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  #1  
Alt 26.01.2021, 01:25
Der_Forscher Der_Forscher ist offline
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Registriert seit: 02.03.2020
Beiträge: 100
Standard "Wie die Menschen damals lebten" - auf der Suche nach passender Literatur

Liebe Leute,



im Zuge der Ahnenforschung bzgl meiner Familie, habe ich in den letzten 2-3 Jahren sehr viel Daten zusammengetragen, die allesamt interessant, aber doch sehr "unlebendig" sind.



Zum Beispiel weiß ich nun, dass einer meiner Vorfahren im Jahre 1815 in Jnigen (Pfarre Altzedlitz, Pilsner Kreis) geboren ist, irgendwann nach Wien zog (er heiratete dort 1845) und dort als "Viktualienhändler" arbeitete. Ich kann mir auch so manches darunter vorstellen. Aber die Vorstellung, wie so jemand von 200 Jahren ungefähr gelebt hat, wie er seinen Alltag bewerkstelligte, was für "politische" oder "wissenschaftliche" Probleme damals diskutiert wurden, wie sein Wohnort ca. aussah, wie er aß, reiste, heiratete, Freunde besuchte, ... ist mir eher unklar.


Daher bin ich auf der Suche nach passender Lektüre. Ich nehme an, dass historische Lektüre zu spezifischen Ortschaften gut ist. Aber diese ist meist doch sehr (logischerweise) ortsbezogen. Lieber wäre mir etwas, dass allgemeiner das "typische" Leben eines damaligen Menschens, z.B. um 1830 in Wien beschreibt.



Seltsamerweise scheint es dazu - gar nicht viel aktuelles zu geben. Ich habe mir bei einem Antiquar das Buch gekauft: "Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit" - wobei das einerseits natürlich viel zu früh ist (1500-1700) und auch viel zu grob (eher auf ganz Mitteleuropa bezogen).



Meine Ahnen kommen großteils aus dem Raume Wien bzw. Niederösterreich und Böhmen.



Hat jemand eine Idee, wonach ich suche und kann mir einen Tipp geben, das wäre super!


LG
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  #2  
Alt 26.01.2021, 08:59
Benutzerbild von Bienenkönigin
Bienenkönigin Bienenkönigin ist offline weiblich
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Registriert seit: 09.04.2019
Ort: Oberbayern
Beiträge: 1.692
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Hallo Forscher,

das ist ein Thema, das mich ebenfalls sehr interessiert. Aktuell: Wie lebten meine böhmischen Vorfahren um 1700, besuchten sie Schulen, warum starben die meisten mit rund 50 Jahren (im Gegensatz zu vielen anderen Ahnen in anderen Zeiten und Regionen).

In der Facebook-Gruppe German Genealogy wurden diese zwei englischen Bücher genannt:
* The Story of Everday German Peasant Life (David Koehler)
* Our Daily Bread - German Village Life 1500- 1850 (Teva J. Scheer)

... aber es wäre doch ein Witz, wenn es nicht noch viel mehr dazu auf deutsch gäbe.

Eventuell muss man doch auf Chroniken einzelner Orte/Regionen ausweichen. Z.B. ist das Kundebuch über Memmingen eine Schatztruhe was die Verhältnisse der Bevölkerungsschichten zueinander betrifft, die Schuleinrichtungen, Aufteilung der Äcker, Anbau verschiedener Feldfrüchte, Almosenverteilung, Krankheiten, Verbrechen, Kultur und und und

Dann habe ich z.B. ein monothematisches Buch über Kindheit in verschiedenen Epochen (Die Kindheit - Eine Kulturgeschichte von Ingeborg Weber-Kellermann, Insel TB), auch sehr interessant, könnte ich mir mal vornehmen.

Außerdem überlege ich, per Kleinanzeigen oder antiquarisch (weil günstiger und evtl. nur so erhältlich) Chroniken über Gegenden zu kaufen, aus denen Vorfahren stammen.

Ergänzung:
Was nicht aus aktueller Forschung stammt und daher historisch gefärbt ist, jedoch interessant, ist dieses Buch auf Google '"Deutsches Leben der Vergangenheit in Bildern" https://books.google.de/books?id=GAL...hundert&f=true
...ist allerdings vor deiner gesuchten Zeit.

