Wie war das Leben von Knechten/ Mägden dazumals?

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  • Anna89
    Erfahrener Benutzer
    • 15.07.2014
    • 427

    Wie war das Leben von Knechten/ Mägden dazumals?

    Hallo,

    ich habe dieses Thema in der Suche nicht gefunden.
    Falls es dennoch doppelt ist, bitte ich um Entschuldigung.

    Ich weiß, es ist ein wenig Off Topic, aber mich würde sehr interessieren, wie Knechte und Mägde damals lebten.

    Sie wurden, soweit ich weiß, angestellt in Haus und Hof zu helfen, durften dafür dort wohnen und speisen. Doch was wurde aus ihnen, wenn sie Kinder bekommen haben? Und was passierte mit den Kindern? Liefen diese dann einfach mit und wurden automatisch Hof- und Hausangestellte?
    Wie sah der Lebensabend dieser Leute aus, wurden sie ins Armenhaus abgeschoben oder gar auf die Straße gesetzt? Oder haben die Landherren auch nach ihrer Arbeitszeit noch für sie gesorgt?

    In der Familie meines Mannes gab es einige Mägde und Knechte, unter anderem auch ein Pärchen welches dann geheiratet hat und Kinder bekam. Deswegen möchte ich mir genauere Vorstellungen machen können, wie das Leben für diese Berufsgruppe damals aussah.

    LG Anna
    LG Anna

    Suche jegliche Informationen zu OSKAR RICHARD BINNER *1897 in Wildschütz (Eltern Friedrich Wilhelm Binner und Marie geb. Keil) °° IDA META FRANKE *1901 in Seifersdorf Krs. Goldberg Haynau (Mutter Ida Franke) bis 1945 Schlesien, 1945-1973 Schmidmühlen in Bayern, 1973-1993 in Helmbrechts, Bayern.
  • Ahrweiler
    Erfahrener Benutzer
    • 12.12.2009
    • 1063

    #2
    Hallo Anna
    Bei uns in Österreich waren die Bauern zwar"Besitzer"aber der Grund und Boden war das Eigentum der adeligen Grundherrn.Wenn dr bauer nicht mehr arbeiten konnte bekam er das Ausgedinge,das heißt er durfte in einer Kammer wohnen bleiben und wurde vom neuen Bauer verköstigt und angezogen.Die knechte und Mägde wurden meist übernommen.Zu Maria Lichtmess war dann der große Wechsel der Mägde und Knechte.Dann mussten sie zu einem anderen Bauern gehn oder wenn sie gur waren wurde der Vertrag erneuert.Ich habe z. B. in meiner deutschen Verwandtschaft einige Mägde die vom Bauern schwanger wurden.Die Bauern wurden dann vom Kurfürsten verurteilt eine bestimmte Summe für das Kind der Magd zu übergeben.
    Liebe Grüße
    Franz Josef

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    • Anna89
      Erfahrener Benutzer
      • 15.07.2014
      • 427

      #3
      Danke für deine schnelle Antwort.
      Hatten Knechte und Mägde in Österreich auch eine Art Pension oder durften im Gehöft bleiben, wenn sie ausgedient hatten?
      Die Vorfahren meines Mannes stammen alle aus Niederösterreich.
      LG Anna

      Suche jegliche Informationen zu OSKAR RICHARD BINNER *1897 in Wildschütz (Eltern Friedrich Wilhelm Binner und Marie geb. Keil) °° IDA META FRANKE *1901 in Seifersdorf Krs. Goldberg Haynau (Mutter Ida Franke) bis 1945 Schlesien, 1945-1973 Schmidmühlen in Bayern, 1973-1993 in Helmbrechts, Bayern.

