FN Sobe

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  • Laurin
    Moderator
    • 30.07.2007
    • 5644

    FN Sobe

    Familienname: Sobe
    Zeit/Jahr der Nennung: Beginn 20. Jahrhundert
    Ort/Region der Nennung: Mittleres Erzgebirge

    1.
    Bei slawischer Namensherkunft:
    Ableitung / Kurzform zu Rufnamen wie Soběslav zu urslaw. *sebě, poln. sobie, tschech. sobě "sich"
    (Soběslav = "sich" + urslaw. *slava "Ruhm, Ehre"
    Namensbelege: 1136 Zoba, 1568 Soba
    Quellen: DUDEN LexFN / Naumann, Das gr. Buch der FN

    2.
    Bei baltischer Namensherkunft (z.B. Ost-, Westpreußen):
    Zitat aus und
    Von prußisch sobis = "See, Gewässer"
    Namensformen:
    • Sobe, Sobol, Sobel, Sobela, Sobelat, Sobelatis
    • Sobinas, Sobing, Sobas, Sobbe, Sobe, Sobania
    • Sobolewski, Sobetzki, Sobisch
    • Sobier, Sobieray, Sobottka, Sobotzki
    Zuletzt geändert von Laurin; 10.10.2012, 18:31. Grund: Titelergänzung "(restauriertes Thema)" gelöscht
    Freundliche Grüße
    Laurin
  • Conundrum
    Benutzer
    • 08.06.2012
    • 96

    #2
    Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
    Familienname: Sobe
    Zeit/Jahr der Nennung: Beginn 20. Jahrhundert
    Ort/Region der Nennung: Mittleres Erzgebirge



    2.
    Bei baltischer Namensherkunft (z.B. Ost-, Westpreußen):
    Zitat aus und
    Von prußisch sobis = "See, Gewässer"
    Namensformen:
    • Sobe, Sobol, Sobel, Sobela, Sobelat, Sobelatis
    • Sobinas, Sobing, Sobas, Sobbe, Sobe, Sobania
    • Sobolewski, Sobetzki, Sobisch
    • Sobier, Sobieray, Sobottka, Sobotzki
    In Westpreußen sind die Familiennamen i.d.R. nicht baltisch, SOBOTTKA und SOBOTZKI sind poln. Ursprungs und leiten sich von sobota = Samstag ab.
    SOBETZKI / SOBECKI ist Herkunftsname zum Ort Sobki.
    SOBOL von poln. soból = Zobel
    SOBAS und SOBISCH von Sebastian

    Gruß
    Conundrum

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    • Laurin
      Moderator
      • 30.07.2007
      • 5644

      #3
      Zitat von Conundrum Beitrag anzeigen
      In Westpreußen sind die Familiennamen i.d.R. nicht baltisch
      Es handelt sich bei den Quellen um die Arbeit von Beate Szillis-Kappelhoff, einer exzellenten Kennerin der Materie.
      Im leider gelöschten ursprünglichen Sammelthema (ca. aus 2006) stand Gleiches wie von mir wieder zitiert!
      Freundliche Grüße
      Laurin

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      • Conundrum
        Benutzer
        • 08.06.2012
        • 96

        #4
        Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
        Es handelt sich bei den Quellen um die Arbeit von Beate Szillis-Kappelhoff, einer exzellenten Kennerin der Materie.
        Ich muss es differenzierter ausdrücken: "Im westlichen Westpreußen sind die FN i.d.R. nicht baltisch und auch im östlichen Westpreußen meistens poln." Die meisten Sprachforscher sind der Meinung, dass sich die Prußen nicht westlich der Weichsel angesiedelt haben, mit einer möglichen Ausnahme bei Danzig.

        Nur sollte man die in dieser Gegend eher seltene prußische Herleitung nicht allein stehen lassen, da die potentiellen Leser dieser Namen dann in die Irre geführt würden. Eine poln. Herkunft ist bei den genannten Namen doch viel wahrscheinlicher, das zeigt schon die jeweilige Namensverbreitung. SOBISZ kommt z. B. vorwiegend um Danzig vor und ist somit eindeutig kaschubischen Ursprungs. Kaschub. sobisz = 1. Geizkragen 2. Egoist (Der Name kommt also nicht von Sebastian. Die poln. Quelle, aus der ich zitiert hatte, liegt hier falsch.)