Interessant, wenn auch historisch nicht ganz akkurat oder z.T. drastisch überhöht ist mir für meine oberbayerischen armen, bäuerlichen Vorfahren "Erinnerungen einer Überflüssigen" (Lena Christ) und "Das Leben meiner Mutter" (Oscar Maria Graf)

Ich lese mal gerne mit, was hier sonst noch vorgeschlagen wird.

Viele Grüße
Bienenkönigin
__________________
Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

Geändert von Bienenkönigin (26.01.2021 um 09:28 Uhr) Grund: Ergänzungen eingefügt
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  #3  
Alt 26.01.2021, 10:09
MarthaLU MarthaLU ist offline
Erfahrener Benutzer
 
Registriert seit: 13.02.2013
Beiträge: 509
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Hallo Forscher,

Geht mir auch so, nur Lebensdaten finde ich eher langweilig. Ich lese daher begeistert in uralten Zeitungen. Die Portale BSB der Staatsbibliothek München und ANNO in Österreich haben viele Zeitungen digitalisiert, sogar bis vor 1700. Also wenn du z. B. wissen möchtest, wie man um 1800 lebte in Wien, einfach auf ANNO gehen, Zeitraum eingeben und schon kannst du kostenlos Originalzeitungen von 1800 lesen, mit allem, was eben so drin steht in Zeitungen.

Mir macht das einen Riesenspaß, es vermittelt ein lebendiges Bild vom Leben damals, und ich habe sogar schon einige Verwandte dabei gefunden.

LG Martha
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  #4  
Alt 26.01.2021, 11:44
Benutzerbild von Gudrid
Gudrid Gudrid ist offline weiblich
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Das "typische Leben" glaube ich, gab es früher genau so wenig wie heute.

Ich habe gerade das Buch gelesen: Der zweite Rosengarten von Beatrix Spitzer, eine Geschichte der Geburt. War sehr interessant, über Hebammen, Geburt, Säuglingsernährung etc. Im Anhang befindet sich viel weiterführende Literatur.

Das Thema interessiert mich auch sehr, ich bin momentan auf der Suche nach Büchern, die das Bauernleben im 18. und 19. Jahrhundert handeln.

BSB war ein guter Tipp, da habe ich unsere alte Regionalzeitung gefunden, danke.
__________________
Liebe Grüße
Gudrid
Lieber barfuß als ohne Buch
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  #5  
Alt 26.01.2021, 15:59
Benutzerbild von Svenja
Svenja Svenja ist offline weiblich
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Registriert seit: 07.01.2007
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Hallo

Zeitungen aus Wien, Prag und Pilsen aus dem 19. Jahrhundert sind bei Anno online einsehbar und durchsuchbar.
https://anno.onb.ac.at/

Kirchen- und Schul-Chroniken zu diversen böhmischen Orten im Bezirk Pilsen sind bei portafontium online einsehbar.
https://www.portafontium.eu/contents

Gruss
Svenja
__________________
Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
https://iten-genealogie.jimdofree.com/

Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73
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  #6  
Alt 26.01.2021, 20:46
Der_Forscher Der_Forscher ist offline
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Registriert seit: 02.03.2020
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Danke für die Antworten! Eure Buchtipps habe ich schon mal grob durchgeschaut. Interessant. Aber sehr überraschend, dass selbst die Insider da kaum Lektüre kennen. Scheinbar gibts hier eine echte Lücke.


Die Zeitungen sind auch sehr interessant. Leider ist das halt auch sehr "tagesaktuell" und extrem spezifisch, viele Anspielungen versteht man gar nicht.



Falls jemand noch Tipps hat, her damit!


LG
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  #7  
Alt 27.01.2021, 08:21
Benutzerbild von Garfield
Garfield Garfield ist offline weiblich
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Beiträge: 2.139
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Hallo

Ich empfehle noch Ortschroniken aus der Gegend, die euch interessiert. Da muss man halt schauen, was es gibt - für manche Orte gibt es gleich mehrere Chroniken oder Bücher über historische Themen und zu manchen Orten halt gar nichts.

Zeitungen finde ich auch spannend, Todesanzeigen und allgemein Anzeigen und Werbung zeigen, was damals wichtig war.