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      • holsteinforscher
        Erfahrener Benutzer
        • 05.04.2013
        • 2491

        #4
        Hallo aus Kiel,
        ob die Knechte/Mägde auf den Höfen verbleiben konnten,
        war sehr unterschiedlich, hierbei kam es auf die Hofgröße,
        bzw. deren Wirtschaftlichkeit an...sprich: Wieviel Menschen
        konnte die Hofstelle ernähren..!!..
        Zwar stammt meine Familie aus Schleswig-Holstein, aber es ist
        bestimmt durchaus vergleichbar mit dem bäuerlichem Leben
        in Österreich:
        Die Hufe [Bauernstelle] war ca 30 ha groß, bestand allerdings
        nicht nur aus Ackerfläche und Nutzwiesen, sondern auch aus
        Brachen, Ödland und Moorfläche, durschnittlich 8-10 Kinder, zwischen
        4 und 6 Dienstboten [Knechte, Mägde]. Somit waren durschnittlich
        14 Personen am Hofe zu versorgen. Hinzu kam die permanente Angst
        vor Krankheiten [Kindersterblichkeit], Missernten, Viehseuchen und
        Schulden.
        Auch wenn es jetzt hart klingen mag, aber ganz nüchtern betrachtet,
        war oftmals für Knechte und Mägde, insbesondere mit Anhang, kein
        Auskommen am Hofe mehr. Wenn es ganz arg kam, so musste die
        geschwängerte Magd die Hofstelle verlassen.
        Erreichten nunmehr die Kinder ein "arbeitsfähiges Alter", haben diese
        nicht selten die Knechte und Mägde ersetzt, bzw. durch Einheirat ver-
        sorgte man i.d.R. zuerst Familienangehörige mit Arbeit, hier sprechen
        z.B. die Volkszählungen in Schleswig-Holstein eine eindeutige Sprache,
        insbesondere zu den Bewohnern der Armenhäuser, bzw. derer, die
        aus der Armenkasse finanziert werden.
        Wie schon geschrieben, erhielt damals das Gesinde keinen Lohn, sondern
        arbeiteten für Kleidung und Nahrung, hier und da gab es auch ein
        kleines Taschengeld. Somit war es vielen nie vergönnt, einen eigenen Haus-
        stand zu gründen und blieben oftmals über viele Generationen hinweg
        in der Abhängigkeit gefangen.
        Natürlich gab es auch Bauern, Gutsherren usw. die sich fürsoglich um ihr
        Gesinde kümmerten, die dann letztlich auch ihren Lebensabend am Hofe
        verbringen konnten.

        Hui, nun muss ich mal langsam aufhören, sonst wirds
        noch ein kleines Buch...lach*.

        Noch eine kleine Ergänzung:
        "Ein Ausgedinger ist ein älterer Mann auf dem Altenteil. Das heißt: er hat seinen (bäuerlichen) Betrieb wegen seines Alters aufgegeben, in der Regel an den Sohn vererbt. In dem Erbvertrag ist geregelt, wie der Ausgedinger unterstützt wird. So hatte also seinerzeit ein Betrieb drei Generationen zu ernähren: die arbeitende, die nachwachsende und die aus dem Arbeitsleben ausgeschiedene Generation."

        Mit den besten grüssen von der Kieler-Förde
        Roland
        Zuletzt geändert von holsteinforscher; 25.08.2014, 22:54. Grund: Ergänzung
        Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
        Roland...


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        • Reisinger
          Benutzer
          • 20.12.2011
          • 82

          #5
          Hallo,

          in Oberösterreich:

          Jeder Hof hatte bezogen zu seiner Größe sogenannte Quartiertage für alte nicht mehr arbeitsfähige Knechte zu geben. Also zogen die alten Knechte von Hof zu Hof, bis dann doch endlich nichts mehr brauchten...

          Bis 1850 waren die Bauern nicht die eigenlichen Herren ihrer Höfe. Wenn sie schlecht gewirtschaftet haben und ihre Abgaben nicht leisten konnten, wurden sie in den Austrag (Ausgedinge) geschickt oder gleich vertrieben.

          Als die Bauern dann ihre eigenen Herren wurden, wurde der Umgang mit den Knechten rauher...

          Kommentar

          • gki
            Erfahrener Benutzer
            • 18.01.2012
            • 4841

            #6
            Zitat von Anna89 Beitrag anzeigen
            Doch was wurde aus ihnen, wenn sie Kinder bekommen haben? Und was passierte mit den Kindern? Liefen diese dann einfach mit und wurden automatisch Hof- und Hausangestellte?

            Idealerweise bekamen die Knechte und Mägde keine Kinder, denn sie waren normalerweise nicht verheiratet...