        Was nun den FN SOBE betrifft, so gibt es bei familysearch davon gar keine Einträge in West- oder Ostpreußen, der älteste jedoch 1736 in Peitz bei Cottbus. Auch Geogen zeigt eine Konzentration in Sachsen. Eine baltische Herkunft ist also bei diesem Namen völlig abwegig. Der Name SOBE / SOBA leitet sich nach Meinung des sorb. Namenforschers Ernst Mücke von sorb. sowa = Eule ab, nach Walter Wenzel vom Rufnamen Soběslav.

        Gruß
        Conundrum
        Zuletzt geändert von Conundrum; 09.10.2012, 18:51.

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        • Szillis-Kappelhoff
          Erfahrener Benutzer
          • 08.03.2006
          • 345

          #5
          Hallo,
          im westlichen Westpreußen sind slawische (nicht unbedingt polnische) Namen vorwiegend, im östlichen Westpreußen dagegen baltische und slawische (masovische + polanische).

          Bevor die Kaschuben die Danziger Gegend besiedelten, handelte es sich um kurisches und prußisches Gebiet, also baltisches, was Flussnamen beweisen. "Eindeutig" und "völlig abwegig" ist in dieser Gegend gar nichts.

          Gerullis hat 1262 einen Ort Sobis bei Riesenburg/ Osterode.
          Trautmann hat im 15. Jh. eine Person Zobin "Pruthenus de territorio Balgensis".

          Beate

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          • Laurin
            Moderator
            • 30.07.2007
            • 5644

            #6
            Zitat von Conundrum Beitrag anzeigen
            Was nun den FN SOBE betrifft, so gibt es bei familysearch davon gar keine Einträge in West- oder Ostpreußen ...
            Eine baltische Herkunft ist also bei diesem Namen völlig abwegig.
            Damit verbirgt sich wohl hinter dem Eintrag zum FN Sobe im Reichstel.-Buch von 1942 "1x Gotenhafen /Westpr."
            ein "versprengter" Sachse mit slaw. Wurzeln?
            Angehängte Dateien
            Freundliche Grüße
            Laurin

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            • Conundrum
              Benutzer
              • 08.06.2012
              • 96

              #7
              Leider Bedienungsfehler -doppelt-
              Zuletzt geändert von Conundrum; 10.10.2012, 18:55.

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              • Conundrum
                Benutzer
                • 08.06.2012
                • 96

                #8
                Zitat von Szillis-Kappelhoff Beitrag anzeigen
                Im westlichen Westpreußen sind slawische (nicht unbedingt polnische) Namen vorwiegend, im östlichen Westpreußen dagegen baltische und slawische (masovische + polanische).
                Mit poln. meinte ich auch kaschubisch und masovisch, da diese meistens als poln. Dialekte betrachtet werden (je nach politischer Einstellung).

                Zitat von Szillis-Kappelhoff Beitrag anzeigen
                Bevor die Kaschuben die Danziger Gegend besiedelten, handelte es sich um kurisches und prußisches Gebiet, also baltisches, was Flussnamen beweisen.
                Wann soll denn das gewesen sein? Im 6. Jh.? Das ist doch alles viel zu lange her um für die FN relevant zu sein (außer ggf. bei Herkunftsnamen) und auch ziemlich umstritten. Gerade zu uralten Flussnamen gibt es im Allgemeinen sehr verschiedene und kontroverse Deutungen. In Deutschland gibt es auch keltische Flussnamen, trotzdem keine kelt. FN. Noch bevor die FN im Danziger Raum entstanden, gab es dort keine Prußen mehr: Baltische Stämme - Prußische Stämme im 12. und 13. Jh.

