Tod: Welche Schuld der Natur?

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  • Ferdix
    Erfahrener Benutzer
    • 24.11.2018
    • 386

    [gelöst] Tod: Welche Schuld der Natur?

    Quelle bzw. Art des Textes: Tod
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1704
    Ort und Gegend der Text-Herkunft: Peterzell (bei Sulz am Neckar)
    Namen um die es sich handeln sollte: Jäcklin


    Ich habe hier einen Zufallsfund bei der Suche nach der Familie Jäcklin gemacht. Es starb ein Michel Jäcklin anscheinend in der Umgebung von Peterzell (bei Sulz am Neckar). Michel Jäcklin kommt aus Martinsweiler (Hornberger Amt) - dieser Ort gehört eigentlich nicht zum Kirchspiel Peterzell (bei Sulz am Neckar). Trotzdem gibt es dort einen Todeseintrag. Starb er dort als Ortsfremder? Und was war die Todesursache? Schuld der Natur soll es gewesen sein? Welche denn?

    Folgendes habe ich gelesen:
    "den 17. Augusti hatt di Schuld der Natur [...] Michel Jäcklin, Taglöhner [...] Bürger zu Martinsweiler, Hornberger Amts, [...] sich allhier in der Flucht zu [...], atat: 56 Jahr [...]"

    Bild im Anhang, außerdem Direktlinks hier:
    Archion: http://www.archion.de/p/428394e8cb/
    Ancestry: https://www.ancestry.de/interactive/...00389/15990850

    Außerdem gibts einen Todeseintrag von einer weiteren Person aus Martinsweiler, die 6 Tage vorher gestorben war. (letzter Eintrag auf der linken Buchseite, siehe Links). Gibt es zwischen diesen beiden Personen eine Verbindung? Waren beide in ein Unwetter geraten?

    Danke im Voraus.
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Ferdix; 14.04.2019, 14:26.
    Gruß,
    Alex
  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 15113

    #2
    Zitat von Ferdix Beitrag anzeigen
    ... den 17. Augusti hatt di Schuld der Natur [...] Michel Jäcklin, Taglöhner ...
    Hi,
    "... den 17. Augusti hatt die Schuld der Natur bezahlt Michel Jäcklin, Taglöhner uff der ... [kein "Bürger"] ..."
    Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 14.04.2019, 14:40.
    Viele Grüße

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    • Horst von Linie 1
      Erfahrener Benutzer
      • 12.09.2017
      • 19752

      #3
      Hallo,
      und dann:
      uff der Bregetz
      Ampts
      welcher sich in der Flucht auffgehalten.

      Franzosen?
      Franzosen!
      Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
      Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
      Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

      Und zum Schluss:
      Freundliche Grüße.

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      • Anna Sara Weingart
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2012
        • 15113

        #4
        Der Ort Bregnitz liegt hier, rot markiert, siehe Bildanhang.
        Blau markiert ist "Martinsweiler".

        Quelle: http://www.deutschefotothek.de/docum...k_0010001_7816

        Bregnitz wurde bereits im Jahre 973 erwähnt: https://www.leo-bw.de/web/guest/deta...tz+-+Wohnplatz

        der Bregnitzhof: https://media-cdn.tripadvisor.com/me...regnitzhof.jpg
        Angehängte Dateien
        Viele Grüße

        Kommentar

        • Ferdix
          Erfahrener Benutzer
          • 24.11.2018
          • 386

          #5
          Sehr interessant! Danke für die Informationen. Das könnte ein Verwandter sein, da meine Jäcklin Vorfahren irgendwann Anfang des 17. Jahrhunderts von Martinsweiler Richtung Leonberg weggezogen waren.

          Die Frage ist, was gemeint sein könnte mit "hat die Schuld der Natur bezahlt"?

          Vielleicht war mit Flucht nicht gemeint, dass er vor irgendwem geflohen war (Franzosen? Justiz?), sondern vielleicht eine natürliche Landschaftsformation die als Flucht bezeichnet wird (https://www.duden.de/rechtschreibung...ie_Zeile_Front) und sich dort aufgehalten hat? Klingt abwegig, aber ich versuche einen Zusammenhang zur "Schuld der Natur" herzustellen.

          Außerdem, bedeutet die Formulierung "Taglöhner uff der Bregnitz zu Martinsweiler", dass er in Bregnitz gearbeitet und in Martinsweiler gewohnt hat? Dass Bregnitz zu Martinsweiler gehörte, geht ja aus der Seite leo-bw.de nicht hervor. War vielleicht nur dazu benachbart.
          Gruß,
          Alex

          Kommentar

          • Anna Sara Weingart
            Erfahrener Benutzer
            • 23.10.2012
            • 15113

            #6
            Zitat von Ferdix Beitrag anzeigen
            ... Die Frage ist, was gemeint sein könnte mit "hat die Schuld der Natur bezahlt"? ...
            Wenn man auf die Welt kommt, dann hat man dadurch quasi von der Natur den kostenlosen Kredit bekommen, dass man leben darf. Stirbt man, ist damit dieser Kredit (die Schuld) zurückgezahlt, die "Schuld beglichen".
            Der Herrgott löst also seinen "Schuldschein" bei Dir ein, und Du musst in den Himmel.


            Ich sag mal zur Eigenart Deines eintragenden Pfarrers: besser ein Schwätzer (oder Prosaist), als einer der zu wenig einträgt.