            Heiraten durften [vor 1850 oder so] normalerweise nur Leutel, die für die zu erwartende Familie auch sorgen konnten, d.h. wenn sie selber einen Hof oder ein Handwerk hatten, also weder Magd noch Knecht waren.

            Natürlich entsprach damals auch nicht alles dem Ideal und so gab es ledige Kinder. Diese hatten es dann in der Tat wohl schwer eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen.
            Gruß
            gki

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            • Reisinger
              Benutzer
              • 20.12.2011
              • 82

              #7
              Zur eigentlichen Frage Knechte in der Famile:

              Da Knechte wenig Nachfahren haben, stammen die meisten von Höfen ab. Idealerweise wurden sie bei der Hofübergabe an Bruder oder Schwester ausbezahlt. Hatten also ein Startkapital.

              Hofbesitzer-Geschwister die nirgends eingeheiratet haben, waren also Knechte die selten auch geheiratet haben. Diese haben dann öfter etwas Grund und ein kleines Haus von einem Hof gekauft. Am Hof waren Sie Knecht und zu Hause hatten sie eine Ziege und einen Gemüse Acker.

              Viele Knechte blieben auch am elterliche Hof und sind im Totenbuch als "Bauerntochter" mit zB. 77 Jahren eingetragen.

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              • gki
                Erfahrener Benutzer
                • 18.01.2012
                • 4841

                #8
                So ganz unvermögend mußten diese Unverheirateten übrigens nicht sein. Mir liegt ein Testament einer solchen Bauerstochter vor, die im Alter von 65 Jahren ihre Habe in Höhe von 325 Gulden ihren Geschwistern vermacht und sich dagegen einen Auszug (also eine Versorgung am Hof) ausbedingt.
                Gruß
                gki

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                • anika
                  Erfahrener Benutzer
                  • 08.09.2008
                  • 2631

                  #9
                  Hallo
                  Das weicht aber von der Frage ab
                  Zitat: Da Knechte wenig Nachfahren haben, stammen die meisten von Höfen ab. Idealerweise wurden sie bei der Hofübergabe an Bruder oder Schwester ausbezahlt. Hatten also ein Startkapital.
                  Warum stammten die Knechte von den Höfen ab?
                  Ich kenne es aus meiner Region nur so das die Geschwister der Hoferben nur auf andere Höfe einheirateten oder unverheiratet in der Familie lebten, als Knechte wurden sie nie bezeichnet.
                  Knechte waren Arbeiter die für ihre Arbeit bezahlt wurden und stammten nicht aus der Familie des Bauern.
                  Das jede Magd vom Bauern geschwängert wurde halte ich auch für ein Märchen.

                  anika
                  Ahnenforschung bildet

                  Kommentar

                  • anika
                    Erfahrener Benutzer
                    • 08.09.2008
                    • 2631

                    #10
                    Zitat von gki Beitrag anzeigen
                    So ganz unvermögend mußten diese Unverheirateten übrigens nicht sein. Mir liegt ein Testament einer solchen Bauerstochter vor, die im Alter von 65 Jahren ihre Habe in Höhe von 325 Gulden ihren Geschwistern vermacht und sich dagegen einen Auszug (also eine Versorgung am Hof) ausbedingt.
                    War sie Magd auf einem Hof?

                    anika
                    Ahnenforschung bildet

                    Kommentar

                    • gki
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.01.2012
                      • 4841

                      #11
                      Zitat von anika Beitrag anzeigen
                      Warum stammten die Knechte von den Höfen ab?
                      Irgendwo mußten sie ja herkommen. Da Knecht selber idR keine Nachkommen hatten, mußte die nächste Generation der Knechte von der nächsten Generation der Bauernburschen gestellt werden.


                      Ich kenne es aus meiner Region nur so das die Geschwister der Hoferben nur auf andere Höfe einheirateten oder unverheiratet in der Familie lebten, als Knechte wurden sie nie bezeichnet.
                      Knechte waren Arbeiter die für ihre Arbeit bezahlt wurden und stammten nicht aus der Familie des Bauern.
                      Dann stammten sie halt aus der Familie eines anderen Bauern.