Ich persönlich lese keine modernen Biographien, die über historische Personen geschrieben werden. Ich habe letztens eine Ausnahme gemacht und zwei solche teils gelesen (eine über Mme Tussauds und eine über "Lieserl" Einstein) - ganz ganz schlimm, wie da historische Tatsachen verdreht werden, nur weil es dramtischer klingt . Und natürlich wird ganz viel ausgeschmückt, wenn Daten fehlen.
Da ist man mit Ortschroniken besser bedient, auch wenn sie vielleicht ein wenig trockener sind. Oder wer Romane oder Biografien mag, könnte sich zeitgenössische Werke anschauen plus (sofern vorhanden) Sekundärliteratur dazu.
__________________
Viele Grüsse von Garfield

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  #8  
Alt 27.01.2021, 11:28
Benutzerbild von hmw
hmw hmw ist offline
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Mahlzeit,

auch ich finde das Thema sehr spannend. Besonders die angesprochenen Unterschiede in den jeweiligen Gegenden interessieren mich sehr, da manche meine Vorfahren im 18. Jahrhundert schon in Großstädten wie Hamburg oder Köln lebten, wohingegen andere Linien aus eher rückständigen Gegenden wie Mecklenburg oder Masuren kamen.

Böhmen habe ich keine im Stammbaum, weshalb ich mich auch noch nicht mit dazugehöriger Literatur auseinandergesetzt habe. Hier aber mal zwei Links, die vielleicht ganz nützlich sind:

https://de.wikisource.org/wiki/Histo...8._Jahrhundert
https://www.uibk.ac.at/germanistik/h.../habsburg.html

Natürlich darf man gerade bei Romanen nicht alle Schilderungen für bare Münze nehmen, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Lebensbedingungen der "kleinen Leute" dort noch etwas nachvollziehbarer geschildert sind als in vielen Chroniken, die ja oft recht nüchtern gehalten sind. Aber als Einstieg sind auch Chroniken sicher hilfreich, um zu erfahren, welche Themen im jeweiligen Ort zu welcher Zeit eigentlich bedeutsam waren.

Gruß und viel Erfolg!
Martin

Geändert von hmw (27.01.2021 um 11:31 Uhr)
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  #9  
Alt 27.01.2021, 12:03
alfio alfio ist offline
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Beiträge: 142
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Guten Tag! Ortschroniken (ein guter Rat). Aber auch Steuerlisten sind ergiebig.
__________________
Viele Grüße
alfio
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  #10  
Alt 27.01.2021, 14:48
Sebastian_N Sebastian_N ist offline männlich
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Registriert seit: 25.09.2015
Ort: Dresden
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Wer das große Glück hat sogar Vormundschaftsakten zu bekommen, bekommt nochmal einen extrem intimen Einblick in das Leben seiner Vorfahren. Ich habe einige solcher Akten für Leipzig zwischen 1759 und 1803 mit hunderten Seiten handgeschriebener Dokumente. Darin sind u. a. seitenweise persönliche Gegenstände, Bücher etc. zum Zeitpunkt des Ablebens des Vaters verzeichnet. Das ist schon sehr krass und gibt einen tiefen Einblick in das Leben allgemein und spezifisch für den jeweiligen Vorfahren und dessen Familie.

Ich denke, dass "typische" Leben hängt sehr vom Stand ab. Sicherlich gibt zu den Vorfahren, die Bauern o. ä. waren, wohl eher Dokumente über sie, als beim Bildungsbürgertum von ihnen.

In jedem Falle sind Vormundschaftsakten, sofern vorhanden, eine ewige Goldgrube!

Zeitungen sind dabei ähnlich "intim", aber gilt lediglich für einen gewissen Stand. Interessant ist diese Quelle allemal, dann aber eher so um 1850+, wo der Zugang zur Allgemeinbildung (für annähernd alle Stände) gegeben waren und es Usus war, Sterbeanzeigen etc. aufzugeben.

Beste Grüße

Seb

P.S.: Chroniken oder Berichte aus damaliger Zeit sind auch noch einmal eine Runde "authentischer". Hab z. B. mal einen Bericht eines Studenten über Leipzig um 1790(?) gelesen und das ist nochmal anders als eine wissenschaftliche Abhandlung zum Leipziger Studentenleben um 1800 zu lesen, glaubt mir.

P.P.S.: Keine Literatur, aber ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Hier beispielsweise die Dienstmagd mit Milchkrug von Johannes Vermeer hilft manchmal, um sich in die Situation "hineinzudenken" und sich besser vorzustellen.

Geändert von Sebastian_N (27.01.2021 um 15:07 Uhr)
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