            Ich glaube eine Leichenobduktion hat es in Deinem Fall nicht gegeben. Jedenfalls hat ihn kein anderer Mensch getötet.
            Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 14.04.2019, 15:29.
            Viele Grüße

            Kommentar

            • Ferdix
              Erfahrener Benutzer
              • 24.11.2018
              • 386

              #7
              Ok, habt ihr solche Formulierungen öfter gelesen? Was steht noch hinter der Altersangabe? Wurde seine Leiche zurück in die Heimat überführt?
              Gruß,
              Alex

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              • Kasstor
                Erfahrener Benutzer
                • 09.11.2009
                • 13440

                #8
                Hallo,

                hier in einer Schrift von 1617 https://books.google.de/books?id=RPB...ezahlt&f=false

                Thomas
                FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

                Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

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                • Anna Sara Weingart
                  Erfahrener Benutzer
                  • 23.10.2012
                  • 15113

                  #9
                  Zitat von Ferdix Beitrag anzeigen
                  ... Taglöhner uff der Bregnitz zu Martinsweiler ...
                  Bregnitz war ein Ortsteil der politischen Gemeinde Martinsweiler.
                  Also so wie:
                  - uff dem Kreuzberg zu Berlin
                  - uff dem Prenzlauer Berg zu Berlin
                  - uff Schwabing zu München
                  Viele Grüße

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                  • Ferdix
                    Erfahrener Benutzer
                    • 24.11.2018
                    • 386

                    #10
                    So weit so gut. Die andere Person aus Martinsweiler Christian Burgbacher war anscheinend auch auf der Flucht (Bild im Anhang). Ihn hatte es 6 Tage früher erwischt. Wäre interessant zu wissen was der Hintergrund war. War Krieg zu der Zeit?
                    Angehängte Dateien
                    Gruß,
                    Alex

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                    • Anna Sara Weingart
                      Erfahrener Benutzer
                      • 23.10.2012
                      • 15113

                      #11
                      Zitat von Ferdix Beitrag anzeigen
                      ... Was steht noch hinter der Altersangabe? Wurde seine Leiche zurück in die Heimat überführt?
                      Nein.

                      "... aetat: 56 Jahr, u. ist den ...["selben Tag" als latein. Abk.]
                      auf hisigen Gottes-ackher gelegt word."

                      Zitat von Ferdix Beitrag anzeigen
                      ... War Krieg zu der Zeit?
                      Ja. Zitat:

                      1704: In Süddeutschland sammelten beide Parteien ihre Kräfte. Der Duke of Marlborough vereinigte sich Ende Juni bei Ulm mit dem Markgrafen von Baden und kurz darauf mit dem österreichischen Heer unter Prinz Eugen von Savoyen. Auch die Franzosen zogen mit der Armee Tallards weitere Kräfte über den Schwarzwald heran, während Villerois Truppen die Verbindungen über den Rhein deckten. Nach einer ersten Schlacht am Schellenberg kam es am 13. August zur entscheidenden Zweiten Schlacht von Höchstädt, in der die Verbündeten siegten.


                      Der Schwarzwald war Durgangsgebiet für das französische Heer, die zur Donau vorrückten [wohl Anfang August 1704]


                      Zitat von Ferdix Beitrag anzeigen
                      ... Die andere Person aus Martinsweiler Christian Burgbacher war anscheinend auch auf der Flucht ...
                      Ich lese mal das Ende des Eintrags:
                      ......., u. den ve. ej. [vesperi ejus = selben Abend]
                      allhir begraben worden

                      Beim ersten Fall hatte ich geschrieben, er sei den "selben Tag" beerdigt worde, aber das war wohl nicht ganz richtig übersetzt.
                      Nun im zweiten Fall scheint dort "ve. ej" [vesperi ejus] zu stehen.

                      Zitat von Ferdix Beitrag anzeigen
                      ... Ihn hatte es 6 Tage früher erwischt....
                      Das ist falsch! Christian starb nicht, sondern nur sein Sohn namens Bartholomäus.

                      den 11. Aug. ist Christian Burgbacher, Bauer zu Martinsweiler
                      Hornberger Ampts, der sich in der Flucht hier aufgehallten, ein
                      Kindbetter Kind Nahmens Bartholomaeus, aet. 5 Woch. gestorben, u. den ve. ej.
                      [vesperi ejus = selben Abend]
                      allhir begraben worden


                      Das Kind war 5 Wochen alt = Kindbett-Kind
                      Viele Grüße

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                      • Kasstor
                        Erfahrener Benutzer
                        • 09.11.2009
                        • 13440

                        #12
                        Wenn Du regionalgeschichtlich einsteigen willst:

                        K. Heck: Hornberg und seine Umgebung : in den Jahren 1703 und 1704 während des Spanischen Erbfolgekrieges. Hornberg 1924, 16 Seiten.



                        Frdl Grüße


                        Thomas
                        FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

                        Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

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                        • Horst von Linie 1
                          Erfahrener Benutzer
                          • 12.09.2017
                          • 19752

                          #13
                          Kindbetten(-)Kind.
                          Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
                          Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
                          Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

                          Und zum Schluss:
                          Freundliche Grüße.

                          Kommentar

                          • Anna Sara Weingart
                            Erfahrener Benutzer
                            • 23.10.2012
                            • 15113

                            #14
                            Kindbetter Kind


                            Kindbetter bezieht sich auf eine Person, die Mutter, die Kindbetterin, oder dem Vater dem Kindbetter. (der das Kind bettet)
                            Es kommt nicht von dem Gegenstand "Kindbett". So gesehen war mein erster Hinweis "Kindbett-Kind" nicht ganz richtig.
                            Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 14.04.2019, 16:36.
                            Viele Grüße

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                            • Ferdix
                              Erfahrener Benutzer
                              • 24.11.2018
                              • 386

                              #15
                              Danke nochmals euch allen. Das war sehr aufschlussreich und interessant.
                              Gruß,
                              Alex

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