                      Das jede Magd vom Bauern geschwängert wurde halte ich auch für ein Märchen.
                      Hat so auch niemand behauptet.
                      Gruß
                      gki

                      Kommentar

                      • gki
                        Erfahrener Benutzer
                        • 18.01.2012
                        • 4841

                        #12
                        Zitat von anika Beitrag anzeigen
                        War sie Magd auf einem Hof?
                        Das steht nicht explizit dabei. Es steht nur da, daß sie zu alt sei und zu abgearbeitet um weitere Dienste zu versehen.

                        Das Guthaben wurde von der Waisenkasse verwaltet, es könnte sein, daß das nur ihr (verzinster) Anteil am väterlichen Gut war, aber vielleicht hat sie auch ihren Spargroschen dort angelegt.

                        Nachtrag: 1639 verleiht diese Eva eine Summe von 200 fl zu 5% Zinsen. Es wird explizit darauf hingewiesen, daß sie nicht mehr hat. 1666 dann hat sie gut 325 fl.

                        Da hat sie entweder mal fehlinvestiert oder mal Zinsen entnommen.
                        Zuletzt geändert von gki; 26.08.2014, 02:28. Grund: Nachtrag
                        Gruß
                        gki

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                        • Xtine
                          Administrator
                          • 16.07.2006
                          • 28368

                          #13
                          Hallo Anna,

                          schau mal, hier steht ein bisschen was über Knechte und Mägde in Bayern drin.

                          Die Landwirthschaft in Bayern
                          S. 363, 366, 369, 370 (da geht es um den Knecht)

                          Handbuch für angehende Landwirthe

                          hier steht noch was zur Entlohnung (nicht Bayern )
                          Viele Grüße .................................. .
                          Christine

                          .. .............
                          Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
                          (Konfuzius)

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                          • Zita
                            Moderator
                            • 08.12.2013
                            • 6059

                            #14
                            Hallo Anna,

                            in der Editionsreihe "Damit es nicht verloren geht" (Böhlau Verlag) haben Mägde, Knechte und Dienstboten aus ganz Österreich, die um 1900 herum geboren wurden, ihre Lebensgeschichten erzählt. Ich fand diese Geschichten sehr berührend, sehr persönlich und in der Zusammenschau sehr vielfältig.

                            Meine Oma ist im südlichen NÖ auf einem Bauernhof aufgewachsen. Die unverheirateten Brüder ihres Vaters und ihres Großvaters waren da als Knechte tätig. Ebenso durfte ihre Schwester (geb. 1908) den Vater ihrer beiden unehelichen Kinder nicht heiraten, weil ihre Arbeitskraft am Hof gebraucht wurde.

                            Liebe Grüße
                            Zita

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                            • Anna89
                              Erfahrener Benutzer
                              • 15.07.2014
                              • 427

                              #15
                              Vielen lieben Dank für eure Antworten.

                              Also hatten sie ein eher unschönes und hartes Leben.
                              Das könnte auch erklären, warum es von der Familie meines Mannes damals keine Fotografien gab, während meine Familie (Schmiede, Landwirte in Schlesien/ Böhmen) schon erste Fotografien um 1880-1890 anfertigen ließ.

                              "Bauerntochter" und "Bauernsohn" sind viele Ahnen meines Mannes gewesen.

                              Eine Frage noch - bei meiner Familie waren totgeborene Kinder oder Frühsterblichkeit eher selten. Bei meinem Mann weiß ich es nicht, da ich bis jetzt nur die direkten Ahnen habe und nicht deren Geschwister, aber beim Durchblättern der Kirchenbücher war deutlich zu sehen, dass die Kindessterblichkeit doch sehr hoch war. Hatte auch das mit den Lebensverhältnissen zu tun?

                              Konnten sich nur Landwirte und andere wohlhabendere Leute Arztbesuche leisten, oder haben Ärzte damals nicht viel bei Schwangerschaft und Kleinkindern ausrichten können?

                              Danke Zita, das Buch werde ich mir bestellen!
                              LG Anna

                              Suche jegliche Informationen zu OSKAR RICHARD BINNER *1897 in Wildschütz (Eltern Friedrich Wilhelm Binner und Marie geb. Keil) °° IDA META FRANKE *1901 in Seifersdorf Krs. Goldberg Haynau (Mutter Ida Franke) bis 1945 Schlesien, 1945-1973 Schmidmühlen in Bayern, 1973-1993 in Helmbrechts, Bayern.

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