshalb, glücklich über den Erfolg, einfach mal als "unzusammenhängend" kategorisieren?
                  Ok, ich stimme zu: irgendeinen Zusammenhang gibt es dann, nur eben nicht unmittelbar erkennbar, worin er besteht. Dennoch habe ich meine Zweifel, ob das per KI funktioniert, denn auch solche "Aha-Verknüpfungen" erfordern weitere Nachprüfungen.
                  Vielleicht irre ich mich ja auch. Erleben werde ich es ohnehin nicht mehr, vermute ich.
                  Gruß, fps
                  Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

                  Kommentar

                  • OlliL
                    Erfahrener Benutzer
                    • 11.02.2017
                    • 4598

                    #24
                    Irgendwann wird die Zuordnungen der Abwegigsten Verbindungen sicherlich auch möglich sein - aber - man muss ja nun nicht gleich mit den Extremen anfangen. Wenn wirklich alles erhaltene an StA und Kirche digitalisiert und transkribiert wurde ist sicherlich in einem ersten Schritt die automatische "Stammbaumerzeugung" für die gut geführten Unterlagen bis Anfang des 19. Jhd. bestimmt möglich. Klar - Randnotizen, durchgestrichene, korrigierte, "überschriebene" Einträge - das wird ein Problem bleiben.... irgendwann wird das auch gelöst werden - man nähert sich halt an - Stück für Stück... aber halt auch nur wenn damit ein Profit lockt - für lau wird das keiner in ausreichender Masse tun.... Der erste Schritt wäre ja erstmal überhaupt alle Arten von Personenstandsregister weltweit zu digitalisieren und transkribieren - das ist aktuell ja noch unvollstellbar - aber - die Zeit wirds richten. Neuer Kram entsteht ja meist nur noch digital. Die zu digitalisierenden Unterlagen sind also endlich..... hoffen wir mal, dass der Digital-GAU ausbleibt.....
                    Zuletzt geändert von OlliL; 20.01.2021, 22:37.
                    Mein Ortsfamilienbuch Güstow, Kr. Randow: https://ofb.genealogy.net/guestow/
                    Website zum Familienname Vollus: http://www.familie-vollus.de/

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