                Bei der Deutung von FN gibt es sehr oft unterschiedliche Meinungen, selbst unter hochspezialisierten Experten. Einen echten Beweis gibt es meistens nicht für solche Hypothesen. Es muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Argumente für ihn eindeutig, abwegig, logisch oder unwahrscheinlich sind.

                Gruß
                Conundrum
                Zuletzt geändert von Conundrum; 10.10.2012, 18:53.

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                • Conundrum
                  Benutzer
                  • 08.06.2012
                  • 96

                  #9
                  Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
                  Damit verbirgt sich wohl hinter dem Eintrag zum FN Sobe im Reichstel.-Buch von 1942 "1x Gotenhafen /Westpr."
                  ein "versprengter" Sachse mit slaw. Wurzeln?
                  Genau. Die deutschen Siedler in den Ostgebieten waren doch alle aus dem "Westen" gekommen. "Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling." Im Ruhrgebiet kommt SOBE sogar schon im 19. Jh. vor, die Familie war anscheinend sehr reiselustig.

                  Bei dieser Datenlage bleibt es für mich abwegig, diesen Namen als baltisch zu bezeichnen.

                  Gruß
                  Conundrum
                  Zuletzt geändert von Conundrum; 10.10.2012, 18:40.

                  Kommentar

                  • Szillis-Kappelhoff
                    Erfahrener Benutzer
                    • 08.03.2006
                    • 345

                    #10
                    Hallo,
                    das Gebiet baltischer Gewässernamen ist sehr gut belegt.
                    Sehr lesenswert:
                    * Brauer, Wilhelm Reinhold: Baltisch-Prussische Siedlungen westlich der Weichsel, Nicolaus-Copernicus-Verlag, Münster 1988

                    "Mit poln. meinte ich auch kaschubisch und masovisch, da diese meistens als poln. Dialekte betrachtet werden (je nach politischer Einstellung)."
                    Das ist vor allem die polnische politische Einstellung, die gerne alles Slawische als Polnisch vereinnahmen wollen. Die Wanderbewegungen der slawischen Völker sind auch recht gut belegt.

                    Die angeblich hochspezialisierten Experten sind meist Slawisten oder Germanisten, die aus Unkenntnis der Baltistik gerne von christlichen oder slawischen Vornamen ableiten und damit gründlich in die Irre gehen.

                    Die Germanen kamen nicht ausschließlich von Westen, denn bevor sich die Polanen ansiedelten, gab es dort germanische Stämme, die verdrängt wurden. Nicht zu vergessen sind die Goten und andere Stämme.

                    Mit dem Wort "abwegig" würde ich vorsichtig sein.
                    Beate

                    Ergänzend:
                    Ortsnamen:
                    * Sobis (1262), Soben, Sobin (1411), Sooben Kreis Osterode, Gebiet Elbing
                    * Schobensee Kreis Osterode
                    * Sobaitschen (1938 Mehlkehmen), Amt Bredauen Kreis Stallupönen/ Ebenrode
                    * Sobertschen (1938 Bersken), Amt Ragnit

                    Gewässer:
                    * Soben See (1352), Schowbin (1411), Schobensee Kreis Osterode
                    * Schowen Fluss (1385) Kreis Osterode

                    * vergl. andere See-Namen:
                    * Mal -sobe
                    * Galincze -schobe
                    * Lan -xobe
                    * Mark -xebe

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                    • Laurin
                      Moderator
                      • 30.07.2007
                      • 5644

                      #11
                      Mein Resümee:

                      Auch wenn der anfragende Namensträger Sobe aus dem Erzgebirge stammt und bei diesem sorbische bzw. andere slawische Namensherkunft naheliegt,
                      haben wir uns ja unabhängig von weiterer Ahnenforschung mit den Bedeutungen des FN Sobe auseinandergesetzt - von denen es nachweislich nicht nur die eine gibt.
                      Freundliche Grüße
                      Laurin

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                      • Conundrum
                        Benutzer
                        • 08.06.2012
                        • 96

                        #12
                        Mit Gotenhafen ist Gdingen bei Danzig gemeint. Der Ort wurde 1939 für kurze Zeit umbenannt. Auch dieser Einzelbeleg von SOBE lag also außerhalb des prußischen/baltischen Sprachraums.

