Zitat von Gastonian
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Im vergangenen Jahr starb ein Onkel 6. Grades von mir in Iowa und nur wenige Tage darauf war sein Nachruf in der folgenden Ausgabe des online zugänglichen Lokalblattes zu lesen. Bei Amerikanern werden nicht einfach nur einfache Todesanzeigen eingestellt, nein, es sind gleich ganze Nachrufe, mit allen Daten zu Geburt, Heirat, berufliche Werdegängen, Wohnorte und natürlich auch zur Familie. So habe ich die Namen seiner Kinder und auch Enkelkinder erfahren können. Irgendwie hatte mich danach auch für mehrere Tage ein flaues Gefühl befallen. Der Mann ist erst wenige Tage unter der Erde und ich freue mich dank seines Nachrufes über neu entdeckte Verwandte.
Andererseits scheint es in Amerika auch kein ausgeprägtes Verständnis für Datenschutz zu geben, wenn online Registereintragungen offizieller Behörden zu noch lebenden Personen problemlos zu finden sind. Nachrufe werden zusätzlich auf Webseiten von Beerdigungsinstituten veröffentlicht. Und dann noch die sozialen Medien, wo ohne jedes Anfragen, Namen, Geburtstage der Kinder, Hochzeiten, politische Einstellung und sogar noch folgende Entbindungen samt Ultraschalbild unbekümmert präsentiert werden.
Da sag ich mir, das Internet ist der Mittagstisch meiner Eltern in global. Während ich von meinen Eltern mit jeden Tratsch über die Nachbarn und Verwandten aus dem Dorf an deren Mittagstisch versorgt werde, dann sorgt die Auskunftsfreudigkeit der Verwandten von jenseits des Teiches (die mich überhaupt nicht kennen) dafür, dass ich auch über sie stets auf dem Laufenden gehalten werde. Mein flaues Gefühl hat sich inzwischen wieder etwas gelegt.
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