                        Gruß
                        Conundrum

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                        • Hina
                          Erfahrener Benutzer
                          • 03.03.2007
                          • 4661

                          #13
                          Ok., das ist durchaus in diesem einen Fall möglich. Wenn die Namensforscher aber davon ausgehen, dass es auch den Familiennamen gab mit baltischen Ursprung, dann müssten sie eigentlich ja auch entsprechende Vorkommen dort gefunden haben. Ob die Quellen, die wir im Moment auf die Schnelle kennen, ausreichen, um das zu widerlegen, sei dahin gestellt. Wir werden das sicher nicht klären können. Insofern würde ich mit dem Wort "abwegig" nicht ganz so großzügig umgehen.

                          Aber hier ging es ja um die Bedeutung von Familiennamen und das wäre dann im Prinzip auch geklärt. Alles andere sind eigentlich Nebendiskussionen, die mit diesem speziellen Namen nicht mehr so recht was zu tun haben. Belassen wir es also dabei, dass es zu solchen Namen recht unterschiedliche Auffassungen nach ihrer Herkunft gibt.
                          "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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                          • Conundrum
                            Benutzer
                            • 08.06.2012
                            • 96

                            #14
                            Zitat von Hina Beitrag anzeigen
                            Wenn die Namensforscher aber davon ausgehen, dass es auch den Familiennamen gab mit baltischen Ursprung, dann müssten sie eigentlich ja auch entsprechende Vorkommen dort gefunden haben.
                            Wer sind denn "die Namenforscher"? Beate hat doch diese Erklärung/Behauptung aufgestellt, dann muss sie auch entsprechende Nachweise nennen können. Die konnte sie aber nicht liefern. Aber selbst eine Nennung in Ostpreußen, wie sie in der Quassowski Kartei Band S Seite 753 zu finden ist, macht aus SOBE noch keinen baltischen Namen, wenn alle anderen Namensträger außerhalb dieses Sprachraums (in Sachsen usw.) beheimatet sind.

                            Gleiches gilt für SOBBE, nach Beates Meinung angeblich prußischen Ursprungs, zwar zweimal in der Kartei Quassowski in Ostpreußen verzeichnet , aber ursprünglich aus Norddeutschland stammend, mit ca. 470 Namensträgern in Deutschland, ein niederdt. Name mit der Bedeutung "Säufer" (vgl. Bahlow), der mit den Siedlern aus dem niederdt. Sprachraum nach Ostpreußen gelangte, wo ja auch bis zur Vertreibung niederdt. Dialekte gesprochen wurden.

                            Auch SOBAS leitet Beate von prußisch sobis ab, obwohl er den bekannten Quellen familysearch, OFB Ostpreußen und auch Qassowski-Kartei zufolge gar nicht in diesem Sprachraum vorkam, sondern in Süd-Polen verbreitet ist. Ich erkläre diese Beispiele, um anzuzeigen, wie zweifelhaft Beates Angaben dazu sind.

                            Etwas mehr Skepsis zu Erklärungen aus dem Internet ist immer angebracht! Da die Bedeutung dieser Namen von der Herkunftssprache abhängt, waren dies absolut keine Nebendiskussionen.

                            Irren ist menschlich und niemand wird Beate ein paar Fehldeutungen anlasten. Beim Aufbau ihres Internet-Namenlexikons muss sie so viele Namen deuten, dass dann für jeden einzelnen nicht viel Zeit bleibt und man schnell die falschen Schlüsse ziehen kann. Das passierte ja auch den ganz Großen wie Gottschald oder Bahlow. Wenn wir mehrere Tage Zeit haben, um über einem Namen zu brüten, ist es nicht verwunderlich, dass wir dann gelegentlich zu plausibleren Ergebnissen kommen.

                            Gruß
                            Conundrum
                            Zuletzt geändert von Conundrum; 14.10.2012, 17:17.

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